Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

Die S. erscheinen im 4. Jahrh. n. Chr. in 3 Hauptstämmen: Wenden, Slowenen und Anten, dringen dann bis zum 7. Jahrh. an Elbe, Main, in die julischen und norischen Alpen vor, im byzantin. Reiche bis in die Gebirge des Peloponnes. Von den vielen Reichen der S. besteht nur noch Rußland, dessen Bestreben, allmälig sämmtliche S. unter einem Scepter zu vereinigen, nicht mißkannt werden kann; Serbien u. Montenegro haben eine prekäre Selbständigkeit und sind beim Lichte besehen vorgeschobene russ. Posten. Man unterscheidet folgende slav. Völkerstämme: Russen 51 Mill., Bulgaren 31/2, Mill., Serben 51/4, Mill., Kroaten, fast 1 Mill., Winden 1/2 Mill., Polen und Kassuben 10 Mill., Czechen 41/2 Mill., Slowaken 22/3 Mill., Slowenzen 11/5 Mill., Polaben (die Lausitzer Wenden) 160000 Seelen.


Slavien, hieß im 12. u. 13. Jahrh. das Land an der untern Warthe, Netze u. Drage, ein Theil der jetzigen Neumark.


Slavische Literaturen, s. Böhmen, Polen, Rußland, Serbien.


Slavische Mythologie. Die Religionen u. Kulte der slav. Völker waren nahe verwandt; bei allen erscheint ein sehr ausgebildeter Polytheismus mit dualistischem Principe (Bjelbog, der weiße Gott, Czernebog, der schwarze Gott). Götternamen: Swiatowit (Swantowit), der höchste und mächtigste; Perun, der Donnergott; Radegast, Kriegsgott; Prowe, Gott der Gerechtigkeit; Siwa, Göttin der Liebe; Prija, Venus; Diewana, Göttin der Wälder; Morena, Marzana, Göttin des Todes; Intrebog, Morgengott; Wila und Rusalka, Nymphen der Wälder und Gewässer etc. Die Slaven hatten Priester, heil. Haine und Tempel; die Opfer waren meistens unblutig, die Festfreude ging bis zur Ausgelassenheit und Unmäßigkeit. Ihre Todten verbrannten die Slaven u. bewahrten die Asche in Urnen auf. (Ueber die slav. Mythologie vgl. Hannsch, Lemberg 1842.)


Slavische Sprachen. Dieselben sind eine Gruppe des indogerman. Sprachstamms, decliniren ohne Artikel, conjugiren ohne Pronomina, quantitiren und gewähren freie Wortstellung, sind reich an Wurzeln u. Bildungsformen für einzelne Wörter. Das sog. Altslavische, in welchem die Bibel für die slav. Völkerschaften übersetzt wurde, ist der altbulgarische Dialekt, der sich jedoch nicht zur allgemeinen Schriftsprache der Slaven erheben konnte, indem sich nationale Dialekte neben demselben geltend machten; auch sind die neuesten Bestrebungen in dieser Richtung vollständig mißlungen. Man unterscheidet folgende Dialekte: 1) das Neubulgarische, 2) das Russische, 3) das Illyrische (Serbische, Kroatische, Windische), 4) das Polnische mit dem Kassubischen, 5) das Böhmische, 6) das Slowakische, 7) das Wendische in der Lausitz, 8) das Polabische (ausgestorben).


