Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.Gerichten. Die Kosten haben die Parteien, meist die unterliegende zu bezahlen. S. sind auch üblich in Streitigkeiten zwischen Staaten. Schiefe Ebene, eine der sogen. einfachen mechanischen Potenzen. Wenn eine Ebene, durch welche ein Körper unterstützt wird, nicht horizontal. sondern geneigt ist, so äußert der Körper außer dem Druck auf die Ebene auch noch das Bestreben, längs der Ebene zu fallen; sein Gewicht oder seine Schwere wird somit in 2 Theile zerlegt, in den Druck auf die Ebene und in die Kraft. womit er hinabzugleiten strebt. Das Verhältniß dieser beiden Kräfte hängt ab von der Größe des Winkels, den die s. E. mit der Horizontalebene einschließt. Die s. E. wird vielfach in der praktischen Mechanik benützt, um Bewegungen hervorzubringen oder einen Druck auszuüben, besonders als Schraube u. als Keil. Schiefer, ein in dünnen Platten brechendes Gestein (Glimmer-, Quarz-, Kalk-, Sandstein-, Thon- etc. S.), wird als Deckstein bei Dächern, zum Belegen von Fußböden etc. benützt. Der Thon-S. (Dach-S.) wird zuerst in großen Blöcken gebrochen, dann in passende Stücke getheilt, hierauf mit breiten, dünnen Meißeln in Dachplatten oder S.tafeln gespalten; Griffel werden aus einer S.art verfertigt, die sich wegen einer holzähnlichen Textur in Stifte zertheilen läßt. Schiefheit (scoliosis), Verkrümmung des Rückgraths, ist immer Sförmig, erscheint nach ihrem Grade als hohe Schulter oder Höcker (Buckel) und ist meist Folge von Krankheiten (namentlich Kinderkrankheiten), seltener von übermäßiger und einseitiger Arbeit oder Gewohnheit beim Sitzen. Vgl. Orthopädie und Wirbelsäule. Schielen (strabismus), abnorme Stellung der Augen, bei der die Sehaxen beider Augen nicht nach demselben Gegenstande gerichtet sind, jedes Auge somit einen andern Gegenstand sieht. Der S.de gewöhnt sich indeß bald, bloß mit einem Auge zu sehen, so daß kein Doppelsehen stattfindet. Nach der Richtung des s. den Auges unterscheidet man S. nach innen, nach außen, nach unten, nach oben. Das S. hat seinen nächsten Grund in fehlerhafter Funktion der Augenmuskeln, indem einer derselben sich zu stark contrahirt oder gegentheils zu schwach ist. wodurch die andern das Uebergewicht bekommen, oder in unrichtiger Insertion derselben. Entferntere Ursachen sind theils örtliche Leiden des Auges, theils allgemeine Krankheitszustände. Im Beginne läßt sich das S. oft leicht heilen, später schwierig. Günstige Heilerfolge hatte die in neuester Zeit übliche Operation des S. s. doch ist die Heilung selten von Dauer. Schienbein (tibia) heißt in der Anatomie der stärkere der beiden Knochen, welche den Unterschenkel bilden. Es liegt an der innern Seite des Unterschenkels, hat vorn einen scharfen Rand, der bloß von der Haut bedeckt ist und bildet nach unten gegen die Fußwurzel den innern Knöchel. Schierling, der Name mehrer Giftpflanzen. Der gefleckte S. (conium maculatum). dem Kümmel sehr ähnliche Doldenpflanze, wächst besonders an Wegen und Schutthaufen; der Stengel ist bläulich bereist, meistens braunroth gefleckt, die welkenden Blätter riechen wie Katzenurin. Der Wasser-S. (cicuta virosa) hat grünlichen u. röthlichen Stengel, große, dreifach gefiederte Blätter, Doldenblüte, lange, knollige, gefächerte Wurzel, enthält tödtliches Gift. Garten-S., s. Aethusa cynapium. Schießbaumwolle, Pyroxylin, wird dargestellt, wenn man Baumwolle entweder in einer Mischung von starker Salpetersäure und Schwefelsäure, oder in einer Mischung von Salpeter- und Schwefelsäure einige Minuten einweicht und sie sodann so lange mit reinem Wasser auswascht, bis sie nicht mehr sauer reagirt. Die S. kann wie das Schießpulver verwendet werden u. dient auch zur Darstellung des Collodiums; sie wurde von Schönbein in Basel u. Böttcher in Frankfurt a. M. 1846 fast gleichzeitig entdeckt. Schießpulver besteht aus einem Gemenge von Salpeter, Schwefel u. Kohle, das, wenn es entzündet wird, durch gegenseitige Zersetzung der genannten Stoffe Gerichten. Die Kosten haben die Parteien, meist die unterliegende zu bezahlen. S. sind auch üblich in Streitigkeiten zwischen Staaten. Schiefe