Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

Präsident der Jury des öffentlichen Unterrichts, verdarb es abermals mit den Franzosen, wurde aber 1815 Hof- und Revisionsrath in Wiesbaden, st. 1837 als Bibliothekar daselbst. Das Merkwürdigste aus meinem Leben und meiner Zeit (Leipz. 1821 ff., 2 Bde.), die Rheinreise, Geschichte der Staatswissenschaft u. a. m.


Weizen, lat. triticum, Getreideart mit mehrblütigen Bälgen, stehenbleibenden Spelzen mit oder ohne Granne, gezähnten Aehrenaxen, verlangt ein milderes Klima als der Roggen, einen kräftigen Boden, liefert das weißeste Mehl (daher der Name). Die Cultur hat verschiedene Arten erzeugt, namentlich Winter- u. Sommer-W.; über den Spelz-W. s. Dinkel.


Welcker, Friedrich Gottlieb, ein bedeutender Philolog, geb. 1784 zu Grünberg im Großherzogthum Hessen, 1806 bis 1809 in Italien, schon im Jahre seiner Rückkehr Professor der Archäologie u. griech. Literatur in Gießen, 1816 in Göttingen, kam 1819 nach Bonn, wo er in die bekannten Untersuchungen wegen demagogischen Umtrieben verwickelt, 1826 jedoch gänzlich freigesprochen wurde, und von 1834 an das "Rheinische Museum für Philologie" herausgab. Unter seinen vielen Arbeiten ist die berühmteste "die Aeschylische Trilogie Prometheus" (1824), durch die er in bittern Streit mit Hermann (s. d.) gerieth; viele archäologische Abhandlungen (über die Hermaphroditen der alten Kunst, über eine kretische Kolonie in Theben, den epischen Cyclus u. s. f.), dann "Komödien des Aristophanes" (Gießen und Darmstadt 1810 ff., 2 Bde.), alte Denkmäler (Götting. 1849 ff, 3 Bde.), kleine Schriften (Bonn 1844 ff., 3 Bde.).


Welcker, Karl Theodor, Bruder des Vorigen, geb. 1790, seit 1813 nach einander Professor der Rechte zu Gießen, Heidelberg, Bonn, 1823 zu Freiburg, machte sich seit 1831 in der bad. Deputirtenkammer als Ritter der Preßfreiheit und durch polternde Opposition bekannt, wurde 1833 auf Betrieb des Bundestags (d. h. Oesterreichs u. Preußens) pensionirt, 1840 reactivirt, als in Preußen Arndt wieder angestellt wurde, 1841 abermals suspendirt. 1848 gehörte er zu dem Vorparlamente, zu den sog. Vertrauensmännern, im Parlamente selbst zu den Gothaern, bewies sich bei mehren Sendungen ebenso taktlos als im Parlamente selbst, erlebte es, daß er in Baden, wo er zur Zeit der liberalen Agitation (1831-47) eine Hauptrolle gespielt und als der populärste Mann gegolten hatte, 1848 als "liberaler Leithammel", 1849 als "Aristokrat u. Volksfeind" von seinem ehemaligen Anhange bezeichnet wurde. Er lebt seitdem zurückgezogen in Heidelberg; seine eigenen Schriften sind ohne Bedeutung; mit Rotteck gab er das "Staatslexikon" heraus, in welchem er neben seinem politischen Liberalismus eine totale Unkenntniß des Katholicismus gepaart mit einer aufrichtigen Gehässigkeit gegen denselben zu Tage legt.


Welden, altadelige oberschwäb. Familie. W., Ludwig Freiherr von, geb. 1782 zu Laupheim in Württemberg, seit 1802 im österr. Militärdienst, 1836 Feldmarschall-Lieutenant, besetzte 1848 die Romagna, war nach den Oktoberereignissen Commandant in Wien, befehligte im Frühjahre 1849 die ungar. Armee, trat 1851 als Feldzeugmeister in den Ruhestand, st. 1852 zu Grätz; er schrieb über den Krieg von 1813 u. den ungar. Feldzug 1849, stiftete einen nach ihm benannten Invalidenfond.


