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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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in dem asturischen Gebirge seine Herrschaft über den Norden P.s aus; Ferdinand I. von Castilien eroberte das Land bis an den Tajo und von dem wichtigsten Platze Porto erhielt es den Namen Portucale. Alfons VI. übergab es seinem Schwiegersohn Heinrich von Burgund (Enkel Roberts v. Burgund, eines Enkels von Hugo Capet) als Lehen (1109), die vollständige Unabhängigkeit aber errang Heinrichs Sohn Alfons I., der nach dem großen Siege über die Mauren bei Ourique 1139 von seinem Heere als König ausgerufen wurde. Der Staat wuchs durch Eroberungen über die Mauren (1147 Lissabon) u. 1251 war die Ausdehnung P.s auf der Halbinsel selbst geschlossen, da es nun überall an castil. Gebiet stieß, sowie auch 1181 durch den Reichstag von Lamego (Cortes von Lamego) Thronfolge u. Verfassung festgestellt war. Mit Ferdinand I. erlosch 1383 das burgund. Haus im Mannsstamme, der Haß der Portugiesen gegen Castilien war aber so lebhaft, daß die Stände Johann, einen Bastard Königs Pedro I. zum Könige ausriefen, weil sonst P. rechtmäßig durch die Erbtochter Beatrix an Castilien gefallen wäre. Johann I. sicherte P.s Unabhängigkeit von Castilien durch den Sieg bei Albujarotta 1385, eroberte 1415 Ceuta in Afrika, sowie unter ihm die Entdeckungen der Portugiesen den Anfang nahmen (Madeira, Azoren), die Prinz Heinrich der Seefahrer leitete. Johann II. (1481-95) befestigte die Macht der Krone gegenüber dem Adel mit unerbittlicher Gewalt, beförderte die Entdeckungsreisen (1480 das Cap durch B. Diaz entdeckt); unter Emmanuel d. Gr. (1495-1521) wurden der Seeweg nach Ostindien aufgefunden (1498), Brasilien entdeckt (1501) und in allen ind. Meeren Stationen erobert (Goa, Colombo, Malacca, Ormus), unter Johann III. (1521-54) die Fahrten über China bis Japan ausgedehnt. Mit König Sebastian, der 1578 in einem gegen den Rath aller Verständigen unternommenen Krieg wider den Sultan von Marokko umkam, und seinem Oheim u. Nachfolger Heinrich erlosch 1580 die (unächte) burgund. Linie. Philipp II. von Spanien, Sohn einer Tochter Emmanuels, setzte seine Ansprüche auf die Thronfolge mit Waffengewalt durch u. empfing 1582 die Huldigung; die span. Herrschaft dauerte bis 1640, während welcher Zeit die meisten und wichtigsten Colonien in Ostindien an die Holländer verloren gingen, weil die eigenen Kräfte P.s zu deren Behauptung nicht hinreichten u. Spanien aus Indolenz u. Schwäche sich derselben wenig annahm. Ein allgemeiner Aufstand (1. Dezbr. 1640) erhob einen illegitimen Nachkommen der portugies. Könige, den Herzog Johann von Braganza, als Johann IV. auf den Thron u. das heruntergekommene Spanien mußte 1668 die Unabhängigkeit P.s anerkennen. Indessen blieb auch P. eine Macht 3. Rangs und verfiel derselben Erschlaffung wie Spanien, außerdem aber einer gänzlichen Abhängigkeit von England (1703 Vertrag mit England, nach dem engl. Gesandten Methuen genannt, durch den England die ausschließlich begünstigte Handelsmacht wurde), der es jedoch in dem Kriege von 1735 bis 1737 u. von 1760-62 seine Rettung gegen Spanien verdankte. Unter König Joseph I. (1750-77) reformirte Pombal (s. d.) im Sinne des 18. Jahrh. und zerrüttete den schwachen Staat vollständig; Josephs Nachfolgerin Maria (Gemahlin des 1786 gest. Pedro III) verfiel 1792 in Geisteskrankheit, worauf deren Sohn Johann die Leitung des Staats übernahm. Abhängig von England erklärte P. 1793 an Frankreich den Krieg, mußte aber, als Spanien auf Frankreichs Seite trat, 1801 den Frieden mit Abtretung Olivenzas erkaufen, den Verkehr mit England abbrechen, und als die Sperre als unmöglich nicht durchgeführt wurde, ließ Napoleon I. in Uebereinstimmung mit Spanien 1807 das Land durch Junot besetzen. Die königl. Familie flüchtete aber vorher auf engl. Schiffen nach Brasilien, im Norden erhob sich das Volk u. als Napoleon 1808 auch die Spanier zum Aufstande reizte, erhielt England Gelegenheit, gegen ihn den von Pitt zuletzt angerathenen Volkskrieg zu organisiren. Wellington landete in P., siegte bei Vimeiro, die Franzosen schifften sich

