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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Seitenmuskeln des Rumpfes befällt, theils partiell und dann am häufigsten als Kinnbackenkrampf in den Kaumuskeln. Bei dem allgemeinen S. findet sich der Krampf bald mehr in den Rückenmuskeln mit Beugung des Körpers nach hinten, bald mehr in den Muskeln des Bauchs u. Halses, mit Beugung des Körpers nach vorn od. mehr in den Muskeln einer Seite, mit Beugung nach dieser. Der Krampfanfall dauert von einigen Minuten bis zu einer Stunde, kehrt aber auch gern periodisch zurück, in welchem Falle die einzelnen Anfälle dann besonders leicht durch Reizung der Hautnerven, bloße Berührung der Haut, Luftzug etc., aber auch durch Gemüthsbewegungen hervorgerufen werden, u. wo die ganze Dauer der Krankheit sich bis auf einen Monat belaufen kann. Das eigentliche Wesen des S.es, seine Grundstörung, ist noch nicht erkannt. Nicht selten findet man die Spuren von Congestion oder Entzündung des Rückenmarks u. der Häute desselben; in andern Fällen, wie namentlich beim Wund-S., erscheinen die Krämpfe mehr als Reflexkrämpfe, wo also eine krankhafte Reflexerregbarkeit des Rückenmarks anzunehmen ist. Eine Anlage zu dieser Krankheit findet sich besonders bei robusten aber abgearbeiteten Männern, bei nervöser Constitution, besonders in warmen u. sumpfigen Ländern, wo dann eine Verwundung, heftige Erkältung oder Erhitzung, Gemüthsbewegungen etc. den S. hervorrufen können. Ferner erscheint er bisweilen in bösartigen Nerven- und Wechselfiebern, endlich als Wirkung verschiedener Gifte, namentlich des Strychnins. Der Ausgang ist gewöhnlich der Tod; weniger gefährlich ist der bei Hysterie vorkommende. Der Ausgang in Gesundheit erfolgt durch ruhigen Schlaf, oft mit Krisen durch Harn, Schweiß u. Stuhl. Die Behandlung hat es zunächst mit Entfernung der Ursachen zu thun, namentlich bei Vergiftung, Erkältung, Verwundung. Im Anfalle selbst sowie zu seiner Vermeidung möglichste Ruhe, Stille, Dunkelheit, Verhütung jeglicher Reizung der Hautnerven, selbst der bloßen Berührung; innerlich besonders narkotische Mittel, vor allen Opium, dann Blausäure, Belladonna etc., Calomel, Gegengifte; außerdem Aderlässe, Bäder.


Starrsucht, Katalepsie, eine eigenthümliche u. seltene, bei Hysterischen, Somnambulen, auch bei bösartigen Wechselfiebern vorkommende Art von Krämpfen, bestehend in einer plötzlichen Unterdrückung der willkürlichen Bewegung, des Bewußtseins und der Empfindung, wobei der ganze Körper mit allen seinen Gliedern plötzlich wie verzaubert in der Stellung bleibt, in der ihn der Anfall überrascht, indeß mit Fortgang des Athmens und Kreislaufs. Dabei hat der Körper eine wachsähnliche Biegsamkeit, läßt sich in jede Stellung bringen und verharrt in derselben bis zum Ende des Anfalls. Ein solcher Anfall dauert einige Minuten bis eine halbe Stunde, worauf der Kranke plötzlich erwacht ohne Erinnerung des Vorgegangenen u. oft in derselben Rede und Handlung fortfährt, in der er unterbrochen wurde. Der Anfall ist selten tödtlich, wiederholt sich aber bisweilen öfter. Anlage dazu haben besonders nervöse Frauen, namentlich in den Entwickelungsperioden, und Veranlassung zum Ausbruch geben Geistesanstrengung, Gemüthsbewegung, Schreck, unterdrückte Blutflüsse oder Schweiße.


Startine, Weinmaß in Steyermark = 10 österr. Eimer.


Stasimon, in der griech. Tragödie der Chorgesang.


Stasis, Stase, griech., Stockung von Säften.