Welfen, Guelfen, altallemann. Geschlecht, kommt schon unter den Karolingern als begütert in Bayern, Schwaben und Rhätien vor; als die ersten W. werden genannt: Welfo I., Ethiko I., Heinrich mit dem goldenen Pfluge, der Stifter des Klosters Weingarten, Ethiko II., Welfo II. (Welfhard), der sich gegen Kaiser Konrad II. empörte. Sein Sohn Welfo III. wurde 1047 Herzog von Kärnthen. Er st. 1055 ohne männliche Erben; es folgte ihm aber sein Schwestersohn, der Sohn des Markgrafen Azzo von Este, Welfo IV. (I.), der Stifter der jüngeren Welfischen Linie, der 1071 Herzog von Bayern ward, Kaiser Heinrich IV. lange bekriegte und 1101 auf einem Kreuzzuge st. Sein Sohn und Nachfolger Welfo V. heirathete Mathilden von Tuscien, trennte

Präsident der Jury des öffentlichen Unterrichts, verdarb es abermals mit den Franzosen, wurde aber 1815 Hof- und Revisionsrath in Wiesbaden, st. 1837 als Bibliothekar daselbst. Das Merkwürdigste aus meinem Leben und meiner Zeit (Leipz. 1821 ff., 2 Bde.), die Rheinreise, Geschichte der Staatswissenschaft u. a. m.


Weizen, lat. triticum, Getreideart mit mehrblütigen Bälgen, stehenbleibenden Spelzen mit oder ohne Granne, gezähnten Aehrenaxen, verlangt ein milderes Klima als der Roggen, einen kräftigen Boden, liefert das weißeste Mehl (daher der Name). Die Cultur hat verschiedene Arten erzeugt, namentlich Winter- u. Sommer-W.; über den Spelz-W. s. Dinkel.


Welcker, Friedrich Gottlieb, ein bedeutender Philolog, geb. 1784 zu Grünberg im Großherzogthum Hessen, 1806 bis 1809 in Italien, schon im Jahre seiner Rückkehr Professor der Archäologie u. griech. Literatur in Gießen, 1816 in Göttingen, kam 1819 nach Bonn, wo er in die bekannten Untersuchungen wegen demagogischen Umtrieben verwickelt, 1826 jedoch gänzlich freigesprochen wurde, und von 1834 an das „Rheinische Museum für Philologie“ herausgab. Unter seinen vielen Arbeiten ist die berühmteste „die Aeschylische Trilogie Prometheus“ (1824), durch die er in bittern Streit mit Hermann (s. d.) gerieth; viele archäologische Abhandlungen (über die Hermaphroditen der alten Kunst, über eine kretische Kolonie in Theben, den epischen Cyclus u. s. f.), dann „Komödien des Aristophanes“ (Gießen und Darmstadt 1810 ff., 2 Bde.), alte Denkmäler (Götting. 1849 ff, 3 Bde.), kleine Schriften (Bonn 1844 ff., 3 Bde.).


Welcker, Karl Theodor, Bruder des Vorigen, geb. 1790, seit 1813 nach einander Professor der Rechte zu Gießen, Heidelberg, Bonn, 1823 zu Freiburg, machte sich seit 1831 in der bad. Deputirtenkammer als Ritter der Preßfreiheit und durch polternde Opposition bekannt, wurde 1833 auf Betrieb des Bundestags (d. h. Oesterreichs u. Preußens) pensionirt, 1840 reactivirt, als in Preußen Arndt wieder angestellt wurde, 1841 abermals suspendirt. 1848 gehörte er zu dem Vorparlamente, zu den sog. Vertrauensmännern, im Parlamente selbst zu den Gothaern, bewies sich bei mehren Sendungen ebenso taktlos als im Parlamente selbst, erlebte es, daß er in Baden, wo er zur Zeit der liberalen Agitation (1831–47) eine Hauptrolle gespielt und als der populärste Mann gegolten hatte, 1848 als „liberaler Leithammel“, 1849 als „Aristokrat u. Volksfeind“ von seinem ehemaligen Anhange bezeichnet wurde. Er lebt seitdem zurückgezogen in Heidelberg; seine eigenen Schriften sind ohne Bedeutung; mit Rotteck gab er das „Staatslexikon“ heraus, in welchem er neben seinem politischen Liberalismus eine totale Unkenntniß des Katholicismus gepaart mit einer aufrichtigen Gehässigkeit gegen denselben zu Tage legt.