Slavonien, Slawonien, österr. Königreich, seit 1849 mit Kroatien, dem kroat. Küstenlande, mit Fiume und Gebiet ein eigenes Kronland, gränzt an Ungarn, die Wojewodschaft Serbien, an die slavon. und kroatische Militärgränze, Kroatien, hat ohne das slavon. Militärgränzgebiet auf 140 #M. 260000 E., ist der Länge nach von der bewaldeten Fortsetzung des Warasdiner Gebirgs durchzogen, von Drau, Sau und Donau bewässert, fruchtbar an Getreide, Obst und Wein. Das Gebirge liefert Steinkohlen u. Marmor; berühmt sind die warmen Schwefelbäder zu Lippik u. Daruvar. Die Industrie ist noch sehr unbedeutend; die Ausfuhr besteht aus den Erzeugnissen des Ackerbaus, der Viehzucht, Waldwirthschaft; der Seidebau gewinnt an Ausdehnung. Die E. sind meistentheils serb. Slaven, röm.-kath.; Sitz des Landesbischofs ist Diakovar. An der Spitze der Verwaltung des ganzen Kronlands steht der Ban; Hauptstadt ist Eszek (Essek). S. war ein Theil Pannoniens und wurde mit demselben unter Augustus römisch. Nach den Stürmen der Völkerwanderung wurde es byzantinisch, später von den Avaren besetzt u. nach deren Vernichtung durch die Franken unter Karl d. Gr. von den in Dalmatien wohnenden Slaven bevölkert, welche die fränk. Oberherrlichkeit anerkannten. Im 11. Jahrh. wurde S. von den Ungarn unterworfen, 1471 zum erstenmal von den Türken angegriffen,

Die S. erscheinen im 4. Jahrh. n. Chr. in 3 Hauptstämmen: Wenden, Slowenen und Anten, dringen dann bis zum 7. Jahrh. an Elbe, Main, in die julischen und norischen Alpen vor, im byzantin. Reiche bis in die Gebirge des Peloponnes. Von den vielen Reichen der S. besteht nur noch Rußland, dessen Bestreben, allmälig sämmtliche S. unter einem Scepter zu vereinigen, nicht mißkannt werden kann; Serbien u. Montenegro haben eine prekäre Selbständigkeit und sind beim Lichte besehen vorgeschobene russ. Posten. Man unterscheidet folgende slav. Völkerstämme: Russen 51 Mill., Bulgaren 31/2, Mill., Serben 51/4, Mill., Kroaten, fast 1 Mill., Winden 1/2 Mill., Polen und Kassuben 10 Mill., Czechen 41/2 Mill., Slowaken 22/3 Mill., Slowenzen 11/5 Mill., Polaben (die Lausitzer Wenden) 160000 Seelen.


Slavien, hieß im 12. u. 13. Jahrh. das Land an der untern Warthe, Netze u. Drage, ein Theil der jetzigen Neumark.


Slavische Literaturen, s. Böhmen, Polen, Rußland, Serbien.


Slavische Mythologie. Die Religionen u. Kulte der slav. Völker waren nahe verwandt; bei allen erscheint ein sehr ausgebildeter Polytheismus mit dualistischem Principe (Bjelbog, der weiße Gott, Czernebog, der schwarze Gott). Götternamen: Swiatowit (Swantowit), der höchste und mächtigste; Perun, der Donnergott; Radegast, Kriegsgott; Prowe, Gott der Gerechtigkeit; Siwa, Göttin der Liebe; Prija, Venus; Diewana, Göttin der Wälder; Morena, Marzana, Göttin des Todes; Intrebog, Morgengott; Wila und Rusalka, Nymphen der Wälder und Gewässer etc. Die Slaven hatten Priester, heil. Haine und Tempel; die Opfer waren meistens unblutig, die Festfreude ging bis zur Ausgelassenheit und Unmäßigkeit. Ihre Todten verbrannten die Slaven u. bewahrten die Asche in Urnen auf. (Ueber die slav. Mythologie vgl. Hannsch, Lemberg 1842.)


Slavische Sprachen. Dieselben sind eine Gruppe des indogerman. Sprachstamms, decliniren ohne Artikel, conjugiren ohne Pronomina, quantitiren und gewähren freie Wortstellung, sind reich an Wurzeln u. Bildungsformen für einzelne Wörter. Das sog. Altslavische, in welchem die Bibel für die slav. Völkerschaften übersetzt wurde, ist der altbulgarische Dialekt, der sich jedoch nicht zur allgemeinen Schriftsprache der Slaven erheben konnte, indem sich nationale Dialekte neben demselben geltend machten; auch sind die neuesten Bestrebungen in dieser Richtung vollständig mißlungen. Man unterscheidet folgende Dialekte: 1) das Neubulgarische, 2) das Russische, 3) das Illyrische (Serbische, Kroatische, Windische), 4) das Polnische mit dem Kassubischen, 5) das Böhmische, 6) das Slowakische, 7) das Wendische in der Lausitz, 8) das Polabische (ausgestorben).


