Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.Spießruthenlaufen, früher allgemeine, jetzt nur noch in Rußland gebräuchliche Militärstrafe für gemeine Soldaten bei schweren Verbrechen, wobei der Verurtheilte mit entkleidetem Oberleibe durch eine von 100-300 Mann gebildete Gasse 1-12mal gehen mußte u. dabei von jedem einzelnen Mann einen Streich mit einer Haselgerte erhielt. Spike, s. Lavendel. Spille, starke Welle, vorn quer über das Schiff so gelegt, daß sie leicht um ihre Achse bewegt werden kann, dient hauptsächlich zum Ankerlichten, überhaupt zur Hebung schwerer Lasten. Spillmagen (Spindel-, Kunkelmagen), im Gegensatz zu den Agnaten od. Schwertmagen, alle durch weibliche Gliederung Verwandte. Vgl. Magen. Spiloma, griech., Muttermal. Spina, lat., Dorn, Gräte, Rückgrat; spinal, zum Rückgrat gehörig. Spinat, lat. spinacia, Pflanzengattung aus der Familie der Chenopodeae (s. d.), allbekannte Gemüsepflanze; der Neuseeländer-S. gehört in eine andere Gattung (Tetragonia expansa). Spindler, Karl, einer der gelesensten und tüchtigsten unserer neuern Romanenschriftsteller, geb. 1795 zu Breslau, der Sohn eines Musikers, kam früh nach Straßburg, wurde französ. Kanonier, Schauspieler und lebte, nachdem er großen Ruhm durch seine frühesten Romane eingeärntet, abwechselnd bald da bald dort, namentlich aber zu Baden. Baden; st. 1855 im Bade Freiersbach (eines der 6 Bäder des bad. Renchthales). S. war ein Hauptvertreter des historisch en Romanes; er schrieb blühend, lebendig, war glücklich im Charakterisiren u. wußte Geschichte und Dichtkunst vortrefflich in einander zu verflechten; er schadete sich aber durch Vielschreiberei u. bei vielen zuletzt auch dadurch, daß er in den Novellen seiner letzten Lebensjahre der Kirche und Geistlichkeit gegenüber einen ganz andern Ton anschlug als früher. Berühmteste Romane: der Jude, Bastard, Jesuit, der König von Zion, die Nonne v. Gnadenzell, der Vogelhändler v. Imst. Spinell, Edelstein, meist mit vorherrschender 8eckiger Krystallform, von muscheligem Bruch, roth, blau, auch grün, braun oder gelb, mit Glasglanz, durchscheinend, 3,5-3,8 spec. Gewicht, besteht aus Thon, Kiesel, Kalk, Eisen- u. Chromoxydul (hieher gehören der Rubin, Rubicell, Almandin, Pleonast). Spinett, durch den Flügel verdrängtes Tasteninstrument (Clavier), länglicher, schmal zugehender Kasten mit schräg gezogenen Saiten; der Umfang nicht ganz 4 volle Octaven. Spinnen, nennt man die Verarbeitung eines faserigen Stoffes zu einem gedrehten Faden. Die ursprüngliche u. älteste Art zu s. ist das S. mit der Hand am Rocken mittelst der Spindel, noch jetzt in vielen Ländern in Gebrauch. Um 1530 wurde von Jürgens in Nürnberg das Spinnrad erfunden, dessen mechanische Einrichtung sich im Wesentlichen bis jetzt gleich blieb. Der großartige fabrikmäßige Betrieb des S.s mittelst eigener Spinnmaschinen stammt aus der 2. Hälfte des vorigen Jahrh. u. ist eine Erfindung der Engländer. Die erste Erfindung ist von Rich. Hargreaves in Nottingham 1767. Seine Maschine, spinning Jenny, hatte zuerst blos 8, später aber bedeutend mehr Spindeln, war indeß noch sehr unvollkommen u. mußte durch Menschenhand betrieben werden. Drei Jahre später brachte Rich. Arkwright eine Maschine mit Wasserkraft zur Ausführung (Wassermaschine), die schon einen hohen Grad von Vollkommenheit besaß und eine große Menge sehr seiner sowie gleicher Fäden auf einmal s. konnte, bei welcher Menschenhand nur zur Anlegung des Spinnstoffes nöthig war. Seine Maschine ist der Hauptsache nach die gleiche geblieben u. noch jetzt allgemein in Anwendung. Die von Crompton erfundene Mule Jenny zeichnet sich durch die Feinheit ihres Gespinnstes aus. Zuerst wurde auf diesen Maschinen blos Baumwolle gesponnen, erst später gelang auch das S. von Wolle u. Flachs. Dem S. auf der eigentlichen Spinnmaschine gehen indeß mehre Operationen zur Vorbereitung des Materials voraus, wozu besondere Hilfsmaschinen dienen, welche bei den verschiedenen Spinnstoffen verschieden sind. Spinnen, lat. araneae, eine Familie der Arachniden (s. d.), aus der Ordnung Spießruthenlaufen, früher allgemeine, jetzt nur noch in Rußland gebräuchliche Militärstrafe für gemeine Soldaten bei schweren Verbrechen, wobei der Verurtheilte mit entkleidetem Oberleibe durch eine von 100–300 Mann gebildete Gasse 1–12mal gehen mußte u. dabei von jedem einzelnen Mann einen Streich mit einer Haselgerte erhielt. Spike, s. Lavendel. Spille, starke Welle, vorn quer über das Schiff so gelegt, daß sie leicht um ihre Achse bewegt werden kann, dient hauptsächlich zum Ankerlichten, überhaupt zur Hebung schwerer Lasten. Spillmagen (Spindel-, Kunkelmagen), im Gegensatz zu den Agnaten od. Schwertmagen, alle durch weibliche Gliederung Verwandte. Vgl. Magen. Spiloma, griech., Muttermal. Spina, lat., Dorn, Gräte, Rückgrat; spinal, zum Rückgrat gehörig. Spinat, lat. spinacia, Pflanzengattung aus der Familie der Chenopodeae (s. d.), allbekannte Gemüsepflanze; der Neuseeländer-S. gehört in eine andere Gattung (Tetragonia expansa). Spindler, Karl, einer der gelesensten und tüchtigsten unserer neuern Romanenschriftsteller, geb. 1795 zu Breslau, der Sohn eines Musikers, kam früh nach Straßburg, wurde französ. Kanonier, Schauspieler und lebte, nachdem er großen Ruhm durch seine frühesten Romane eingeärntet, abwechselnd bald da bald dort, namentlich aber zu Baden. Baden; st. 1855 im Bade Freiersbach (eines der 6 Bäder des bad. Renchthales). S. war ein Hauptvertreter des historisch en Romanes; er schrieb blühend, lebendig, war glücklich im Charakterisiren u. wußte Geschichte und Dichtkunst vortrefflich in einander zu verflechten; er schadete sich aber durch Vielschreiberei u. bei vielen zuletzt auch dadurch, daß er in den Novellen seiner letzten Lebensjahre der Kirche und Geistlichkeit gegenüber einen ganz andern Ton anschlug als früher. Berühmteste Romane: der Jude, Bastard, Jesuit, der König von Zion, die Nonne v. Gnadenzell, der Vogelhändler v. Imst. Spinell, Edelstein, meist mit vorherrschender 8eckiger Krystallform, von muscheligem Bruch, roth, blau, auch grün, braun oder gelb, mit Glasglanz, durchscheinend, 3,5–3,8 spec. Gewicht, besteht aus Thon, Kiesel, Kalk, Eisen- u. Chromoxydul (hieher gehören der Rubin, Rubicell, Almandin, Pleonast). Spinett, durch den Flügel verdrängtes Tasteninstrument (Clavier), länglicher, schmal zugehender Kasten mit schräg gezogenen Saiten; der Umfang nicht ganz 4 volle Octaven. Spinnen, nennt man die Verarbeitung eines faserigen Stoffes zu einem gedrehten Faden. Die ursprüngliche u. älteste Art zu s. ist das S. mit der Hand am Rocken mittelst der Spindel, noch jetzt in vielen Ländern in Gebrauch. Um 1530 wurde von Jürgens in Nürnberg das Spinnrad erfunden, dessen mechanische Einrichtung sich im Wesentlichen bis jetzt gleich blieb. Der großartige fabrikmäßige Betrieb des S.s mittelst eigener Spinnmaschinen stammt aus der 2. Hälfte des vorigen Jahrh. u. ist eine Erfindung der Engländer. Die erste Erfindung ist von Rich. Hargreaves in Nottingham 1767. Seine Maschine, spinning Jenny, hatte zuerst blos 8, später aber bedeutend mehr Spindeln, war indeß noch sehr unvollkommen u. mußte durch Menschenhand betrieben werden. Drei Jahre später brachte Rich. Arkwright eine Maschine mit Wasserkraft zur Ausführung (Wassermaschine), die schon einen hohen Grad von Vollkommenheit besaß und eine große Menge sehr seiner sowie gleicher Fäden auf einmal s. konnte, bei welcher Menschenhand nur zur Anlegung des Spinnstoffes nöthig war. Seine Maschine ist der Hauptsache nach die gleiche geblieben u. noch jetzt allgemein in Anwendung. Die von Crompton erfundene Mule Jenny zeichnet sich durch die Feinheit ihres Gespinnstes aus. Zuerst wurde auf diesen Maschinen blos Baumwolle gesponnen, erst später gelang auch das S. von Wolle u. Flachs. Dem S. auf der eigentlichen Spinnmaschine gehen indeß mehre Operationen zur Vorbereitung des Materials voraus, wozu besondere Hilfsmaschinen dienen, welche bei den verschiedenen Spinnstoffen verschieden sind. 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Spike, s. Lavendel.