Welden, altadelige oberschwäb. Familie. W., Ludwig Freiherr von, geb. 1782 zu Laupheim in Württemberg, seit 1802 im österr. Militärdienst, 1836 Feldmarschall-Lieutenant, besetzte 1848 die Romagna, war nach den Oktoberereignissen Commandant in Wien, befehligte im Frühjahre 1849 die ungar. Armee, trat 1851 als Feldzeugmeister in den Ruhestand, st. 1852 zu Grätz; er schrieb über den Krieg von 1813 u. den ungar. Feldzug 1849, stiftete einen nach ihm benannten Invalidenfond.


Welfen, Guelfen, altallemann. Geschlecht, kommt schon unter den Karolingern als begütert in Bayern, Schwaben und Rhätien vor; als die ersten W. werden genannt: Welfo I., Ethiko I., Heinrich mit dem goldenen Pfluge, der Stifter des Klosters Weingarten, Ethiko II., Welfo II. (Welfhard), der sich gegen Kaiser Konrad II. empörte. Sein Sohn Welfo III. wurde 1047 Herzog von Kärnthen. Er st. 1055 ohne männliche Erben; es folgte ihm aber sein Schwestersohn, der Sohn des Markgrafen Azzo von Este, Welfo IV. (I.), der Stifter der jüngeren Welfischen Linie, der 1071 Herzog von Bayern ward, Kaiser Heinrich IV. lange bekriegte und 1101 auf einem Kreuzzuge st. Sein Sohn und Nachfolger Welfo V. heirathete Mathilden von Tuscien, trennte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0694" n="693"/>
Präsident der Jury des öffentlichen Unterrichts, verdarb es abermals mit den Franzosen, wurde aber 1815 Hof- und Revisionsrath in Wiesbaden, st. 1837 als Bibliothekar daselbst. Das Merkwürdigste aus meinem Leben und meiner Zeit (Leipz. 1821 ff., 2 Bde.), die Rheinreise, Geschichte der Staatswissenschaft u. a. m.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Weizen</hi>, lat. <hi rendition="#i">triticum</hi>, Getreideart mit mehrblütigen Bälgen, stehenbleibenden Spelzen mit oder ohne Granne, gezähnten Aehrenaxen, verlangt ein milderes Klima als der Roggen, einen kräftigen Boden, liefert das weißeste Mehl (daher der Name). Die Cultur hat verschiedene Arten erzeugt, namentlich <hi rendition="#g">Winter</hi>- u. <hi rendition="#g">Sommer</hi>-W.; über den Spelz-W. s. Dinkel.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Welcker</hi>, Friedrich Gottlieb, ein bedeutender Philolog, geb. 1784 zu Grünberg im Großherzogthum Hessen, 1806 bis 1809 in Italien, schon im Jahre seiner Rückkehr Professor der Archäologie u. griech. Literatur in Gießen, 1816 in Göttingen, kam 1819 nach Bonn, wo er in die bekannten Untersuchungen wegen demagogischen Umtrieben verwickelt, 1826 jedoch gänzlich freigesprochen wurde, und von 1834 an das &#x201E;Rheinische Museum für Philologie&#x201C; herausgab. Unter seinen vielen Arbeiten ist die berühmteste &#x201E;die Aeschylische Trilogie Prometheus&#x201C; (1824), durch die er in bittern Streit mit Hermann (s. d.) gerieth; viele archäologische Abhandlungen (über die Hermaphroditen der alten Kunst, über eine kretische Kolonie in Theben, den epischen Cyclus u. s. f.), dann &#x201E;Komödien des Aristophanes&#x201C; (Gießen und Darmstadt 1810 ff., 2 Bde.), alte Denkmäler (Götting. 1849 ff, 3 Bde.), kleine Schriften (Bonn 1844 ff., 3 Bde.).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Welcker</hi>, Karl Theodor, Bruder des Vorigen, geb. 1790, seit 1813 nach einander Professor der Rechte zu Gießen, Heidelberg, Bonn, 1823 zu Freiburg, machte sich seit 1831 in der bad. Deputirtenkammer als Ritter der Preßfreiheit und durch polternde Opposition bekannt, wurde 1833 auf Betrieb des Bundestags (d. h. Oesterreichs u. Preußens) pensionirt, 1840 reactivirt, als in Preußen Arndt wieder angestellt wurde, 1841 abermals suspendirt. 