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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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Picenum, Landschaft des alten Italien zwischen Umbrien, dem Lande der Sabiner, Vestiner, Marsen u. dem adriat. Meere, von sabin. Einwanderern bewohnt. Hauptstadt war Asculum; 268 v. Chr. wurden die Picener von den Römern unterworfen und theilweise in das südliche Campanien verpflanzt, wo Picentia ihr Hauptort war.


Pichegru (Pischgrü), Charles, geb. 1761 zu Arbois, war zuerst Lehrer der Mathematik an der Militärschule zu Brienne, focht als Sergeant in Nordamerika, trat bei dem Beginne der Revolution als Bataillonschef in die Armee, war 1793 bereits Divisionsgeneral, übernahm im October desselben Jahrs mit Hoche den Oberbefehl über die Rheinarmee, welche Landau entsetzte und die österr.-preuß. Armee über den Rhein zurückwarf. 1794 eroberte P. als Chef der Nordarmee Belgien und Holland, unterdrückte im April 1795 den Aufstand der Sectionen gegen den Convent, einen letzten Versuch der Terroristen sich durch den Pöbel der Herrschaft zu bemächtigen und ging als Oberbefehlshaber zu der Rheinarmee. Hier setzte er sich durch Fauche Borel mit den Bourbons in Verbindung, ließ sich von Clairfait schlagen und wurde zurückberufen. Zum Deputirten gewählt war P. das Haupt der Royalisten im Rathe der 500, deren Absichten durch den 18. Fructidor vereitelt wurden; er wurde nach Cayenne deportirt, entkam nach England, trat offen für die Bourbons auf und kam 1804 als Mitverschworner des G. Cadoudal nach Paris; er wurde in der Nacht des 28. Febr. verhaftet und am 6. April erdrosselt im Bette gefunden. Nach der Restauration wurde ihm zu Besancon ein Denkmal errichtet, das aber die Julirevolution nicht überdauerte.


Pichler, Johann Anton, berühmter Meister der Steinschneidekunst, geb. 1697 zu Brixen, lebte in Neapel und Rom und st. 1779. - P., Joh. von, Sohn des Vorigen, geb. zu Neapel 1734, erlangte in der Kunst seines Vaters gleichen Ruhm, ward von Kaiser Joseph II. geadelt und st. zu Rom 1791. - P., Joh. Peter, berühmter Kupferstecher, geb. 1765 zu Botzen, bildete sich in Wien und st. 1806 als Professor der Schabkunst.


Pichler, Karoline, geborne Greiner, geb. 1769 zu Wien, mit dem Regierungsrath P. verheirathet, gest. 1843, sehr fruchtbare belletristische Schriftstellerin (gesammelte Schriften 60 Bde., Wien 1820 bis 45); nach ihrem Tode erschienen "Denkwürdigkeiten aus meinem Leben" 4 Bde., Wien 1844.


Pickelhaube, Art Helm mit Spitze.


Pickenik, Schmaus, zu dem jeder Gast einen Beitrag an Speisen oder Getränk liefert.


Pico, Joh., Graf von Mirandola, Fürst von Concordia, geb. 1463, gest. 1494 zu Florenz, Freund des Marsilius Ficinus u. des Lorenzo de Medici, von seinen Zeitgenossen als ein Wunder der Gelehrsamkeit betrachtet, wollte die platonische Philosophie auf das Christenthum übertragen, folgte jedoch einer kirchlichen Zurechtweisung. Hauptwerke: "Heptaplus"; "De Ente et Uno". Sein Neffe Joh. Franc. P. de Mirandola, gest. 1533, ging in seinem Mysticismus noch weiter; die Schriften beider P. erschienen zusammen in 2 Bdn., Basel 1573 und 1601.


Picotiren, aus dem Franz., stechen, sticheln; in der Formenstecherei mittelst des Picotireisens Stifte in das Holz setzen zum Drucke feiner Punkte; Picoterie, Stichelei.


Picpus-Genossenschaft, genannt von der Straße Picpus zu Paris, wo sie ihr Haupthaus hat, wurde gestiftet von Pierre Coudrin, der 1789 Diakon war, 1792 Priester wurde, sich während der Schreckensherrschaft als eifriger Seelsorger auszeichnete u. 1837 st. Coudrin wollte ursprünglich das einige Jahre ohne religiösen Unterricht und vielfach ohne Taufe heranwachsende Geschlecht durch Gebet, Unterricht, Heranbildung von Priestern u. s. f. dem Verderben entreißen u. fand Mitarbeiter, der Papst bestätigte die P. 1817 und ihr wurden namentlich die Missionen in Australien anvertraut. Ueber die Leistungen der Mitglieder geben die bisherigen Erfolge das glänzendste Zeugniß. Der weibliche Zweig der P., gestiftet 1794 zu Paris, der religiösen Bildung des weiblichen


Picenum, Landschaft des alten Italien zwischen Umbrien, dem Lande der Sabiner, Vestiner, Marsen u. dem adriat. Meere, von sabin. Einwanderern bewohnt. Hauptstadt war Asculum; 268 v. Chr. wurden die Picener von den Römern unterworfen und theilweise in das südliche Campanien verpflanzt, wo Picentia ihr Hauptort war.


