Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.besonders der geistvolle Burdach (Blicke ins Leben, 2 B., 1842); in neuester Zeit lieferte Fortlage ein "System der P." (Leipz. 1854-55, 2 B.). Wie leicht aber die vom geoffenbarten Glauben abgelöste Vernunft auch auf dem ihr zunächst liegenden Gebiete der P. trotz allen Fortschritten der Naturwissenschaften, Phrenologie u. s. w. in Unvernunft umschlägt, zeigt sich z. B. schon darin, daß Hegel in der P. keineswegs über Aristoteles hinauskam, sondern ganz wie dieser die Seele als bloß thierische und sterbliche u. den Geist als Vernunft im pantheistischen Sinne auffaßte, dann durch den Federkrieg, den der rohe Materialismus des K. Vogt (s. d.) 1855 hervorrief. Uebrigens wird die P. gegenwärtig mit Recht vorherrschend als psychische Anthropologie behandelt z. B. Sengler betrachtet als den Zweck der Anthropologie überhaupt, zu zeigen, was der einzelne individuelle Mensch seinem Wesen, seiner Organisation u. seinem in beide begründeten Lebenszwecke nach sei; er theilt dieselbe näher ein in: I. physische Anthropologie, Lehre von den Naturbestimmtheiten des Menschen (Zeugung, Fötalleben, Geburt, Anlagen, Temperamente, solarisches, lunarisches und tellurisches Leben, Menschenracen, Schlafen und Wachen, Träumen und Hellsehen); dann II. psychische Anthropologie, Lehre von den Vermögen u. Thätigkeiten der Seele; sie behandelt a) das sinnlichbewußte Seelenleben: Gemeingefühl, Empfindung, Selbstgefühl, Sinnesempfindungen, Anschauung und Wahrnehmung, Trieb und Instinct; b) geistigbewußtes Seelenleben: Geistiges Selbstgefühl, Einbildung, Gedächtniß u. Erinnerung, Vorstellung, Gier, Begierde u. Lusttrieb; endlich c) selbstbewußtes Seelenleben: Gemüth, Denken, Neigungen, Affecte u. Leidenschaften. Endlich soll III. die pneumatische Anthropologie den Menschen als geistigen Mikrokosmus darstellen; sie handelt vom selbstbewußten Gemüth, vom Wesen und den Erscheinungsformen des Denkens (sinnlichempirisches, sinnlichrationales, subjectives und objectives und beide in ihrer Einheit), vom selbstbewußten Begehren (individuelles, allgemeines oder sittliches, Einheit beider), endlich vom Fühlen, Erkennen u. Wollen in seiner Einheit. Als 2. Abtheilung behandelt die Philosophie des Geistes das Wesen des Geistes an sich, den theoretischen (intellectuelle Anschauung, rein- und realdenkende Erkenntniß od. Erkenntniß der Idee) u. praktischen od. wollenden Geist, schließlich aber die absolute Einheit des theoretischen und praktischen Geistes (Glaube, Gebet, Andacht, Cult, Ascese, praktische Mystik). - Psycholog, Seelenkundiger, Menschenkenner; psychologisch, zur P. gehörig, dem Wesen eines Menschen entsprechend; Psychonomie, Lehre von den Gesetzen, Psychonosologie, von den Krankheiten des Seelenlebens. Psychrometer, Naßkältemesser, ein Thermometer, dessen Queksilberkugel mit einem seinen mit Wasser getränkten Gazeläppchen umwickelt der freien Luft, aber nicht direct dem Sonnenlicht ausgesetzt wird. Durch Verdunstung des Wassers entsteht Kälte, deßwegen steht das P. immer niederer als das der gleichen Luftschichte ausgesetzte Thermometer. Je trockener, wärmer und dünner die Luft ist, desto leichter verdunstet das Wasser, desto größer ist die Differenz zwischen Thermometer u. P.; je feuchter, kälter und schwerer die Luft, desto geringer die Differenz beider Instrumente. Es ist deßhalb das P. ein Instrument, um indirect auf den Gehalt der Luft an Wasserdünsten, die Feuchtigkeit der Luft zu schließen. Psykter, griech., Kühlgefäß; Psyktica, kühlende Mittel. Pterodaktyle od. Flugeidechsen, eine Gattung vorweltlicher fliegender Reptilien, mit sehr langem Hals, langgestreckter Schnauze, vielzähnigem Gebiß u. kurzem Schwanz; am auffallendsten ist die außerordentliche Länge der kleinen Zehe an den Vorderfüßen, die eine Flughaut stützte. Man fand die P. von der Größe einiger Zolle bis zu der eines Hahns (im Solnhofer lithographischen Stein, bei Banz u. bei Lyme-Regis in England). Pterome, griech., soviel als Porticus; Pteropoden, Flußflügler, der fliegende Hund; Pteryx, Flügel; Pte- besonders der geistvolle Burdach (Blicke ins Leben, 2 B., 1842); in neuester Zeit lieferte Fortlage ein „System der P.“ (Leipz. 