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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Krankheiten. Das Gegentheil von S., die Schwäche der Lebensäußerungen, nannte Brown Asthenie (s. d.).


Stheno, myth., eine der Gorgonen.


Stibium, lat., Antimon; gebranntes und gepulvertes Antimonerz, im Orient zum Schwarzfärben der Augenbraunen benutzt.


Sticcato, ital. die Strohfiedel.


Stichling (Gasterosteus), Gattung Fische aus der Ordnung der Stachelflosser, mit freien Stacheln statt der ersten Rückenflosse u. einem starken Stachel an der Stelle der Bauchflosse. Der gemeine S. (G. aculeatus), zahlreich in den süßen Gewässern Europas, höchstens 3'' lang; wird nur als Dünger u. zum Mästen der Schweine benützt. Der kleine See-S. (G. pungitius), 21/2'' lang, in der Nord- und Ostsee, auch im süßen Wasser.


Stichomantie, griech., Wahrsagerei aus Zeilen oder Versen, die man in eine Urne warf; aus den zufällig herausgegriffenen deutete man die Zukunft.


Stichometrie, bei den Alten die Abtheilung eines Textes nach Zeilen, d. h. man schrieb auf eine Zeile so viel, daß es für sich einen Sinn gab; man ersetzte auf diese Weise die mangelnden Unterscheidungszeichen.


Stickerei, Sticken, die Kunst vermittelst der Sticknadel auf einem durch einen eigenthümlichen Rahmen ausgespannten Gewebe mit farbigen Fäden (aus Baumwolle, Seide, Gold, Silber), Perlen etc. ein Bild hervorzubringen, eine uralte Kunst, welche von jeher nur von weiblichen Personen geübt wurde. Die Weiß-S. auf Musselin bildet in Sachsen und noch mehr in der Schweiz (Appenzell, St. Gallen) einen beträchtlichen Industriezweig.


Stickfluß, lat. catarrhus suffocativus die in vielen Krankheiten vorkommende und durch wässerige Ausschwitzungen in den Lungen entstehende Erscheinung von Röcheln oder blasigem Geräusch beim Athmen, das anfangs seiner ist, allmählig stärker wird u. zuletzt in Luftröhrenrasseln übergeht (hieher gehört auch das Todesröcheln). Dieses Geräusch bildet sich dadurch, daß die ausgeschwitzte Flüssigkeit sich beim Athmen mit Luft vermengt und schaumig wird, wobei dann einzelne Luftblasen platzen. Der S. ist somit Begleiter des Lungenödems, bei dem die Ausschwitzungen in die Substanz der Lungen und die Lungenzellen geschehen, und des sog. Bronchialschaumes, wo jene Ausschwitzungen sich auf die größeren Bronchien beschränken. Das Lungenödem selbst kann acut und schnell tödtlich auftreten, in welcher Form es besonders oft zu Brustentzündungen, Typhus, exanthematischen Fiebern etc. sich gesellt, od. sich allmälig ausbilden, wie bei Wassersuchten, Störungen des Kreislaufs etc. Die Behandlung ist verschieden; bei starker Lungencongestion und robusten Individuen ein Aderlaß, hierauf kühlende Mittel; bei Ueberfüllung der Luftwege mit Schleim oder Eiter ein Brechmittel, außerdem reizend-expectorirende Mittel, Aufrichten des Kranken, Pochen an den Rücken etc.


Stickstoff, Salpeterstoff, Stickluft, phlogistisirte, verdorbene Luft, neulat. azotum nitrogenium, ist für sich nur in Luftform darstellbar als ein farbloses, geschmack- und geruchloses, nicht brennbares, das Verbrennen anderer Körper nicht unterhaltendes Gas von 0,9706 spec. Gew. Es läßt sich einige Zeit einathmen, ohne jedoch zur Respiration dienlich zu sein, ist also nur negativ schädlich. Der S. findet sich vorzüglich in der Luft, in den Salzen der Salpetersäure u. des Ammoniaks und in vielen organischen Verbindungen, besonders im Blut und Fleisch der Thiere, im Eiweiß und Kleber der Pflanzen etc. - Die gewöhnliche Darstellungsweise besteht darin, daß man Phosphor unter einer Glasglocke entzündet, wobei sich der Sauerstoff der Luft mit dem Phosphor zu Phosphorigen- und Phosphorsäure verbindet, während der Stickstoff als Gas zurückbleibt. Die atmosphärische Luft ist bloß als ein Gemenge von Stickstoff mit Sauerstoff zu betrachten; übrigens verbindet sich der S. mit dem Sauerstoff auch chemisch und bildet je nach der Atomenzahl das Sauerstoff-Stickoxydul, Stickoxyd, salpetrige Säure, Salpetersäure etc. Ebenso verbindet sich der S. mit dem Wasserstoff und bildet das Amid, Ammonium und Ammoniak mit Kohlenstoff das Cyan. Alle

Krankheiten. Das Gegentheil von S., die Schwäche der Lebensäußerungen, nannte Brown Asthenie (s. d.).