Spille, starke Welle, vorn quer über das Schiff so gelegt, daß sie leicht um ihre Achse bewegt werden kann, dient hauptsächlich zum Ankerlichten, überhaupt zur Hebung schwerer Lasten.
Spillmagen (Spindel-, Kunkelmagen), im Gegensatz zu den Agnaten od. Schwertmagen, alle durch weibliche Gliederung Verwandte. Vgl. Magen.
Spiloma, griech., Muttermal.
Spina, lat., Dorn, Gräte, Rückgrat; spinal, zum Rückgrat gehörig.
Spinat, lat. spinacia, Pflanzengattung aus der Familie der Chenopodeae (s. d.), allbekannte Gemüsepflanze; der Neuseeländer-S. gehört in eine andere Gattung (Tetragonia expansa).
Spindler, Karl, einer der gelesensten und tüchtigsten unserer neuern Romanenschriftsteller, geb. 1795 zu Breslau, der Sohn eines Musikers, kam früh nach Straßburg, wurde französ. Kanonier, Schauspieler und lebte, nachdem er großen Ruhm durch seine frühesten Romane eingeärntet, abwechselnd bald da bald dort, namentlich aber zu Baden. Baden; st. 1855 im Bade Freiersbach (eines der 6 Bäder des bad. Renchthales). S. war ein Hauptvertreter des historisch en Romanes; er schrieb blühend, lebendig, war glücklich im Charakterisiren u. wußte Geschichte und Dichtkunst vortrefflich in einander zu verflechten; er schadete sich aber durch Vielschreiberei u. bei vielen zuletzt auch dadurch, daß er in den Novellen seiner letzten Lebensjahre der Kirche und Geistlichkeit gegenüber einen ganz andern Ton anschlug als früher. Berühmteste Romane: der Jude, Bastard, Jesuit, der König von Zion, die Nonne v. Gnadenzell, der Vogelhändler v. Imst.
Spinell, Edelstein, meist mit vorherrschender 8eckiger Krystallform, von muscheligem Bruch, roth, blau, auch grün, braun oder gelb, mit Glasglanz, durchscheinend, 3,5–3,8 spec. Gewicht, besteht aus Thon, Kiesel, Kalk, Eisen- u. Chromoxydul (hieher gehören der Rubin, Rubicell, Almandin, Pleonast).
Spinett, durch den Flügel verdrängtes Tasteninstrument (Clavier), länglicher, schmal zugehender Kasten mit schräg gezogenen Saiten; der Umfang nicht ganz 4 volle Octaven.
Spinnen, nennt man die Verarbeitung eines faserigen Stoffes zu einem gedrehten Faden. Die ursprüngliche u. älteste Art zu s. ist das S. mit der Hand am Rocken mittelst der Spindel, noch jetzt in vielen Ländern in Gebrauch. Um 1530 wurde von Jürgens in Nürnberg das Spinnrad erfunden, dessen mechanische Einrichtung sich im Wesentlichen bis jetzt gleich blieb. Der großartige fabrikmäßige Betrieb des S.s mittelst eigener Spinnmaschinen stammt aus der 2. Hälfte des vorigen Jahrh. u. ist eine Erfindung der Engländer. Die erste Erfindung ist von Rich. Hargreaves in Nottingham 1767. Seine Maschine, spinning Jenny, hatte zuerst blos 8, später aber bedeutend mehr Spindeln, war indeß noch sehr unvollkommen u. mußte durch Menschenhand betrieben werden. Drei Jahre später brachte Rich. Arkwright eine Maschine mit Wasserkraft zur Ausführung (Wassermaschine), die schon einen hohen Grad von Vollkommenheit besaß und eine große Menge sehr seiner sowie gleicher Fäden auf einmal s. konnte, bei welcher Menschenhand nur zur Anlegung des Spinnstoffes nöthig war. Seine Maschine ist der Hauptsache nach die gleiche geblieben u. noch jetzt allgemein in Anwendung. Die von Crompton erfundene Mule Jenny zeichnet sich durch die Feinheit ihres Gespinnstes aus. Zuerst wurde auf diesen Maschinen blos Baumwolle gesponnen, erst später gelang auch das S. von Wolle u. Flachs. Dem S. auf der eigentlichen Spinnmaschine gehen indeß mehre Operationen zur Vorbereitung des Materials voraus, wozu besondere Hilfsmaschinen dienen, welche bei den verschiedenen Spinnstoffen verschieden sind.
Spinnen, lat. araneae, eine Familie der Arachniden (s. d.), aus der Ordnung
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