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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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großes Ansehen und einträgliche Privilegien. Im Mittelalter und z. B. im deutschen Reich waren die R.s nach Districten geordnet, an der Spitze eines Districts stand ein Ober-R., deren es in Köln, Frankfurt, Prag u. anderorts gab. Noch mehr als R. bedeutete der Titel Rabban, welchen nur die 7 größten Gesetzeslehrer von Hillels Zeit an geführt haben. - R.ner, die vom Staate bestätigten, mancherorts auch eingesetzten höheren Lehrer des Judenthums, denen der Religionsunterricht, der Gottesdienst sowie das Predigen übertragen ist. - R. nische Sprache, das Hebräische der jüdischen Gelehrten des Mittelalters, das Neuhebräische. - R. nismus, Inbegriff der Lehren und Meinungen der seit dem politischen Untergange ihres Volkes zu Ansehen gekommenen jüdischen Gesetzeslehrer. - Vergl. Jüdisches Schulwesen, Jüdische Literatur.


Rabe (Corvus), Gattung Vögel aus der Ordnung der Alles fressenden, mit starkem, an der Wurzel geradem, an der Spitze sanft gebogenem Schnabel; sie leben gesellig, sind scheu, listig und zänkisch, lassen sich aber leicht zähmen und lernen Worte nachsprechen; theils Stand-, theils Strich-, theils Zugvögel. In Europa 5 Arten: Der R., Kolkrabe (C. corax), über 2' lang, schwarz mit stahlblauem Metallglanz, in Europa, Asien und Afrika, hauptsächlich in gebirgigen Waldungen, frißt Insekten, Früchte, Beeren, Mäuse, Maulwürfe, aber auch junge Hafen u. Vögel, am liebsten Aas. - Die R. nkrähe, Krähe (C. corone), kleiner als der vorige und weniger verbreitet. - Die Nebelkrähe (C. cornix), von der vorigen nicht eigentlich verschieden. - Die Saatkrähe (C. frugilegus), purpurblauschwarz, in großen Gesellschaften in den getreidereich en Gegenden Europas. - Die Dohle (s. d.).


Rabelais (Rablä), Francois, der Vater der franz. Satire, geb. 1483 zu Chinon in Touraine, zuerst Franziskaner, dann Benedictiner, dann Arzt, endlich durch Papst Paul III. Pfarrer zu Meudon, st. 1553, als er gerade zum Pfarrer von St. Paul in Paris berufen worden war. R. war gelehrt und voll muthwilligen beißenden Witzes, den er besonders gegen das Mönchthum losließ; Ungeheuerliches vorbringen und lachen machen um jeden Preis, ist die Tendenz seines mitunter rohen u. schmutzigen Originalgemäldes "Gargantua u. Pantagruel" (trefflich nachgeahmt von Fischart, deutsch von Regis, Leipz. 1832 ff.), welches heutzutage und namentlich in Deutschland wegen örtlichen u. persönlichen Beziehungen nicht mehr recht verstanden werden kann.


Rabener, Gottlieb Wilh., der Satiriker, geb. 1714 zu Wachau bei Leipzig, Steuersecretär, Freund Gellerts, verlor Haus und Habe, als 1760 Dresden bombardiert wurde, und st. 1771 als Steuerrath. R. war ein braver jovialer Mann und schrieb einen guten Styl, doch als Satiriker hat er wenig zu bedeuten, obgleich er tausendmal mehr als Liscov gelesen wurde. Seinem Spotte fehlte der tiefsittliche Ernst u. noch mehr der Muth; er vermied angstvoll jede Persönlichkeit und gab wehrlose Menschenklassen (pedantische Pastoren, arme Hausinformatoren, Kammermädchen, Stutzer u. höchstens noch bornirte Krautjunker) dem Gelächter preis. Seine von Weiße 1772 herausgeg. Briefe bezeugen R.s ehrlichen aber spießbürgerlichen Charakter. Sämmtliche Schriften durch Ortlepp. Stuttgart 1839 ff., 4 B.


Rabenstein, der von Steinen aufgemauerte Platz, wo die Verbrecher enthauptet, gerädert etc. wurden, um deren Leichnam sich die Raben sammelten.


Rabies, lat., Wuth.


Rabulist (vom lat. rabula, Rechtschicane), ein Rechtsverdreher, ränkesüchtiger Advocat.


Rabutin (Rabütäng), Roger Comte de Bussy, geb. 1618, gest. 1693, witziger Hofmann Ludwigs XIV., kecker Spötter, deßwegen einige Zeit in der Bastille; Verfasser von "Memoires", Paris 1696; "Lettres" Paris 1697; "Histoire amoureuse des Gaules", Paris 1754.


Racahou, frz., mehlige Substanz aus Kraftmehl u. Chocoladepulver, mit Vanille, Zucker, Orangeblüten etc. versetzt.


