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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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baute die Wasserburg in Bruchsal, legte das Dorf Huttenheim an u. dgl. m. Sein Sohn Nikolaus, geb. 1748, gest. 1806 als bad. Oberst und Baudirector der Landvogtei Michelsberg, leitete 1772-78 den Neubau des großentheils zerstörten Domes von Speyer, erweiterte das Jagdschloß Waghäusel (jetzt eine großartige Zuckerfabrik). Sein Enkel August Karl Ferdinand, geb. 1781 zu Bruchsal, gest. 1853 als Baurath zu Karlsruhe, war von 1799 an ein Zögling der damals hoch in Blüte stehenden Weinbrenner'schen Schule für höhere Baukunst in Karlsruhe, wurde bereits 1803 Architekt zu Bruchsal neben seinem Vater Nikolaus, reiste 1805-7 u. hielt sich namentlich lange in Rom auf, wo er mit höchst interessanten Persönlichkeiten, mit Thorwaldsen, Rumohr, den beiden Riepenhausen u. a. m., besonders mit Ludw. Tieck dauernde Verbindungen anknüpfte. Zurückgekehrt wurde er Baumeister für die Stadt u. den Bezirk Bruchsal, 1832 Bezirksbaumeister zu Karlsruhe, 1834 Baurath, 1845 pensioniert. Baute unter andern die Kirche zu Reichenbach bei Ettlingen, die vielfach als wahres Ideal einer Dorfkirche gepriesen wird.


Schwarz, s. Farbenlehre.


Schwarz, Berthold, ein Franziskanermönch zu Freiburg i. B., soll eigentlich Konstantin Anklitzen geheißen und um 1330 das Schießpulver erfunden haben. Leichtmöglich besaß er solche Kenntnisse in den Naturwissenschaften, daß man ihn wegen seinen physikalischen Experimenten als Zauberer verschrie, mag auch das Pulver auf irgend eine Weise nutzbar fürs Leben gemacht haben. Aber die Nachrichten über seine Person sind bis jetzt sagenhaft geblieben u. das Pulver war nicht nur viele Jahrhunderte vor ihm in China, sondern zu seiner Zeit auch bereits im deutschen Reiche bekannt, wo man es zu Sprengungen und wohl schon dazu benutzte, um große Steine gegen Burgen zu schießen (so scheint eine Urkunde dafür zu reden, daß 1291 von den Freiburgern selber Pulver zur Beschießung der Burg auf dem Schloßberge angewendet wurde; dies wäre das älteste bekannte Zeugniß für die Anwendung des Pulvers zu Kriegszwecken u. gewiß ist, daß diese Anwendung bald darauf plötzlich in mehren oberrheinischen Reichsstädten stattfand). In Freiburg wurde 1853 an die Stelle des (mißliebigen) Rotteck-Denkmales die Statue des S. gesetzt.


Schwarz, Friedr. Heinr. Christian, ein besonders um die Pädagogik verdienter protestant. Theolog, geb. 1766 zu Gießen, trat frühzeitig als theologischer u. pädagogischer Schriftsteller auf, leitete nebenbei eine Erziehungsanstalt u. kam 1804 durch Karl Friedrich von Baden als Professor der Theologie nach Heidelberg, wo er 1837 st. Hinterließ eine Erziehungslehre in 4 Bänden, ein Lehrbuch der Pädagogik und Didaktik (6. Aufl. 1855), einen Grundriß der Theorie der Mädchenerziehung u. a. m.


Schwarza, 6 Ml. langer Nebenfluß der Saale, entspringt im Thüringer Walde nördl. von Steinheide, mündet bei Rudolstadt; gibt dem Schloß Schwarzburg den Namen.


Schwarzburg, souveränes deutsches Fürstenhaus, erscheint als gräfl. um die Mitte des 12. Jahrh., kommt durch Günther 1349 für sehr kurze Zeit auf den Kaiserthron, theilt sich mehrmals, bis seit 1599 die Linien S.-Rudolstadt u. S.-Sondershausen übrig blieben, die 1754 reichsfürstl. wurden.


Schwarzburg-Rudolstadt, deutsches Fürstenthum, hat auf 15 etc. #M. 69000 protest. Einw., besteht aus mehren Stücken, die an Preußen und die meisten thüringischen Kleinstaaten anstoßen, wird von der Schwarza, Ilm u. Saale bewässert. Participirt im deutschen Bunde an der 15. Curiatstimme, führt im Plenum eine eigene, stellt mit Reserve und Ersatz 899 Mann Contingent, hat eine landständische Verfassung, etwas über 1 Mill. Thaler Schulden, 200000 Thlr. Papiergeld, Gleichgewicht zwischen Einnahme und Ausgabe. Der regierende Fürst ist Friedrich Günther, geb. 1793, die Hauptstadt Rudolstadt.


