Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.hatte einen bedeutenden Vorrath von sentimentalen Redensarten und sein ausgepinselten Schilderungen; deßhalb war er ein Lieblingsdichter der Frauenwelt, namentlich durch seine Elegien und durch die "Urania" (1801), ein Lehrgedicht, worin er ein Stück der Kant'schen Vernunftreligion, nämlich die Unsterblichkeit, in Verse brachte u. damit schier zu keinem Ende kommen konnte. Letzte Ausgabe seiner Werke Berl. 1841, 10 Bde.; Leben u. Nachlaß von Falkenstein, Berl. 1841, 4 Bde. Tieffenthaler, Joseph, geb. um 1720 zu Botzen im Tyrol, Jesuite, ging als Missionär nach Ostindien u. durchwanderte 30 Jahre lang den Orient, ein sorgfältiger Beobachter des physikalischen und socialen Charakters der Länder, bestimmte die geographische Breite vieler Orte, übersetzte Anquetils du Perron historische u. chronologische Abhandlungen über Indien (Gotha u. Berl. 1788). Tiefsinn, die fortdauernde, unwillkürliche Schwermuth; durchdringender Verstand, der einen Gegenstand vollständig erfaßt. Tieftrunk, Joh. Heinr., Philosoph der Kant'schen Schule, geb. 1760 zu Stove bei Rostock, einige Jahre Nachmittagsprediger u. Rector zu Joachimsthal in der Ukermark, 1792 Professor der Philosophie zu Halle, wo er 1837 st., hat als fruchtbarer Schriftsteller den Kantianismus namentlich in die protest. Theologie hineingetragen, gab auch Kants "Vermischte Schriften" (Halle 1799 bis 1800) in 3 Bdn. heraus. Tiente d. h. himmlische Tugend, nannte sich ein Chinese, der sich für einen Nachkömmling der Dynastie Ming ausgab und 1850 an der Spitze der chines. Rebellion stand; soll 1852 gefangen und hingerichtet worden sein. Tierra caliente d. h. heißes Land, heißt im span. Amerika der heiße und fast immer ungesunde Küstenstrich im Gegensatz zu t. fria, dem kalten Hochlande, und t. templada, dem gemäßigten Stufenlande. Tiers etat (tiärs eta), frz., der 3. Stand; t. parti, die 3. Partei, s. Thiers. Tiflis, Hauptstadt des russ. Gouv. Grusien, früher Hauptstadt von Georgien, am Kur, mit Citadelle, 50000 E. sehr verschiedener Abkunft, ist Hauptplatz für den Verkehr Rußlands mit Persien und Mittelasien, Sitz eines armen. Erzbischofs u. russ. Bischofs, hat Fabriken in Seide, Baumwolle, Wolle, Leder. Tiger, lat. felis tigris, eine Katzenart Südasiens, von der Größe des Löwen, aber gestreckter, oben rothgelb mit schwarzen Querstreifen, unten weiß. Er ist nicht grausamer u. blutdürstiger als seine Geschlechtsverwandten, an Stärke dem Löwen gleich, übertrifft ihn aber weit an Verwegenheit. Zu seinem Aufenthalt wählt er gern Schilf, hohes Gras oder waldige Anhöhen u. ist den Menschen sehr gefährlich. Seine Jagd wird meistens auf Elephanten betrieben und gehört zu den Hauptvergnügungen der ind. Fürsten und engl. Offiziere. Tiger, Fluß, nennen die Europäer den Sikiang bei Canton. Tigranes (Dikran), Name mehrer armen. Könige. - T. I., nach der armen. Sage Zeitgenosse u. Freund des Cyrus, also ein fürstlicher Vasalle. - T. II., ein Achämenide, 118-91 v. Chr. König von Großarmenien, Erbauer der Stadt Tigranocerta, Schwiegersohn des Mithridates, eroberte Syrien, wurde aber von den Römern besiegt und auf sein Stammland beschränkt. - T. III., Enkel