Ebene, eine der sogen. einfachen mechanischen Potenzen. Wenn eine Ebene, durch welche ein Körper unterstützt wird, nicht horizontal. sondern geneigt ist, so äußert der Körper außer dem Druck auf die Ebene auch noch das Bestreben, längs der Ebene zu fallen; sein Gewicht oder seine Schwere wird somit in 2 Theile zerlegt, in den Druck auf die Ebene und in die Kraft. womit er hinabzugleiten strebt. Das Verhältniß dieser beiden Kräfte hängt ab von der Größe des Winkels, den die s. E. mit der Horizontalebene einschließt. Die s. E. wird vielfach in der praktischen Mechanik benützt, um Bewegungen hervorzubringen oder einen Druck auszuüben, besonders als Schraube u. als Keil. Schiefer, ein in dünnen Platten brechendes Gestein (Glimmer-, Quarz-, Kalk-, Sandstein-, Thon- etc. S.), wird als Deckstein bei Dächern, zum Belegen von Fußböden etc. benützt. Der Thon-S. (Dach-S.) wird zuerst in großen Blöcken gebrochen, dann in passende Stücke getheilt, hierauf mit breiten, dünnen Meißeln in Dachplatten oder S.tafeln gespalten; Griffel werden aus einer S.art verfertigt, die sich wegen einer holzähnlichen Textur in Stifte zertheilen läßt. Schiefheit (scoliosis), Verkrümmung des Rückgraths, ist immer Sförmig, erscheint nach ihrem Grade als hohe Schulter oder Höcker (Buckel) und ist meist Folge von Krankheiten (namentlich Kinderkrankheiten), seltener von übermäßiger und einseitiger Arbeit oder Gewohnheit beim Sitzen. Vgl. Orthopädie und Wirbelsäule. Schielen (strabismus), abnorme Stellung der Augen, bei der die Sehaxen beider Augen nicht nach demselben Gegenstande gerichtet sind, jedes Auge somit einen andern Gegenstand sieht. Der S.de gewöhnt sich indeß bald, bloß mit einem Auge zu sehen, so daß kein Doppelsehen stattfindet. Nach der Richtung des s. den Auges unterscheidet man S. nach innen, nach außen, nach unten, nach oben. Das S. hat seinen nächsten Grund in fehlerhafter Funktion der Augenmuskeln, indem einer derselben sich zu stark contrahirt oder gegentheils zu schwach ist. wodurch die andern das Uebergewicht bekommen, oder in unrichtiger Insertion derselben. Entferntere Ursachen sind theils örtliche Leiden des Auges, theils allgemeine Krankheitszustände. Im Beginne läßt sich das S. oft leicht heilen, später schwierig. Günstige Heilerfolge hatte die in neuester Zeit übliche Operation des S. s. doch ist die Heilung selten von Dauer. Schienbein (tibia) heißt in der Anatomie der stärkere der beiden Knochen, welche den Unterschenkel bilden. Es liegt an der innern Seite des Unterschenkels, hat vorn einen scharfen Rand, der bloß von der Haut bedeckt ist und bildet nach unten gegen die Fußwurzel den innern Knöchel. Schierling, der Name mehrer Giftpflanzen. Der gefleckte S. (conium maculatum). dem Kümmel sehr ähnliche Doldenpflanze, wächst besonders an Wegen und Schutthaufen; der Stengel ist bläulich bereist, meistens braunroth gefleckt, die welkenden Blätter riechen wie Katzenurin. Der Wasser-S. (cicuta virosa) hat grünlichen u. röthlichen Stengel, große, dreifach gefiederte Blätter, Doldenblüte, lange, knollige, gefächerte Wurzel, enthält tödtliches Gift. Garten-S., s. Aethusa cynapium. Schießbaumwolle, Pyroxylin, wird dargestellt, wenn man Baumwolle entweder in einer Mischung von starker Salpetersäure und Schwefelsäure, oder in einer Mischung von Salpeter- und Schwefelsäure einige Minuten einweicht und sie sodann so lange mit reinem Wasser auswascht, bis sie nicht mehr sauer reagirt. Die S. kann wie das Schießpulver verwendet werden u. dient auch zur Darstellung des Collodiums; sie wurde von Schönbein in Basel u. Böttcher in Frankfurt a. M. 1846 fast gleichzeitig entdeckt. Schießpulver besteht aus einem Gemenge von Salpeter, Schwefel u. Kohle, das, wenn es entzündet wird, durch gegenseitige Zersetzung der genannten Stoffe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0077" n="76"/> Gerichten. Die Kosten haben die Parteien, meist die unterliegende zu bezahlen. 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Gerichten. Die Kosten haben die Parteien, meist die unterliegende zu bezahlen. S. sind auch üblich in Streitigkeiten zwischen Staaten.
