Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

deren Stiele in der Mitte länger als oben u. unten sind z. B. beim Flieder.


Strauß, lat. struthio, Gattung Vögel aus der Ordnung der Laufvögel. Nur eine Art, der gemeine S. (s. camelus), in den Wüsten Afrikas, auch in Asien, doch nicht über den Ganges hinaus, der größte Vogel, von 7-8' Höhe und 80 bis 90 Pfund schwer; das Männchen schwarz mit schön weißen Schwanzdeckfedern u. Schwungfedern, das Weibchen mehr bräunlich; die Flügel zum Fluge untauglich, dagegen die langen u. durchaus nackten Füße außerordentlich stark und kräftig entwickelt. Der obere Theil des verhältnißmäßig kleinen Kopfes nackt. die Mundöffnung sehr weit. Sein Lauf ist schneller als der des schnellsten Pferdes; in Gefahr ergreift er die Flucht u. nur genöthigt vertheidigt er sich mit dem Schnabel, den Flügeln und besonders mit seinen starken Füßen, mit denen er selbst größere Raubthiere bedeutend zu verwunden vermag. Seine Nahrung besteht aus Pflanzen, da er aber bei außerordentlicher Verdauungskraft sehr gefräßig ist und Geruch und Geschmack schlecht, so verschlingt er alles, selbst Steine und Metalle. Er lebt in Polygamie und mehre Weibchen legen ihre Eier in ein gemeinschaftliches Nest, eine ausgescharrte Grube. Das Weibchen legt bis 16 Eier, eines bis 3 Pfd. schwer; beim Brüten lösen sie sich ab. Wegen der schönen Deckfedern des Schwanzes und der Flügel (S.enfedern) werden die S.e gejagt.


Strauß, Name von mehren protest. Theologen. - S., Gerh. Friedrich, geb. 1786 zu Iserlohn, seit 1822 Hof- und Domprediger, jetzt auch Oberconsistorialrath zu Berlin, hatte mit "Helons Wallfahrt nach Jerusalem" (Elberf. 1820 ff.) u. besonders mit seinen "Glockentönen" (7. Aufl. 1840) bedeutenden schriftstellerischen Erfolg. Sein Sohn Friedr. Adolph, geb. 1817 zu Elberfeld, bereiste 1845 Palästina, lebt derzeit als Garde-Divisionsprediger und Licentiat der Theologie in Berlin u. hat außer seiner Reisebeschreibung (Sinai und Golgatha, 5. Aufl. Berlin 1853) liturgische Andachten, 1853 auch eine Predigt über die Liturgie des evangelischen Hauptgottesdienstes mit geschichtlichen Erläuterungen herausgegeben.


Strauß David Friedr., der vielgenannte Verfasser des Lebens Jesu, geb. 1808 zu Ludwigsburg bei Stuttgart, studierte in Blaubeuren und im theologischen Stift zu Tübingen Theologie und mit entschiedener Vorliebe Philosophie, wurde 1830 Pfarrvicar, kurz darauf in Maulbronn Professoratsverweser und ging nach Berlin, um seinen Meister Hegel zu hören, der aber im Nov. 1831 st. 1832 zurückgekehrt und Repetent im theologischen Seminar zu Tübingen, hielt S. philosophische Vorlesungen u. machte Epoche mit der Herausgabe seines "Lebens Jesu, kritisch bearbeitet" (Tübing. 1835, 4. Aufl. 1840). Er mußte dafür seine Stelle mit der eines Professoratsverwesers am Gymnasium zu Ludwigsburg vertauschen, gab diese bald auf, zumal er sich guter Vermögensverhältnisse erfreute, und widmete sich ganz der Schriftstellerei. Großen Lärm machte 1839 seine Berufung als Professor der Dogmatik und Kirchengeschichte an die Universität Zürich; er selber half diesen Mißgriff der Züricher Regierung verbessern, indem er gegen eine Pension von 1000 Schweizerfranken auf die Professur Verzicht leistete (die Pension ließ er jährlich den Armen seiner Vaterstadt austheilen), aber die Regierung wurde durch den "Züriputsch" vom 6. Sept. 1839 doch gestürzt. S. wurde des theologischen Gezänkes allmälig müde, heirathete die Sängerin Schebest und trat nach längerem Verstummen mit historischen u. literarhistorischen Schriften auf, auch als Publicist. 1848 war er der Candidat der Demokraten Ludwigsburgs für das Frankfurter Parlament, unterlag aber gegen den Pietisten Hoffmann; nachher in die württemberg. Kammer gewählt, zeigte er zu viel Geist und Besonnenheit, um den Erwartungen seiner Wähler entsprechen zu können. Seit der Revolution privatisirt er wieder bald zu Stuttgart, bald zu Heilbronn, bald an andern Orten des Neckarthals. - Seine theologischen Hauptwerke sind das Leben Jesu und "die christliche Glaubenslehre in ihrer geschichtlichen Entwicklung und im Kampfe mit der modernen Wissenschaft"

deren Stiele in der Mitte länger als oben u. unten sind z. B. beim Flieder.


