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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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Rasteille, s. Appareille.


Rastell, Rastel, Contumazhaus.


Rastenburg, preuß. Stadt im Reg.-Bez. Königsberg, mit 4900 E.


Rasumowskij, Alexei Grigorewitsch, geb. 1709, Sohn eines Kosaken, gewann durch seine schöne Gestalt und Stimme die Gunst der Kaiserin Elisabeth, wurde Feldmarschall, Oberjägermeister, russ. und deutscher Graf, st. 1771. Sein Bruder Cyrill, geb. 1728, wurde gleichfalls Graf, st. 1803. Von dessen Söhnen st. 1836 Fürst Andrei, Diplomate, 1837 Graf Peter, unter Alexander I. Minister des öffentlichen Unterrichts.


Rata, lat., Rate, der verhältnißmäßige Beitrag oder Antheil; Ratenzahlung, Theilzahlung.


Ratafia, Branntwein mit frischem Beeren- od. Obstsaft u. mit Zucker versetzt.


Ratdolt oder Rathold, Erhard, Buchdrucker aus Augsburg, ließ sich 1475 in Venedig nieder, wo er bis 1516 schöne Drucke lieferte.


Ratel, Rotal, orientalisches Gewicht etwa - 1 Pfd.


Ratelier (ratlieh), frz., Waffengestell; Kleiderhalter; Gebiß falscher Zähne.


Rath (consilium), Mittheilung an einen andern, um auf dessen Entschluß einzuwirken; Collegium von Staats- oder Gemeindebeamten; Ehrentitel für höhere Beamte.


Rathenow, preuß. Stadt im Reg.-Bez. Potsdam, mit 6300 E., Gymnasium.


Rathspensionär, s. Niederlande u. Pensionär.


Ratibor, von 1288-1532 eigenes Herzogthum in Schlesien, 1822-34 Mediatfürstenthum des Landgrafen von Hessen-Rothenburg, seit 1834 des Fürsten von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst. - R., Stadt an der Oder u. oberschles. Eisenbahn, hat 9800 E., Gymnasium, Tuch- und Leineweberei.


Ratification oder Ratihabition, lat.-deutsch, nachträgliche Genehmigung eines abgeschlossenen Rechtsgeschäftes.


Ratiniren, frz.-deutsch, Wollezeuge kräuseln, auf einer Seite knöteln.


Ratio, lat., Vernunft, Vernunftschluß; Grund; Verhältniß; r. legis, Grund des Gesetzes, der Zweck, welchen der Gesetzgeber erreichen wollte. Die Erforschung der r. legis dient zur Auslegung der Gesetze, was ihr Inhalt u. wie weit ihr Umfang sei. R. nes decidendi, Entscheidungsgründe; r.nes dubitandi, Zweifelsgründe.


Ratiocinatio, lat., Schlußfolgerung.


Ration, bei den Heeren das den Pferden täglich nach einem bestimmten Maße zugetheilte Futter (Pferde-R.); wohl auch die täglichen, an die Soldaten abgegebenen Portionen von Lebensmitteln.


Rational od. rationell, lat. rationalis, vernunftgemäß, zum Unterschied oder im Gegensatze zur Erfahrungserkenntniß auf Vernunfterkenntniß gegründet, wissenschaftlich. R.e Theologie, die Religionswissenschaft, welche ihre Gründe nicht aus der Offenbarung, sondern aus der menschlichen Vernunft schöpft und sich mit den Beweisen für das Dasein Gottes, mit den Eigenschaften Gottes u. s. w. befaßt, also einen Theil der Metaphysik ausmacht; r. es Heilverfahren, die Behandlung des Kranken nach wissenschaftlichen Grundsätzen; r. e Landwirthschaft, die sich nicht an das alte Herkommen bindet, sondern die Ergebnisse der die Landwirthschaft berührenden Wissenschaften praktisch anzuwenden sucht. - R.e Größen, in der Mathematik die den irrationalen entgegengesetzten, s. Irrational.


Rationalismus (vom vieldeutigen lat. ratio), die Anerkennung u. Durchführung des Grundsatzes, nichts Gegebenes od. Erfahrungsmäßiges als wahr hinzunehmen, ohne dasselbe geprüft, begriffen und vernunftgemäß gefunden zu haben. Insofern die Grundvoraussetzung des R. auf der Meinung beruht, die menschliche Vernunft sei fähig und verpflichtet, sich aus eigener Kraft in allen Fragen des Seins und Lebens Licht zu verschaffen, wird R. wohl am bezeichnendsten mit Vernunftgläubigkeit verdeutscht. - Das Wort R. ist jung, die Sache dagegen so alt wie die Philosophie oder die Wissenschaft selber. Historisch wurde der Ausdruck zuerst von Kant gebraucht und durch die Ausdrücke R., Rationalist u. s. f. die vorher üblichen: Neologie, Neologe rasch in der protest. Theologie verdrängt. Die


Rasteille, s. Appareille.