Schwarzburg-Sondershausen, deutsches Fürstenthum, fast 151/2 #M. groß, hat 60000 protest. Einw., liegt am Unterharze, ist ganz von Preußen umgeben, participirt im deutschen Bunde

baute die Wasserburg in Bruchsal, legte das Dorf Huttenheim an u. dgl. m. Sein Sohn Nikolaus, geb. 1748, gest. 1806 als bad. Oberst und Baudirector der Landvogtei Michelsberg, leitete 1772–78 den Neubau des großentheils zerstörten Domes von Speyer, erweiterte das Jagdschloß Waghäusel (jetzt eine großartige Zuckerfabrik). Sein Enkel August Karl Ferdinand, geb. 1781 zu Bruchsal, gest. 1853 als Baurath zu Karlsruhe, war von 1799 an ein Zögling der damals hoch in Blüte stehenden Weinbrenner'schen Schule für höhere Baukunst in Karlsruhe, wurde bereits 1803 Architekt zu Bruchsal neben seinem Vater Nikolaus, reiste 1805–7 u. hielt sich namentlich lange in Rom auf, wo er mit höchst interessanten Persönlichkeiten, mit Thorwaldsen, Rumohr, den beiden Riepenhausen u. a. m., besonders mit Ludw. Tieck dauernde Verbindungen anknüpfte. Zurückgekehrt wurde er Baumeister für die Stadt u. den Bezirk Bruchsal, 1832 Bezirksbaumeister zu Karlsruhe, 1834 Baurath, 1845 pensioniert. Baute unter andern die Kirche zu Reichenbach bei Ettlingen, die vielfach als wahres Ideal einer Dorfkirche gepriesen wird.


Schwarz, s. Farbenlehre.


Schwarz, Berthold, ein Franziskanermönch zu Freiburg i. B., soll eigentlich Konstantin Anklitzen geheißen und um 1330 das Schießpulver erfunden haben. Leichtmöglich besaß er solche Kenntnisse in den Naturwissenschaften, daß man ihn wegen seinen physikalischen Experimenten als Zauberer verschrie, mag auch das Pulver auf irgend eine Weise nutzbar fürs Leben gemacht haben. Aber die Nachrichten über seine Person sind bis jetzt sagenhaft geblieben u. das Pulver war nicht nur viele Jahrhunderte vor ihm in China, sondern zu seiner Zeit auch bereits im deutschen Reiche bekannt, wo man es zu Sprengungen und wohl schon dazu benutzte, um große Steine gegen Burgen zu schießen (so scheint eine Urkunde dafür zu reden, daß 1291 von den Freiburgern selber Pulver zur Beschießung der Burg auf dem Schloßberge angewendet wurde; dies wäre das älteste bekannte Zeugniß für die Anwendung des Pulvers zu Kriegszwecken u. gewiß ist, daß diese Anwendung bald darauf plötzlich in mehren oberrheinischen Reichsstädten stattfand). In Freiburg wurde 1853 an die Stelle des (mißliebigen) Rotteck-Denkmales die Statue des S. gesetzt.


Schwarz, Friedr. Heinr. Christian, ein besonders um die Pädagogik verdienter protestant. Theolog, geb. 1766 zu Gießen, trat frühzeitig als theologischer u. pädagogischer Schriftsteller auf, leitete nebenbei eine Erziehungsanstalt u. kam 1804 durch Karl Friedrich von Baden als Professor der Theologie nach Heidelberg, wo er 1837 st. Hinterließ eine Erziehungslehre in 4 Bänden, ein Lehrbuch der Pädagogik und Didaktik (6. Aufl. 1855), einen Grundriß der Theorie der Mädchenerziehung u. a. m.


Schwarza, 6 Ml. langer Nebenfluß der Saale, entspringt im Thüringer Walde nördl. von Steinheide, mündet bei Rudolstadt; gibt dem Schloß Schwarzburg den Namen.


Schwarzburg, souveränes deutsches Fürstenhaus, erscheint als gräfl. um die Mitte des 12. Jahrh., kommt durch Günther 1349 für sehr kurze Zeit auf den Kaiserthron, theilt sich mehrmals, bis seit 1599 die Linien S.-Rudolstadt u. S.-Sondershausen übrig blieben, die 1754 reichsfürstl. wurden.


Schwarzburg-Rudolstadt, deutsches Fürstenthum, hat auf 15 etc. □M. 69000 protest. Einw., besteht aus mehren Stücken, die an Preußen und die meisten thüringischen Kleinstaaten anstoßen, wird von der Schwarza, Ilm u. Saale bewässert. Participirt im deutschen Bunde an der 15. Curiatstimme, führt im Plenum eine eigene, stellt mit Reserve und Ersatz 899 Mann Contingent, hat eine landständische Verfassung, etwas über 1 Mill. Thaler Schulden, 200000 Thlr. Papiergeld, Gleichgewicht zwischen Einnahme und Ausgabe. Der regierende Fürst ist Friedrich Günther, geb. 1793, die Hauptstadt Rudolstadt.


