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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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1767 kaiserl. Rath und Büchercensor, 1778 Professor des Staatsrechts und böhm. Gubernialrath und förderte in allen Lebensstellungen eifrig die Bestrebungen des Freimaurerordens, dem er angehörte, erlebte aber viel Ungemach, in Folge dessen Armuth und Hypochondrie über ihn kamen.


Riego y Nunnez, Don Rafael de, geb. 1786 zu Tun(j)a in Asturien, war 1808 Gardeoffizier, rettete den Friedensfürsten vor der Volksrache, focht dann gegen Napoleon, gerieth aber bald in franz. Gefangenschaft und konnte erst 1814 zurückkehren. Als Oberstlieutenant gehörte er 1819 zu dem nach Amerika bestimmten Corps und führte mit Quiroga die Militärrevolution vom 1. Jan. 1820 herbei, in Folge welcher die Versammlung der Cortes Spanien eine neue Constitution gab. Als 1823 ein franz. Heer intervenirte, befehligte R. eine Division unter Ballesteros, suchte, als dieser abfiel, Malaga vergeblich zu halten und als seine Truppen auseinandergingen, sich nach Catalonien durchzuschleichen. Er wurde von Bauern erkannt, den Franzosen und von diesen den königl. Behörden ausgeliefert, die ihn am 7. Novbr. zu Madrid hängen ließen.


Riehl, Wilh. Heinr., geb. 1823 im Nassauischen, seit 1854 Professor in München, schrieb: "Die Naturgeschichte des Volks als Grundlage einer deutschen Socialpolitik"; in 3 Thln.: "Land und Leute", "Die bürgerliche Gesellschaft", "Die Familie", Stuttgart 1853-55; "Musikalische Charakterköpfe", Stuttg. 1853; "Hausmusik. 50 Lieder deutscher Dichter, in Musik gesetzt von R.", Stuttgart 1856.


Riemer, Friedr. Wilh., geb. 1774 zu Glatz, gest. 1845 als Oberbibliothekar zu Weimar, war längere Zeit Lehrer von Göthes Sohn. Als Dichter unter dem Namen Silvio Romano ist er ohne Bedeutung, verfaßte aber ein gutes griech.-deutsches Handwörterbuch und gab heraus "Briefwechsel zwischen Göthe u. Zelter", 6 Bde., Berl. 1833 bis 1835; "Briefe von und an Göthe", Leipzig 1846.


Rienzi, Cola di, eigentlich Niccolo Gabrino, der röm. Volkstribun, geb. 1313 zu Rom, von dunkler Herkunft aber geistreich, gebildet u. beredt, wurde päpstlicher Notar, auch zum Mitglied der Deputation erwählt, welche den Papst Clemens VI. (1342-1352) zur Rückkehr von Avignon nach Rom bewegen sollte. Während in der Abwesenheit des Papstes unaufhörliche Parteikämpfe und die Tyrannei des Adels das Volk drückten, schmeichelte sich R. bei demselben ein und erhitzte es durch die in seiner Zeit neubelebten Erinnerungen an die Tage altröm. Weltherrschaft. Im Mai 1347 ward er zum Tribunen der Republik Rom ausgerufen u. mit dictatorischer Gewalt ausgerüstet, der Papst aber bestätigte ihn in seiner Würde, namentlich um den Uebermuth des Adels zu brechen. Allein R. selber wurde binnen kurzem außerordentlich übermüthig und machte Streiche, welche Schlossers hartes Urtheil, der in diesem Freunde Petrarcas nur einen lächerlichen Possenreißer sieht, theilweise rechtfertigen. Eine Empörung des Adels schlug R. zwar nieder, aber der Papst schleuderte eine Bulle wider ihn, das Volk wurde seiner satt und schon im Januar 1348 mußte R. verkleidet aus Rom fliehen. Kaiser Karl IV. lieferte ihn dem Papste nach Avignon aus. R. gewann jedoch das Vertrauen Innocenz VI. (1352-62) und als ein gewisser Baracelli od. Baroncelli in Rom abermals die Tribunenrolle spielte, machte der Papst den R. zum Senator von Rom und sandte ihn mit einem Cardinal dahin ab. Sein Erscheinen am 1. August 1354 bereitete der Herrschaft des Nebenbuhlers sofort ein Ende, allein abermals mißbrauchte R. seine Macht, die Colonnas schürten, das Volk zündete den Palast seines vor kurzem vergötterten Lieblings an und erschlug denselben schon am 4. October 1354. - Ueber R. ist viel geschrieben worden, aber eine gerechte Würdigung des jedenfalls merkwürdigen Mannes noch zu erwarten. F. Papencordt's Schrift: Cola di R. u. seine Zeit (Hamburg 1841) wurde 1845 ins Französ. und Italien. übersetzt.