Racan, Honorat de Bueil, geb. 1589, gest. 1670, franz. Idyllendichter, correct

großes Ansehen und einträgliche Privilegien. Im Mittelalter und z. B. im deutschen Reich waren die R.s nach Districten geordnet, an der Spitze eines Districts stand ein Ober-R., deren es in Köln, Frankfurt, Prag u. anderorts gab. Noch mehr als R. bedeutete der Titel Rabban, welchen nur die 7 größten Gesetzeslehrer von Hillels Zeit an geführt haben. – R.ner, die vom Staate bestätigten, mancherorts auch eingesetzten höheren Lehrer des Judenthums, denen der Religionsunterricht, der Gottesdienst sowie das Predigen übertragen ist. – R. nische Sprache, das Hebräische der jüdischen Gelehrten des Mittelalters, das Neuhebräische. – R. nismus, Inbegriff der Lehren und Meinungen der seit dem politischen Untergange ihres Volkes zu Ansehen gekommenen jüdischen Gesetzeslehrer. – Vergl. Jüdisches Schulwesen, Jüdische Literatur.


Rabe (Corvus), Gattung Vögel aus der Ordnung der Alles fressenden, mit starkem, an der Wurzel geradem, an der Spitze sanft gebogenem Schnabel; sie leben gesellig, sind scheu, listig und zänkisch, lassen sich aber leicht zähmen und lernen Worte nachsprechen; theils Stand-, theils Strich-, theils Zugvögel. In Europa 5 Arten: Der R., Kolkrabe (C. corax), über 2' lang, schwarz mit stahlblauem Metallglanz, in Europa, Asien und Afrika, hauptsächlich in gebirgigen Waldungen, frißt Insekten, Früchte, Beeren, Mäuse, Maulwürfe, aber auch junge Hafen u. Vögel, am liebsten Aas. – Die R. nkrähe, Krähe (C. corone), kleiner als der vorige und weniger verbreitet. – Die Nebelkrähe (C. cornix), von der vorigen nicht eigentlich verschieden. – Die Saatkrähe (C. frugilegus), purpurblauschwarz, in großen Gesellschaften in den getreidereich en Gegenden Europas. – Die Dohle (s. d.).


Rabelais (Rablä), François, der Vater der franz. Satire, geb. 1483 zu Chinon in Touraine, zuerst Franziskaner, dann Benedictiner, dann Arzt, endlich durch Papst Paul III. Pfarrer zu Meudon, st. 1553, als er gerade zum Pfarrer von St. Paul in Paris berufen worden war. R. war gelehrt und voll muthwilligen beißenden Witzes, den er besonders gegen das Mönchthum losließ; Ungeheuerliches vorbringen und lachen machen um jeden Preis, ist die Tendenz seines mitunter rohen u. schmutzigen Originalgemäldes „Gargantua u. Pantagruel“ (trefflich nachgeahmt von Fischart, deutsch von Regis, Leipz. 1832 ff.), welches heutzutage und namentlich in Deutschland wegen örtlichen u. persönlichen Beziehungen nicht mehr recht verstanden werden kann.


Rabener, Gottlieb Wilh., der Satiriker, geb. 1714 zu Wachau bei Leipzig, Steuersecretär, Freund Gellerts, verlor Haus und Habe, als 1760 Dresden bombardiert wurde, und st. 1771 als Steuerrath. R. war ein braver jovialer Mann und schrieb einen guten Styl, doch als Satiriker hat er wenig zu bedeuten, obgleich er tausendmal mehr als Liscov gelesen wurde. Seinem Spotte fehlte der tiefsittliche Ernst u. noch mehr der Muth; er vermied angstvoll jede Persönlichkeit und gab wehrlose Menschenklassen (pedantische Pastoren, arme Hausinformatoren, Kammermädchen, Stutzer u. höchstens noch bornirte Krautjunker) dem Gelächter preis. Seine von Weiße 1772 herausgeg. Briefe bezeugen R.s ehrlichen aber spießbürgerlichen Charakter. Sämmtliche Schriften durch Ortlepp. Stuttgart 1839 ff., 4 B.


Rabenstein, der von Steinen aufgemauerte Platz, wo die Verbrecher enthauptet, gerädert etc. wurden, um deren Leichnam sich die Raben sammelten.


Rabies, lat., Wuth.


Rabulist (vom lat. rabula, Rechtschicane), ein Rechtsverdreher, ränkesüchtiger Advocat.


Rabutin (Rabütäng), Roger Comte de Bussy, geb. 1618, gest. 1693, witziger Hofmann Ludwigs XIV., kecker Spötter, deßwegen einige Zeit in der Bastille; Verfasser von „Mémoires“, Paris 1696; „Lettres“ Paris 1697; „Histoire amoureuse des Gaules“, Paris 1754.


Racahou, frz., mehlige Substanz aus Kraftmehl u. Chocoladepulver, mit Vanille, Zucker, Orangeblüten etc. versetzt.