1854–55, 2 B.). Wie leicht aber die vom geoffenbarten Glauben abgelöste Vernunft auch auf dem ihr zunächst liegenden Gebiete der P. trotz allen Fortschritten der Naturwissenschaften, Phrenologie u. s. w. in Unvernunft umschlägt, zeigt sich z. B. schon darin, daß Hegel in der P. keineswegs über Aristoteles hinauskam, sondern ganz wie dieser die Seele als bloß thierische und sterbliche u. den Geist als Vernunft im pantheistischen Sinne auffaßte, dann durch den Federkrieg, den der rohe Materialismus des K. Vogt (s. d.) 1855 hervorrief. Uebrigens wird die P. gegenwärtig mit Recht vorherrschend als psychische Anthropologie behandelt z. B. Sengler betrachtet als den Zweck der Anthropologie überhaupt, zu zeigen, was der einzelne individuelle Mensch seinem Wesen, seiner Organisation u. seinem in beide begründeten Lebenszwecke nach sei; er theilt dieselbe näher ein in: I. physische Anthropologie, Lehre von den Naturbestimmtheiten des Menschen (Zeugung, Fötalleben, Geburt, Anlagen, Temperamente, solarisches, lunarisches und tellurisches Leben, Menschenracen, Schlafen und Wachen, Träumen und Hellsehen); dann II. psychische Anthropologie, Lehre von den Vermögen u. Thätigkeiten der Seele; sie behandelt a) das sinnlichbewußte Seelenleben: Gemeingefühl, Empfindung, Selbstgefühl, Sinnesempfindungen, Anschauung und Wahrnehmung, Trieb und Instinct; b) geistigbewußtes Seelenleben: Geistiges Selbstgefühl, Einbildung, Gedächtniß u. Erinnerung, Vorstellung, Gier, Begierde u. Lusttrieb; endlich c) selbstbewußtes Seelenleben: Gemüth, Denken, Neigungen, Affecte u. Leidenschaften. Endlich soll III. die pneumatische Anthropologie den Menschen als geistigen Mikrokosmus darstellen; sie handelt vom selbstbewußten Gemüth, vom Wesen und den Erscheinungsformen des Denkens (sinnlichempirisches, sinnlichrationales, subjectives und objectives und beide in ihrer Einheit), vom selbstbewußten Begehren (individuelles, allgemeines oder sittliches, Einheit beider), endlich vom Fühlen, Erkennen u. Wollen in seiner Einheit. Als 2. Abtheilung behandelt die Philosophie des Geistes das Wesen des Geistes an sich, den theoretischen (intellectuelle Anschauung, rein- und realdenkende Erkenntniß od. Erkenntniß der Idee) u. praktischen od. wollenden Geist, schließlich aber die absolute Einheit des theoretischen und praktischen Geistes (Glaube, Gebet, Andacht, Cult, Ascese, praktische Mystik). – Psycholog, Seelenkundiger, Menschenkenner; psychologisch, zur P. gehörig, dem Wesen eines Menschen entsprechend; Psychonomie, Lehre von den Gesetzen, Psychonosologie, von den Krankheiten des Seelenlebens. Psychrometer, Naßkältemesser, ein Thermometer, dessen Queksilberkugel mit einem seinen mit Wasser getränkten Gazeläppchen umwickelt der freien Luft, aber nicht direct dem Sonnenlicht ausgesetzt wird. Durch Verdunstung des Wassers entsteht Kälte, deßwegen steht das P. immer niederer als das der gleichen Luftschichte ausgesetzte Thermometer. Je trockener, wärmer und dünner die Luft ist, desto leichter verdunstet das Wasser, desto größer ist die Differenz zwischen Thermometer u. P.; je feuchter, kälter und schwerer die Luft, desto geringer die Differenz beider Instrumente. Es ist deßhalb das P. ein Instrument, um indirect auf den Gehalt der Luft an Wasserdünsten, die Feuchtigkeit der Luft zu schließen. Psykter, griech., Kühlgefäß; Psyktica, kühlende Mittel. Pterodaktyle od. Flugeidechsen, eine Gattung vorweltlicher fliegender Reptilien, mit sehr langem Hals, langgestreckter Schnauze, vielzähnigem Gebiß u. kurzem Schwanz; am auffallendsten ist die außerordentliche Länge der kleinen Zehe an den Vorderfüßen, die eine Flughaut stützte. Man fand die P. von der Größe einiger Zolle bis zu der eines Hahns (im Solnhofer lithographischen Stein, bei Banz u. bei Lyme-Regis in England). Pterome, griech., soviel als Porticus; Pteropoden, Flußflügler, der fliegende Hund; Pteryx, Flügel; Pte- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0632" n="631"/> besonders der geistvolle Burdach (Blicke ins Leben, 2 B., 1842); in neuester Zeit lieferte Fortlage ein „System der P.“ (Leipz. 1854–55, 2 B.). 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Psychrometer, Naßkältemesser, ein Thermometer, dessen Queksilberkugel mit einem seinen mit Wasser getränkten Gazeläppchen umwickelt der freien Luft, aber nicht direct dem Sonnenlicht ausgesetzt wird. Durch Verdunstung des Wassers entsteht Kälte, deßwegen steht das P. immer niederer als das der gleichen Luftschichte ausgesetzte Thermometer. Je trockener, wärmer und dünner die Luft ist, desto leichter verdunstet das Wasser, desto größer ist die Differenz zwischen Thermometer u. P.; je feuchter, kälter und schwerer die Luft, desto geringer die Differenz beider Instrumente. Es ist deßhalb das P. ein Instrument, um indirect auf den Gehalt der Luft an Wasserdünsten, die Feuchtigkeit der Luft zu schließen.
Psykter, griech., Kühlgefäß; Psyktica, kühlende Mittel.
Pterodaktyle od. Flugeidechsen, eine Gattung vorweltlicher fliegender Reptilien, mit sehr langem Hals, langgestreckter Schnauze, vielzähnigem Gebiß u. kurzem Schwanz; am auffallendsten ist die außerordentliche Länge der kleinen Zehe an den Vorderfüßen, die eine Flughaut stützte. Man fand die P. von der Größe einiger Zolle bis zu der eines Hahns (im Solnhofer lithographischen Stein, bei Banz u. bei Lyme-Regis in England).
Pterome, griech., soviel als Porticus; Pteropoden, Flußflügler, der fliegende Hund; Pteryx, Flügel; Pte-
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