Stassart (Stassahr), Goswin Jos. Augustin, geb. 1780 zu Mecheln, wurde unter Napoleon I. Präfect des Depart. der Maasmündungen, lebte von 1815 bis 21 zurückgezogen auf seinem Gute bei Namur, wurde Abgeordneter, trat 1830 zögernd auf die Seite der Revolution, wurde 1834 Gouverneur von Brabant, mehrmal Präsident des Senats, mußte als Großmeister der belg. Freimaurer 1838 der kath. Bewegung weichen, st. 1854 zu Brüssel. (Gesammelte Schriften 1854; seine "Fabeln" gelten als die besten franz. in der neuesten Zeit.)


Staßyc (Staschiz), Xaver Stanislaw, geb. 1755 zu Pila, poln. Gelehrter,

Seitenmuskeln des Rumpfes befällt, theils partiell und dann am häufigsten als Kinnbackenkrampf in den Kaumuskeln. Bei dem allgemeinen S. findet sich der Krampf bald mehr in den Rückenmuskeln mit Beugung des Körpers nach hinten, bald mehr in den Muskeln des Bauchs u. Halses, mit Beugung des Körpers nach vorn od. mehr in den Muskeln einer Seite, mit Beugung nach dieser. Der Krampfanfall dauert von einigen Minuten bis zu einer Stunde, kehrt aber auch gern periodisch zurück, in welchem Falle die einzelnen Anfälle dann besonders leicht durch Reizung der Hautnerven, bloße Berührung der Haut, Luftzug etc., aber auch durch Gemüthsbewegungen hervorgerufen werden, u. wo die ganze Dauer der Krankheit sich bis auf einen Monat belaufen kann. Das eigentliche Wesen des S.es, seine Grundstörung, ist noch nicht erkannt. Nicht selten findet man die Spuren von Congestion oder Entzündung des Rückenmarks u. der Häute desselben; in andern Fällen, wie namentlich beim Wund-S., erscheinen die Krämpfe mehr als Reflexkrämpfe, wo also eine krankhafte Reflexerregbarkeit des Rückenmarks anzunehmen ist. Eine Anlage zu dieser Krankheit findet sich besonders bei robusten aber abgearbeiteten Männern, bei nervöser Constitution, besonders in warmen u. sumpfigen Ländern, wo dann eine Verwundung, heftige Erkältung oder Erhitzung, Gemüthsbewegungen etc. den S. hervorrufen können. Ferner erscheint er bisweilen in bösartigen Nerven- und Wechselfiebern, endlich als Wirkung verschiedener Gifte, namentlich des Strychnins. Der Ausgang ist gewöhnlich der Tod; weniger gefährlich ist der bei Hysterie vorkommende. Der Ausgang in Gesundheit erfolgt durch ruhigen Schlaf, oft mit Krisen durch Harn, Schweiß u. Stuhl. Die Behandlung hat es zunächst mit Entfernung der Ursachen zu thun, namentlich bei Vergiftung, Erkältung, Verwundung. Im Anfalle selbst sowie zu seiner Vermeidung möglichste Ruhe, Stille, Dunkelheit, Verhütung jeglicher Reizung der Hautnerven, selbst der bloßen Berührung; innerlich besonders narkotische Mittel, vor allen Opium, dann Blausäure, Belladonna etc., Calomel, Gegengifte; außerdem Aderlässe, Bäder.


Starrsucht, Katalepsie, eine eigenthümliche u. seltene, bei Hysterischen, Somnambulen, auch bei bösartigen Wechselfiebern vorkommende Art von Krämpfen, bestehend in einer plötzlichen Unterdrückung der willkürlichen Bewegung, des Bewußtseins und der Empfindung, wobei der ganze Körper mit allen seinen Gliedern plötzlich wie verzaubert in der Stellung bleibt, in der ihn der Anfall überrascht, indeß mit Fortgang des Athmens und Kreislaufs. Dabei hat der Körper eine wachsähnliche Biegsamkeit, läßt sich in jede Stellung bringen und verharrt in derselben bis zum Ende des Anfalls. Ein solcher Anfall dauert einige Minuten bis eine halbe Stunde, worauf der Kranke plötzlich erwacht ohne Erinnerung des Vorgegangenen u. oft in derselben Rede und Handlung fortfährt, in der er unterbrochen wurde. Der Anfall ist selten tödtlich, wiederholt sich aber bisweilen öfter. Anlage dazu haben besonders nervöse Frauen, namentlich in den Entwickelungsperioden, und Veranlassung zum Ausbruch geben Geistesanstrengung, Gemüthsbewegung, Schreck, unterdrückte Blutflüsse oder Schweiße.


