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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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unserer Erlösung (freudenreiche, schmerzhafte, glorreiche Geheimnisse) umfaßt u. die Gottesgebärerin verherrlichet, und thaten viel es, um ihn als Volksandacht allgemein zu machen. Der Name R. aber kam auf, weil die Kügelchen der Gebetschnur lange wie kleine an einander gereihte Röschen gestaltet od. auch aus Rosenholz verfertigt wurden. - R. bruderschaft, ein Verein, dessen Mitglieder es sich zur Ausgabe machen, in bestimmten Zeiten R. andachten zu halten. Nachdem an demselben Tage, an welchem die R.bruderschaften zu Rom ihre Wallfahrten und besondern Andachten u. Verleihung des Sieges über die Ungläubigen hielten, nämlich am 7. Oct. 1571, Don Juan von Oesterreich den großen Seesieg bei Lepanto über die Türken erfochten hatte, ordnete Papst Pius V. ein eigenes Fest zu Ehren des hl. R.es, ein R. fest an, welches Gregor XIII. auf den 1. Sonntag im Oct. festsetzte und Clemens XI. aus Veranlassung des großen Sieges, den Prinz Eugen 1716 bei Belgrad über die Türken erfocht, der ganzen Christenheit vorschrieb. - Lebendiger R. heißt eine in unserer Zeit aufgekommene R.bruderschaft, bei der jeder Verein aus 15 Personen besteht und jedes Mitglied täglich dasjenige Gesetz des R.es betet, welches ihm bei der Vertheilung zugefallen ist.


Rosenkranz, Joh. Karl Friedr, ein Philosoph der Hegel'schen Schule, von Dav. Strauß das Centrum derselben genannt, geb. 1805 zu Magdeburg, lehrte anfangs zu Halle, seit 1831 zu Königsberg und kehrte im Juni 1849 dahin zurück, nachdem er seit 1848 vortragender Rath im Ministerium zu Berlin gewesen war. Lieferte viele geistreiche und scharfsinnige, aber auch einseitige u. mitunter oberflächliche Schriften philosophischen u. literaturgeschichtlichen Inhaltes, namentlich über Hegel, Schelling, Schleiermacher, eine Encyklopädie der Wissenschaften, eine Psychologie, Pädagogik, ferner ein Handbuch der allgemeinen Geschichte der Poesie, eine Geschichte der deutschen Dichtkunst im Mittelalter, über die Nibelungen, über die Tragödie des Calderon vom wunderthätigen Magus u. a. m. Neueste Schriften: eine "Aesthetik des Häßlichen" (Königsb. 1853) u. "Aus einem Tagebuch" (Leipzig 1854).


Rosenkreuzer, nannte man 1) die angeblichen Mitglieder eines geheimen Bundes, welcher von einem unbekannten Obern, Rosenkreuz, geleitet werde, sich im Besitze verborgen er Naturkenntnisse und der größten Geheimnisse, namentlich der Goldmacherkunst, des Lebenselixieres, sogar des Steines der Weisen befinde und den ganzen sittlich-religiösen und gesellschaftlichen Zustand der Menschheit neu zu gestalten trachte. Der Glaube an die Existenz einer solchen Gesellschaft wurde genährt durch Schriften, durch welche der verdiente Joh. Valentin Andreä im Anfang des 17. Jahrh. den krankhaften Hang der Zeit zum Mysteriösen und Abenteuerlichen, zu geheimen Lehren und Verbindungen verspotten wollte, die man aber für baaren Ernst nahm (Fama fraternitatis od. Entdeckung der Brüderschaften des löblichen Ordens des Rosen-Creuzes, Kassel 1614; Confessio fraternitatis rosaceae crucis 1615; Chymische Hochzeit Christiani Rosenkreuz 1618). Ein R., welcher auch nur eine der großartigen Versprechungen erfüllt hätte, kam natürlich nirgends zum Vorschein. Dagegen erschien eine ganze Fluth von r.schen Schriften und mancherorts stiftete man R. gesellschaften z. B. 1622 im Haag, der engl. Arzt Robert Flud aber (gest. 1637) verband die Träumereien der vorgeblichen R. mit denen des Theophrastus Paracelsus und förderte eine ganz seltsame "Feuerphilosophie" zu Tage. Der R. lärm hörte allmälig auf, begann jedoch zwischen 1756-68 abermals, denn es nannten sich R. 2) die Mitglieder eines höheren Grades des Ordens der Freimaurer (s. d.), unter denen sich in Frankreich der Titel "Prinz Rosenkreuz" (prince Rosecroix) zur Bezeichnung des höchsten Grades der Mitgliedschaft erhalten hat.