Racan, Honorat de Bueil, geb. 1589, gest. 1670, franz. Idyllendichter, correct

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[654/0655] großes Ansehen und einträgliche Privilegien. Im Mittelalter und z. B. im deutschen Reich waren die R.s nach Districten geordnet, an der Spitze eines Districts stand ein Ober-R., deren es in Köln, Frankfurt, Prag u. anderorts gab. Noch mehr als R. bedeutete der Titel Rabban, welchen nur die 7 größten Gesetzeslehrer von Hillels Zeit an geführt haben. – R.ner, die vom Staate bestätigten, mancherorts auch eingesetzten höheren Lehrer des Judenthums, denen der Religionsunterricht, der Gottesdienst sowie das Predigen übertragen ist. – R. nische Sprache, das Hebräische der jüdischen Gelehrten des Mittelalters, das Neuhebräische. – R. nismus, Inbegriff der Lehren und Meinungen der seit dem politischen Untergange ihres Volkes zu Ansehen gekommenen jüdischen Gesetzeslehrer. – Vergl. Jüdisches Schulwesen, Jüdische Literatur. Rabe (Corvus), Gattung Vögel aus der Ordnung der Alles fressenden, mit starkem, an der Wurzel geradem, an der Spitze sanft gebogenem Schnabel; sie leben gesellig, sind scheu, listig und zänkisch, lassen sich aber leicht zähmen und lernen Worte nachsprechen; theils Stand-, theils Strich-, theils Zugvögel. In Europa 5 Arten: Der R., Kolkrabe (C. corax), über 2' lang, schwarz mit stahlblauem Metallglanz, in Europa, Asien und Afrika, hauptsächlich in gebirgigen Waldungen, frißt Insekten, Früchte, Beeren, Mäuse, Maulwürfe, aber auch junge Hafen u. Vögel, am liebsten Aas. – Die R. nkrähe, Krähe (C. corone), kleiner als der vorige und weniger verbreitet. – Die Nebelkrähe (C. cornix), von der vorigen nicht eigentlich verschieden. – Die Saatkrähe (C. frugilegus), purpurblauschwarz, in großen Gesellschaften in den getreidereich en Gegenden Europas. – Die Dohle (s. d.). Rabelais (Rablä), François, der Vater der franz. Satire, geb. 1483 zu Chinon in Touraine, zuerst Franziskaner, dann Benedictiner, dann Arzt, endlich durch Papst Paul III. Pfarrer zu Meudon, st. 1553, als er gerade zum Pfarrer von St. Paul in Paris berufen worden war. R. war gelehrt und voll muthwilligen beißenden Witzes, den er besonders gegen das Mönchthum losließ; Ungeheuerliches vorbringen und lachen machen um jeden Preis, ist die Tendenz seines mitunter rohen u. schmutzigen Originalgemäldes „Gargantua u. Pantagruel“ (trefflich nachgeahmt von Fischart, deutsch von Regis, Leipz. 1832 ff.), welches heutzutage und namentlich in Deutschland wegen örtlichen u. persönlichen Beziehungen nicht mehr recht verstanden werden kann. Rabener, Gottlieb Wilh., der Satiriker, geb. 1714 zu Wachau bei Leipzig, Steuersecretär, Freund Gellerts, verlor Haus und Habe, als 1760 Dresden bombardiert wurde, und st. 1771 als Steuerrath. R. war ein braver jovialer Mann und schrieb einen guten Styl, doch als Satiriker hat er wenig zu bedeuten, obgleich er tausendmal mehr als Liscov gelesen wurde. Seinem Spotte fehlte der tiefsittliche Ernst u. noch mehr der Muth; er vermied angstvoll jede Persönlichkeit und gab wehrlose Menschenklassen (pedantische Pastoren, arme Hausinformatoren, Kammermädchen, Stutzer u. höchstens noch bornirte Krautjunker) dem Gelächter preis. Seine von Weiße 1772 herausgeg. Briefe bezeugen R.s ehrlichen aber spießbürgerlichen Charakter. Sämmtliche Schriften durch Ortlepp. Stuttgart 1839 ff., 4 B. Rabenstein, der von Steinen aufgemauerte Platz, wo die Verbrecher enthauptet, gerädert etc. wurden, um deren Leichnam sich die Raben sammelten. Rabies, lat., Wuth. Rabulist (vom lat. rabula, Rechtschicane), ein Rechtsverdreher, ränkesüchtiger Advocat. Rabutin (Rabütäng), Roger Comte de Bussy, geb. 1618, gest. 1693, witziger Hofmann Ludwigs XIV., kecker Spötter, deßwegen einige Zeit in der Bastille; Verfasser von „Mémoires“, Paris 1696; „Lettres“ Paris 1697; „Histoire amoureuse des Gaules“, Paris 1754. Racahou, frz., mehlige Substanz aus Kraftmehl u. Chocoladepulver, mit Vanille, Zucker, Orangeblüten etc. versetzt. Racan, Honorat de Bueil, geb. 1589, gest. 1670, franz. Idyllendichter, correct

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 654. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/655>, abgerufen am 23.11.2024.