Stheno, myth., eine der Gorgonen.


Stibium, lat., Antimon; gebranntes und gepulvertes Antimonerz, im Orient zum Schwarzfärben der Augenbraunen benutzt.


Sticcàto, ital. die Strohfiedel.


Stichling (Gasterosteus), Gattung Fische aus der Ordnung der Stachelflosser, mit freien Stacheln statt der ersten Rückenflosse u. einem starken Stachel an der Stelle der Bauchflosse. Der gemeine S. (G. aculeatus), zahlreich in den süßen Gewässern Europas, höchstens 3'' lang; wird nur als Dünger u. zum Mästen der Schweine benützt. Der kleine See-S. (G. pungitius), 21/2'' lang, in der Nord- und Ostsee, auch im süßen Wasser.


Stichomantie, griech., Wahrsagerei aus Zeilen oder Versen, die man in eine Urne warf; aus den zufällig herausgegriffenen deutete man die Zukunft.


Stichometrie, bei den Alten die Abtheilung eines Textes nach Zeilen, d. h. man schrieb auf eine Zeile so viel, daß es für sich einen Sinn gab; man ersetzte auf diese Weise die mangelnden Unterscheidungszeichen.


Stickerei, Sticken, die Kunst vermittelst der Sticknadel auf einem durch einen eigenthümlichen Rahmen ausgespannten Gewebe mit farbigen Fäden (aus Baumwolle, Seide, Gold, Silber), Perlen etc. ein Bild hervorzubringen, eine uralte Kunst, welche von jeher nur von weiblichen Personen geübt wurde. Die Weiß-S. auf Musselin bildet in Sachsen und noch mehr in der Schweiz (Appenzell, St. Gallen) einen beträchtlichen Industriezweig.


Stickfluß, lat. catarrhus suffocativus die in vielen Krankheiten vorkommende und durch wässerige Ausschwitzungen in den Lungen entstehende Erscheinung von Röcheln oder blasigem Geräusch beim Athmen, das anfangs seiner ist, allmählig stärker wird u. zuletzt in Luftröhrenrasseln übergeht (hieher gehört auch das Todesröcheln). Dieses Geräusch bildet sich dadurch, daß die ausgeschwitzte Flüssigkeit sich beim Athmen mit Luft vermengt und schaumig wird, wobei dann einzelne Luftblasen platzen. Der S. ist somit Begleiter des Lungenödems, bei dem die Ausschwitzungen in die Substanz der Lungen und die Lungenzellen geschehen, und des sog. Bronchialschaumes, wo jene Ausschwitzungen sich auf die größeren Bronchien beschränken. Das Lungenödem selbst kann acut und schnell tödtlich auftreten, in welcher Form es besonders oft zu Brustentzündungen, Typhus, exanthematischen Fiebern etc. sich gesellt, od. sich allmälig ausbilden, wie bei Wassersuchten, Störungen des Kreislaufs etc. Die Behandlung ist verschieden; bei starker Lungencongestion und robusten Individuen ein Aderlaß, hierauf kühlende Mittel; bei Ueberfüllung der Luftwege mit Schleim oder Eiter ein Brechmittel, außerdem reizend-expectorirende Mittel, Aufrichten des Kranken, Pochen an den Rücken etc.


Stickstoff, Salpeterstoff, Stickluft, phlogistisirte, verdorbene Luft, neulat. azotum nitrogenium, ist für sich nur in Luftform darstellbar als ein farbloses, geschmack- und geruchloses, nicht brennbares, das Verbrennen anderer Körper nicht unterhaltendes Gas von 0,9706 spec. Gew. Es läßt sich einige Zeit einathmen, ohne jedoch zur Respiration dienlich zu sein, ist also nur negativ schädlich. Der S. findet sich vorzüglich in der Luft, in den Salzen der Salpetersäure u. des Ammoniaks und in vielen organischen Verbindungen, besonders im Blut und Fleisch der Thiere, im Eiweiß und Kleber der Pflanzen etc. – Die gewöhnliche Darstellungsweise besteht darin, daß man Phosphor unter einer Glasglocke entzündet, wobei sich der Sauerstoff der Luft mit dem Phosphor zu Phosphorigen- und Phosphorsäure verbindet, während der Stickstoff als Gas zurückbleibt. Die atmosphärische Luft ist bloß als ein Gemenge von Stickstoff mit Sauerstoff zu betrachten; übrigens verbindet sich der S. mit dem Sauerstoff auch chemisch und bildet je nach der Atomenzahl das Sauerstoff-Stickoxydul, Stickoxyd, salpetrige Säure, Salpetersäure etc. Ebenso verbindet sich der S. mit dem Wasserstoff und bildet das Amid, Ammonium und Ammoniak mit Kohlenstoff das Cyan. Alle