Rosenmüller, Joh. Georg, protest. Theolog, geb. 1736 zu Ummerstädt bei Hildburghausen, gest. 1815 als Superintendent in Leipzig, erwarb sich Verdienste um die Schriftauslegung und

unserer Erlösung (freudenreiche, schmerzhafte, glorreiche Geheimnisse) umfaßt u. die Gottesgebärerin verherrlichet, und thaten viel es, um ihn als Volksandacht allgemein zu machen. Der Name R. aber kam auf, weil die Kügelchen der Gebetschnur lange wie kleine an einander gereihte Röschen gestaltet od. auch aus Rosenholz verfertigt wurden. – R. bruderschaft, ein Verein, dessen Mitglieder es sich zur Ausgabe machen, in bestimmten Zeiten R. andachten zu halten. Nachdem an demselben Tage, an welchem die R.bruderschaften zu Rom ihre Wallfahrten und besondern Andachten u. Verleihung des Sieges über die Ungläubigen hielten, nämlich am 7. Oct. 1571, Don Juan von Oesterreich den großen Seesieg bei Lepanto über die Türken erfochten hatte, ordnete Papst Pius V. ein eigenes Fest zu Ehren des hl. R.es, ein R. fest an, welches Gregor XIII. auf den 1. Sonntag im Oct. festsetzte und Clemens XI. aus Veranlassung des großen Sieges, den Prinz Eugen 1716 bei Belgrad über die Türken erfocht, der ganzen Christenheit vorschrieb. – Lebendiger R. heißt eine in unserer Zeit aufgekommene R.bruderschaft, bei der jeder Verein aus 15 Personen besteht und jedes Mitglied täglich dasjenige Gesetz des R.es betet, welches ihm bei der Vertheilung zugefallen ist.


Rosenkranz, Joh. Karl Friedr, ein Philosoph der Hegelʼschen Schule, von Dav. Strauß das Centrum derselben genannt, geb. 1805 zu Magdeburg, lehrte anfangs zu Halle, seit 1831 zu Königsberg und kehrte im Juni 1849 dahin zurück, nachdem er seit 1848 vortragender Rath im Ministerium zu Berlin gewesen war. Lieferte viele geistreiche und scharfsinnige, aber auch einseitige u. mitunter oberflächliche Schriften philosophischen u. literaturgeschichtlichen Inhaltes, namentlich über Hegel, Schelling, Schleiermacher, eine Encyklopädie der Wissenschaften, eine Psychologie, Pädagogik, ferner ein Handbuch der allgemeinen Geschichte der Poesie, eine Geschichte der deutschen Dichtkunst im Mittelalter, über die Nibelungen, über die Tragödie des Calderon vom wunderthätigen Magus u. a. m. Neueste Schriften: eine „Aesthetik des Häßlichen“ (Königsb. 1853) u. „Aus einem Tagebuch“ (Leipzig 1854).


Rosenkreuzer, nannte man 1) die angeblichen Mitglieder eines geheimen Bundes, welcher von einem unbekannten Obern, Rosenkreuz, geleitet werde, sich im Besitze verborgen er Naturkenntnisse und der größten Geheimnisse, namentlich der Goldmacherkunst, des Lebenselixieres, sogar des Steines der Weisen befinde und den ganzen sittlich-religiösen und gesellschaftlichen Zustand der Menschheit neu zu gestalten trachte. Der Glaube an die Existenz einer solchen Gesellschaft wurde genährt durch Schriften, durch welche der verdiente Joh. Valentin Andreä im Anfang des 17. Jahrh. den krankhaften Hang der Zeit zum Mysteriösen und Abenteuerlichen, zu geheimen Lehren und Verbindungen verspotten wollte, die man aber für baaren Ernst nahm (Fama fraternitatis od. Entdeckung der Brüderschaften des löblichen Ordens des Rosen-Creuzes, Kassel 1614; Confessio fraternitatis rosaceae crucis 1615; Chymische Hochzeit Christiani Rosenkreuz 1618). Ein R., welcher auch nur eine der großartigen Versprechungen erfüllt hätte, kam natürlich nirgends zum Vorschein. Dagegen erschien eine ganze Fluth von r.schen Schriften und mancherorts stiftete man R. gesellschaften z. B. 1622 im Haag, der engl. Arzt Robert Flud aber (gest. 1637) verband die Träumereien der vorgeblichen R. mit denen des Theophrastus Paracelsus und förderte eine ganz seltsame „Feuerphilosophie“ zu Tage. Der R. lärm hörte allmälig auf, begann jedoch zwischen 1756–68 abermals, denn es nannten sich R. 2) die Mitglieder eines höheren Grades des Ordens der Freimaurer (s. d.), unter denen sich in Frankreich der Titel „Prinz Rosenkreuz“ (prince Rosecroix) zur Bezeichnung des höchsten Grades der Mitgliedschaft erhalten hat.