in dem asturischen Gebirge seine Herrschaft über den Norden P.s aus; Ferdinand I. von Castilien eroberte das Land bis an den Tajo und von dem wichtigsten Platze Porto erhielt es den Namen Portucale. Alfons VI. übergab es seinem Schwiegersohn Heinrich von Burgund (Enkel Roberts v. Burgund, eines Enkels von Hugo Capet) als Lehen (1109), die vollständige Unabhängigkeit aber errang Heinrichs Sohn Alfons I., der nach dem großen Siege über die Mauren bei Ourique 1139 von seinem Heere als König ausgerufen wurde. Der Staat wuchs durch Eroberungen über die Mauren (1147 Lissabon) u. 1251 war die Ausdehnung P.s auf der Halbinsel selbst geschlossen, da es nun überall an castil. Gebiet stieß, sowie auch 1181 durch den Reichstag von Lamego (Cortes von Lamego) Thronfolge u. Verfassung festgestellt war. Mit Ferdinand I. erlosch 1383 das burgund. Haus im Mannsstamme, der Haß der Portugiesen gegen Castilien war aber so lebhaft, daß die Stände Johann, einen Bastard Königs Pedro I. zum Könige ausriefen, weil sonst P. rechtmäßig durch die Erbtochter Beatrix an Castilien gefallen wäre. Johann I. sicherte P.s Unabhängigkeit von Castilien durch den Sieg bei Albujarotta 1385, eroberte 1415 Ceuta in Afrika, sowie unter ihm die Entdeckungen der Portugiesen den Anfang nahmen (Madeira, Azoren), die Prinz Heinrich der Seefahrer leitete. Johann II. (1481–95) befestigte die Macht der Krone gegenüber dem Adel mit unerbittlicher Gewalt, beförderte die Entdeckungsreisen (1480 das Cap durch B. Diaz entdeckt); unter Emmanuel d. Gr. (1495–1521) wurden der Seeweg nach Ostindien aufgefunden (1498), Brasilien entdeckt (1501) und in allen ind. Meeren Stationen erobert (Goa, Colombo, Malacca, Ormus), unter Johann III. (1521–54) die Fahrten über China bis Japan ausgedehnt. Mit König Sebastian, der 1578 in einem gegen den Rath aller Verständigen unternommenen Krieg wider den Sultan von Marokko umkam, und seinem Oheim u. Nachfolger Heinrich erlosch 1580 die (unächte) burgund. Linie. Philipp II. von Spanien, Sohn einer Tochter Emmanuels, setzte seine Ansprüche auf die Thronfolge mit Waffengewalt durch u. empfing 1582 die Huldigung; die span. Herrschaft dauerte bis 1640, während welcher Zeit die meisten und wichtigsten Colonien in Ostindien an die Holländer verloren gingen, weil die eigenen Kräfte P.s zu deren Behauptung nicht hinreichten u. Spanien aus Indolenz u. Schwäche sich derselben wenig annahm. Ein allgemeiner Aufstand (1. Dezbr. 1640) erhob einen illegitimen Nachkommen der portugies. Könige, den Herzog Johann von Braganza, als Johann IV. auf den Thron u. das heruntergekommene Spanien mußte 1668 die Unabhängigkeit P.s anerkennen. Indessen blieb auch P. eine Macht 3. Rangs und verfiel derselben Erschlaffung wie Spanien, außerdem aber einer gänzlichen Abhängigkeit von England (1703 Vertrag mit England, nach dem engl. Gesandten Methuen genannt, durch den England die ausschließlich begünstigte Handelsmacht wurde), der es jedoch in dem Kriege von 1735 bis 1737 u. von 1760–62 seine Rettung gegen Spanien verdankte. Unter König Joseph I. (1750–77) reformirte Pombal (s. d.) im Sinne des 18. Jahrh. und zerrüttete den schwachen Staat vollständig; Josephs Nachfolgerin Maria (Gemahlin des 1786 gest. Pedro III) verfiel 1792 in Geisteskrankheit, worauf deren Sohn Johann die Leitung des Staats übernahm. Abhängig von England erklärte P. 1793 an Frankreich den Krieg, mußte aber, als Spanien auf Frankreichs Seite trat, 1801 den Frieden mit Abtretung Olivenzas erkaufen, den Verkehr mit England abbrechen, und als die Sperre als unmöglich nicht durchgeführt wurde, ließ Napoleon I. in Uebereinstimmung mit Spanien 1807 das Land durch Junot besetzen. Die königl. Familie flüchtete aber vorher auf engl. Schiffen nach Brasilien, im Norden erhob sich das Volk u. als Napoleon 1808 auch die Spanier zum Aufstande reizte, erhielt England Gelegenheit, gegen ihn den von Pitt zuletzt angerathenen Volkskrieg zu organisiren. Wellington landete in P., siegte bei Vimeiro, die Franzosen schifften sich

