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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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und Nero, 14-68 nach Chr., wurden vielleicht ebensoviele edle und gemeine Bürger hingerichtet, als ehedem in einem gefährlichen Kriege umkamen; ebenso wurden die Finanzen des Reichs von Grund aus zerrüttet, während 2 Jahren aber (68 bis 69) wüthete die Militäranarchie (die Heere riefen nacheinander Galba, Otho u. Vitellius als Kaiser aus) vom Rheine bis Palästina und verschlang Heere sowie den Wohlstand ganzer Provinzen. Nach 180 brach die Militäranarchie mit fast unbezähmbarer Wildheit aus; ein Kaiser nach dem andern wurde von den Legionen eingesetzt und beseitigt; alle Gesetzlichkeit mußte aufhören, Reich u. Heer zerrüttet werden, da es nur selten einem Kaiser gelang (wie Septimius Severus 193-211) die Ordnung für kurze Zeit auf militärische Weise wiederherzustellen. Allgemeine Verarmung war umsomehr Folge der blutigen Anarchie, als die Barbaren das zerrüttete Reich von allen Seiten anfielen; in Asien waren die Neuperser am gefährlichsten, in Europa die germanischen Völkerbündnisse. In dieser Zeit wurde die Kirche der Zufluchtsort für alle Römer von edelm Sinne, deßwegen nahm sie auch wunderbar schnell zu u. widerstand den Stürmen der Verfolger glorreich durch den Heroismus der Geduld und aufopfernden Bruderliebe. Eine neue Periode begann mit Diocletian (284 bis 305) u. Constantin d. Gr. (306-337); schon unter dem ersten hörte R. auf Mittelpunkt des Reichs zu sein, da dessen Größe eine Theilung der Regierung erforderte, wenn es wirksam vertheidigt werden sollte, weßwegen Diocletian mehre Mitkaiser annahm (vergl. Diocletian). Seitdem aber der Thron von R. entfernt war, wo sich ein Rest der alten Gebräuche und Sitten erhalten hatte, wurde er mit morgenländischem Glanze umgeben u. die morgenländische Serailregierung in das Abendland herübergetragen. Für die Regierung wurde eine lange Stufenreihe von Beamten eingeführt und dadurch zwar die Vollziehung der kaiserl. Befehle gesichert, aber diese Einrichtung verbunden mit den Kosten des Hofs und der Heere verschlang das Staatseinkommen so rasch, daß die Steuerlast immer größer wurde und die Landbevölkerung in den Provinzen sich nach der weniger theuern Herrschaft der Barbaren sehnte. Constantin d. Große erkämpfte sich noch einmal die Alleinherrschaft, erhob die christliche Religion zur Staatsreligion, vollendete die neue auf Militär u. Bureaukratie fußende autokratische Verfassung des Reichs u. entschied die Trennung desselben, indem er Byzanz zur Residenz machte, eine Stadt, welche nicht zugleich Hauptstadt des Westens sein konnte, indem sie das traditionelle Ansehen R.s unmöglich an sich zu ziehen vermochte. Nach ihm riß wieder Militäranarchie ein u. wurden die Einfälle der Barbaren nachhaltiger; noch einmal vereinigte Theodosius 392 bis 395 den Osten und Westen, aber schon unter seinen Söhnen Honorius u. Arcadius wurden sie 395 für immer getrennt. Honorius führte bis 423 eine elende Hofregierung, während sein Feldherr, der Vandale Stilicho, Italien mehrmals gegen die Barbaren rettete, bis er auf Befehl des argwöhnischen Kaisers ermordet wurde. Da fiel der Westgothe Alarich abermals in Italien ein, erstürmte am 24. Aug. 408 R. u. plünderte es aus. Die Westgothen zogen zwar nach Gallien und Spanien ab, dafür überfielen aber andere Barbarenschwärme Italien und überschwemmten gleichzeitig die Provinzen; 451 wurden die Hunnen aus Gallien wieder über den Rhein zurückgeworfen, doch 455 plünderte der Vandale Genserich R.; dasselbe Schicksal widerfuhr der Stadt 473 durch den Franken od. Westgothen Ricimer, der als röm. Feldherr mehre Kaiser ein- und abgesetzt hatte. Den letzten Schattenkaiser Romulus Augustulus beseitigte der Heruler Odoaker 476, so daß das weström. Reich auch dem Namen nach aufhörte. Die Provinzen u. Italien waren ohnedies schon in den Händen der Barbaren. Als herrschende Stadt war R. al so gestürzt, aber es blieb der Mittelpunkt der christlichen Welt durch das Haupt der Christenheit, den Papst, da durch die providentielle Fügung der Apostelfürst Petrus den hl. Stuhl in R. aufgerichtet hatte. Auch in späterer Zeit hat R., weil es päpstliche