Riepenhausen, Franz, geb. 1786 in Göttingen, u. Johannes, geb. 1788, Söhne des Universitätskupferstechers

1767 kaiserl. Rath und Büchercensor, 1778 Professor des Staatsrechts und böhm. Gubernialrath und förderte in allen Lebensstellungen eifrig die Bestrebungen des Freimaurerordens, dem er angehörte, erlebte aber viel Ungemach, in Folge dessen Armuth und Hypochondrie über ihn kamen.


Riego y Nunnez, Don Rafael de, geb. 1786 zu Tun(j)a in Asturien, war 1808 Gardeoffizier, rettete den Friedensfürsten vor der Volksrache, focht dann gegen Napoleon, gerieth aber bald in franz. Gefangenschaft und konnte erst 1814 zurückkehren. Als Oberstlieutenant gehörte er 1819 zu dem nach Amerika bestimmten Corps und führte mit Quiroga die Militärrevolution vom 1. Jan. 1820 herbei, in Folge welcher die Versammlung der Cortes Spanien eine neue Constitution gab. Als 1823 ein franz. Heer intervenirte, befehligte R. eine Division unter Ballesteros, suchte, als dieser abfiel, Malaga vergeblich zu halten und als seine Truppen auseinandergingen, sich nach Catalonien durchzuschleichen. Er wurde von Bauern erkannt, den Franzosen und von diesen den königl. Behörden ausgeliefert, die ihn am 7. Novbr. zu Madrid hängen ließen.


Riehl, Wilh. Heinr., geb. 1823 im Nassauischen, seit 1854 Professor in München, schrieb: „Die Naturgeschichte des Volks als Grundlage einer deutschen Socialpolitik“; in 3 Thln.: „Land und Leute“, „Die bürgerliche Gesellschaft“, „Die Familie“, Stuttgart 1853–55; „Musikalische Charakterköpfe“, Stuttg. 1853; „Hausmusik. 50 Lieder deutscher Dichter, in Musik gesetzt von R.“, Stuttgart 1856.


Riemer, Friedr. Wilh., geb. 1774 zu Glatz, gest. 1845 als Oberbibliothekar zu Weimar, war längere Zeit Lehrer von Göthes Sohn. Als Dichter unter dem Namen Silvio Romano ist er ohne Bedeutung, verfaßte aber ein gutes griech.-deutsches Handwörterbuch und gab heraus „Briefwechsel zwischen Göthe u. Zelter“, 6 Bde., Berl. 1833 bis 1835; „Briefe von und an Göthe“, Leipzig 1846.


Rienzi, Cola di, eigentlich Niccolo Gabrino, der röm. Volkstribun, geb. 1313 zu Rom, von dunkler Herkunft aber geistreich, gebildet u. beredt, wurde päpstlicher Notar, auch zum Mitglied der Deputation erwählt, welche den Papst Clemens VI. (1342–1352) zur Rückkehr von Avignon nach Rom bewegen sollte. Während in der Abwesenheit des Papstes unaufhörliche Parteikämpfe und die Tyrannei des Adels das Volk drückten, schmeichelte sich R. bei demselben ein und erhitzte es durch die in seiner Zeit neubelebten Erinnerungen an die Tage altröm. Weltherrschaft. Im Mai 1347 ward er zum Tribunen der Republik Rom ausgerufen u. mit dictatorischer Gewalt ausgerüstet, der Papst aber bestätigte ihn in seiner Würde, namentlich um den Uebermuth des Adels zu brechen. Allein R. selber wurde binnen kurzem außerordentlich übermüthig und machte Streiche, welche Schlossers hartes Urtheil, der in diesem Freunde Petrarcas nur einen lächerlichen Possenreißer sieht, theilweise rechtfertigen. Eine Empörung des Adels schlug R. zwar nieder, aber der Papst schleuderte eine Bulle wider ihn, das Volk wurde seiner satt und schon im Januar 1348 mußte R. verkleidet aus Rom fliehen. Kaiser Karl IV. lieferte ihn dem Papste nach Avignon aus. R. gewann jedoch das Vertrauen Innocenz VI. (1352–62) und als ein gewisser Baracelli od. Baroncelli in Rom abermals die Tribunenrolle spielte, machte der Papst den R. zum Senator von Rom und sandte ihn mit einem Cardinal dahin ab. Sein Erscheinen am 1. August 1354 bereitete der Herrschaft des Nebenbuhlers sofort ein Ende, allein abermals mißbrauchte R. seine Macht, die Colonnas schürten, das Volk zündete den Palast seines vor kurzem vergötterten Lieblings an und erschlug denselben schon am 4. October 1354. – Ueber R. ist viel geschrieben worden, aber eine gerechte Würdigung des jedenfalls merkwürdigen Mannes noch zu erwarten. F. Papencordtʼs Schrift: Cola di R. u. seine Zeit (Hamburg 1841) wurde 1845 ins Französ. und Italien. übersetzt.


