Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.erstemal ohne Glasur u. in geringerem Hitzgrade, bloß in Rothglühhitze (Verglühen); hierauf werden die Geschirre mit der Glasurmasse überzogen, einem dünnen Brei aus fein zerriebenem P. mit Zusatz von Gyps als Flußmittel, zum zweitenmal gebrannt u. zwar im stärksten Feuer der Weißglühhitze (Garbrennen). Damit ist das P., wenn es weiß bleiben soll, fertig; eine weitere Bearbeitung erhält es aber gewöhnlich noch durch Bemalen und Vergolden (s. Porzellanmalerei). - Nachdem das P. in China und Japan schon seit Jahrtausenden bekannt gewesen u. seit dem 16. Jahrh. nach Europa eingeführt wurde, erfand es 1706 Böttger (s. d.) in Sachsen, wo man 1710 die erste Fabrik in Meißen errichtete. Trotz des Geheimhaltens verbreitete sich die Erfindung und es entstanden allmählig (zuerst in Wien 1730) zahlreiche P.fabriken in Deutschland, Frankreich, England, Italien etc.; das beste P. ist aber bisher immer noch das deutsche. Porzellanmalerei, ein eigener Zweig der Malerei, zu der nur feuerbeständige Farben verwendet werden können, hauptsächlich Metalloxyde. Diese werden mit einem klaren Flußmittel gemengt, mit Pinsel und Spicköl auf die gewöhnliche Weise aufgetragen u. dann eingebrannt, was dadurch geschieht, daß man das bemalte Porzellan in thönernen Kapseln der Rothglühhitze aussetzt, wodurch die Farben mittelst des Flußmittels schmelzen und in die Glasur einbrennen. Posa, Marquis von, in Schillers Trauerspiel Don Carlos eine ideale Gestalt ohne historische Unterlage. Posada, Wirthshaus in Spanien, wo der Reisende nur Nachtherberge findet. Posamentier, frz.-dtsch., Bortenwirker, verfertigt Borten u. Tressen, Schnüre, Fransen, Crepinen, Quasten und Bänder. Diese Arbeiten geschehen theils aus freier Hand, theils auf dem Webstuhle, Bortenwirkstuhl, der zu Ende des 16. Jahrh. in Deutschland erfunden wurde; seit neuester Zeit hat man auch durch Wasser oder Dampf getriebene Maschinenwebstühle. Posaune, Blasinstrument aus Messing, aus 2 Theilen bestehend; der eine bildet 2 Röhren u. endet mit dem Schalltrichter, der andere besteht aus 2 dünneren Röhren (Stengen) und geht mit dem Mundstücke aus; durch das Auf- und Abschieben des Hauptstückes wird der Ton höher oder tiefer. Man hat Discant-, Alt-, Tenor- und Baßposaunen; früher waren sie nur Instrumente für Kirchenmusik, Mozart führte sie in die Oper ein. Poschiavo, Pusklav, graubündn. Thal auf der Südseite der Bernina (s. d.), mit einem tiefen See, der durch den Poschiavino in die Adda abfließt, und dem Flecken P. mit 3000 E. Pose, die waadtländ. Juchart = 45 franz. Aren. Posega, Poschega, Hauptstadt des slavon. Comitats P., in dem viele Morlacken wohnen, am Orlyavafluß, hat 5000 E., kath. Gymnasium, Wein-, Tabak- u. Seidebau, beträchtlichen Verkehr. Poseidon, der griech. Name des Neptun. Posen, Großherzogthum, preuß. Provinz, die aus den Theilungen Polens 1815 endlich Preußen verblieb, liegt zwischen Schlesien, Polen, Westpreußen u. Brandenburg, ist größtentheils eben, hat viele Waldungen und Seen, im Ganzen fruchtbaren Boden, auf 5361/2 #M. 1392000 E. Hauptgewerbe sind Ackerbau, Viehzucht, Waldwirthschaft; die größere