Strauß, lat. struthio, Gattung Vögel aus der Ordnung der Laufvögel. Nur eine Art, der gemeine S. (s. camelus), in den Wüsten Afrikas, auch in Asien, doch nicht über den Ganges hinaus, der größte Vogel, von 7–8' Höhe und 80 bis 90 Pfund schwer; das Männchen schwarz mit schön weißen Schwanzdeckfedern u. Schwungfedern, das Weibchen mehr bräunlich; die Flügel zum Fluge untauglich, dagegen die langen u. durchaus nackten Füße außerordentlich stark und kräftig entwickelt. Der obere Theil des verhältnißmäßig kleinen Kopfes nackt. die Mundöffnung sehr weit. Sein Lauf ist schneller als der des schnellsten Pferdes; in Gefahr ergreift er die Flucht u. nur genöthigt vertheidigt er sich mit dem Schnabel, den Flügeln und besonders mit seinen starken Füßen, mit denen er selbst größere Raubthiere bedeutend zu verwunden vermag. Seine Nahrung besteht aus Pflanzen, da er aber bei außerordentlicher Verdauungskraft sehr gefräßig ist und Geruch und Geschmack schlecht, so verschlingt er alles, selbst Steine und Metalle. Er lebt in Polygamie und mehre Weibchen legen ihre Eier in ein gemeinschaftliches Nest, eine ausgescharrte Grube. Das Weibchen legt bis 16 Eier, eines bis 3 Pfd. schwer; beim Brüten lösen sie sich ab. Wegen der schönen Deckfedern des Schwanzes und der Flügel (S.enfedern) werden die S.e gejagt.


Strauß, Name von mehren protest. Theologen. – S., Gerh. Friedrich, geb. 1786 zu Iserlohn, seit 1822 Hof- und Domprediger, jetzt auch Oberconsistorialrath zu Berlin, hatte mit „Helons Wallfahrt nach Jerusalem“ (Elberf. 1820 ff.) u. besonders mit seinen „Glockentönen“ (7. Aufl. 1840) bedeutenden schriftstellerischen Erfolg. Sein Sohn Friedr. Adolph, geb. 1817 zu Elberfeld, bereiste 1845 Palästina, lebt derzeit als Garde-Divisionsprediger und Licentiat der Theologie in Berlin u. hat außer seiner Reisebeschreibung (Sinai und Golgatha, 5. Aufl. Berlin 1853) liturgische Andachten, 1853 auch eine Predigt über die Liturgie des evangelischen Hauptgottesdienstes mit geschichtlichen Erläuterungen herausgegeben.