Schiefe Ebene, eine der sogen. einfachen mechanischen Potenzen. Wenn eine Ebene, durch welche ein Körper unterstützt wird, nicht horizontal. sondern geneigt ist, so äußert der Körper außer dem Druck auf die Ebene auch noch das Bestreben, längs der Ebene zu fallen; sein Gewicht oder seine Schwere wird somit in 2 Theile zerlegt, in den Druck auf die Ebene und in die Kraft. womit er hinabzugleiten strebt. Das Verhältniß dieser beiden Kräfte hängt ab von der Größe des Winkels, den die s. E. mit der Horizontalebene einschließt. Die s. E. wird vielfach in der praktischen Mechanik benützt, um Bewegungen hervorzubringen oder einen Druck auszuüben, besonders als Schraube u. als Keil.
Schiefer, ein in dünnen Platten brechendes Gestein (Glimmer-, Quarz-, Kalk-, Sandstein-, Thon- etc. S.), wird als Deckstein bei Dächern, zum Belegen von Fußböden etc. benützt. Der Thon-S. (Dach-S.) wird zuerst in großen Blöcken gebrochen, dann in passende Stücke getheilt, hierauf mit breiten, dünnen Meißeln in Dachplatten oder S.tafeln gespalten; Griffel werden aus einer S.art verfertigt, die sich wegen einer holzähnlichen Textur in Stifte zertheilen läßt.
Schiefheit (scoliosis), Verkrümmung des Rückgraths, ist immer Sförmig, erscheint nach ihrem Grade als hohe Schulter oder Höcker (Buckel) und ist meist Folge von Krankheiten (namentlich Kinderkrankheiten), seltener von übermäßiger und einseitiger Arbeit oder Gewohnheit beim Sitzen. Vgl. Orthopädie und Wirbelsäule.
Schielen (strabismus), abnorme Stellung der Augen, bei der die Sehaxen beider Augen nicht nach demselben Gegenstande gerichtet sind, jedes Auge somit einen andern Gegenstand sieht. Der S.de gewöhnt sich indeß bald, bloß mit einem Auge zu sehen, so daß kein Doppelsehen stattfindet. Nach der Richtung des s. den Auges unterscheidet man S. nach innen, nach außen, nach unten, nach oben. Das S. hat seinen nächsten Grund in fehlerhafter Funktion der Augenmuskeln, indem einer derselben sich zu stark contrahirt oder gegentheils zu schwach ist. wodurch die andern das Uebergewicht bekommen, oder in unrichtiger Insertion derselben. Entferntere Ursachen sind theils örtliche Leiden des Auges, theils allgemeine Krankheitszustände. Im Beginne läßt sich das S. oft leicht heilen, später schwierig. Günstige Heilerfolge hatte die in neuester Zeit übliche Operation des S. s. doch ist die Heilung selten von Dauer.
Schienbein (tibia) heißt in der Anatomie der stärkere der beiden Knochen, welche den Unterschenkel bilden. Es liegt an der innern Seite des Unterschenkels, hat vorn einen scharfen Rand, der bloß von der Haut bedeckt ist und bildet nach unten gegen die Fußwurzel den innern Knöchel.
Schierling, der Name mehrer Giftpflanzen. Der gefleckte S. (conium maculatum). dem Kümmel sehr ähnliche Doldenpflanze, wächst besonders an Wegen und Schutthaufen; der Stengel ist bläulich bereist, meistens braunroth gefleckt, die welkenden Blätter riechen wie Katzenurin. Der Wasser-S. (cicuta virosa) hat grünlichen u. röthlichen Stengel, große, dreifach gefiederte Blätter, Doldenblüte, lange, knollige, gefächerte Wurzel, enthält tödtliches Gift. Garten-S., s. Aethusa cynapium.
Schießbaumwolle, Pyroxylin, wird dargestellt, wenn man Baumwolle entweder in einer Mischung von starker Salpetersäure und Schwefelsäure, oder in einer Mischung von Salpeter- und Schwefelsäure einige Minuten einweicht und sie sodann so lange mit reinem Wasser auswascht, bis sie nicht mehr sauer reagirt. Die S. kann wie das Schießpulver verwendet werden u. dient auch zur Darstellung des Collodiums; sie wurde von Schönbein in Basel u. Böttcher in Frankfurt a. M. 1846 fast gleichzeitig entdeckt.
Schießpulver besteht aus einem Gemenge von Salpeter, Schwefel u. Kohle, das, wenn es entzündet wird, durch gegenseitige Zersetzung der genannten Stoffe
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