Slavonien, Slawonien, österr. Königreich, seit 1849 mit Kroatien, dem kroat. Küstenlande, mit Fiume und Gebiet ein eigenes Kronland, gränzt an Ungarn, die Wojewodschaft Serbien, an die slavon. und kroatische Militärgränze, Kroatien, hat ohne das slavon. Militärgränzgebiet auf 140 □M. 260000 E., ist der Länge nach von der bewaldeten Fortsetzung des Warasdiner Gebirgs durchzogen, von Drau, Sau und Donau bewässert, fruchtbar an Getreide, Obst und Wein. Das Gebirge liefert Steinkohlen u. Marmor; berühmt sind die warmen Schwefelbäder zu Lippik u. Daruvar. Die Industrie ist noch sehr unbedeutend; die Ausfuhr besteht aus den Erzeugnissen des Ackerbaus, der Viehzucht, Waldwirthschaft; der Seidebau gewinnt an Ausdehnung. Die E. sind meistentheils serb. Slaven, röm.-kath.; Sitz des Landesbischofs ist Diakovar. An der Spitze der Verwaltung des ganzen Kronlands steht der Ban; Hauptstadt ist Eszek (Essek). S. war ein Theil Pannoniens und wurde mit demselben unter Augustus römisch. Nach den Stürmen der Völkerwanderung wurde es byzantinisch, später von den Avaren besetzt u. nach deren Vernichtung durch die Franken unter Karl d. Gr. von den in Dalmatien wohnenden Slaven bevölkert, welche die fränk. Oberherrlichkeit anerkannten. Im 11. Jahrh. wurde S. von den Ungarn unterworfen, 1471 zum erstenmal von den Türken angegriffen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0234" n="233"/>
Die S. erscheinen im 4. Jahrh. n. Chr. in 3 Hauptstämmen: Wenden, Slowenen und Anten, dringen dann bis zum 7. Jahrh. an Elbe, Main, in die julischen und norischen Alpen vor, im byzantin. Reiche bis in die Gebirge des Peloponnes. Von den vielen Reichen der S. besteht nur noch Rußland, dessen Bestreben, allmälig sämmtliche S. unter einem Scepter zu vereinigen, nicht mißkannt werden kann; Serbien u. Montenegro haben eine prekäre Selbständigkeit und sind beim Lichte besehen vorgeschobene russ. Posten. Man unterscheidet folgende slav. Völkerstämme: Russen 51 Mill., Bulgaren 3<hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">2</hi>, Mill., Serben 5<hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">4</hi>, Mill., Kroaten, fast 1 Mill., Winden <hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">2</hi> Mill., Polen und Kassuben 10 Mill., Czechen 4<hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">2</hi> Mill., Slowaken 2<hi rendition="#sup">2</hi>/<hi rendition="#sub">3</hi> Mill., Slowenzen 1<hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">5</hi> Mill., Polaben (die Lausitzer Wenden) 160000 Seelen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Slavien</hi>, hieß im 12. u. 13. Jahrh. das Land an der untern Warthe, Netze u. Drage, ein Theil der jetzigen Neumark.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Slavische Literaturen</hi>, s. Böhmen, Polen, Rußland, Serbien.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Slavische Mythologie</hi>. Die Religionen u. Kulte der slav. Völker waren nahe verwandt; bei allen erscheint ein sehr ausgebildeter Polytheismus mit dualistischem Principe (Bjelbog, der weiße Gott, Czernebog, der schwarze Gott). Götternamen: Swiatowit (Swantowit), der höchste und mächtigste; Perun, der Donnergott; Radegast, Kriegsgott; Prowe, Gott der Gerechtigkeit; Siwa, Göttin der Liebe; Prija, Venus; Diewana, Göttin der Wälder; Morena, Marzana, Göttin des Todes; Intrebog, Morgengott; Wila und Rusalka, Nymphen der Wälder und Gewässer etc. Die Slaven hatten Priester, heil. Haine und Tempel; die Opfer waren meistens unblutig, die Festfreude ging bis zur Ausgelassenheit und Unmäßigkeit. Ihre Todten verbrannten die Slaven u. bewahrten die Asche in Urnen auf. (Ueber die slav. Mythologie vgl. Hannsch, Lemberg 1842.