des Vorigen, wurde auf Befehl des Augustus gegen die Parther durch Tiberius eingesetzt. - T. IV., Sohn des Vorigen, wegen seiner Hinneigung zu den Parthern auf Befehl des Augustus durch den Cäsar Cajus vertrieben; von T. V. wissen wir nichts, als daß er den Thron gleichfalls der röm. Macht verdankte; T. VI. mußte unter Nero den Parthern weichen; T. VII. theilte sein Reich unter seine 2 Söhne, deren Streit damit endigte, daß es von den Persern und Römern getheilt wurde (441 n. Chr.). Tigre, Reich im nordöstl. Theile des abyssin. Hochlandes; Hauptst.: Adowa; vergl. Habesch. Tigris d. h. Pfeil, Strom in Vorderasien, entspringt 2000 Schritte von den Euphratquellen im armenischen Gebirge, erreicht nach einem Laufe von 18 St. die Ebene von Diarbekr, durchbricht hatte einen bedeutenden Vorrath von sentimentalen Redensarten und sein ausgepinselten Schilderungen; deßhalb war er ein Lieblingsdichter der Frauenwelt, namentlich durch seine Elegien und durch die „Urania“ (1801), ein Lehrgedicht, worin er ein Stück der Kant'schen Vernunftreligion, nämlich die Unsterblichkeit, in Verse brachte u. damit schier zu keinem Ende kommen konnte. Letzte Ausgabe seiner Werke Berl. 1841, 10 Bde.; Leben u. Nachlaß von Falkenstein, Berl. 1841, 4 Bde. Tieffenthaler, Joseph, geb. um 1720 zu Botzen im Tyrol, Jesuite, ging als Missionär nach Ostindien u. durchwanderte 30 Jahre lang den Orient, ein sorgfältiger Beobachter des physikalischen und socialen Charakters der Länder, bestimmte die geographische Breite vieler Orte, übersetzte Anquetils du Perron historische u. chronologische Abhandlungen über Indien (Gotha u. Berl. 1788). Tiefsinn, die fortdauernde, unwillkürliche Schwermuth; durchdringender Verstand, der einen Gegenstand vollständig erfaßt. Tieftrunk, Joh. Heinr., Philosoph der Kant'schen Schule, geb. 1760 zu Stove bei Rostock, einige Jahre Nachmittagsprediger u. Rector zu Joachimsthal in der Ukermark, 1792 Professor der Philosophie zu Halle, wo er 1837 st., hat als fruchtbarer Schriftsteller den Kantianismus namentlich in die protest. Theologie hineingetragen, gab auch Kants „Vermischte Schriften“ (Halle 1799 bis 1800) in 3 Bdn. heraus. Tiënte d. h. himmlische Tugend, nannte sich ein Chinese, der sich für einen Nachkömmling der Dynastie Ming ausgab und 1850 an der Spitze der chines. Rebellion stand; soll 1852 gefangen und hingerichtet worden sein. Tierra caliente d. h. heißes Land, heißt im span. Amerika der heiße und fast immer ungesunde Küstenstrich im Gegensatz zu t. fria, dem kalten Hochlande, und t. templada, dem gemäßigten Stufenlande. Tiers état (tiärs eta), frz., der 3. Stand; t. parti, die 3. Partei, s. Thiers. Tiflis, Hauptstadt des russ. Gouv. Grusien, früher Hauptstadt von Georgien, am Kur, mit Citadelle, 50000 E. sehr verschiedener Abkunft, ist Hauptplatz für den Verkehr Rußlands mit Persien und Mittelasien, Sitz eines armen. Erzbischofs u. russ. Bischofs, hat Fabriken in Seide, Baumwolle, Wolle, Leder. Tiger, lat. felis tigris, eine Katzenart Südasiens, von der Größe des Löwen, aber gestreckter, oben rothgelb mit schwarzen Querstreifen, unten weiß. Er ist nicht grausamer u. blutdürstiger als seine Geschlechtsverwandten, an Stärke