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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Ur, soviel als Auerochs.


Urach, württemb. Oberamtsstadt an der Erms, im obstreichen Albthale, mit 4000 E., protest. Seminar, Bleichen, Leinwandfabrikation. Auf der Alb die Ruinen der Burg U., des Stammsitzes eines alten Grafenhauses, dem die Grafen von Achalm, Freiburg und Fürstenberg angehören.


Urachos, griech., Harnstrang, Blasenschnur; Urakrasie, üble Mischung des Harns; Urakratie, Unvermögen den Harn zu halten.


Ural d. h. Gürtel, Gebirge zwischen Europa u. Asien, erstreckt sich vom Eismeer bis in die Kirgisensteppe am adriat. Meer, ungefähr 400 Meil. weit, meistens nur 15 Meil. breit, erreicht im mittleren oder werchotur. U. im Berge Pawlinskoi 6400' Höhe. Der nördl. od. wüste U., 4-5000' hoch, ist holzarm, moorreich, von Wogulen bewohnt; der mittlere oder werchoturische, permische, katharinenburgische ist am höchsten und breitesten, bekannt durch seinen Reichthum an Gold, Platin, Kupfer u. Eisen; der südl. Theil, im Irmel bis 4758' ansteigend, auch orenburg. U. genannt, ist holzreich, von Baschkiren bewohnt.


Ural, der Fluß, hieß früher Jaik, entspringt im orenburg. U., ergießt sich nach einem Laufe von 190 Meil. in mehren Armen bei Gurjew in den kaspischen See. Eine Reihe von Forts an dem U. bildet die sog. orenburg. Linie; am rechten Ufer wohnen die uralschen Kosacken; ihr Hauptort ist Uralsk mit 16000 E.


Uramil, nebst Schwefelsäure ein Zersetzungserzeugniß der Thionursäure, von Liebig u. Wähls entdeckt.


Uran ein Metall, theils in Form eines schwarzen Pulvers, theils in silberglänzenden Blättern u. Fäden zusammengeschweißt; wurde von Klaproth 1789 in der Pechblende und dem Uranglimmer (Mineralien, welche zu Johanngeorgenstadt, Schneeberg und insbesonders zu Redruth in Kornwall vorkommen) entdeckt.


Urania d. h. die Himmlische, Tochter des Zeus u. der Mnemosyne, die Muse der Sternkunde; auch Beiname der Venus im Gegensatze zu der Pandemos od. vulgivaga.


Uranographie, Beschreibung des Sternenhimmels; Uranometrie, die messende Astronomie; Uranoskopie, die Betrachtung des Himmels.


Uranos, griech., Himmel, in der griech. Mythologie Sohn des Erebos und der Gäa, zeugte mit seiner Mutter die Titanen u. Giganten, wurde von Kronos (s. d. u. Titanen) entmannt u. gestürzt.


Uranus, s. Planeten.


Urao, kohlens. Natron aus einem südamerik. See bei Merida.


Urat, künstliches Düngungsmittel, zermahlener Gyps od. Kalk mit Urin gemischt.


Urban, lat.-dtsch., städtisch, höflich, sein; U. ität, die seine Lebensart und Bildung gegenüber dem bäurischen Wesen. Urban, Name von 8 Päpsten. - U. I., ein Römer, reg. 223-30, sah bedeutende Fortschritte der Kirche, verordnete daß alle zur Feier des Meßopfers bestimmten Gefäße von Silber sein müßten, st. 230 als Martyrer. Gedächtnißtag 25. Mai. - U. II., vorher Odo, ein geborner Franzose und Schüler des hl. Bruno zu Rheims, dann Mönch u. Prior zu Clugny, durch Gregor VII. aber Bischof von Ostia u. Legat in Deutschland. In dieser Stellung wirkte Odo so ausgezeichnet, daß ihn Gregor VII. unter die 3 zählte, welche dieser große Papst der Tiare würdig hielt. U. wurde am 12. März 1088 Nachfolger Victors III., zur Zeit als der Gegenpapst Clemens III. noch lebte u. einen bedeutenden Anhang in Rom selber hatte. Mit Ausnahme Kaiser Heinrichs IV. u. des Königs von England fand seine Wahl allgemeine Anerkennung und er zeigte sich als ein würdiger Nachfolger Hildebrands in einer stürmischen Zeit. Gegen Roscelin schützte er den Anselm von Canterbury, den Vertheidiger der Rechtgläubigkeit, begeisterte 1095 die große Versammlung zu Clermont für die Kreuzzüge, die unter ihm ihren Anfang nahmen, arbeitete an der Vereinigung mit den Griechen u. mit Energie gegen Concubinat u. Simonie. Gleichzeitig bekämpfte er den Gegenpapst Clemens III. u. dessen Schützer, den Kaiser, den gewissenlosen König Philipp I. von Frankreich, den gewaltthätigen Wilhelm den Rothen von England,


Ur, soviel als Auerochs.