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Slavische Sprachen</hi>. Dieselben sind eine Gruppe des indogerman. Sprachstamms, decliniren ohne Artikel, conjugiren ohne Pronomina, quantitiren und gewähren freie Wortstellung, sind reich an Wurzeln u. Bildungsformen für einzelne Wörter. Das sog. <hi rendition="#g">Altslavische</hi>, in welchem die Bibel für die slav. Völkerschaften übersetzt wurde, ist der altbulgarische Dialekt, der sich jedoch nicht zur allgemeinen Schriftsprache der Slaven erheben konnte, indem sich nationale Dialekte neben demselben geltend machten; auch sind die neuesten Bestrebungen in dieser Richtung vollständig mißlungen. Man unterscheidet folgende Dialekte: 1) das Neubulgarische, 2) das Russische, 3) das Illyrische (Serbische, Kroatische, Windische), 4) das Polnische mit dem Kassubischen, 5) das Böhmische, 6) das Slowakische, 7) das Wendische in der Lausitz, 8) das Polabische (ausgestorben).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Slavonien</hi>, <hi rendition="#g">Slawonien</hi>, österr. Königreich, seit 1849 mit Kroatien, dem kroat. Küstenlande, mit Fiume und Gebiet ein eigenes Kronland, gränzt an Ungarn, die Wojewodschaft Serbien, an die slavon. und kroatische Militärgränze, Kroatien, hat ohne das slavon. Militärgränzgebiet auf 140 &#x25A1;M. 260000 E., ist der Länge nach von der bewaldeten Fortsetzung des Warasdiner Gebirgs durchzogen, von Drau, Sau und Donau bewässert, fruchtbar an Getreide, Obst und Wein. Das Gebirge liefert Steinkohlen u. Marmor; berühmt sind die warmen Schwefelbäder zu Lippik u. Daruvar. Die Industrie ist noch sehr unbedeutend; die Ausfuhr besteht aus den Erzeugnissen des Ackerbaus, der Viehzucht, Waldwirthschaft; der Seidebau gewinnt an Ausdehnung. Die E. sind meistentheils serb. Slaven, röm.-kath.; Sitz des Landesbischofs ist Diakovar. An der Spitze der Verwaltung des ganzen Kronlands steht der Ban; Hauptstadt ist Eszek (Essek). S. war ein Theil Pannoniens und wurde mit demselben unter Augustus römisch. Nach den Stürmen der Völkerwanderung wurde es byzantinisch, später von den Avaren besetzt u. nach deren Vernichtung durch die Franken unter Karl d. Gr. von den in Dalmatien wohnenden Slaven bevölkert, welche die fränk. Oberherrlichkeit anerkannten. Im 11. Jahrh. wurde S. von den Ungarn unterworfen, 1471 zum erstenmal von den Türken angegriffen,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[233/0234] Die S. erscheinen im 4. Jahrh. n. Chr. in 3 Hauptstämmen: Wenden, Slowenen und Anten, dringen dann bis zum 7. Jahrh. an Elbe, Main, in die julischen und norischen Alpen vor, im byzantin. Reiche bis in die Gebirge des Peloponnes. Von den vielen Reichen der S. besteht nur noch Rußland, dessen Bestreben, allmälig sämmtliche S. unter einem Scepter zu vereinigen, nicht mißkannt werden kann; Serbien u. Montenegro haben eine prekäre Selbständigkeit und sind beim Lichte besehen vorgeschobene russ. Posten. Man unterscheidet folgende slav. Völkerstämme: Russen 51 Mill., Bulgaren 31/2, Mill., Serben 51/4, Mill., Kroaten, fast 1 Mill., Winden 1/2 Mill., Polen und Kassuben 10 Mill., Czechen 41/2 Mill., Slowaken 22/3 Mill., Slowenzen 11/5 