Rastell, Rastel, Contumazhaus.


Rastenburg, preuß. Stadt im Reg.-Bez. Königsberg, mit 4900 E.


Rasumowskij, Alexei Grigorewitsch, geb. 1709, Sohn eines Kosaken, gewann durch seine schöne Gestalt und Stimme die Gunst der Kaiserin Elisabeth, wurde Feldmarschall, Oberjägermeister, russ. und deutscher Graf, st. 1771. Sein Bruder Cyrill, geb. 1728, wurde gleichfalls Graf, st. 1803. Von dessen Söhnen st. 1836 Fürst Andrei, Diplomate, 1837 Graf Peter, unter Alexander I. Minister des öffentlichen Unterrichts.


Rata, lat., Rate, der verhältnißmäßige Beitrag oder Antheil; Ratenzahlung, Theilzahlung.


Ratafia, Branntwein mit frischem Beeren- od. Obstsaft u. mit Zucker versetzt.


Ratdolt oder Rathold, Erhard, Buchdrucker aus Augsburg, ließ sich 1475 in Venedig nieder, wo er bis 1516 schöne Drucke lieferte.


Ratel, Rotal, orientalisches Gewicht etwa – 1 Pfd.


Ratelier (ratlieh), frz., Waffengestell; Kleiderhalter; Gebiß falscher Zähne.


Rath (consilium), Mittheilung an einen andern, um auf dessen Entschluß einzuwirken; Collegium von Staats- oder Gemeindebeamten; Ehrentitel für höhere Beamte.


Rathenow, preuß. Stadt im Reg.-Bez. Potsdam, mit 6300 E., Gymnasium.


Rathspensionär, s. Niederlande u. Pensionär.


Ratibor, von 1288–1532 eigenes Herzogthum in Schlesien, 1822–34 Mediatfürstenthum des Landgrafen von Hessen-Rothenburg, seit 1834 des Fürsten von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst. – R., Stadt an der Oder u. oberschles. Eisenbahn, hat 9800 E., Gymnasium, Tuch- und Leineweberei.


Ratification oder Ratihabition, lat.-deutsch, nachträgliche Genehmigung eines abgeschlossenen Rechtsgeschäftes.


Ratiniren, frz.-deutsch, Wollezeuge kräuseln, auf einer Seite knöteln.


Ratio, lat., Vernunft, Vernunftschluß; Grund; Verhältniß; r. legis, Grund des Gesetzes, der Zweck, welchen der Gesetzgeber erreichen wollte. Die Erforschung der r. legis dient zur Auslegung der Gesetze, was ihr Inhalt u. wie weit ihr Umfang sei. R. nes decidendi, Entscheidungsgründe; r.nes dubitandi, Zweifelsgründe.


Ratiocinatio, lat., Schlußfolgerung.


Ration, bei den Heeren das den Pferden täglich nach einem bestimmten Maße zugetheilte Futter (Pferde-R.); wohl auch die täglichen, an die Soldaten abgegebenen Portionen von Lebensmitteln.


Rational od. rationell, lat. rationalis, vernunftgemäß, zum Unterschied oder im Gegensatze zur Erfahrungserkenntniß auf Vernunfterkenntniß gegründet, wissenschaftlich. R.e Theologie, die Religionswissenschaft, welche ihre Gründe nicht aus der Offenbarung, sondern aus der menschlichen Vernunft schöpft und sich mit den Beweisen für das Dasein Gottes, mit den Eigenschaften Gottes u. s. w. befaßt, also einen Theil der Metaphysik ausmacht; r. es Heilverfahren, die Behandlung des Kranken nach wissenschaftlichen Grundsätzen; r. e Landwirthschaft, die sich nicht an das alte Herkommen bindet, sondern die Ergebnisse der die Landwirthschaft berührenden Wissenschaften praktisch anzuwenden sucht. – R.e Größen, in der Mathematik die den irrationalen entgegengesetzten, s. Irrational.


Rationalismus (vom vieldeutigen lat. ratio), die Anerkennung u. Durchführung des Grundsatzes, nichts Gegebenes od. Erfahrungsmäßiges als wahr hinzunehmen, ohne dasselbe geprüft, begriffen und vernunftgemäß gefunden zu haben. Insofern die Grundvoraussetzung des R. auf der Meinung beruht, die menschliche Vernunft sei fähig und verpflichtet, sich aus eigener Kraft in allen Fragen des Seins und Lebens Licht zu verschaffen, wird R. wohl am bezeichnendsten mit Vernunftgläubigkeit verdeutscht. – Das Wort R. ist jung, die Sache dagegen so alt wie die Philosophie oder die Wissenschaft selber. Historisch wurde der Ausdruck zuerst von Kant gebraucht und durch die Ausdrücke R., Rationalist u. s. f. die vorher üblichen: Neologie, Neologe rasch in der protest. Theologie verdrängt. Die