Urach, württemb. Oberamtsstadt an der Erms, im obstreichen Albthale, mit 4000 E., protest. Seminar, Bleichen, Leinwandfabrikation. Auf der Alb die Ruinen der Burg U., des Stammsitzes eines alten Grafenhauses, dem die Grafen von Achalm, Freiburg und Fürstenberg angehören.


Urachos, griech., Harnstrang, Blasenschnur; Urakrasie, üble Mischung des Harns; Urakratie, Unvermögen den Harn zu halten.


Ural d. h. Gürtel, Gebirge zwischen Europa u. Asien, erstreckt sich vom Eismeer bis in die Kirgisensteppe am adriat. Meer, ungefähr 400 Meil. weit, meistens nur 15 Meil. breit, erreicht im mittleren oder werchotur. U. im Berge Pawlinskoi 6400' Höhe. Der nördl. od. wüste U., 4–5000' hoch, ist holzarm, moorreich, von Wogulen bewohnt; der mittlere oder werchoturische, permische, katharinenburgische ist am höchsten und breitesten, bekannt durch seinen Reichthum an Gold, Platin, Kupfer u. Eisen; der südl. Theil, im Irmel bis 4758' ansteigend, auch orenburg. U. genannt, ist holzreich, von Baschkiren bewohnt.


Ural, der Fluß, hieß früher Jaik, entspringt im orenburg. U., ergießt sich nach einem Laufe von 190 Meil. in mehren Armen bei Gurjew in den kaspischen See. Eine Reihe von Forts an dem U. bildet die sog. orenburg. Linie; am rechten Ufer wohnen die uralschen Kosacken; ihr Hauptort ist Uralsk mit 16000 E.


Uramil, nebst Schwefelsäure ein Zersetzungserzeugniß der Thionursäure, von Liebig u. Wähls entdeckt.


Uran ein Metall, theils in Form eines schwarzen Pulvers, theils in silberglänzenden Blättern u. Fäden zusammengeschweißt; wurde von Klaproth 1789 in der Pechblende und dem Uranglimmer (Mineralien, welche zu Johanngeorgenstadt, Schneeberg und insbesonders zu Redruth in Kornwall vorkommen) entdeckt.


Urania d. h. die Himmlische, Tochter des Zeus u. der Mnemosyne, die Muse der Sternkunde; auch Beiname der Venus im Gegensatze zu der Pandemos od. vulgivaga.


Uranographie, Beschreibung des Sternenhimmels; Uranometrie, die messende Astronomie; Uranoskopie, die Betrachtung des Himmels.


Uranos, griech., Himmel, in der griech. Mythologie Sohn des Erebos und der Gäa, zeugte mit seiner Mutter die Titanen u. Giganten, wurde von Kronos (s. d. u. Titanen) entmannt u. gestürzt.


Uranus, s. Planeten.


Urao, kohlens. Natron aus einem südamerik. See bei Merida.


Urat, künstliches Düngungsmittel, zermahlener Gyps od. Kalk mit Urin gemischt.


Urban, lat.-dtsch., städtisch, höflich, sein; U. ität, die seine Lebensart und Bildung gegenüber dem bäurischen Wesen. Urban, Name von 8 Päpsten. – U. I., ein Römer, reg. 223–30, sah bedeutende Fortschritte der Kirche, verordnete daß alle zur Feier des Meßopfers bestimmten Gefäße von Silber sein müßten, st. 230 als Martyrer. Gedächtnißtag 25. Mai. – U. II., vorher Odo, ein geborner Franzose und Schüler des hl. Bruno zu Rheims, dann Mönch u. Prior zu Clugny, durch Gregor VII. aber Bischof von Ostia u. Legat in Deutschland. In dieser Stellung wirkte Odo so ausgezeichnet, daß ihn Gregor VII. unter die 3 zählte, welche dieser große Papst der Tiare würdig hielt. U. wurde am 12. März 1088 Nachfolger Victors III., zur Zeit als der Gegenpapst Clemens III. noch lebte u. einen bedeutenden Anhang in Rom selber hatte. Mit Ausnahme Kaiser Heinrichs IV. u. des Königs von England fand seine Wahl allgemeine Anerkennung und er zeigte sich als ein würdiger Nachfolger Hildebrands in einer stürmischen Zeit. Gegen Roscelin schützte er den Anselm von Canterbury, den Vertheidiger der Rechtgläubigkeit, begeisterte 1095 die große Versammlung zu Clermont für die Kreuzzüge, die unter ihm ihren Anfang nahmen, arbeitete an der Vereinigung mit den Griechen u. mit Energie gegen Concubinat u. Simonie. Gleichzeitig bekämpfte er den Gegenpapst Clemens III. u. dessen Schützer, den Kaiser, den gewissenlosen König Philipp I. von Frankreich, den gewaltthätigen Wilhelm den Rothen von England,

