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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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des Stammes Benjamin fallen vielleicht zwischen die Zeiten des Todes Josues bis zum ersten R.


Richter, Joh. Paul Friedr., gemeiniglich Jean Paul genannt, der berühmteste unserer humoristischen Romanendichter, geb. 1763 zu Wunsiedel, der Sohn des Rectors daselbst und spätern Pastors zu Schwarzenbach an der Saale, erhielt zu Hof eine lückenhafte Vorbildung und studierte 1780 Theologie in Leipzig, bis der Tod des Vaters seine Familie in Armuth stürzte u. ihn zwang, sich als Schriftsteller zu versuchen. Nachdem er in Hof u. Schwarzenbach trübe Jahre erlebt, versetzte ihn die Herausgabe der unsichtbaren Loge 1793 in gute Verhältnisse. Seit 1797 lebte er in Leipzig, Weimar, Berlin, Meiningen und Koburg, erwählte 1804 Bayreuth zu seinem festen Wohnsitze u. st. 1825. Der Fürst Primas von Dalberg hatte R. mit einem Jahresgehalte bedacht, den später der König v. Bayern übernahm; König Ludwig I. ließ dem Liebling der Jugend und Frauenwelt in Bayreuth ein Denkmal errichten. R.s Dichtungen nennt Hillebrand "Schlackenhaufen, in denen man Gold in Menge findet, das nur der Läuterung und des Gepräges bedarf, um mit den kostbarsten Arbeiten in seiner Art wetteifern zu können". Das Gold sind viele einzelne schöne Stellen, Schilderungen voll des köstlichsten Humors, Ergüsse jener Sentimentalität, die etwas Großartiges zum Hintergrunde hat u. stets der höherstrebenden Jugend eigen bleiben wird, allein allenthalben herrscht eine solche Unordnung der Gedanken, eine solche Anhäufung von oft mühsam zusammengesuchten Bildern und Vergleichungen und widerliche Schaustellung von Gelahrtheit, daß R. trotz seiner Manier zwar zu den gepriesensten, aber zugleich auch zu den am wenigsten gelesenen Dichtern gehört. Unter seinen sogen. satirischen Werken (Grönländische Processe 1783; Auswahl aus des Teufels Papieren 1788; Schmelzles Reise nach Flätz 1805) gilt Katzenbergers Badreise verhältnißmäßig für das beste. Außer den ganz unbedeutenden Blumen-, Frucht- und Dornenstücken (1796) sind als Hauptwerke anzuerkennen: Die unsichtbare Loge 1793, Hesperus 1795, Quintus Fixlein 1796 und besonders der Titan 1800 sowie die Flegeljahre 1803-5. Seine wissenschaftlichen Schriften (Vorschule der Aesthetik 1804, Levana od. Erziehungslehre 1807, Selina oder über die Unsterblichkeit 1826) haben als solche wenig zu bedeuten, dagegen steht R. durch das Freiheitsbüchlein (1805), die Friedenspredigt (1808) und die Dämmerungen für Deutschland (1809) würdig neben den besten Patrioten seiner Tage. Sämmtliche Werke Berlin 1826-38, 65 Theile; 1840-43, 33 Bde.


Richter, Adrian Ludwig, geb. 1803 zu Dresden, seit 1841 Professor an der dortigen Akademie, erlernte bei seinem Vater die Kupferstechkunst u. bildete sich hierauf in Italien in der Malerei, hauptsächlich im Fache der Landschaftsmalerei, der er eine neue Richtung gab, indem er das Genre mit der Landschaft verband (die Gegend bei Palestrina, der Erntezug, das Thal von Amalfi, das Ave Maria, das Lauterbrunner Thal, die Mondscheinnacht, die Dorfmusikanten etc.). Später beschäftigte er sich mehr mit Illustration dichterischer Werke, theils Radirungen theils Holzschnittillustrationen, wobei er sich um das Technische der Holzschneidekunst sehr verdient machte.


Richter, Hermann Eberhard, verdienter medicinischer Schriftsteller, geb. 1808 zu Leipzig, seit 1838 Professor an der chirurgisch-medicinischen Akademie zu Dresden, schrieb außer zahlreichen Abhandlungen in Journalen u. Flugschriften eine "Flora von Leipzig", Leipzig 1829; "Die schwed. nationale und medicinische Gymnastik" 1845; "Blutarmuth und Bleichsucht", 2. Aufl. 1854; "Organon der physiologischen Therapie", Leipzig 1850.


Richter, Emil Ludwig, geb. 1808 zu Stolpen in Sachsen, seit 1846 Professor und 1852 Oberconsistorialrath in Berlin, ausgezeichneter Canonist. Hauptwerke: "Lehrbuch des kathol. und evangel. Kirchenrechts", 4. Aufl. Leipzig 1853; die Ausgabe des "Corpus juris canonici", 2 Bde., ebdsst. 1833-39.