Industrie beschränkt sich auf Tuch- und Leineweberei, Gerberei, Potaschesiederei, Glasbereitung, Rübenzucker- u. Stärkefabrikation. Die Hauptstadt P. (poln. Posznan) an der schiffbaren Warthe ist eine Hauptfestung, Sitz des Erzbischofs von P. u. Gnesen (s. d.), der Landesbehörden, hat 46000 E., darunter 8000 Juden, in deren Händen sich der größte Theil des Handels befindet, mehre Fabriken. Vergl. Dunin, Polen. Posen, die Spulen der Schreibfedern. Poserna, Dorf bei Weißenfels, Seumes Geburtsort; Gefecht 1. Mai 1813. Posgaru, pseudonym für Suckow. Posidonius, geb. um 135 v. Chr. zu Apamea in Syrien, ausgezeichneter Geschichtschreiber, Mathematiker und Astronom, Freund des Cicero und Pompejus, st. 51 v. Chr.; die in andern Schriftstellern erstemal ohne Glasur u. in geringerem Hitzgrade, bloß in Rothglühhitze (Verglühen); hierauf werden die Geschirre mit der Glasurmasse überzogen, einem dünnen Brei aus fein zerriebenem P. mit Zusatz von Gyps als Flußmittel, zum zweitenmal gebrannt u. zwar im stärksten Feuer der Weißglühhitze (Garbrennen). Damit ist das P., wenn es weiß bleiben soll, fertig; eine weitere Bearbeitung erhält es aber gewöhnlich noch durch Bemalen und Vergolden (s. Porzellanmalerei). – Nachdem das P. in China und Japan schon seit Jahrtausenden bekannt gewesen u. seit dem 16. Jahrh. nach Europa eingeführt wurde, erfand es 1706 Böttger (s. d.) in Sachsen, wo man 1710 die erste Fabrik in Meißen errichtete. Trotz des Geheimhaltens verbreitete sich die Erfindung und es entstanden allmählig (zuerst in Wien 1730) zahlreiche P.fabriken in Deutschland, Frankreich, England, Italien etc.; das beste P. ist aber bisher immer noch das deutsche. Porzellanmalerei, ein eigener Zweig der Malerei, zu der nur feuerbeständige Farben verwendet werden können, hauptsächlich Metalloxyde. Diese werden mit einem klaren Flußmittel gemengt, mit Pinsel und Spicköl auf die gewöhnliche Weise aufgetragen u. dann eingebrannt, was dadurch geschieht, daß man das bemalte Porzellan in thönernen Kapseln der Rothglühhitze aussetzt, wodurch die Farben mittelst des Flußmittels schmelzen und in die Glasur einbrennen. Posa, Marquis von, in Schillers Trauerspiel Don Carlos eine ideale Gestalt ohne historische Unterlage. Posada, Wirthshaus in Spanien, wo der Reisende nur Nachtherberge findet. Posamentier, frz.-dtsch., Bortenwirker, verfertigt Borten u. Tressen, Schnüre, Fransen, Crepinen, Quasten und Bänder. Diese Arbeiten geschehen theils aus freier Hand, theils auf dem Webstuhle, Bortenwirkstuhl, der zu Ende des 16. Jahrh. in Deutschland erfunden wurde; seit neuester Zeit hat man auch durch Wasser oder Dampf getriebene Maschinenwebstühle. Posaune, Blasinstrument aus Messing, aus 2 Theilen bestehend; der eine bildet 2 Röhren u. endet mit dem Schalltrichter, der andere besteht aus 2 dünneren Röhren (Stengen) und geht mit dem Mundstücke aus; durch das Auf- und Abschieben des Hauptstückes wird der Ton höher oder tiefer. Man hat Discant-, Alt-, Tenor- und Baßposaunen; früher waren sie nur Instrumente für Kirchenmusik, Mozart führte sie in die Oper ein. Poschiavo, Pusklav, graubündn. Thal auf der Südseite der Bernina (s. d.), mit einem tiefen See, der