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[335/0336] Krankheiten. Das Gegentheil von S., die Schwäche der Lebensäußerungen, nannte Brown Asthenie (s. d.). Stheno, myth., eine der Gorgonen. Stibium, lat., Antimon; gebranntes und gepulvertes Antimonerz, im Orient zum Schwarzfärben der Augenbraunen benutzt. Sticcàto, ital. die Strohfiedel. Stichling (Gasterosteus), Gattung Fische aus der Ordnung der Stachelflosser, mit freien Stacheln statt der ersten Rückenflosse u. einem starken Stachel an der Stelle der Bauchflosse. Der gemeine S. (G. aculeatus), zahlreich in den süßen Gewässern Europas, höchstens 3'' lang; wird nur als Dünger u. zum Mästen der Schweine benützt. Der kleine See-S. (G. pungitius), 21/2'' lang, in der Nord- und Ostsee, auch im süßen Wasser. Stichomantie, griech., Wahrsagerei aus Zeilen oder Versen, die man in eine Urne warf; aus den zufällig herausgegriffenen deutete man die Zukunft. Stichometrie, bei den Alten die Abtheilung eines Textes nach Zeilen, d. h. man schrieb auf eine Zeile so viel, daß es für sich einen Sinn gab; man ersetzte auf diese Weise die mangelnden Unterscheidungszeichen. Stickerei, Sticken, die Kunst vermittelst der Sticknadel auf einem durch einen eigenthümlichen Rahmen ausgespannten Gewebe mit farbigen Fäden (aus Baumwolle, Seide, Gold, Silber), Perlen etc. ein Bild hervorzubringen, eine uralte Kunst, welche von jeher nur von weiblichen Personen geübt wurde. Die Weiß-S. auf Musselin bildet in Sachsen und noch mehr in der Schweiz (Appenzell, St. Gallen) einen beträchtlichen Industriezweig. Stickfluß, lat. catarrhus suffocativus die in vielen Krankheiten vorkommende und durch wässerige Ausschwitzungen in den Lungen entstehende Erscheinung von Röcheln oder blasigem Geräusch beim Athmen, das anfangs seiner ist, allmählig stärker wird u. zuletzt in Luftröhrenrasseln übergeht (hieher gehört auch das Todesröcheln). Dieses Geräusch bildet sich dadurch, daß die ausgeschwitzte Flüssigkeit sich beim Athmen mit Luft vermengt und schaumig wird, wobei dann einzelne Luftblasen platzen. Der S. ist somit Begleiter des Lungenödems, bei dem die Ausschwitzungen in die Substanz der Lungen und die Lungenzellen geschehen, und des sog. Bronchialschaumes, wo jene Ausschwitzungen sich auf die größeren Bronchien beschränken. Das Lungenödem selbst kann acut und schnell tödtlich auftreten, in welcher Form es besonders oft zu Brustentzündungen, Typhus, exanthematischen Fiebern etc. sich gesellt, od. sich allmälig ausbilden, wie bei Wassersuchten, Störungen des Kreislaufs etc. Die Behandlung ist verschieden; bei starker Lungencongestion und robusten Individuen ein Aderlaß, hierauf kühlende Mittel; bei Ueberfüllung der Luftwege mit Schleim oder Eiter ein Brechmittel, außerdem reizend-expectorirende Mittel, Aufrichten des Kranken, Pochen an den Rücken etc. Stickstoff, Salpeterstoff, Stickluft, phlogistisirte, verdorbene Luft, neulat. azotum nitrogenium, ist für sich nur in Luftform darstellbar als ein farbloses, geschmack- und geruchloses, nicht brennbares, das Verbrennen anderer Körper nicht unterhaltendes Gas von 0,9706 spec. Gew. Es läßt sich einige Zeit einathmen, ohne jedoch zur Respiration dienlich zu sein, ist also nur negativ schädlich. Der S. findet sich vorzüglich in der Luft, in den Salzen der Salpetersäure u. des Ammoniaks und in vielen organischen Verbindungen, besonders im Blut und Fleisch der Thiere, im Eiweiß und Kleber der Pflanzen etc. – Die gewöhnliche Darstellungsweise besteht darin, daß man Phosphor unter einer Glasglocke entzündet, wobei sich der Sauerstoff der Luft mit dem Phosphor zu Phosphorigen- und Phosphorsäure verbindet, während der Stickstoff als Gas zurückbleibt. Die atmosphärische Luft ist bloß als ein Gemenge von Stickstoff mit Sauerstoff zu betrachten; übrigens verbindet sich der S. mit dem Sauerstoff auch chemisch und bildet je nach der Atomenzahl das Sauerstoff-Stickoxydul, Stickoxyd, salpetrige Säure, Salpetersäure etc. Ebenso verbindet sich der S. mit dem Wasserstoff und bildet das Amid, Ammonium und Ammoniak mit Kohlenstoff das Cyan. Alle

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/336>, abgerufen am 23.11.2024.