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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Politik befaßte, hat er selber stets in Abrede gestellt, gegen Diebe und Räuber leistete er in der That 1812-27 treffliche Dienste, dann folgte ihm sein Schüler Coco-Lacoar in dem gefährlichen Amte. Nach dem Fehlschlagen einiger Projecte machte V. wieder von sich reden durch die Schrift "les voleurs", worin er die Pariser Beutelschneider classificirte und beschrieb und ihnen dadurch ihr unsauberes Gewerbe verkümmerte. Seit einigen Jahren ist V. gänzlich verschollen.


Vidua, lat., Wittwe; v. l, Wittwen betreffend; v.litium, Witthum.


Viehhandel, einzeln oder auf Märkten, häufig aus sanitarischen Gründen unter amtlicher Kontrole; besonders ausgezeichnet wegen der Haftbarkeit des Verkäufers für beim Kaufe verborgene Viehmängel (Unbrauchbarkeit, gefährliche Eigenschaften, Krankheiten) während einer bestimmten Frist (1 Tag bis 6 Monat), innerhalb welcher der Käufer mittelst der Währschaftsklage mit summarischem Proceßverfahren die Aufhebung des Kaufes und Schadenersatz fordern kann.


Viehverstellung, pachtähnliches Uebergeben des Viehs an einen Andern zur Einstellung, Wartung und Fütterung, wogegen dieser (Einsteller) mit Zugleistungen, Erzeugnissen (Junge, Milch. Käse, Fleisch) und Düngernutzen vertragsmäßig belohnt wird.


Vieira, Antonio, ein berühmter Prediger des Jesuitenordens, geb. 1608 zu Lissabon, kam früh nach Brasilien und trat in die Gesellschaft Jesu, war von 1640 an Hofprediger des Königs von Portugal, dann seit 1652 einige Jahre Missionär in Brasilien; nach Portugal zurückgekehrt, gerieth er in die Hände der Inquisition, die ihn einige Jahre gefangen hielt, und st. 1697 in Brasilien. Seine Predigten füllten 15 Bde., einen Theil derselben übersetzte Dr. Schermer neuestens ins Deutsche. Lebensbeschreibungen von Fonseca (Barcelon. 1734) u. Barros (Lisb. 1746), Vertheidigungsschriften von Pinheiro, Freire u. a. m.


Vieleck oder Polygon, heißt jede ebene Figur, die von beliebig vielen geraden Linien oder Seiten eingeschlossen ist. Die V.e werden nach der Zahl der Seiten benannt: Dreieck, Viereck, Fünfeck etc. Jede gerade Linie, die 2 nicht nebeneinander liegende Ecken verbindet, heißt Diagonale. Die von den Seiten eingeschlossenen Winkel heißen innere Polygonwinkel, zum Unterschied von den äußern, durch Verlängerung der Seiten gebildeten. Sind alle Seiten u. Winkel eines V.s gleich, so heißt das V. ein regelmäßiges.


Vielfraß, lat. gulo, Gattung Säugethiere aus der Ordnung der Raubthiere, von dachsähnlichem Bau, mit kurzem buschigem Schwanz; der nordische V. (g. borealis), von der Größe des Dachses, mit breitem Kopf, scharfen Krallen, schön kastanienbrauner Farbe, bewohnt den kalten Norden, hält sich am Tage in Felsenklüften, verlassenen Dachsbauen od. hohlen Bäumen auf u. geht Nachts auf Raub aus, überwältigt selbst viel größere Thiere, wie Hirsche, Rennthiere, indem er ihnen auf den Nacken springt und sie todt beißt; im Sommer frißt er auch Beeren und Früchte. Er ist indeß nicht gefräßiger als andere Raubthiere u. sein Name aus dem finnischen Worte Fiät-Fraß (d. i. Felsenbewohner) entstanden. Sein schönes Fell ist ziemlich theuer.


Vielgötterei, s. Polytheismus.


Vielhufer, s. Dickhäuter.


Vielmännerige Pflanzen, s. Polyandrie.


Vielstimmig oder polyphonisch, heißt in der Musik ein Tonstück, das aus mehren Haupt- oder selbständigen Stimmen besteht, im Gegensatz zu dem homophonischen Satz, in welchem nur eine Hauptstimme ist.


Vielweiberei, s. Polygamie.


Vien (Wiäng), Jos. Marie, Graf, franz. Maler, geb. 1716 zu Montpellier, leitete von 1750-55 eine Malerschule in Paris, kam dann nach Rom als Director der franz. Akademie, wurde nach seiner Rückkehr Mitglied des Instituts u. st. 1809; sein Schüler war David.