durch den Poschiavino in die Adda abfließt, und dem Flecken P. mit 3000 E. Pose, die waadtländ. Juchart = 45 franz. Aren. Posega, Poschega, Hauptstadt des slavon. Comitats P., in dem viele Morlacken wohnen, am Orlyavafluß, hat 5000 E., kath. Gymnasium, Wein-, Tabak- u. Seidebau, beträchtlichen Verkehr. Poseidon, der griech. Name des Neptun. Posen, Großherzogthum, preuß. Provinz, die aus den Theilungen Polens 1815 endlich Preußen verblieb, liegt zwischen Schlesien, Polen, Westpreußen u. Brandenburg, ist größtentheils eben, hat viele Waldungen und Seen, im Ganzen fruchtbaren Boden, auf 5361/2 □M. 1392000 E. Hauptgewerbe sind Ackerbau, Viehzucht, Waldwirthschaft; die größere Industrie beschränkt sich auf Tuch- und Leineweberei, Gerberei, Potaschesiederei, Glasbereitung, Rübenzucker- u. Stärkefabrikation. Die Hauptstadt P. (poln. Posznan) an der schiffbaren Warthe ist eine Hauptfestung, Sitz des Erzbischofs von P. u. Gnesen (s. d.), der Landesbehörden, hat 46000 E., darunter 8000 Juden, in deren Händen sich der größte Theil des Handels befindet, mehre Fabriken. Vergl. Dunin, Polen. Posen, die Spulen der Schreibfedern. Poserna, Dorf bei Weißenfels, Seumes Geburtsort; Gefecht 1. Mai 1813. Posgaru, pseudonym für Suckow. Posidonius, geb. um 135 v. Chr. zu Apamea in Syrien, ausgezeichneter Geschichtschreiber, Mathematiker und Astronom, Freund des Cicero und Pompejus, st. 51 v. Chr.; die in andern Schriftstellern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0593" n="592"/> erstemal ohne Glasur u. in geringerem Hitzgrade, bloß in Rothglühhitze (Verglühen); hierauf werden die Geschirre mit der Glasurmasse überzogen, einem dünnen Brei aus fein zerriebenem P. mit Zusatz von Gyps als Flußmittel, zum zweitenmal gebrannt u. zwar im stärksten Feuer der Weißglühhitze (Garbrennen). Damit ist das P., wenn es weiß bleiben soll, fertig; eine weitere Bearbeitung erhält es aber gewöhnlich noch durch Bemalen und Vergolden (s. Porzellanmalerei). – Nachdem das P. in China und Japan schon seit Jahrtausenden bekannt gewesen u. seit dem 16. Jahrh. nach Europa eingeführt wurde, erfand es 1706 Böttger (s. d.) in Sachsen, wo man 1710 die erste Fabrik in Meißen errichtete. 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erstemal ohne Glasur u. in geringerem Hitzgrade, bloß in Rothglühhitze (Verglühen); hierauf werden die Geschirre mit der Glasurmasse überzogen, einem dünnen Brei aus fein zerriebenem P. mit Zusatz von Gyps als Flußmittel, zum zweitenmal gebrannt u. zwar im stärksten Feuer der Weißglühhitze (Garbrennen). Damit ist das P., wenn es weiß bleiben soll, fertig; eine weitere Bearbeitung erhält es aber gewöhnlich noch durch Bemalen und Vergolden (s. Porzellanmalerei). – Nachdem das P. in China und Japan schon seit Jahrtausenden bekannt gewesen u. seit dem 16. Jahrh. nach Europa eingeführt wurde, erfand es 1706 Böttger (s. d.) in Sachsen, wo man 1710 die erste Fabrik in Meißen errichtete. Trotz des Geheimhaltens verbreitete sich die Erfindung und es entstanden allmählig (zuerst in Wien 1730) zahlreiche P.fabriken in Deutschland, Frankreich, England, Italien etc.; das beste P. ist aber bisher immer noch das deutsche.