Strauß David Friedr., der vielgenannte Verfasser des Lebens Jesu, geb. 1808 zu Ludwigsburg bei Stuttgart, studierte in Blaubeuren und im theologischen Stift zu Tübingen Theologie und mit entschiedener Vorliebe Philosophie, wurde 1830 Pfarrvicar, kurz darauf in Maulbronn Professoratsverweser und ging nach Berlin, um seinen Meister Hegel zu hören, der aber im Nov. 1831 st. 1832 zurückgekehrt und Repetent im theologischen Seminar zu Tübingen, hielt S. philosophische Vorlesungen u. machte Epoche mit der Herausgabe seines „Lebens Jesu, kritisch bearbeitet“ (Tübing. 1835, 4. Aufl. 1840). Er mußte dafür seine Stelle mit der eines Professoratsverwesers am Gymnasium zu Ludwigsburg vertauschen, gab diese bald auf, zumal er sich guter Vermögensverhältnisse erfreute, und widmete sich ganz der Schriftstellerei. Großen Lärm machte 1839 seine Berufung als Professor der Dogmatik und Kirchengeschichte an die Universität Zürich; er selber half diesen Mißgriff der Züricher Regierung verbessern, indem er gegen eine Pension von 1000 Schweizerfranken auf die Professur Verzicht leistete (die Pension ließ er jährlich den Armen seiner Vaterstadt austheilen), aber die Regierung wurde durch den „Züriputsch“ vom 6. Sept. 1839 doch gestürzt. S. wurde des theologischen Gezänkes allmälig müde, heirathete die Sängerin Schebest und trat nach längerem Verstummen mit historischen u. literarhistorischen Schriften auf, auch als Publicist. 1848 war er der Candidat der Demokraten Ludwigsburgs für das Frankfurter Parlament, unterlag aber gegen den Pietisten Hoffmann; nachher in die württemberg. Kammer gewählt, zeigte er zu viel Geist und Besonnenheit, um den Erwartungen seiner Wähler entsprechen zu können. Seit der Revolution privatisirt er wieder bald zu Stuttgart, bald zu Heilbronn, bald an andern Orten des Neckarthals. – Seine theologischen Hauptwerke sind das Leben Jesu und „die christliche Glaubenslehre in ihrer geschichtlichen Entwicklung und im Kampfe mit der modernen Wissenschaft“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0355" n="354"/>
deren Stiele in der Mitte länger als oben u. unten sind z. B. beim Flieder.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Strauß</hi>, lat. <hi rendition="#i">struthio</hi>, Gattung Vögel aus der Ordnung der Laufvögel. Nur eine Art, der <hi rendition="#g">gemeine</hi> S. <hi rendition="#i">(s. camelus)</hi>, in den Wüsten Afrikas, auch in Asien, doch nicht über den Ganges hinaus, der größte Vogel, von 7&#x2013;8' Höhe und 80 bis 90 Pfund schwer; das Männchen schwarz mit schön weißen Schwanzdeckfedern u. Schwungfedern, das Weibchen mehr bräunlich; die Flügel zum Fluge untauglich, dagegen die langen u. durchaus nackten Füße außerordentlich stark und kräftig entwickelt. Der obere Theil des verhältnißmäßig kleinen Kopfes nackt. die Mundöffnung sehr weit. Sein Lauf ist schneller als der des schnellsten Pferdes; in Gefahr ergreift er die Flucht u. nur genöthigt vertheidigt er sich mit dem Schnabel, den Flügeln und besonders mit seinen starken Füßen, mit denen er selbst größere Raubthiere bedeutend zu verwunden vermag. Seine Nahrung besteht aus Pflanzen, da er aber bei außerordentlicher Verdauungskraft sehr gefräßig ist und Geruch und Geschmack schlecht, so verschlingt er alles, selbst Steine und Metalle. Er lebt in Polygamie und mehre Weibchen legen ihre Eier in ein gemeinschaftliches Nest, eine ausgescharrte Grube. Das Weibchen legt bis 16 Eier, eines bis 3 Pfd. schwer; beim Brüten lösen sie sich ab. Wegen der schönen Deckfedern des Schwanzes und der Flügel (S.enfedern) werden die S.e gejagt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Strauß</hi>, Name von mehren protest. Theologen. &#x2013; S., <hi rendition="#g">Gerh. Friedrich</hi>, geb. 1786 zu Iserlohn, seit 1822 Hof- und Domprediger, jetzt auch Oberconsistorialrath zu Berlin, hatte mit &#x201E;Helons Wallfahrt nach Jerusalem&#x201C; (Elberf. 