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[589/0590] in dem asturischen Gebirge seine Herrschaft über den Norden P.s aus; Ferdinand I. von Castilien eroberte das Land bis an den Tajo und von dem wichtigsten Platze Porto erhielt es den Namen Portucale. Alfons VI. übergab es seinem Schwiegersohn Heinrich von Burgund (Enkel Roberts v. Burgund, eines Enkels von Hugo Capet) als Lehen (1109), die vollständige Unabhängigkeit aber errang Heinrichs Sohn Alfons I., der nach dem großen Siege über die Mauren bei Ourique 1139 von seinem Heere als König ausgerufen wurde. Der Staat wuchs durch Eroberungen über die Mauren (1147 Lissabon) u. 1251 war die Ausdehnung P.s auf der Halbinsel selbst geschlossen, da es nun überall an castil. Gebiet stieß, sowie auch 1181 durch den Reichstag von Lamego (Cortes von Lamego) Thronfolge u. Verfassung festgestellt war. Mit Ferdinand I. erlosch 1383 das burgund. Haus im Mannsstamme, der Haß der Portugiesen gegen Castilien war aber so lebhaft, daß die Stände Johann, einen Bastard Königs Pedro I. zum Könige ausriefen, weil sonst P. rechtmäßig durch die Erbtochter Beatrix an Castilien gefallen wäre. Johann I. sicherte P.s Unabhängigkeit von Castilien durch den Sieg bei Albujarotta 1385, eroberte 1415 Ceuta in Afrika, sowie unter ihm die Entdeckungen der Portugiesen den Anfang nahmen (Madeira, Azoren), die Prinz Heinrich der Seefahrer leitete. Johann II. (1481–95) befestigte die Macht der Krone gegenüber dem Adel mit unerbittlicher Gewalt, beförderte die Entdeckungsreisen (1480 das Cap durch B. Diaz entdeckt); unter Emmanuel d. Gr. (1495–1521) wurden der Seeweg nach Ostindien aufgefunden (1498), Brasilien entdeckt (1501) und in allen ind. Meeren Stationen erobert (Goa, Colombo, Malacca, Ormus), unter Johann III. (1521–54) die Fahrten über China bis Japan ausgedehnt. Mit König Sebastian, der 1578 in einem gegen den Rath aller Verständigen unternommenen Krieg wider den Sultan von Marokko umkam, und seinem Oheim u. Nachfolger Heinrich erlosch 1580 die (unächte) burgund. Linie. Philipp II. von Spanien, Sohn einer Tochter Emmanuels, setzte seine Ansprüche auf die Thronfolge mit Waffengewalt durch u. empfing 1582 die Huldigung; die span. Herrschaft dauerte bis 1640, während welcher Zeit die meisten und wichtigsten Colonien in Ostindien an die Holländer verloren gingen, weil die eigenen Kräfte P.s zu deren Behauptung nicht hinreichten u. Spanien aus Indolenz u. Schwäche sich derselben wenig annahm. Ein allgemeiner Aufstand (1. Dezbr. 1640) erhob einen illegitimen Nachkommen der portugies. Könige, den Herzog Johann von Braganza, als Johann IV. auf den Thron u. das heruntergekommene Spanien mußte 1668 die Unabhängigkeit P.s anerkennen. Indessen blieb auch P. eine Macht 3. Rangs und verfiel derselben Erschlaffung wie Spanien, außerdem aber einer gänzlichen Abhängigkeit von England (1703 Vertrag mit England, nach dem engl. Gesandten Methuen genannt, durch den England die ausschließlich begünstigte Handelsmacht wurde), der es jedoch in dem Kriege von 1735 bis 1737 u. von 1760–62 seine Rettung gegen Spanien verdankte. Unter König Joseph I. (1750–77) reformirte Pombal (s. d.) im Sinne des 18. Jahrh. und zerrüttete den schwachen Staat vollständig; Josephs Nachfolgerin Maria (Gemahlin des 1786 gest. Pedro III) verfiel 1792 in Geisteskrankheit, worauf deren Sohn Johann die Leitung des Staats übernahm. Abhängig von England erklärte P. 1793 an Frankreich den Krieg, mußte aber, als Spanien auf Frankreichs Seite trat, 1801 den Frieden mit Abtretung Olivenzas erkaufen, den Verkehr mit England abbrechen, und als die Sperre als unmöglich nicht durchgeführt wurde, ließ Napoleon I. in Uebereinstimmung mit Spanien 1807 das Land durch Junot besetzen. Die königl. Familie flüchtete aber vorher auf engl. Schiffen nach Brasilien, im Norden erhob sich das Volk u. als Napoleon 1808 auch die Spanier zum Aufstande reizte, erhielt England Gelegenheit, gegen ihn den von Pitt zuletzt angerathenen Volkskrieg zu organisiren. Wellington landete in P., siegte bei Vimeiro, die Franzosen schifften sich

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/590>, abgerufen am 22.11.2024.