Vienne (Wiänn), bei den Alten Vigenna, linker Nebenfluß der Loire, entspringt im Depart. Correze, mündet nach 49 Meil. schiffbar oberhalb Saumur;

Politik befaßte, hat er selber stets in Abrede gestellt, gegen Diebe und Räuber leistete er in der That 1812–27 treffliche Dienste, dann folgte ihm sein Schüler Coco-Lacoar in dem gefährlichen Amte. Nach dem Fehlschlagen einiger Projecte machte V. wieder von sich reden durch die Schrift „les voleurs“, worin er die Pariser Beutelschneider classificirte und beschrieb und ihnen dadurch ihr unsauberes Gewerbe verkümmerte. Seit einigen Jahren ist V. gänzlich verschollen.


Vidua, lat., Wittwe; v. l, Wittwen betreffend; v.litium, Witthum.


Viehhandel, einzeln oder auf Märkten, häufig aus sanitarischen Gründen unter amtlicher Kontrole; besonders ausgezeichnet wegen der Haftbarkeit des Verkäufers für beim Kaufe verborgene Viehmängel (Unbrauchbarkeit, gefährliche Eigenschaften, Krankheiten) während einer bestimmten Frist (1 Tag bis 6 Monat), innerhalb welcher der Käufer mittelst der Währschaftsklage mit summarischem Proceßverfahren die Aufhebung des Kaufes und Schadenersatz fordern kann.


Viehverstellung, pachtähnliches Uebergeben des Viehs an einen Andern zur Einstellung, Wartung und Fütterung, wogegen dieser (Einsteller) mit Zugleistungen, Erzeugnissen (Junge, Milch. Käse, Fleisch) und Düngernutzen vertragsmäßig belohnt wird.


Vieira, Antonio, ein berühmter Prediger des Jesuitenordens, geb. 1608 zu Lissabon, kam früh nach Brasilien und trat in die Gesellschaft Jesu, war von 1640 an Hofprediger des Königs von Portugal, dann seit 1652 einige Jahre Missionär in Brasilien; nach Portugal zurückgekehrt, gerieth er in die Hände der Inquisition, die ihn einige Jahre gefangen hielt, und st. 1697 in Brasilien. Seine Predigten füllten 15 Bde., einen Theil derselben übersetzte Dr. Schermer neuestens ins Deutsche. Lebensbeschreibungen von Fonseca (Barcelon. 1734) u. Barros (Lisb. 1746), Vertheidigungsschriften von Pinheiro, Freire u. a. m.


Vieleck oder Polygon, heißt jede ebene Figur, die von beliebig vielen geraden Linien oder Seiten eingeschlossen ist. Die V.e werden nach der Zahl der Seiten benannt: Dreieck, Viereck, Fünfeck etc. Jede gerade Linie, die 2 nicht nebeneinander liegende Ecken verbindet, heißt Diagonale. Die von den Seiten eingeschlossenen Winkel heißen innere Polygonwinkel, zum Unterschied von den äußern, durch Verlängerung der Seiten gebildeten. Sind alle Seiten u. Winkel eines V.s gleich, so heißt das V. ein regelmäßiges.


Vielfraß, lat. gulo, Gattung Säugethiere aus der Ordnung der Raubthiere, von dachsähnlichem Bau, mit kurzem buschigem Schwanz; der nordische V. (g. borealis), von der Größe des Dachses, mit breitem Kopf, scharfen Krallen, schön kastanienbrauner Farbe, bewohnt den kalten Norden, hält sich am Tage in Felsenklüften, verlassenen Dachsbauen od. hohlen Bäumen auf u. geht Nachts auf Raub aus, überwältigt selbst viel größere Thiere, wie Hirsche, Rennthiere, indem er ihnen auf den Nacken springt und sie todt beißt; im Sommer frißt er auch Beeren und Früchte. Er ist indeß nicht gefräßiger als andere Raubthiere u. sein Name aus dem finnischen Worte Fiät-Fraß (d. i. Felsenbewohner) entstanden. Sein schönes Fell ist ziemlich theuer.


Vielgötterei, s. Polytheismus.


Vielhufer, s. Dickhäuter.


Vielmännerige Pflanzen, s. Polyandrie.


Vielstimmig oder polyphonisch, heißt in der Musik ein Tonstück, das aus mehren Haupt- oder selbständigen Stimmen besteht, im Gegensatz zu dem homophonischen Satz, in welchem nur eine Hauptstimme ist.


Vielweiberei, s. Polygamie.


Vien (Wiäng), Jos. Marie, Graf, franz. Maler, geb. 1716 zu Montpellier, leitete von 1750–55 eine Malerschule in Paris, kam dann nach Rom als Director der franz. Akademie, wurde nach seiner Rückkehr Mitglied des Instituts u. st. 1809; sein Schüler war David.