Mill., Polaben (die Lausitzer Wenden) 160000 Seelen. Slavien, hieß im 12. u. 13. Jahrh. das Land an der untern Warthe, Netze u. Drage, ein Theil der jetzigen Neumark. Slavische Literaturen, s. Böhmen, Polen, Rußland, Serbien. Slavische Mythologie. Die Religionen u. Kulte der slav. Völker waren nahe verwandt; bei allen erscheint ein sehr ausgebildeter Polytheismus mit dualistischem Principe (Bjelbog, der weiße Gott, Czernebog, der schwarze Gott). Götternamen: Swiatowit (Swantowit), der höchste und mächtigste; Perun, der Donnergott; Radegast, Kriegsgott; Prowe, Gott der Gerechtigkeit; Siwa, Göttin der Liebe; Prija, Venus; Diewana, Göttin der Wälder; Morena, Marzana, Göttin des Todes; Intrebog, Morgengott; Wila und Rusalka, Nymphen der Wälder und Gewässer etc. Die Slaven hatten Priester, heil. Haine und Tempel; die Opfer waren meistens unblutig, die Festfreude ging bis zur Ausgelassenheit und Unmäßigkeit. Ihre Todten verbrannten die Slaven u. bewahrten die Asche in Urnen auf. (Ueber die slav. Mythologie vgl. Hannsch, Lemberg 1842.) Slavische Sprachen. Dieselben sind eine Gruppe des indogerman. Sprachstamms, decliniren ohne Artikel, conjugiren ohne Pronomina, quantitiren und gewähren freie Wortstellung, sind reich an Wurzeln u. Bildungsformen für einzelne Wörter. Das sog. Altslavische, in welchem die Bibel für die slav. Völkerschaften übersetzt wurde, ist der altbulgarische Dialekt, der sich jedoch nicht zur allgemeinen Schriftsprache der Slaven erheben konnte, indem sich nationale Dialekte neben demselben geltend machten; auch sind die neuesten Bestrebungen in dieser Richtung vollständig mißlungen. Man unterscheidet folgende Dialekte: 1) das Neubulgarische, 2) das Russische, 3) das Illyrische (Serbische, Kroatische, Windische), 4) das Polnische mit dem Kassubischen, 5) das Böhmische, 6) das Slowakische, 7) das Wendische in der Lausitz, 8) das Polabische (ausgestorben). Slavonien, Slawonien, österr. Königreich, seit 1849 mit Kroatien, dem kroat. Küstenlande, mit Fiume und Gebiet ein eigenes Kronland, gränzt an Ungarn, die Wojewodschaft Serbien, an die slavon. und kroatische Militärgränze, Kroatien, hat ohne das slavon. Militärgränzgebiet auf 140 □M. 260000 E., ist der Länge nach von der bewaldeten Fortsetzung des Warasdiner Gebirgs durchzogen, von Drau, Sau und Donau bewässert, fruchtbar an Getreide, Obst und Wein. Das Gebirge liefert Steinkohlen u. Marmor; berühmt sind die warmen Schwefelbäder zu Lippik u. Daruvar. Die Industrie ist noch sehr unbedeutend; die Ausfuhr besteht aus den Erzeugnissen des Ackerbaus, der Viehzucht, Waldwirthschaft; der Seidebau gewinnt an Ausdehnung. Die E. sind meistentheils serb. Slaven, röm.-kath.; Sitz des Landesbischofs ist Diakovar. An der Spitze der Verwaltung des ganzen Kronlands steht der Ban; Hauptstadt ist Eszek (Essek). S. war ein Theil Pannoniens und wurde mit demselben unter Augustus römisch. Nach den Stürmen der Völkerwanderung wurde es byzantinisch, später von den Avaren besetzt u. nach deren Vernichtung durch die Franken unter Karl d. Gr. von den in Dalmatien wohnenden Slaven bevölkert, welche die fränk. Oberherrlichkeit anerkannten. Im 11. Jahrh. wurde S. von den Ungarn unterworfen, 1471 zum erstenmal von den Türken angegriffen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:14Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/234
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/234>, abgerufen am 21.11.2024.