1848 gehörte er zu dem Vorparlamente, zu den sog. Vertrauensmännern, im Parlamente selbst zu den Gothaern, bewies sich bei mehren Sendungen ebenso taktlos als im Parlamente selbst, erlebte es, daß er in Baden, wo er zur Zeit der liberalen Agitation (1831&#x2013;47) eine Hauptrolle gespielt und als der populärste Mann gegolten hatte, 1848 als &#x201E;liberaler Leithammel&#x201C;, 1849 als &#x201E;Aristokrat u. Volksfeind&#x201C; von seinem ehemaligen Anhange bezeichnet wurde. Er lebt seitdem zurückgezogen in Heidelberg; seine eigenen Schriften sind ohne Bedeutung; mit Rotteck gab er das &#x201E;Staatslexikon&#x201C; heraus, in welchem er neben seinem politischen Liberalismus eine totale Unkenntniß des Katholicismus gepaart mit einer aufrichtigen Gehässigkeit gegen denselben zu Tage legt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Welden</hi>, altadelige oberschwäb. Familie. W., <hi rendition="#g">Ludwig</hi> Freiherr von, geb. 1782 zu Laupheim in Württemberg, seit 1802 im österr. Militärdienst, 1836 Feldmarschall-Lieutenant, besetzte 1848 die Romagna, war nach den Oktoberereignissen Commandant in Wien, befehligte im Frühjahre 1849 die ungar. Armee, trat 1851 als Feldzeugmeister in den Ruhestand, st. 1852 zu Grätz; er schrieb über den Krieg von 1813 u. den ungar. Feldzug 1849, stiftete einen nach ihm benannten Invalidenfond.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Welfen</hi>, <hi rendition="#g">Guelfen</hi>, altallemann. Geschlecht, kommt schon unter den Karolingern als begütert in Bayern, Schwaben und Rhätien vor; als die ersten W. werden genannt: Welfo I., Ethiko I., Heinrich mit dem goldenen Pfluge, der Stifter des Klosters Weingarten, Ethiko II., Welfo II. (Welfhard), der sich gegen Kaiser Konrad II. empörte. Sein Sohn Welfo III. wurde 1047 Herzog von Kärnthen. Er st. 1055 ohne männliche Erben; es folgte ihm aber sein Schwestersohn, der Sohn des Markgrafen Azzo von Este, Welfo IV. (I.), der Stifter der <hi rendition="#g">jüngeren Welfischen Linie</hi>, der 1071 Herzog von Bayern ward, Kaiser Heinrich IV. lange bekriegte und 1101 auf einem Kreuzzuge st. Sein Sohn und Nachfolger Welfo V. heirathete Mathilden von Tuscien, trennte
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[693/0694] Präsident der Jury des öffentlichen Unterrichts, verdarb es abermals mit den Franzosen, wurde aber 1815 Hof- und Revisionsrath in Wiesbaden, st. 1837 als Bibliothekar daselbst. Das Merkwürdigste aus meinem Leben und meiner Zeit (Leipz. 1821 ff., 2 Bde.), die Rheinreise, Geschichte der Staatswissenschaft u. a. m. Weizen, lat. triticum, Getreideart mit mehrblütigen Bälgen, stehenbleibenden Spelzen mit oder ohne Granne, gezähnten Aehrenaxen, verlangt ein milderes Klima als der Roggen, einen kräftigen Boden, liefert das weißeste Mehl (daher der Name). Die Cultur hat verschiedene Arten erzeugt, namentlich Winter- u. Sommer-W.; über den Spelz-W. s. Dinkel. Welcker, Friedrich Gottlieb, ein bedeutender Philolog, geb. 1784 zu Grünberg im Großherzogthum Hessen, 1806 bis 1809 in Italien, schon im Jahre seiner Rückkehr Professor der Archäologie u. griech. Literatur in