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[668/0669] Rasteille, s. Appareille. Rastell, Rastel, Contumazhaus. Rastenburg, preuß. Stadt im Reg.-Bez. Königsberg, mit 4900 E. Rasumowskij, Alexei Grigorewitsch, geb. 1709, Sohn eines Kosaken, gewann durch seine schöne Gestalt und Stimme die Gunst der Kaiserin Elisabeth, wurde Feldmarschall, Oberjägermeister, russ. und deutscher Graf, st. 1771. Sein Bruder Cyrill, geb. 1728, wurde gleichfalls Graf, st. 1803. Von dessen Söhnen st. 1836 Fürst Andrei, Diplomate, 1837 Graf Peter, unter Alexander I. Minister des öffentlichen Unterrichts. Rata, lat., Rate, der verhältnißmäßige Beitrag oder Antheil; Ratenzahlung, Theilzahlung. Ratafia, Branntwein mit frischem Beeren- od. Obstsaft u. mit Zucker versetzt. Ratdolt oder Rathold, Erhard, Buchdrucker aus Augsburg, ließ sich 1475 in Venedig nieder, wo er bis 1516 schöne Drucke lieferte. Ratel, Rotal, orientalisches Gewicht etwa – 1 Pfd. Ratelier (ratlieh), frz., Waffengestell; Kleiderhalter; Gebiß falscher Zähne. Rath (consilium), Mittheilung an einen andern, um auf dessen Entschluß einzuwirken; Collegium von Staats- oder Gemeindebeamten; Ehrentitel für höhere Beamte. Rathenow, preuß. Stadt im Reg.-Bez. Potsdam, mit 6300 E., Gymnasium. Rathspensionär, s. Niederlande u. Pensionär. Ratibor, von 1288–1532 eigenes Herzogthum in Schlesien, 1822–34 Mediatfürstenthum des Landgrafen von Hessen-Rothenburg, seit 1834 des Fürsten von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst. – R., Stadt an der Oder u. oberschles. Eisenbahn, hat 9800 E., Gymnasium, Tuch- und Leineweberei. Ratification oder Ratihabition, lat.-deutsch, nachträgliche Genehmigung eines abgeschlossenen Rechtsgeschäftes. Ratiniren, frz.-deutsch, Wollezeuge kräuseln, auf einer Seite knöteln. Ratio, lat., Vernunft, Vernunftschluß; Grund; Verhältniß; r. legis, Grund des Gesetzes, der Zweck, welchen der Gesetzgeber erreichen wollte. Die Erforschung der r. legis dient zur Auslegung der Gesetze, was ihr Inhalt u. wie weit ihr Umfang sei. R. nes decidendi, Entscheidungsgründe; r.nes dubitandi, Zweifelsgründe. Ratiocinatio, lat., Schlußfolgerung. Ration, bei den Heeren das den Pferden täglich nach einem bestimmten Maße zugetheilte Futter (Pferde-R.); wohl auch die täglichen, an die Soldaten abgegebenen Portionen von Lebensmitteln. Rational od. rationell, lat. rationalis, vernunftgemäß, zum Unterschied oder im Gegensatze zur Erfahrungserkenntniß auf Vernunfterkenntniß gegründet, wissenschaftlich. R.e Theologie, die Religionswissenschaft, welche ihre Gründe nicht aus der Offenbarung, sondern aus der menschlichen Vernunft schöpft und sich mit den Beweisen für das Dasein Gottes, mit den Eigenschaften Gottes u. s. w. befaßt, also einen Theil der Metaphysik ausmacht; r. es Heilverfahren, die Behandlung des Kranken nach wissenschaftlichen Grundsätzen; r. e Landwirthschaft, die sich nicht an das alte Herkommen bindet, sondern die Ergebnisse der die Landwirthschaft berührenden Wissenschaften praktisch anzuwenden sucht. – R.e Größen, in der Mathematik die den irrationalen entgegengesetzten, s. Irrational. Rationalismus (vom vieldeutigen lat. ratio), die Anerkennung u. Durchführung des Grundsatzes, nichts Gegebenes od. Erfahrungsmäßiges als wahr hinzunehmen, ohne dasselbe geprüft, begriffen und vernunftgemäß gefunden zu haben. Insofern die Grundvoraussetzung des R. auf der Meinung beruht, die menschliche Vernunft sei fähig und verpflichtet, sich aus eigener Kraft in allen Fragen des Seins und Lebens Licht zu verschaffen, wird R. wohl am bezeichnendsten mit Vernunftgläubigkeit verdeutscht. – Das Wort R. ist jung, die Sache dagegen so alt wie die Philosophie oder die Wissenschaft selber. Historisch wurde der Ausdruck zuerst von Kant gebraucht und durch die Ausdrücke R., Rationalist u. s. f. die vorher üblichen: Neologie, Neologe rasch in der protest. Theologie verdrängt. Die

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/669>, abgerufen am 25.11.2024.