dem Löwen gleich, übertrifft ihn aber weit an Verwegenheit. Zu seinem Aufenthalt wählt er gern Schilf, hohes Gras oder waldige Anhöhen u. ist den Menschen sehr gefährlich. Seine Jagd wird meistens auf Elephanten betrieben und gehört zu den Hauptvergnügungen der ind. Fürsten und engl. Offiziere. Tiger, Fluß, nennen die Europäer den Sikiang bei Canton. Tigranes (Dikran), Name mehrer armen. Könige. – T. I., nach der armen. Sage Zeitgenosse u. Freund des Cyrus, also ein fürstlicher Vasalle. – T. II., ein Achämenide, 118–91 v. Chr. König von Großarmenien, Erbauer der Stadt Tigranocerta, Schwiegersohn des Mithridates, eroberte Syrien, wurde aber von den Römern besiegt und auf sein Stammland beschränkt. – T. III., Enkel des Vorigen, wurde auf Befehl des Augustus gegen die Parther durch Tiberius eingesetzt. – T. IV., Sohn des Vorigen, wegen seiner Hinneigung zu den Parthern auf Befehl des Augustus durch den Cäsar Cajus vertrieben; von T. V. wissen wir nichts, als daß er den Thron gleichfalls der röm. Macht verdankte; T. VI. mußte unter Nero den Parthern weichen; T. VII. theilte sein Reich unter seine 2 Söhne, deren Streit damit endigte, daß es von den Persern und Römern getheilt wurde (441 n. Chr.). Tigré, Reich im nordöstl. Theile des abyssin. Hochlandes; Hauptst.: Adowa; vergl. Habesch. Tigris d. h. 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III., Enkel des Vorigen, wurde auf Befehl des Augustus gegen die Parther durch Tiberius eingesetzt. – T. IV., Sohn des Vorigen, wegen seiner Hinneigung zu den Parthern auf Befehl des Augustus durch den Cäsar Cajus vertrieben; von T. V. wissen wir nichts, als daß er den Thron gleichfalls der röm. Macht verdankte; T. VI. mußte unter Nero den Parthern weichen; T. VII. theilte sein Reich unter seine 2 Söhne, deren Streit damit endigte, daß es von den Persern und Römern getheilt wurde (441 n. Chr.).</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Tigré</hi>, Reich im nordöstl. Theile des abyssin. Hochlandes; Hauptst.: Adowa; vergl. Habesch.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Tigris</hi> d. h. Pfeil, Strom in Vorderasien, entspringt 2000 Schritte von den Euphratquellen im armenischen Gebirge, erreicht nach einem Laufe von 18 St. die Ebene von Diarbekr, durchbricht </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [479/0480]
hatte einen bedeutenden Vorrath von sentimentalen Redensarten und sein ausgepinselten Schilderungen; deßhalb war er ein Lieblingsdichter der Frauenwelt, namentlich durch seine Elegien und durch die „Urania“ (1801), ein Lehrgedicht, worin er ein Stück der Kant'schen Vernunftreligion, nämlich die Unsterblichkeit, in Verse brachte u. damit schier zu keinem Ende kommen konnte. Letzte Ausgabe seiner Werke Berl. 1841, 10 Bde.; Leben u. Nachlaß von Falkenstein, Berl. 1841, 4 Bde.
Tieffenthaler, Joseph, geb. um 1720 zu Botzen im Tyrol, Jesuite, ging als Missionär nach Ostindien u. durchwanderte 30 Jahre lang den Orient, ein sorgfältiger Beobachter des physikalischen und socialen Charakters der Länder, bestimmte die geographische Breite vieler Orte, übersetzte Anquetils du Perron historische u. chronologische Abhandlungen über Indien (Gotha u. Berl. 1788).