Vienne (Wiänn), bei den Alten Vigenna, linker Nebenfluß der Loire, entspringt im Depart. Corrèze, mündet nach 49 Meil. schiffbar oberhalb Saumur;

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[623/0624] Politik befaßte, hat er selber stets in Abrede gestellt, gegen Diebe und Räuber leistete er in der That 1812–27 treffliche Dienste, dann folgte ihm sein Schüler Coco-Lacoar in dem gefährlichen Amte. Nach dem Fehlschlagen einiger Projecte machte V. wieder von sich reden durch die Schrift „les voleurs“, worin er die Pariser Beutelschneider classificirte und beschrieb und ihnen dadurch ihr unsauberes Gewerbe verkümmerte. Seit einigen Jahren ist V. gänzlich verschollen. Vidua, lat., Wittwe; v. l, Wittwen betreffend; v.litium, Witthum. Viehhandel, einzeln oder auf Märkten, häufig aus sanitarischen Gründen unter amtlicher Kontrole; besonders ausgezeichnet wegen der Haftbarkeit des Verkäufers für beim Kaufe verborgene Viehmängel (Unbrauchbarkeit, gefährliche Eigenschaften, Krankheiten) während einer bestimmten Frist (1 Tag bis 6 Monat), innerhalb welcher der Käufer mittelst der Währschaftsklage mit summarischem Proceßverfahren die Aufhebung des Kaufes und Schadenersatz fordern kann. Viehverstellung, pachtähnliches Uebergeben des Viehs an einen Andern zur Einstellung, Wartung und Fütterung, wogegen dieser (Einsteller) mit Zugleistungen, Erzeugnissen (Junge, Milch. Käse, Fleisch) und Düngernutzen vertragsmäßig belohnt wird. Vieira, Antonio, ein berühmter Prediger des Jesuitenordens, geb. 1608 zu Lissabon, kam früh nach Brasilien und trat in die Gesellschaft Jesu, war von 1640 an Hofprediger des Königs von Portugal, dann seit 1652 einige Jahre Missionär in Brasilien; nach Portugal zurückgekehrt, gerieth er in die Hände der Inquisition, die ihn einige Jahre gefangen hielt, und st. 1697 in Brasilien. Seine Predigten füllten 15 Bde., einen Theil derselben übersetzte Dr. Schermer neuestens ins Deutsche. Lebensbeschreibungen von Fonseca (Barcelon. 1734) u. Barros (Lisb. 1746), Vertheidigungsschriften von Pinheiro, Freire u. a. m. Vieleck oder Polygon, heißt jede ebene Figur, die von beliebig vielen geraden Linien oder Seiten eingeschlossen ist. Die V.e werden nach der Zahl der Seiten benannt: Dreieck, Viereck, Fünfeck etc. Jede gerade Linie, die 2 nicht nebeneinander liegende Ecken verbindet, heißt Diagonale. Die von den Seiten eingeschlossenen Winkel heißen innere Polygonwinkel, zum Unterschied von den äußern, durch Verlängerung der Seiten gebildeten. Sind alle Seiten u. Winkel eines V.s gleich, so heißt das V. ein regelmäßiges. Vielfraß, lat. gulo, Gattung Säugethiere aus der Ordnung der Raubthiere, von dachsähnlichem Bau, mit kurzem buschigem Schwanz; der nordische V. (g. borealis), von der Größe des Dachses, mit breitem Kopf, scharfen Krallen, schön kastanienbrauner Farbe, bewohnt den kalten Norden, hält sich am Tage in Felsenklüften, verlassenen Dachsbauen od. hohlen Bäumen auf u. geht Nachts auf Raub aus, überwältigt selbst viel größere Thiere, wie Hirsche, Rennthiere, indem er ihnen auf den Nacken springt und sie todt beißt; im Sommer frißt er auch Beeren und Früchte. Er ist indeß nicht gefräßiger als andere Raubthiere u. sein Name aus dem finnischen Worte Fiät-Fraß (d. i. Felsenbewohner) entstanden. Sein schönes Fell ist ziemlich theuer. Vielgötterei, s. Polytheismus. Vielhufer, s. Dickhäuter. Vielmännerige Pflanzen, s. Polyandrie. Vielstimmig oder polyphonisch, heißt in der Musik ein Tonstück, das aus mehren Haupt- oder selbständigen Stimmen besteht, im Gegensatz zu dem homophonischen Satz, in welchem nur eine Hauptstimme ist. Vielweiberei, s. Polygamie. Vien (Wiäng), Jos. Marie, Graf, franz. Maler, geb. 1716 zu Montpellier, leitete von 1750–55 eine Malerschule in Paris, kam dann nach Rom als Director der franz. Akademie, wurde nach seiner Rückkehr Mitglied des Instituts u. st. 1809; sein Schüler war David. Vienne (Wiänn), bei den Alten Vigenna, linker Nebenfluß der Loire, entspringt im Depart. Corrèze, mündet nach 49 Meil. schiffbar oberhalb Saumur;

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 623. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/624>, abgerufen am 23.11.2024.