Gießen, 1816 in Göttingen, kam 1819 nach Bonn, wo er in die bekannten Untersuchungen wegen demagogischen Umtrieben verwickelt, 1826 jedoch gänzlich freigesprochen wurde, und von 1834 an das „Rheinische Museum für Philologie“ herausgab. Unter seinen vielen Arbeiten ist die berühmteste „die Aeschylische Trilogie Prometheus“ (1824), durch die er in bittern Streit mit Hermann (s. d.) gerieth; viele archäologische Abhandlungen (über die Hermaphroditen der alten Kunst, über eine kretische Kolonie in Theben, den epischen Cyclus u. s. f.), dann „Komödien des Aristophanes“ (Gießen und Darmstadt 1810 ff., 2 Bde.), alte Denkmäler (Götting. 1849 ff, 3 Bde.), kleine Schriften (Bonn 1844 ff., 3 Bde.). Welcker, Karl Theodor, Bruder des Vorigen, geb. 1790, seit 1813 nach einander Professor der Rechte zu Gießen, Heidelberg, Bonn, 1823 zu Freiburg, machte sich seit 1831 in der bad. Deputirtenkammer als Ritter der Preßfreiheit und durch polternde Opposition bekannt, wurde 1833 auf Betrieb des Bundestags (d. h. Oesterreichs u. Preußens) pensionirt, 1840 reactivirt, als in Preußen Arndt wieder angestellt wurde, 1841 abermals suspendirt. 1848 gehörte er zu dem Vorparlamente, zu den sog. Vertrauensmännern, im Parlamente selbst zu den Gothaern, bewies sich bei mehren Sendungen ebenso taktlos als im Parlamente selbst, erlebte es, daß er in Baden, wo er zur Zeit der liberalen Agitation (1831–47) eine Hauptrolle gespielt und als der populärste Mann gegolten hatte, 1848 als „liberaler Leithammel“, 1849 als „Aristokrat u. Volksfeind“ von seinem ehemaligen Anhange bezeichnet wurde. Er lebt seitdem zurückgezogen in Heidelberg; seine eigenen Schriften sind ohne Bedeutung; mit Rotteck gab er das „Staatslexikon“ heraus, in welchem er neben seinem politischen Liberalismus eine totale Unkenntniß des Katholicismus gepaart mit einer aufrichtigen Gehässigkeit gegen denselben zu Tage legt. Welden, altadelige oberschwäb. Familie. W., Ludwig Freiherr von, geb. 1782 zu Laupheim in Württemberg, seit 1802 im österr. Militärdienst, 1836 Feldmarschall-Lieutenant, besetzte 1848 die Romagna, war nach den Oktoberereignissen Commandant in Wien, befehligte im Frühjahre 1849 die ungar. Armee, trat 1851 als Feldzeugmeister in den Ruhestand, st. 1852 zu Grätz; er schrieb über den Krieg von 1813 u. den ungar. Feldzug 1849, stiftete einen nach ihm benannten Invalidenfond. Welfen, Guelfen, altallemann. Geschlecht, kommt schon unter den Karolingern als begütert in Bayern, Schwaben und Rhätien vor; als die ersten W. werden genannt: Welfo I., Ethiko I., Heinrich mit dem goldenen Pfluge, der Stifter des Klosters Weingarten, Ethiko II., Welfo II. (Welfhard), der sich gegen Kaiser Konrad II. empörte. Sein Sohn Welfo III. wurde 1047 Herzog von Kärnthen. Er st. 1055 ohne männliche Erben; es folgte ihm aber sein Schwestersohn, der Sohn des Markgrafen Azzo von Este, Welfo IV. (I.), der Stifter der jüngeren Welfischen Linie, der 1071 Herzog von Bayern ward, Kaiser Heinrich IV. lange bekriegte und 1101 auf einem Kreuzzuge st. Sein Sohn und Nachfolger Welfo V. heirathete Mathilden von Tuscien, trennte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:14Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/694
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 693. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/694>, abgerufen am 23.11.2024.