Tiefsinn, die fortdauernde, unwillkürliche Schwermuth; durchdringender Verstand, der einen Gegenstand vollständig erfaßt.
Tieftrunk, Joh. Heinr., Philosoph der Kant'schen Schule, geb. 1760 zu Stove bei Rostock, einige Jahre Nachmittagsprediger u. Rector zu Joachimsthal in der Ukermark, 1792 Professor der Philosophie zu Halle, wo er 1837 st., hat als fruchtbarer Schriftsteller den Kantianismus namentlich in die protest. Theologie hineingetragen, gab auch Kants „Vermischte Schriften“ (Halle 1799 bis 1800) in 3 Bdn. heraus.
Tiënte d. h. himmlische Tugend, nannte sich ein Chinese, der sich für einen Nachkömmling der Dynastie Ming ausgab und 1850 an der Spitze der chines. Rebellion stand; soll 1852 gefangen und hingerichtet worden sein.
Tierra caliente d. h. heißes Land, heißt im span. Amerika der heiße und fast immer ungesunde Küstenstrich im Gegensatz zu t. fria, dem kalten Hochlande, und t. templada, dem gemäßigten Stufenlande.
Tiers état (tiärs eta), frz., der 3. Stand; t. parti, die 3. Partei, s. Thiers.
Tiflis, Hauptstadt des russ. Gouv. Grusien, früher Hauptstadt von Georgien, am Kur, mit Citadelle, 50000 E. sehr verschiedener Abkunft, ist Hauptplatz für den Verkehr Rußlands mit Persien und Mittelasien, Sitz eines armen. Erzbischofs u. russ. Bischofs, hat Fabriken in Seide, Baumwolle, Wolle, Leder.
Tiger, lat. felis tigris, eine Katzenart Südasiens, von der Größe des Löwen, aber gestreckter, oben rothgelb mit schwarzen Querstreifen, unten weiß. Er ist nicht grausamer u. blutdürstiger als seine Geschlechtsverwandten, an Stärke dem Löwen gleich, übertrifft ihn aber weit an Verwegenheit. Zu seinem Aufenthalt wählt er gern Schilf, hohes Gras oder waldige Anhöhen u. ist den Menschen sehr gefährlich. Seine Jagd wird meistens auf Elephanten betrieben und gehört zu den Hauptvergnügungen der ind. Fürsten und engl. Offiziere.
Tiger, Fluß, nennen die Europäer den Sikiang bei Canton.
Tigranes (Dikran), Name mehrer armen. Könige. – T. I., nach der armen. Sage Zeitgenosse u. Freund des Cyrus, also ein fürstlicher Vasalle. – T. II., ein Achämenide, 118–91 v. Chr. König von Großarmenien, Erbauer der Stadt Tigranocerta, Schwiegersohn des Mithridates, eroberte Syrien, wurde aber von den Römern besiegt und auf sein Stammland beschränkt. – T. III., Enkel des Vorigen, wurde auf Befehl des Augustus gegen die Parther durch Tiberius eingesetzt. – T. IV., Sohn des Vorigen, wegen seiner Hinneigung zu den Parthern auf Befehl des Augustus durch den Cäsar Cajus vertrieben; von T. V. wissen wir nichts, als daß er den Thron gleichfalls der röm. Macht verdankte; T. VI. mußte unter Nero den Parthern weichen; T. VII. theilte sein Reich unter seine 2 Söhne, deren Streit damit endigte, daß es von den Persern und Römern getheilt wurde (441 n. Chr.).
Tigré, Reich im nordöstl. Theile des abyssin. Hochlandes; Hauptst.: Adowa; vergl. Habesch.
Tigris d. h. Pfeil, Strom in Vorderasien, entspringt 2000 Schritte von den Euphratquellen im armenischen Gebirge, erreicht nach einem Laufe von 18 St. die Ebene von Diarbekr, durchbricht
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