und Nero, 14–68 nach Chr., wurden vielleicht ebensoviele edle und gemeine Bürger hingerichtet, als ehedem in einem gefährlichen Kriege umkamen; ebenso wurden die Finanzen des Reichs von Grund aus zerrüttet, während 2 Jahren aber (68 bis 69) wüthete die Militäranarchie (die Heere riefen nacheinander Galba, Otho u. Vitellius als Kaiser aus) vom Rheine bis Palästina und verschlang Heere sowie den Wohlstand ganzer Provinzen. Nach 180 brach die Militäranarchie mit fast unbezähmbarer Wildheit aus; ein Kaiser nach dem andern wurde von den Legionen eingesetzt und beseitigt; alle Gesetzlichkeit mußte aufhören, Reich u. Heer zerrüttet werden, da es nur selten einem Kaiser gelang (wie Septimius Severus 193–211) die Ordnung für kurze Zeit auf militärische Weise wiederherzustellen. Allgemeine Verarmung war umsomehr Folge der blutigen Anarchie, als die Barbaren das zerrüttete Reich von allen Seiten anfielen; in Asien waren die Neuperser am gefährlichsten, in Europa die germanischen Völkerbündnisse. In dieser Zeit wurde die Kirche der Zufluchtsort für alle Römer von edelm Sinne, deßwegen nahm sie auch wunderbar schnell zu u. widerstand den Stürmen der Verfolger glorreich durch den Heroismus der Geduld und aufopfernden Bruderliebe. Eine neue Periode begann mit Diocletian (284 bis 305) u. Constantin d. Gr. (306–337); schon unter dem ersten hörte R. auf Mittelpunkt des Reichs zu sein, da dessen Größe eine Theilung der Regierung erforderte, wenn es wirksam vertheidigt werden sollte, weßwegen Diocletian mehre Mitkaiser annahm (vergl. Diocletian). Seitdem aber der Thron von R. entfernt war, wo sich ein Rest der alten Gebräuche und Sitten erhalten hatte, wurde er mit morgenländischem Glanze umgeben u. die morgenländische Serailregierung in das Abendland herübergetragen. Für die Regierung wurde eine lange Stufenreihe von Beamten eingeführt und dadurch zwar die Vollziehung der kaiserl. Befehle gesichert, aber diese Einrichtung verbunden mit den Kosten des Hofs und der Heere verschlang das Staatseinkommen so rasch, daß die Steuerlast immer größer wurde und die Landbevölkerung in den Provinzen sich nach der weniger theuern Herrschaft der Barbaren sehnte. Constantin d. Große erkämpfte sich noch einmal die Alleinherrschaft, erhob die christliche Religion zur Staatsreligion, vollendete die neue auf Militär u. Bureaukratie fußende autokratische Verfassung des Reichs u. entschied die Trennung desselben, indem er Byzanz zur Residenz machte, eine Stadt, welche nicht zugleich Hauptstadt des Westens sein konnte, indem sie das traditionelle Ansehen R.s unmöglich an sich zu ziehen vermochte. Nach ihm riß wieder Militäranarchie ein u. wurden die Einfälle der Barbaren nachhaltiger; noch einmal vereinigte Theodosius 392 bis 395 den Osten und Westen, aber schon unter seinen Söhnen Honorius u. Arcadius wurden sie 395 für immer getrennt. Honorius führte bis 423 eine elende Hofregierung, während sein Feldherr, der Vandale Stilicho, Italien mehrmals gegen die Barbaren rettete, bis er auf Befehl des argwöhnischen Kaisers ermordet wurde. Da fiel der Westgothe Alarich abermals in Italien ein, erstürmte am 24. Aug. 408 R. u. plünderte es aus. Die Westgothen zogen zwar nach Gallien und Spanien ab, dafür überfielen aber andere Barbarenschwärme Italien und überschwemmten gleichzeitig die Provinzen; 451 wurden die Hunnen aus Gallien wieder über den Rhein zurückgeworfen, doch 455 plünderte der Vandale Genserich R.; dasselbe Schicksal widerfuhr der Stadt 473 durch den Franken od. Westgothen Ricimer, der als röm. Feldherr mehre Kaiser ein- und abgesetzt hatte. Den letzten Schattenkaiser Romulus Augustulus beseitigte der Heruler Odoaker 476, so daß das weström. Reich auch dem Namen nach aufhörte. Die Provinzen u. Italien waren ohnedies schon in den Händen der Barbaren. Als herrschende Stadt war R. al so gestürzt, aber es blieb der Mittelpunkt der christlichen Welt durch das Haupt der Christenheit, den Papst, da durch die providentielle Fügung der Apostelfürst Petrus den hl. Stuhl in R. aufgerichtet hatte. Auch in späterer Zeit hat R., weil es päpstliche