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[566/0567] Ur, soviel als Auerochs. Urach, württemb. Oberamtsstadt an der Erms, im obstreichen Albthale, mit 4000 E., protest. Seminar, Bleichen, Leinwandfabrikation. Auf der Alb die Ruinen der Burg U., des Stammsitzes eines alten Grafenhauses, dem die Grafen von Achalm, Freiburg und Fürstenberg angehören. Urachos, griech., Harnstrang, Blasenschnur; Urakrasie, üble Mischung des Harns; Urakratie, Unvermögen den Harn zu halten. Ural d. h. Gürtel, Gebirge zwischen Europa u. Asien, erstreckt sich vom Eismeer bis in die Kirgisensteppe am adriat. Meer, ungefähr 400 Meil. weit, meistens nur 15 Meil. breit, erreicht im mittleren oder werchotur. U. im Berge Pawlinskoi 6400' Höhe. Der nördl. od. wüste U., 4–5000' hoch, ist holzarm, moorreich, von Wogulen bewohnt; der mittlere oder werchoturische, permische, katharinenburgische ist am höchsten und breitesten, bekannt durch seinen Reichthum an Gold, Platin, Kupfer u. Eisen; der südl. Theil, im Irmel bis 4758' ansteigend, auch orenburg. U. genannt, ist holzreich, von Baschkiren bewohnt. Ural, der Fluß, hieß früher Jaik, entspringt im orenburg. U., ergießt sich nach einem Laufe von 190 Meil. in mehren Armen bei Gurjew in den kaspischen See. Eine Reihe von Forts an dem U. bildet die sog. orenburg. Linie; am rechten Ufer wohnen die uralschen Kosacken; ihr Hauptort ist Uralsk mit 16000 E. Uramil, nebst Schwefelsäure ein Zersetzungserzeugniß der Thionursäure, von Liebig u. Wähls entdeckt. Uran ein Metall, theils in Form eines schwarzen Pulvers, theils in silberglänzenden Blättern u. Fäden zusammengeschweißt; wurde von Klaproth 1789 in der Pechblende und dem Uranglimmer (Mineralien, welche zu Johanngeorgenstadt, Schneeberg und insbesonders zu Redruth in Kornwall vorkommen) entdeckt. Urania d. h. die Himmlische, Tochter des Zeus u. der Mnemosyne, die Muse der Sternkunde; auch Beiname der Venus im Gegensatze zu der Pandemos od. vulgivaga. Uranographie, Beschreibung des Sternenhimmels; Uranometrie, die messende Astronomie; Uranoskopie, die Betrachtung des Himmels. Uranos, griech., Himmel, in der griech. Mythologie Sohn des Erebos und der Gäa, zeugte mit seiner Mutter die Titanen u. Giganten, wurde von Kronos (s. d. u. Titanen) entmannt u. gestürzt. Uranus, s. Planeten. Urao, kohlens. Natron aus einem südamerik. See bei Merida. Urat, künstliches Düngungsmittel, zermahlener Gyps od. Kalk mit Urin gemischt. Urban, lat.-dtsch., städtisch, höflich, sein; U. ität, die seine Lebensart und Bildung gegenüber dem bäurischen Wesen. Urban, Name von 8 Päpsten. – U. I., ein Römer, reg. 223–30, sah bedeutende Fortschritte der Kirche, verordnete daß alle zur Feier des Meßopfers bestimmten Gefäße von Silber sein müßten, st. 230 als Martyrer. Gedächtnißtag 25. Mai. – U. II., vorher Odo, ein geborner Franzose und Schüler des hl. Bruno zu Rheims, dann Mönch u. Prior zu Clugny, durch Gregor VII. aber Bischof von Ostia u. Legat in Deutschland. In dieser Stellung wirkte Odo so ausgezeichnet, daß ihn Gregor VII. unter die 3 zählte, welche dieser große Papst der Tiare würdig hielt. U. wurde am 12. März 1088 Nachfolger Victors III., zur Zeit als der Gegenpapst Clemens III. noch lebte u. einen bedeutenden Anhang in Rom selber hatte. Mit Ausnahme Kaiser Heinrichs IV. u. des Königs von England fand seine Wahl allgemeine Anerkennung und er zeigte sich als ein würdiger Nachfolger Hildebrands in einer stürmischen Zeit. Gegen Roscelin schützte er den Anselm von Canterbury, den Vertheidiger der Rechtgläubigkeit, begeisterte 1095 die große Versammlung zu Clermont für die Kreuzzüge, die unter ihm ihren Anfang nahmen, arbeitete an der Vereinigung mit den Griechen u. mit Energie gegen Concubinat u. Simonie. Gleichzeitig bekämpfte er den Gegenpapst Clemens III. u. dessen Schützer, den Kaiser, den gewissenlosen König Philipp I. von Frankreich, den gewaltthätigen Wilhelm den Rothen von England,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/567>, abgerufen am 23.11.2024.