Riepenhausen, Franz, geb. 1786 in Göttingen, u. Johannes, geb. 1788, Söhne des Universitätskupferstechers

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[729/0730] 1767 kaiserl. Rath und Büchercensor, 1778 Professor des Staatsrechts und böhm. Gubernialrath und förderte in allen Lebensstellungen eifrig die Bestrebungen des Freimaurerordens, dem er angehörte, erlebte aber viel Ungemach, in Folge dessen Armuth und Hypochondrie über ihn kamen. Riego y Nunnez, Don Rafael de, geb. 1786 zu Tun(j)a in Asturien, war 1808 Gardeoffizier, rettete den Friedensfürsten vor der Volksrache, focht dann gegen Napoleon, gerieth aber bald in franz. Gefangenschaft und konnte erst 1814 zurückkehren. Als Oberstlieutenant gehörte er 1819 zu dem nach Amerika bestimmten Corps und führte mit Quiroga die Militärrevolution vom 1. Jan. 1820 herbei, in Folge welcher die Versammlung der Cortes Spanien eine neue Constitution gab. Als 1823 ein franz. Heer intervenirte, befehligte R. eine Division unter Ballesteros, suchte, als dieser abfiel, Malaga vergeblich zu halten und als seine Truppen auseinandergingen, sich nach Catalonien durchzuschleichen. Er wurde von Bauern erkannt, den Franzosen und von diesen den königl. Behörden ausgeliefert, die ihn am 7. Novbr. zu Madrid hängen ließen. Riehl, Wilh. Heinr., geb. 1823 im Nassauischen, seit 1854 Professor in München, schrieb: „Die Naturgeschichte des Volks als Grundlage einer deutschen Socialpolitik“; in 3 Thln.: „Land und Leute“, „Die bürgerliche Gesellschaft“, „Die Familie“, Stuttgart 1853–55; „Musikalische Charakterköpfe“, Stuttg. 1853; „Hausmusik. 50 Lieder deutscher Dichter, in Musik gesetzt von R.“, Stuttgart 1856. Riemer, Friedr. Wilh., geb. 1774 zu Glatz, gest. 1845 als Oberbibliothekar zu Weimar, war längere Zeit Lehrer von Göthes Sohn. Als Dichter unter dem Namen Silvio Romano ist er ohne Bedeutung, verfaßte aber ein gutes griech.-deutsches Handwörterbuch und gab heraus „Briefwechsel zwischen Göthe u. Zelter“, 6 Bde., Berl. 1833 bis 1835; „Briefe von und an Göthe“, Leipzig 1846. Rienzi, Cola di, eigentlich Niccolo Gabrino, der röm. Volkstribun, geb. 1313 zu Rom, von dunkler Herkunft aber geistreich, gebildet u. beredt, wurde päpstlicher Notar, auch zum Mitglied der Deputation erwählt, welche den Papst Clemens VI. (1342–1352) zur Rückkehr von Avignon nach Rom bewegen sollte. Während in der Abwesenheit des Papstes unaufhörliche Parteikämpfe und die Tyrannei des Adels das Volk drückten, schmeichelte sich R. bei demselben ein und erhitzte es durch die in seiner Zeit neubelebten Erinnerungen an die Tage altröm. Weltherrschaft. Im Mai 1347 ward er zum Tribunen der Republik Rom ausgerufen u. mit dictatorischer Gewalt ausgerüstet, der Papst aber bestätigte ihn in seiner Würde, namentlich um den Uebermuth des Adels zu brechen. Allein R. selber wurde binnen kurzem außerordentlich übermüthig und machte Streiche, welche Schlossers hartes Urtheil, der in diesem Freunde Petrarcas nur einen lächerlichen Possenreißer sieht, theilweise rechtfertigen. Eine Empörung des Adels schlug R. zwar nieder, aber der Papst schleuderte eine Bulle wider ihn, das Volk wurde seiner satt und schon im Januar 1348 mußte R. verkleidet aus Rom fliehen. Kaiser Karl IV. lieferte ihn dem Papste nach Avignon aus. R. gewann jedoch das Vertrauen Innocenz VI. (1352–62) und als ein gewisser Baracelli od. Baroncelli in Rom abermals die Tribunenrolle spielte, machte der Papst den R. zum Senator von Rom und sandte ihn mit einem Cardinal dahin ab. Sein Erscheinen am 1. August 1354 bereitete der Herrschaft des Nebenbuhlers sofort ein Ende, allein abermals mißbrauchte R. seine Macht, die Colonnas schürten, das Volk zündete den Palast seines vor kurzem vergötterten Lieblings an und erschlug denselben schon am 4. October 1354. – Ueber R. ist viel geschrieben worden, aber eine gerechte Würdigung des jedenfalls merkwürdigen Mannes noch zu erwarten. F. Papencordtʼs Schrift: Cola di R. u. seine Zeit (Hamburg 1841) wurde 1845 ins Französ. und Italien. übersetzt. Riepenhausen, Franz, geb. 1786 in Göttingen, u. Johannes, geb. 1788, Söhne des Universitätskupferstechers

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 729. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/730>, abgerufen am 22.11.2024.