Richtpfennig, Gewicht, nach welchem

des Stammes Benjamin fallen vielleicht zwischen die Zeiten des Todes Josues bis zum ersten R.


Richter, Joh. Paul Friedr., gemeiniglich Jean Paul genannt, der berühmteste unserer humoristischen Romanendichter, geb. 1763 zu Wunsiedel, der Sohn des Rectors daselbst und spätern Pastors zu Schwarzenbach an der Saale, erhielt zu Hof eine lückenhafte Vorbildung und studierte 1780 Theologie in Leipzig, bis der Tod des Vaters seine Familie in Armuth stürzte u. ihn zwang, sich als Schriftsteller zu versuchen. Nachdem er in Hof u. Schwarzenbach trübe Jahre erlebt, versetzte ihn die Herausgabe der unsichtbaren Loge 1793 in gute Verhältnisse. Seit 1797 lebte er in Leipzig, Weimar, Berlin, Meiningen und Koburg, erwählte 1804 Bayreuth zu seinem festen Wohnsitze u. st. 1825. Der Fürst Primas von Dalberg hatte R. mit einem Jahresgehalte bedacht, den später der König v. Bayern übernahm; König Ludwig I. ließ dem Liebling der Jugend und Frauenwelt in Bayreuth ein Denkmal errichten. R.s Dichtungen nennt Hillebrand „Schlackenhaufen, in denen man Gold in Menge findet, das nur der Läuterung und des Gepräges bedarf, um mit den kostbarsten Arbeiten in seiner Art wetteifern zu können“. Das Gold sind viele einzelne schöne Stellen, Schilderungen voll des köstlichsten Humors, Ergüsse jener Sentimentalität, die etwas Großartiges zum Hintergrunde hat u. stets der höherstrebenden Jugend eigen bleiben wird, allein allenthalben herrscht eine solche Unordnung der Gedanken, eine solche Anhäufung von oft mühsam zusammengesuchten Bildern und Vergleichungen und widerliche Schaustellung von Gelahrtheit, daß R. trotz seiner Manier zwar zu den gepriesensten, aber zugleich auch zu den am wenigsten gelesenen Dichtern gehört. Unter seinen sogen. satirischen Werken (Grönländische Processe 1783; Auswahl aus des Teufels Papieren 1788; Schmelzles Reise nach Flätz 1805) gilt Katzenbergers Badreise verhältnißmäßig für das beste. Außer den ganz unbedeutenden Blumen-, Frucht- und Dornenstücken (1796) sind als Hauptwerke anzuerkennen: Die unsichtbare Loge 1793, Hesperus 1795, Quintus Fixlein 1796 und besonders der Titan 1800 sowie die Flegeljahre 1803–5. Seine wissenschaftlichen Schriften (Vorschule der Aesthetik 1804, Levana od. Erziehungslehre 1807, Selina oder über die Unsterblichkeit 1826) haben als solche wenig zu bedeuten, dagegen steht R. durch das Freiheitsbüchlein (1805), die Friedenspredigt (1808) und die Dämmerungen für Deutschland (1809) würdig neben den besten Patrioten seiner Tage. Sämmtliche Werke Berlin 1826–38, 65 Theile; 1840–43, 33 Bde.


Richter, Adrian Ludwig, geb. 1803 zu Dresden, seit 1841 Professor an der dortigen Akademie, erlernte bei seinem Vater die Kupferstechkunst u. bildete sich hierauf in Italien in der Malerei, hauptsächlich im Fache der Landschaftsmalerei, der er eine neue Richtung gab, indem er das Genre mit der Landschaft verband (die Gegend bei Palestrina, der Erntezug, das Thal von Amalfi, das Ave Maria, das Lauterbrunner Thal, die Mondscheinnacht, die Dorfmusikanten etc.). Später beschäftigte er sich mehr mit Illustration dichterischer Werke, theils Radirungen theils Holzschnittillustrationen, wobei er sich um das Technische der Holzschneidekunst sehr verdient machte.


Richter, Hermann Eberhard, verdienter medicinischer Schriftsteller, geb. 1808 zu Leipzig, seit 1838 Professor an der chirurgisch-medicinischen Akademie zu Dresden, schrieb außer zahlreichen Abhandlungen in Journalen u. Flugschriften eine „Flora von Leipzig“, Leipzig 1829; „Die schwed. nationale und medicinische Gymnastik“ 1845; „Blutarmuth und Bleichsucht“, 2. Aufl. 1854; „Organon der physiologischen Therapie“, Leipzig 1850.


Richter, Emil Ludwig, geb. 1808 zu Stolpen in Sachsen, seit 1846 Professor und 1852 Oberconsistorialrath in Berlin, ausgezeichneter Canonist. Hauptwerke: „Lehrbuch des kathol. und evangel. Kirchenrechts“, 4. Aufl. Leipzig 1853; die Ausgabe des „Corpus juris canonici“, 2 Bde., ebdsst. 1833–39.