Startine, Weinmaß in Steyermark = 10 österr. Eimer.


Stasimon, in der griech. Tragödie der Chorgesang.


Stasis, Stase, griech., Stockung von Säften.


Stassart (Stassahr), Goswin Jos. Augustin, geb. 1780 zu Mecheln, wurde unter Napoleon I. Präfect des Depart. der Maasmündungen, lebte von 1815 bis 21 zurückgezogen auf seinem Gute bei Namur, wurde Abgeordneter, trat 1830 zögernd auf die Seite der Revolution, wurde 1834 Gouverneur von Brabant, mehrmal Präsident des Senats, mußte als Großmeister der belg. Freimaurer 1838 der kath. Bewegung weichen, st. 1854 zu Brüssel. (Gesammelte Schriften 1854; seine „Fabeln“ gelten als die besten franz. in der neuesten Zeit.)


Staßyc (Staschiz), Xaver Stanislaw, geb. 1755 zu Pila, poln. Gelehrter,

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Seitenmuskeln des Rumpfes befällt, theils partiell und dann am häufigsten als Kinnbackenkrampf in den Kaumuskeln. Bei dem allgemeinen S. findet sich der Krampf bald mehr in den Rückenmuskeln mit Beugung des Körpers nach hinten, bald mehr in den Muskeln des Bauchs u. Halses, mit Beugung des Körpers nach vorn od. mehr in den Muskeln einer Seite, mit Beugung nach dieser. Der Krampfanfall dauert von einigen Minuten bis zu einer Stunde, kehrt aber auch gern periodisch zurück, in welchem Falle die einzelnen Anfälle dann besonders leicht durch Reizung der Hautnerven, bloße Berührung der Haut, Luftzug etc., aber auch durch Gemüthsbewegungen hervorgerufen werden, u. wo die ganze Dauer der Krankheit sich bis auf einen Monat belaufen kann. Das eigentliche Wesen des S.es, seine Grundstörung, ist noch nicht erkannt. Nicht selten findet man die Spuren von Congestion oder Entzündung des Rückenmarks u. der Häute desselben; in andern Fällen, wie namentlich beim <hi rendition="#g">Wund</hi>-S., erscheinen die Krämpfe mehr als Reflexkrämpfe, wo also eine krankhafte Reflexerregbarkeit des Rückenmarks anzunehmen ist. Eine Anlage zu dieser Krankheit findet sich besonders bei robusten aber abgearbeiteten Männern, bei nervöser Constitution, besonders in warmen u. sumpfigen Ländern, wo dann eine Verwundung, heftige Erkältung oder Erhitzung, Gemüthsbewegungen etc. den S. hervorrufen können. Ferner erscheint er bisweilen in bösartigen Nerven- und Wechselfiebern, endlich als Wirkung verschiedener Gifte, namentlich des Strychnins. Der Ausgang ist gewöhnlich der Tod; weniger gefährlich ist der bei Hysterie vorkommende. Der Ausgang in Gesundheit erfolgt durch ruhigen Schlaf, oft mit Krisen durch Harn, Schweiß u. Stuhl. Die Behandlung hat es zunächst mit Entfernung der Ursachen zu thun, namentlich bei Vergiftung, Erkältung, Verwundung. Im Anfalle selbst sowie zu seiner Vermeidung möglichste Ruhe, Stille, Dunkelheit, Verhütung jeglicher Reizung der Hautnerven, selbst der bloßen Berührung; innerlich besonders narkotische Mittel, vor allen Opium, dann Blausäure, Belladonna etc., Calomel, Gegengifte; außerdem Aderlässe, Bäder.</p><lb/>
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[312/0313] Seitenmuskeln des Rumpfes befällt, theils partiell und dann am häufigsten als Kinnbackenkrampf in den Kaumuskeln. Bei dem allgemeinen S. findet sich der Krampf bald mehr in den Rückenmuskeln mit Beugung des Körpers nach hinten, bald mehr in den Muskeln des Bauchs u. Halses, mit Beugung des Körpers nach vorn od. mehr in den Muskeln einer Seite, mit Beugung nach dieser. Der Krampfanfall dauert von einigen Minuten bis zu einer Stunde, kehrt aber auch gern periodisch zurück, in welchem Falle die