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[759/0760] und Nero, 14–68 nach Chr., wurden vielleicht ebensoviele edle und gemeine Bürger hingerichtet, als ehedem in einem gefährlichen Kriege umkamen; ebenso wurden die Finanzen des Reichs von Grund aus zerrüttet, während 2 Jahren aber (68 bis 69) wüthete die Militäranarchie (die Heere riefen nacheinander Galba, Otho u. Vitellius als Kaiser aus) vom Rheine bis Palästina und verschlang Heere sowie den Wohlstand ganzer Provinzen. Nach 180 brach die Militäranarchie mit fast unbezähmbarer Wildheit aus; ein Kaiser nach dem andern wurde von den Legionen eingesetzt und beseitigt; alle Gesetzlichkeit mußte aufhören, Reich u. Heer zerrüttet werden, da es nur selten einem Kaiser gelang (wie Septimius Severus 193–211) die Ordnung für kurze Zeit auf militärische Weise wiederherzustellen. Allgemeine Verarmung war umsomehr Folge der blutigen Anarchie, als die Barbaren das zerrüttete Reich von allen Seiten anfielen; in Asien waren die Neuperser am gefährlichsten, in Europa die germanischen Völkerbündnisse. In dieser Zeit wurde die Kirche der Zufluchtsort für alle Römer von edelm Sinne, deßwegen nahm sie auch wunderbar schnell zu u. widerstand den Stürmen der Verfolger glorreich durch den Heroismus der Geduld und aufopfernden Bruderliebe. Eine neue Periode begann mit Diocletian (284 bis 305) u. Constantin d. Gr. (306–337); schon unter dem ersten hörte R. auf Mittelpunkt des Reichs zu sein, da dessen Größe eine Theilung der Regierung erforderte, wenn es wirksam vertheidigt werden sollte, weßwegen Diocletian mehre Mitkaiser annahm (vergl. Diocletian). Seitdem aber der Thron von R. entfernt war, wo sich ein Rest der alten Gebräuche und Sitten erhalten hatte, wurde er mit morgenländischem Glanze umgeben u. die morgenländische Serailregierung in das Abendland herübergetragen. Für die Regierung wurde eine lange Stufenreihe von Beamten eingeführt und dadurch zwar die Vollziehung der kaiserl. Befehle gesichert, aber diese Einrichtung verbunden mit den Kosten des Hofs und der Heere verschlang das Staatseinkommen so rasch, daß die Steuerlast immer größer wurde und die Landbevölkerung in den Provinzen sich nach der weniger theuern Herrschaft der Barbaren sehnte. Constantin d. Große erkämpfte sich noch einmal die Alleinherrschaft, erhob die christliche Religion zur Staatsreligion, vollendete die neue auf Militär u. Bureaukratie fußende autokratische Verfassung des Reichs u. entschied die Trennung desselben, indem er Byzanz zur Residenz machte, eine Stadt, welche nicht zugleich Hauptstadt des Westens sein konnte, indem sie das traditionelle Ansehen R.s unmöglich an sich zu ziehen vermochte. Nach ihm riß wieder Militäranarchie ein u. wurden die Einfälle der Barbaren nachhaltiger; noch einmal vereinigte Theodosius 392 bis 395 den Osten und Westen, aber schon unter seinen Söhnen Honorius u. Arcadius wurden sie 395 für immer getrennt. Honorius führte bis 423 eine elende Hofregierung, während sein Feldherr, der Vandale Stilicho, Italien mehrmals gegen die Barbaren rettete, bis er auf Befehl des argwöhnischen Kaisers ermordet wurde. Da fiel der Westgothe Alarich abermals in Italien ein, erstürmte am 24. Aug. 408 R. u. plünderte es aus. Die Westgothen zogen zwar nach Gallien und Spanien ab, dafür überfielen aber andere Barbarenschwärme Italien und überschwemmten gleichzeitig die Provinzen; 451 wurden die Hunnen aus Gallien wieder über den Rhein zurückgeworfen, doch 455 plünderte der Vandale Genserich R.; dasselbe Schicksal widerfuhr der Stadt 473 durch den Franken od. Westgothen Ricimer, der als röm. Feldherr mehre Kaiser ein- und abgesetzt hatte. Den letzten Schattenkaiser Romulus Augustulus beseitigte der Heruler Odoaker 476, so daß das weström. Reich auch dem Namen nach aufhörte. Die Provinzen u. Italien waren ohnedies schon in den Händen der Barbaren. Als herrschende Stadt war R. al so gestürzt, aber es blieb der Mittelpunkt der christlichen Welt durch das Haupt der Christenheit, den Papst, da durch die providentielle Fügung der Apostelfürst Petrus den hl. Stuhl in R. aufgerichtet hatte. Auch in späterer Zeit hat R., weil es päpstliche

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 759. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/760>, abgerufen am 24.11.2024.