Richtpfennig, Gewicht, nach welchem

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[727/0728] des Stammes Benjamin fallen vielleicht zwischen die Zeiten des Todes Josues bis zum ersten R. Richter, Joh. Paul Friedr., gemeiniglich Jean Paul genannt, der berühmteste unserer humoristischen Romanendichter, geb. 1763 zu Wunsiedel, der Sohn des Rectors daselbst und spätern Pastors zu Schwarzenbach an der Saale, erhielt zu Hof eine lückenhafte Vorbildung und studierte 1780 Theologie in Leipzig, bis der Tod des Vaters seine Familie in Armuth stürzte u. ihn zwang, sich als Schriftsteller zu versuchen. Nachdem er in Hof u. Schwarzenbach trübe Jahre erlebt, versetzte ihn die Herausgabe der unsichtbaren Loge 1793 in gute Verhältnisse. Seit 1797 lebte er in Leipzig, Weimar, Berlin, Meiningen und Koburg, erwählte 1804 Bayreuth zu seinem festen Wohnsitze u. st. 1825. Der Fürst Primas von Dalberg hatte R. mit einem Jahresgehalte bedacht, den später der König v. Bayern übernahm; König Ludwig I. ließ dem Liebling der Jugend und Frauenwelt in Bayreuth ein Denkmal errichten. R.s Dichtungen nennt Hillebrand „Schlackenhaufen, in denen man Gold in Menge findet, das nur der Läuterung und des Gepräges bedarf, um mit den kostbarsten Arbeiten in seiner Art wetteifern zu können“. Das Gold sind viele einzelne schöne Stellen, Schilderungen voll des köstlichsten Humors, Ergüsse jener Sentimentalität, die etwas Großartiges zum Hintergrunde hat u. stets der höherstrebenden Jugend eigen bleiben wird, allein allenthalben herrscht eine solche Unordnung der Gedanken, eine solche Anhäufung von oft mühsam zusammengesuchten Bildern und Vergleichungen und widerliche Schaustellung von Gelahrtheit, daß R. trotz seiner Manier zwar zu den gepriesensten, aber zugleich auch zu den am wenigsten gelesenen Dichtern gehört. Unter seinen sogen. satirischen Werken (Grönländische Processe 1783; Auswahl aus des Teufels Papieren 1788; Schmelzles Reise nach Flätz 1805) gilt Katzenbergers Badreise verhältnißmäßig für das beste. Außer den ganz unbedeutenden Blumen-, Frucht- und Dornenstücken (1796) sind als Hauptwerke anzuerkennen: Die unsichtbare Loge 1793, Hesperus 1795, Quintus Fixlein 1796 und besonders der Titan 1800 sowie die Flegeljahre 1803–5. Seine wissenschaftlichen Schriften (Vorschule der Aesthetik 1804, Levana od. Erziehungslehre 1807, Selina oder über die Unsterblichkeit 1826) haben als solche wenig zu bedeuten, dagegen steht R. durch das Freiheitsbüchlein (1805), die Friedenspredigt (1808) und die Dämmerungen für Deutschland (1809) würdig neben den besten Patrioten seiner Tage. Sämmtliche Werke Berlin 1826–38, 65 Theile; 1840–43, 33 Bde. Richter, Adrian Ludwig, geb. 1803 zu Dresden, seit 1841 Professor an der dortigen Akademie, erlernte bei seinem Vater die Kupferstechkunst u. bildete sich hierauf in Italien in der Malerei, hauptsächlich im Fache der Landschaftsmalerei, der er eine neue Richtung gab, indem er das Genre mit der Landschaft verband (die Gegend bei Palestrina, der Erntezug, das Thal von Amalfi, das Ave Maria, das Lauterbrunner Thal, die Mondscheinnacht, die Dorfmusikanten etc.). Später beschäftigte er sich mehr mit Illustration dichterischer Werke, theils Radirungen theils Holzschnittillustrationen, wobei er sich um das Technische der Holzschneidekunst sehr verdient machte. Richter, Hermann Eberhard, verdienter medicinischer Schriftsteller, geb. 1808 zu Leipzig, seit 1838 Professor an der chirurgisch-medicinischen Akademie zu Dresden, schrieb außer zahlreichen Abhandlungen in Journalen u. Flugschriften eine „Flora von Leipzig“, Leipzig 1829; „Die schwed. nationale und medicinische Gymnastik“ 1845; „Blutarmuth und Bleichsucht“, 2. Aufl. 1854; „Organon der physiologischen Therapie“, Leipzig 1850. Richter, Emil Ludwig, geb. 1808 zu Stolpen in Sachsen, seit 1846 Professor und 1852 Oberconsistorialrath in Berlin, ausgezeichneter Canonist. Hauptwerke: „Lehrbuch des kathol. und evangel. Kirchenrechts“, 4. Aufl. Leipzig 1853; die Ausgabe des „Corpus juris canonici“, 2 Bde., ebdsst. 1833–39. Richtpfennig, Gewicht, nach welchem

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 727. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/728>, abgerufen am 22.11.2024.