1820 ff.) u. besonders mit seinen &#x201E;Glockentönen&#x201C; (7. Aufl. 1840) bedeutenden schriftstellerischen Erfolg. Sein Sohn <hi rendition="#g">Friedr. Adolph</hi>, geb. 1817 zu Elberfeld, bereiste 1845 Palästina, lebt derzeit als Garde-Divisionsprediger und Licentiat der Theologie in Berlin u. hat außer seiner Reisebeschreibung (Sinai und Golgatha, 5. Aufl. Berlin 1853) liturgische Andachten, 1853 auch eine Predigt über die Liturgie des evangelischen Hauptgottesdienstes mit geschichtlichen Erläuterungen herausgegeben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Strauß</hi><hi rendition="#g">David Friedr.</hi>, der vielgenannte Verfasser des Lebens Jesu, geb. 1808 zu Ludwigsburg bei Stuttgart, studierte in Blaubeuren und im theologischen Stift zu Tübingen Theologie und mit entschiedener Vorliebe Philosophie, wurde 1830 Pfarrvicar, kurz darauf in Maulbronn Professoratsverweser und ging nach Berlin, um seinen Meister Hegel zu hören, der aber im Nov. 1831 st. 1832 zurückgekehrt und Repetent im theologischen Seminar zu Tübingen, hielt S. philosophische Vorlesungen u. machte Epoche mit der Herausgabe seines &#x201E;Lebens Jesu, kritisch bearbeitet&#x201C; (Tübing. 1835, 4. Aufl. 1840). Er mußte dafür seine Stelle mit der eines Professoratsverwesers am Gymnasium zu Ludwigsburg vertauschen, gab diese bald auf, zumal er sich guter Vermögensverhältnisse erfreute, und widmete sich ganz der Schriftstellerei. Großen Lärm machte 1839 seine Berufung als Professor der Dogmatik und Kirchengeschichte an die Universität Zürich; er selber half diesen Mißgriff der Züricher Regierung verbessern, indem er gegen eine Pension von 1000 Schweizerfranken auf die Professur Verzicht leistete (die Pension ließ er jährlich den Armen seiner Vaterstadt austheilen), aber die Regierung wurde durch den &#x201E;Züriputsch&#x201C; vom 6. Sept. 1839 doch gestürzt. S. wurde des theologischen Gezänkes allmälig müde, heirathete die Sängerin Schebest und trat nach längerem Verstummen mit historischen u. literarhistorischen Schriften auf, auch als Publicist. 1848 war er der Candidat der Demokraten Ludwigsburgs für das Frankfurter Parlament, unterlag aber gegen den Pietisten Hoffmann; nachher in die württemberg. Kammer gewählt, zeigte er zu viel Geist und Besonnenheit, um den Erwartungen seiner Wähler entsprechen zu können. Seit der Revolution privatisirt er wieder bald zu Stuttgart, bald zu Heilbronn, bald an andern Orten des Neckarthals. &#x2013; Seine theologischen Hauptwerke sind das Leben Jesu und &#x201E;die christliche Glaubenslehre in ihrer geschichtlichen Entwicklung und im Kampfe mit der modernen Wissenschaft&#x201C;
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[354/0355] deren Stiele in der Mitte länger als oben u. unten sind z. B. beim Flieder. Strauß, lat. struthio, Gattung Vögel aus der Ordnung der Laufvögel. Nur eine Art, der gemeine S. (s. camelus), in den Wüsten Afrikas, auch in Asien, doch nicht über den Ganges hinaus, der größte Vogel, von 7–8' Höhe und 80 bis 90 Pfund schwer; das Männchen schwarz mit schön weißen Schwanzdeckfedern u. Schwungfedern, das Weibchen mehr bräunlich; die Flügel zum Fluge untauglich, dagegen die langen u. durchaus nackten Füße außerordentlich stark und kräftig entwickelt. Der obere Theil des verhältnißmäßig kleinen Kopfes nackt. die Mundöffnung sehr weit. Sein Lauf ist