Rosenmüller, Joh. Georg, protest. Theolog, geb. 1736 zu Ummerstädt bei Hildburghausen, gest. 1815 als Superintendent in Leipzig, erwarb sich Verdienste um die Schriftauslegung und

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[769/0770] unserer Erlösung (freudenreiche, schmerzhafte, glorreiche Geheimnisse) umfaßt u. die Gottesgebärerin verherrlichet, und thaten viel es, um ihn als Volksandacht allgemein zu machen. Der Name R. aber kam auf, weil die Kügelchen der Gebetschnur lange wie kleine an einander gereihte Röschen gestaltet od. auch aus Rosenholz verfertigt wurden. – R. bruderschaft, ein Verein, dessen Mitglieder es sich zur Ausgabe machen, in bestimmten Zeiten R. andachten zu halten. Nachdem an demselben Tage, an welchem die R.bruderschaften zu Rom ihre Wallfahrten und besondern Andachten u. Verleihung des Sieges über die Ungläubigen hielten, nämlich am 7. Oct. 1571, Don Juan von Oesterreich den großen Seesieg bei Lepanto über die Türken erfochten hatte, ordnete Papst Pius V. ein eigenes Fest zu Ehren des hl. R.es, ein R. fest an, welches Gregor XIII. auf den 1. Sonntag im Oct. festsetzte und Clemens XI. aus Veranlassung des großen Sieges, den Prinz Eugen 1716 bei Belgrad über die Türken erfocht, der ganzen Christenheit vorschrieb. – Lebendiger R. heißt eine in unserer Zeit aufgekommene R.bruderschaft, bei der jeder Verein aus 15 Personen besteht und jedes Mitglied täglich dasjenige Gesetz des R.es betet, welches ihm bei der Vertheilung zugefallen ist. Rosenkranz, Joh. Karl Friedr, ein Philosoph der Hegelʼschen Schule, von Dav. Strauß das Centrum derselben genannt, geb. 1805 zu Magdeburg, lehrte anfangs zu Halle, seit 1831 zu Königsberg und kehrte im Juni 1849 dahin zurück, nachdem er seit 1848 vortragender Rath im Ministerium zu Berlin gewesen war. Lieferte viele geistreiche und scharfsinnige, aber auch einseitige u. mitunter oberflächliche Schriften philosophischen u. literaturgeschichtlichen Inhaltes, namentlich über Hegel, Schelling, Schleiermacher, eine Encyklopädie der Wissenschaften, eine Psychologie, Pädagogik, ferner ein Handbuch der allgemeinen Geschichte der Poesie, eine Geschichte der deutschen Dichtkunst im Mittelalter, über die Nibelungen, über die Tragödie des Calderon vom wunderthätigen Magus u. a. m. Neueste Schriften: eine „Aesthetik des Häßlichen“ (Königsb. 1853) u. „Aus einem Tagebuch“ (Leipzig 1854). Rosenkreuzer, nannte man 1) die angeblichen Mitglieder eines geheimen Bundes, welcher von einem unbekannten Obern, Rosenkreuz, geleitet werde, sich im Besitze verborgen er Naturkenntnisse und der größten Geheimnisse, namentlich der Goldmacherkunst, des Lebenselixieres, sogar des Steines der Weisen befinde und den ganzen sittlich-religiösen und gesellschaftlichen Zustand der Menschheit neu zu gestalten trachte. Der Glaube an die Existenz einer solchen Gesellschaft wurde genährt durch Schriften, durch welche der verdiente Joh. Valentin Andreä im Anfang des 17. Jahrh. den krankhaften Hang der Zeit zum Mysteriösen und Abenteuerlichen, zu geheimen Lehren und Verbindungen verspotten wollte, die man aber für baaren Ernst nahm (Fama fraternitatis od. Entdeckung der Brüderschaften des löblichen Ordens des Rosen-Creuzes, Kassel 1614; Confessio fraternitatis rosaceae crucis 1615; Chymische Hochzeit Christiani Rosenkreuz 1618). Ein R., welcher auch nur eine der großartigen Versprechungen erfüllt hätte, kam natürlich nirgends zum Vorschein. Dagegen erschien eine ganze Fluth von r.schen Schriften und mancherorts stiftete man R. gesellschaften z. B. 1622 im Haag, der engl. Arzt Robert Flud aber (gest. 1637) verband die Träumereien der vorgeblichen R. mit denen des Theophrastus Paracelsus und förderte eine ganz seltsame „Feuerphilosophie“ zu Tage. Der R. lärm hörte allmälig auf, begann jedoch zwischen 1756–68 abermals, denn es nannten sich R. 2) die Mitglieder eines höheren Grades des Ordens der Freimaurer (s. d.), unter denen sich in Frankreich der Titel „Prinz Rosenkreuz“ (prince Rosecroix) zur Bezeichnung des höchsten Grades der Mitgliedschaft erhalten hat. Rosenmüller, Joh. Georg, protest. Theolog, geb. 1736 zu Ummerstädt bei Hildburghausen, gest. 1815 als Superintendent in Leipzig, erwarb sich Verdienste um die Schriftauslegung und

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 769. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/770>, abgerufen am 25.11.2024.