Pichegru (Pischgrü), Charles, geb. 1761 zu Arbois, war zuerst Lehrer der Mathematik an der Militärschule zu Brienne, focht als Sergeant in Nordamerika, trat bei dem Beginne der Revolution als Bataillonschef in die Armee, war 1793 bereits Divisionsgeneral, übernahm im October desselben Jahrs mit Hoche den Oberbefehl über die Rheinarmee, welche Landau entsetzte und die österr.-preuß. Armee über den Rhein zurückwarf. 1794 eroberte P. als Chef der Nordarmee Belgien und Holland, unterdrückte im April 1795 den Aufstand der Sectionen gegen den Convent, einen letzten Versuch der Terroristen sich durch den Pöbel der Herrschaft zu bemächtigen und ging als Oberbefehlshaber zu der Rheinarmee. Hier setzte er sich durch Fauche Borel mit den Bourbons in Verbindung, ließ sich von Clairfait schlagen und wurde zurückberufen. Zum Deputirten gewählt war P. das Haupt der Royalisten im Rathe der 500, deren Absichten durch den 18. Fructidor vereitelt wurden; er wurde nach Cayenne deportirt, entkam nach England, trat offen für die Bourbons auf und kam 1804 als Mitverschworner des G. Cadoudal nach Paris; er wurde in der Nacht des 28. Febr. verhaftet und am 6. April erdrosselt im Bette gefunden. Nach der Restauration wurde ihm zu Besançon ein Denkmal errichtet, das aber die Julirevolution nicht überdauerte.


Pichler, Johann Anton, berühmter Meister der Steinschneidekunst, geb. 1697 zu Brixen, lebte in Neapel und Rom und st. 1779. – P., Joh. von, Sohn des Vorigen, geb. zu Neapel 1734, erlangte in der Kunst seines Vaters gleichen Ruhm, ward von Kaiser Joseph II. geadelt und st. zu Rom 1791. – P., Joh. Peter, berühmter Kupferstecher, geb. 1765 zu Botzen, bildete sich in Wien und st. 1806 als Professor der Schabkunst.


Pichler, Karoline, geborne Greiner, geb. 1769 zu Wien, mit dem Regierungsrath P. verheirathet, gest. 1843, sehr fruchtbare belletristische Schriftstellerin (gesammelte Schriften 60 Bde., Wien 1820 bis 45); nach ihrem Tode erschienen „Denkwürdigkeiten aus meinem Leben“ 4 Bde., Wien 1844.


Pickelhaube, Art Helm mit Spitze.


Pickenik, Schmaus, zu dem jeder Gast einen Beitrag an Speisen oder Getränk liefert.


Pico, Joh., Graf von Mirandola, Fürst von Concordia, geb. 1463, gest. 1494 zu Florenz, Freund des Marsilius Ficinus u. des Lorenzo de Medici, von seinen Zeitgenossen als ein Wunder der Gelehrsamkeit betrachtet, wollte die platonische Philosophie auf das Christenthum übertragen, folgte jedoch einer kirchlichen Zurechtweisung. Hauptwerke: „Heptaplus“; „De Ente et Uno“. Sein Neffe Joh. Franc. P. de Mirandola, gest. 1533, ging in seinem Mysticismus noch weiter; die Schriften beider P. erschienen zusammen in 2 Bdn., Basel 1573 und 1601.


Picotiren, aus dem Franz., stechen, sticheln; in der Formenstecherei mittelst des Picotireisens Stifte in das Holz setzen zum Drucke feiner Punkte; Picoterie, Stichelei.


Picpus-Genossenschaft, genannt von der Straße Picpus zu Paris, wo sie ihr Haupthaus hat, wurde gestiftet von Pierre Coudrin, der 1789 Diakon war, 1792 Priester wurde, sich während der Schreckensherrschaft als eifriger Seelsorger auszeichnete u. 1837 st. Coudrin wollte ursprünglich das einige Jahre ohne religiösen Unterricht und vielfach ohne Taufe heranwachsende Geschlecht durch Gebet, Unterricht, Heranbildung von Priestern u. s. f. dem Verderben entreißen u. fand Mitarbeiter, der Papst bestätigte die P. 1817 und ihr wurden namentlich die Missionen in Australien anvertraut. Ueber die Leistungen der Mitglieder geben die bisherigen Erfolge das glänzendste Zeugniß. Der weibliche Zweig der P., gestiftet 1794 zu Paris, der religiösen Bildung des weiblichen