Porzellanmalerei, ein eigener Zweig der Malerei, zu der nur feuerbeständige Farben verwendet werden können, hauptsächlich Metalloxyde. Diese werden mit einem klaren Flußmittel gemengt, mit Pinsel und Spicköl auf die gewöhnliche Weise aufgetragen u. dann eingebrannt, was dadurch geschieht, daß man das bemalte Porzellan in thönernen Kapseln der Rothglühhitze aussetzt, wodurch die Farben mittelst des Flußmittels schmelzen und in die Glasur einbrennen.
Posa, Marquis von, in Schillers Trauerspiel Don Carlos eine ideale Gestalt ohne historische Unterlage.
Posada, Wirthshaus in Spanien, wo der Reisende nur Nachtherberge findet.
Posamentier, frz.-dtsch., Bortenwirker, verfertigt Borten u. Tressen, Schnüre, Fransen, Crepinen, Quasten und Bänder. Diese Arbeiten geschehen theils aus freier Hand, theils auf dem Webstuhle, Bortenwirkstuhl, der zu Ende des 16. Jahrh. in Deutschland erfunden wurde; seit neuester Zeit hat man auch durch Wasser oder Dampf getriebene Maschinenwebstühle.
Posaune, Blasinstrument aus Messing, aus 2 Theilen bestehend; der eine bildet 2 Röhren u. endet mit dem Schalltrichter, der andere besteht aus 2 dünneren Röhren (Stengen) und geht mit dem Mundstücke aus; durch das Auf- und Abschieben des Hauptstückes wird der Ton höher oder tiefer. Man hat Discant-, Alt-, Tenor- und Baßposaunen; früher waren sie nur Instrumente für Kirchenmusik, Mozart führte sie in die Oper ein.
Poschiavo, Pusklav, graubündn. Thal auf der Südseite der Bernina (s. d.), mit einem tiefen See, der durch den Poschiavino in die Adda abfließt, und dem Flecken P. mit 3000 E.
Pose, die waadtländ. Juchart = 45 franz. Aren.
Posega, Poschega, Hauptstadt des slavon. Comitats P., in dem viele Morlacken wohnen, am Orlyavafluß, hat 5000 E., kath. Gymnasium, Wein-, Tabak- u. Seidebau, beträchtlichen Verkehr.
Poseidon, der griech. Name des Neptun.
Posen, Großherzogthum, preuß. Provinz, die aus den Theilungen Polens 1815 endlich Preußen verblieb, liegt zwischen Schlesien, Polen, Westpreußen u. Brandenburg, ist größtentheils eben, hat viele Waldungen und Seen, im Ganzen fruchtbaren Boden, auf 5361/2 □M. 1392000 E. Hauptgewerbe sind Ackerbau, Viehzucht, Waldwirthschaft; die größere Industrie beschränkt sich auf Tuch- und Leineweberei, Gerberei, Potaschesiederei, Glasbereitung, Rübenzucker- u. Stärkefabrikation. Die Hauptstadt P. (poln. Posznan) an der schiffbaren Warthe ist eine Hauptfestung, Sitz des Erzbischofs von P. u. Gnesen (s. d.), der Landesbehörden, hat 46000 E., darunter 8000 Juden, in deren Händen sich der größte Theil des Handels befindet, mehre Fabriken. Vergl. Dunin, Polen.
Posen, die Spulen der Schreibfedern.
Poserna, Dorf bei Weißenfels, Seumes Geburtsort; Gefecht 1. Mai 1813.
Posgaru, pseudonym für Suckow.
Posidonius, geb. um 135 v. Chr. zu Apamea in Syrien, ausgezeichneter Geschichtschreiber, Mathematiker und Astronom, Freund des Cicero und Pompejus, st. 51 v. Chr.; die in andern Schriftstellern
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