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[139/0140] baute die Wasserburg in Bruchsal, legte das Dorf Huttenheim an u. dgl. m. Sein Sohn Nikolaus, geb. 1748, gest. 1806 als bad. Oberst und Baudirector der Landvogtei Michelsberg, leitete 1772–78 den Neubau des großentheils zerstörten Domes von Speyer, erweiterte das Jagdschloß Waghäusel (jetzt eine großartige Zuckerfabrik). Sein Enkel August Karl Ferdinand, geb. 1781 zu Bruchsal, gest. 1853 als Baurath zu Karlsruhe, war von 1799 an ein Zögling der damals hoch in Blüte stehenden Weinbrenner'schen Schule für höhere Baukunst in Karlsruhe, wurde bereits 1803 Architekt zu Bruchsal neben seinem Vater Nikolaus, reiste 1805–7 u. hielt sich namentlich lange in Rom auf, wo er mit höchst interessanten Persönlichkeiten, mit Thorwaldsen, Rumohr, den beiden Riepenhausen u. a. m., besonders mit Ludw. Tieck dauernde Verbindungen anknüpfte. Zurückgekehrt wurde er Baumeister für die Stadt u. den Bezirk Bruchsal, 1832 Bezirksbaumeister zu Karlsruhe, 1834 Baurath, 1845 pensioniert. Baute unter andern die Kirche zu Reichenbach bei Ettlingen, die vielfach als wahres Ideal einer Dorfkirche gepriesen wird. Schwarz, s. Farbenlehre. Schwarz, Berthold, ein Franziskanermönch zu Freiburg i. B., soll eigentlich Konstantin Anklitzen geheißen und um 1330 das Schießpulver erfunden haben. Leichtmöglich besaß er solche Kenntnisse in den Naturwissenschaften, daß man ihn wegen seinen physikalischen Experimenten als Zauberer verschrie, mag auch das Pulver auf irgend eine Weise nutzbar fürs Leben gemacht haben. Aber die Nachrichten über seine Person sind bis jetzt sagenhaft geblieben u. das Pulver war nicht nur viele Jahrhunderte vor ihm in China, sondern zu seiner Zeit auch bereits im deutschen Reiche bekannt, wo man es zu Sprengungen und wohl schon dazu benutzte, um große Steine gegen Burgen zu schießen (so scheint eine Urkunde dafür zu reden, daß 1291 von den Freiburgern selber Pulver zur Beschießung der Burg auf dem Schloßberge angewendet wurde; dies wäre das älteste bekannte Zeugniß für die Anwendung des Pulvers zu Kriegszwecken u. gewiß ist, daß diese Anwendung bald darauf plötzlich in mehren oberrheinischen Reichsstädten stattfand). In Freiburg wurde 1853 an die Stelle des (mißliebigen) Rotteck-Denkmales die Statue des S. gesetzt. Schwarz, Friedr. Heinr. Christian, ein besonders um die Pädagogik verdienter protestant. Theolog, geb. 1766 zu Gießen, trat frühzeitig als theologischer u. pädagogischer Schriftsteller auf, leitete nebenbei eine Erziehungsanstalt u. kam 1804 durch Karl Friedrich von Baden als Professor der Theologie nach Heidelberg, wo er 1837 st. Hinterließ eine Erziehungslehre in 4 Bänden, ein Lehrbuch der Pädagogik und Didaktik (6. Aufl. 1855), einen Grundriß der Theorie der Mädchenerziehung u. a. m. Schwarza, 6 Ml. langer Nebenfluß der Saale, entspringt im Thüringer Walde nördl. von Steinheide, mündet bei Rudolstadt; gibt dem Schloß Schwarzburg den Namen. Schwarzburg, souveränes deutsches Fürstenhaus, erscheint als gräfl. um die Mitte des 12. Jahrh., kommt durch Günther 1349 für sehr kurze Zeit auf den Kaiserthron, theilt sich mehrmals, bis seit 1599 die Linien S.-Rudolstadt u. S.-Sondershausen übrig blieben, die 1754 reichsfürstl. wurden. Schwarzburg-Rudolstadt, deutsches Fürstenthum, hat auf 15 etc. □M. 69000 protest. Einw., besteht aus mehren Stücken, die an Preußen und die meisten thüringischen Kleinstaaten anstoßen, wird von der Schwarza, Ilm u. Saale bewässert. Participirt im deutschen Bunde an der 15. Curiatstimme, führt im Plenum eine eigene, stellt mit Reserve und Ersatz 899 Mann Contingent, hat eine landständische Verfassung, etwas über 1 Mill. Thaler Schulden, 200000 Thlr. Papiergeld, Gleichgewicht zwischen Einnahme und Ausgabe. Der regierende Fürst ist Friedrich Günther, geb. 1793, die Hauptstadt Rudolstadt. Schwarzburg-Sondershausen, deutsches Fürstenthum, fast 151/2 □M. groß, hat 60000 protest. Einw., liegt am Unterharze, ist ganz von Preußen umgeben, participirt im deutschen Bunde

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/140>, abgerufen am 22.12.2024.