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[542/0543] Picenum, Landschaft des alten Italien zwischen Umbrien, dem Lande der Sabiner, Vestiner, Marsen u. dem adriat. Meere, von sabin. Einwanderern bewohnt. Hauptstadt war Asculum; 268 v. Chr. wurden die Picener von den Römern unterworfen und theilweise in das südliche Campanien verpflanzt, wo Picentia ihr Hauptort war. Pichegru (Pischgrü), Charles, geb. 1761 zu Arbois, war zuerst Lehrer der Mathematik an der Militärschule zu Brienne, focht als Sergeant in Nordamerika, trat bei dem Beginne der Revolution als Bataillonschef in die Armee, war 1793 bereits Divisionsgeneral, übernahm im October desselben Jahrs mit Hoche den Oberbefehl über die Rheinarmee, welche Landau entsetzte und die österr.-preuß. Armee über den Rhein zurückwarf. 1794 eroberte P. als Chef der Nordarmee Belgien und Holland, unterdrückte im April 1795 den Aufstand der Sectionen gegen den Convent, einen letzten Versuch der Terroristen sich durch den Pöbel der Herrschaft zu bemächtigen und ging als Oberbefehlshaber zu der Rheinarmee. Hier setzte er sich durch Fauche Borel mit den Bourbons in Verbindung, ließ sich von Clairfait schlagen und wurde zurückberufen. Zum Deputirten gewählt war P. das Haupt der Royalisten im Rathe der 500, deren Absichten durch den 18. Fructidor vereitelt wurden; er wurde nach Cayenne deportirt, entkam nach England, trat offen für die Bourbons auf und kam 1804 als Mitverschworner des G. Cadoudal nach Paris; er wurde in der Nacht des 28. Febr. verhaftet und am 6. April erdrosselt im Bette gefunden. Nach der Restauration wurde ihm zu Besançon ein Denkmal errichtet, das aber die Julirevolution nicht überdauerte. Pichler, Johann Anton, berühmter Meister der Steinschneidekunst, geb. 1697 zu Brixen, lebte in Neapel und Rom und st. 1779. – P., Joh. von, Sohn des Vorigen, geb. zu Neapel 1734, erlangte in der Kunst seines Vaters gleichen Ruhm, ward von Kaiser Joseph II. geadelt und st. zu Rom 1791. – P., Joh. Peter, berühmter Kupferstecher, geb. 1765 zu Botzen, bildete sich in Wien und st. 1806 als Professor der Schabkunst. Pichler, Karoline, geborne Greiner, geb. 1769 zu Wien, mit dem Regierungsrath P. verheirathet, gest. 1843, sehr fruchtbare belletristische Schriftstellerin (gesammelte Schriften 60 Bde., Wien 1820 bis 45); nach ihrem Tode erschienen „Denkwürdigkeiten aus meinem Leben“ 4 Bde., Wien 1844. Pickelhaube, Art Helm mit Spitze. Pickenik, Schmaus, zu dem jeder Gast einen Beitrag an Speisen oder Getränk liefert. Pico, Joh., Graf von Mirandola, Fürst von Concordia, geb. 1463, gest. 1494 zu Florenz, Freund des Marsilius Ficinus u. des Lorenzo de Medici, von seinen Zeitgenossen als ein Wunder der Gelehrsamkeit betrachtet, wollte die platonische Philosophie auf das Christenthum übertragen, folgte jedoch einer kirchlichen Zurechtweisung. Hauptwerke: „Heptaplus“; „De Ente et Uno“. Sein Neffe Joh. Franc. P. de Mirandola, gest. 1533, ging in seinem Mysticismus noch weiter; die Schriften beider P. erschienen zusammen in 2 Bdn., Basel 1573 und 1601. Picotiren, aus dem Franz., stechen, sticheln; in der Formenstecherei mittelst des Picotireisens Stifte in das Holz setzen zum Drucke feiner Punkte; Picoterie, Stichelei. Picpus-Genossenschaft, genannt von der Straße Picpus zu Paris, wo sie ihr Haupthaus hat, wurde gestiftet von Pierre Coudrin, der 1789 Diakon war, 1792 Priester wurde, sich während der Schreckensherrschaft als eifriger Seelsorger auszeichnete u. 1837 st. Coudrin wollte ursprünglich das einige Jahre ohne religiösen Unterricht und vielfach ohne Taufe heranwachsende Geschlecht durch Gebet, Unterricht, Heranbildung von Priestern u. s. f. dem Verderben entreißen u. fand Mitarbeiter, der Papst bestätigte die P. 1817 und ihr wurden namentlich die Missionen in Australien anvertraut. Ueber die Leistungen der Mitglieder geben die bisherigen Erfolge das glänzendste Zeugniß. Der weibliche Zweig der P., gestiftet 1794 zu Paris, der religiösen Bildung des weiblichen

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/543>, abgerufen am 25.11.2024.