schneller als der des schnellsten Pferdes; in Gefahr ergreift er die Flucht u. nur genöthigt vertheidigt er sich mit dem Schnabel, den Flügeln und besonders mit seinen starken Füßen, mit denen er selbst größere Raubthiere bedeutend zu verwunden vermag. Seine Nahrung besteht aus Pflanzen, da er aber bei außerordentlicher Verdauungskraft sehr gefräßig ist und Geruch und Geschmack schlecht, so verschlingt er alles, selbst Steine und Metalle. Er lebt in Polygamie und mehre Weibchen legen ihre Eier in ein gemeinschaftliches Nest, eine ausgescharrte Grube. Das Weibchen legt bis 16 Eier, eines bis 3 Pfd. schwer; beim Brüten lösen sie sich ab. Wegen der schönen Deckfedern des Schwanzes und der Flügel (S.enfedern) werden die S.e gejagt. Strauß, Name von mehren protest. Theologen. – S., Gerh. Friedrich, geb. 1786 zu Iserlohn, seit 1822 Hof- und Domprediger, jetzt auch Oberconsistorialrath zu Berlin, hatte mit „Helons Wallfahrt nach Jerusalem“ (Elberf. 1820 ff.) u. besonders mit seinen „Glockentönen“ (7. Aufl. 1840) bedeutenden schriftstellerischen Erfolg. Sein Sohn Friedr. Adolph, geb. 1817 zu Elberfeld, bereiste 1845 Palästina, lebt derzeit als Garde-Divisionsprediger und Licentiat der Theologie in Berlin u. hat außer seiner Reisebeschreibung (Sinai und Golgatha, 5. Aufl. Berlin 1853) liturgische Andachten, 1853 auch eine Predigt über die Liturgie des evangelischen Hauptgottesdienstes mit geschichtlichen Erläuterungen herausgegeben. Strauß David Friedr., der vielgenannte Verfasser des Lebens Jesu, geb. 1808 zu Ludwigsburg bei Stuttgart, studierte in Blaubeuren und im theologischen Stift zu Tübingen Theologie und mit entschiedener Vorliebe Philosophie, wurde 1830 Pfarrvicar, kurz darauf in Maulbronn Professoratsverweser und ging nach Berlin, um seinen Meister Hegel zu hören, der aber im Nov. 1831 st. 1832 zurückgekehrt und Repetent im theologischen Seminar zu Tübingen, hielt S. philosophische Vorlesungen u. machte Epoche mit der Herausgabe seines „Lebens Jesu, kritisch bearbeitet“ (Tübing. 1835, 4. Aufl. 1840). Er mußte dafür seine Stelle mit der eines Professoratsverwesers am Gymnasium zu Ludwigsburg vertauschen, gab diese bald auf, zumal er sich guter Vermögensverhältnisse erfreute, und widmete sich ganz der Schriftstellerei. Großen Lärm machte 1839 seine Berufung als Professor der Dogmatik und Kirchengeschichte an die Universität Zürich; er selber half diesen Mißgriff der Züricher Regierung verbessern, indem er gegen eine Pension von 1000 Schweizerfranken auf die Professur Verzicht leistete (die Pension ließ er jährlich den Armen seiner Vaterstadt austheilen), aber die Regierung wurde durch den „Züriputsch“ vom 6. Sept. 1839 doch gestürzt. S. wurde des theologischen Gezänkes allmälig müde, heirathete die Sängerin Schebest und trat nach längerem Verstummen mit historischen u. literarhistorischen Schriften auf, auch als Publicist. 1848 war er der Candidat der Demokraten Ludwigsburgs für das Frankfurter Parlament, unterlag aber gegen den Pietisten Hoffmann; nachher in die württemberg. Kammer gewählt, zeigte er zu viel Geist und Besonnenheit, um den Erwartungen seiner Wähler entsprechen zu können. Seit der Revolution privatisirt er wieder bald zu Stuttgart, bald zu Heilbronn, bald an andern Orten des Neckarthals. – Seine theologischen Hauptwerke sind das Leben Jesu und „die christliche Glaubenslehre in ihrer geschichtlichen Entwicklung und im Kampfe mit der modernen Wissenschaft“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:14Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/355
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/355>, abgerufen am 21.11.2024.