einzelnen Anfälle dann besonders leicht durch Reizung der Hautnerven, bloße Berührung der Haut, Luftzug etc., aber auch durch Gemüthsbewegungen hervorgerufen werden, u. wo die ganze Dauer der Krankheit sich bis auf einen Monat belaufen kann. Das eigentliche Wesen des S.es, seine Grundstörung, ist noch nicht erkannt. Nicht selten findet man die Spuren von Congestion oder Entzündung des Rückenmarks u. der Häute desselben; in andern Fällen, wie namentlich beim Wund-S., erscheinen die Krämpfe mehr als Reflexkrämpfe, wo also eine krankhafte Reflexerregbarkeit des Rückenmarks anzunehmen ist. Eine Anlage zu dieser Krankheit findet sich besonders bei robusten aber abgearbeiteten Männern, bei nervöser Constitution, besonders in warmen u. sumpfigen Ländern, wo dann eine Verwundung, heftige Erkältung oder Erhitzung, Gemüthsbewegungen etc. den S. hervorrufen können. Ferner erscheint er bisweilen in bösartigen Nerven- und Wechselfiebern, endlich als Wirkung verschiedener Gifte, namentlich des Strychnins. Der Ausgang ist gewöhnlich der Tod; weniger gefährlich ist der bei Hysterie vorkommende. Der Ausgang in Gesundheit erfolgt durch ruhigen Schlaf, oft mit Krisen durch Harn, Schweiß u. Stuhl. Die Behandlung hat es zunächst mit Entfernung der Ursachen zu thun, namentlich bei Vergiftung, Erkältung, Verwundung. Im Anfalle selbst sowie zu seiner Vermeidung möglichste Ruhe, Stille, Dunkelheit, Verhütung jeglicher Reizung der Hautnerven, selbst der bloßen Berührung; innerlich besonders narkotische Mittel, vor allen Opium, dann Blausäure, Belladonna etc., Calomel, Gegengifte; außerdem Aderlässe, Bäder. Starrsucht, Katalepsie, eine eigenthümliche u. seltene, bei Hysterischen, Somnambulen, auch bei bösartigen Wechselfiebern vorkommende Art von Krämpfen, bestehend in einer plötzlichen Unterdrückung der willkürlichen Bewegung, des Bewußtseins und der Empfindung, wobei der ganze Körper mit allen seinen Gliedern plötzlich wie verzaubert in der Stellung bleibt, in der ihn der Anfall überrascht, indeß mit Fortgang des Athmens und Kreislaufs. Dabei hat der Körper eine wachsähnliche Biegsamkeit, läßt sich in jede Stellung bringen und verharrt in derselben bis zum Ende des Anfalls. Ein solcher Anfall dauert einige Minuten bis eine halbe Stunde, worauf der Kranke plötzlich erwacht ohne Erinnerung des Vorgegangenen u. oft in derselben Rede und Handlung fortfährt, in der er unterbrochen wurde. Der Anfall ist selten tödtlich, wiederholt sich aber bisweilen öfter. Anlage dazu haben besonders nervöse Frauen, namentlich in den Entwickelungsperioden, und Veranlassung zum Ausbruch geben Geistesanstrengung, Gemüthsbewegung, Schreck, unterdrückte Blutflüsse oder Schweiße. Startine, Weinmaß in Steyermark = 10 österr. Eimer. Stasimon, in der griech. Tragödie der Chorgesang. Stasis, Stase, griech., Stockung von Säften. Stassart (Stassahr), Goswin Jos. Augustin, geb. 1780 zu Mecheln, wurde unter Napoleon I. Präfect des Depart. der Maasmündungen, lebte von 1815 bis 21 zurückgezogen auf seinem Gute bei Namur, wurde Abgeordneter, trat 1830 zögernd auf die Seite der Revolution, wurde 1834 Gouverneur von Brabant, mehrmal Präsident des Senats, mußte als Großmeister der belg. Freimaurer 1838 der kath. Bewegung weichen, st. 1854 zu Brüssel. (Gesammelte Schriften 1854; seine „Fabeln“ gelten als die besten franz. in der neuesten Zeit.) Staßyc (Staschiz), Xaver Stanislaw, geb. 1755 zu Pila, poln. Gelehrter,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/313>, abgerufen am 23.11.2024.