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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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er 197 die Schlacht bei Kynoskephalä und mußte alle Eroberungen abtreten; er st. 179 mit Rüstungen gegen die Römer beschäftigt.


Philipp, I., der Hohenstaufe, Friedrichs I. Sohn, Markgraf von Tuscien und Herzog von Schwaben, suchte zuerst vergeblich die Ansprüche seines Neffen Friedrich, Sohnes von Heinrich VI., der 1197 st., zu behaupten, ließ sich 1198 selbst wählen, gewann allmälig über seinen Gegenkönig Otto IV. die Oberhand, wurde aber 1208 von Otto von Wittelsbach ermordet.


Philipp I., König von Spanien, Sohn Max I. u. der Maria von Burgund, geb. 1478, wurde 4jährig durch den Tod seiner Mutter Erbe von Burgund, vermählte sich 1496 mit Johanna, der Erbin von Castilien und Aragonien, wurde 1505 deren Mitregent u. st. 1506. - P. II., König v. Spanien, 1556-98, Sohn Kaisers Karl V. u. der Maria von Portugal, geb. 1527, erbte von seinem Vater Spanien, Mailand, Neapel, Burgund nebst dem großen Colonialreiche in Amerika, Asien u. Afrika. Er war demnach der mächtigste Monarch in Europa u. hatte das größte Einkommen, war dabei Meister in der macchiavellistischen Politik seiner Zeit, der jedes Mittel recht war, aber persönlich unkriegerisch, wollüstig, eine despotische Natur, voll Argwohn auch gegen seine Blutsverwandten. Ein Aufstand in Aragonien, mittelbar durch P. II. selbst veranlaßt, gab ihm Veranlassung die Verfassung von Aragonien zu vernichten, wobei die Häupter der Verwaltung, des Adels und der Bürgerschaft, im Ganzen 400, hingerichtet wurden. Den Aufstand in den Niederlanden, den der Adel muthwillig angefangen u. der Pöbel in der Weise fortgesetzt hatte, daß er in einen Kirchen- und Klostersturm überging, unterdrückte er leicht, aber die Maßregeln seines Statthalters Alba brachten die Niederländer zur Verzweiflung, ihr neuer Aufstand gelang durch die Unterstützung der protestant. Mächte, namentlich Englands, und daß die südl. kathol. Niederländer sich nicht ebenfalls losrissen, verhinderte allein der Fanatismus der protestant. nördl. Niederländer. Daß P. II. seine Waffen gegen Königin Elisabeth von England kehrte, war eine nothwendige Folge der von dieser Fürstin befolgten Politik gegen Spanien u. gegen die kath. Interessen, aber indem er gegen sie u. nicht gegen die Niederlande die große Expedition, bekannt unter dem Namen "unüberwindliche Flotte", richtete, zertheilte er seine Kräfte u. das Mißlingen jener Expedition kostete Spanien seine bisherige Ueberlegenheit zur See, die auf die Niederlande und England überging. P. II. mischte sich auch in die französ. Bürgerkriege, d. h. er unterstützte die kathol. Ligue gegen die Hugenotten und intervenirte gegen Heinrich IV., als dieser um die Krone kämpfte; dazu hatte er alle Ursache, denn die Hugenotten waren seine Todfeinde u. was jeder franz. König, dem die Hände nicht durch einheimische Parteien gebunden waren, gegen Spanien zu unternehmen gesonnen war, zeigten nach P.s II. Tod Heinrich IV., Ludwig XIII. u. Ludwig XIV. Die Unterwerfung Portugals, welche P. II. 1581 gelang, war keine dauernde, weil ein Regierungssystem wie das von P. II. in Spanien durchgeführte, das wesentlich auf der Unterdrückung jedes selbständigen Handelns beruhte, unmöglich ein Volk wie die damaligen Portugiesen festhalten konnte. P. II. hatte durch Don Juans großen Seesieg bei Lepanto (1571) die Herrschaft über das Mittelmeer bereits in seinen Händen, allein aus Argwohn gegen seinen Bruder, der sich gerne auf Kosten der Moslemin ein eigenes Königreich erkämpft hätte, ließ er den Sieg unbenutzt und Türken und Barbaresken wieder erstarken. P. II. kann darum nie in der Reihe der ausgezeichneten Monarchen aufgeführt, ebenso wenig aber deßwegen getadelt werden, weil er als Vorkämpfer des Katholicismus gegen den Protestantismus entschieden auftrat; denn diese Aufgabe fiel ihm durch die damaligen Verhältnisse der europ. Mächte zu, sie war die nothwendige Folge seiner Stellung gegenüber von England u. Frankreich, er mußte sie übernehmen, wenn er auch gar kein so gläubiger Katholik gewesen wäre, wie er wirklich war; des Fanatismus aber kann ihn

er 197 die Schlacht bei Kynoskephalä und mußte alle Eroberungen abtreten; er st. 179 mit Rüstungen gegen die Römer beschäftigt.


Philipp, I., der Hohenstaufe, Friedrichs I. Sohn, Markgraf von Tuscien und Herzog von Schwaben, suchte zuerst vergeblich die Ansprüche seines Neffen Friedrich, Sohnes von Heinrich VI., der 1197 st., zu behaupten, ließ sich 1198 selbst wählen, gewann allmälig über seinen Gegenkönig Otto IV. die Oberhand, wurde aber 1208 von Otto von Wittelsbach ermordet.


Philipp I., König von Spanien, Sohn Max I. u. der Maria von Burgund, geb. 1478, wurde 4jährig durch den Tod seiner Mutter Erbe von Burgund, vermählte sich 1496 mit Johanna, der Erbin von Castilien und Aragonien, wurde 1505 deren Mitregent u. st. 1506. – P. II., König v. Spanien, 1556–98, Sohn Kaisers Karl V. u. der Maria von Portugal, geb. 1527, erbte von seinem Vater Spanien, Mailand, Neapel, Burgund nebst dem großen Colonialreiche in Amerika, Asien u. Afrika. Er war demnach der mächtigste Monarch in Europa u. hatte das größte Einkommen, war dabei Meister in der macchiavellistischen Politik seiner Zeit, der jedes Mittel recht war, aber persönlich unkriegerisch, wollüstig, eine despotische Natur, voll Argwohn auch gegen seine Blutsverwandten. Ein Aufstand in Aragonien, mittelbar durch P. II. selbst veranlaßt, gab ihm Veranlassung die Verfassung von Aragonien zu vernichten, wobei die Häupter der Verwaltung, des Adels und der Bürgerschaft, im Ganzen 400, hingerichtet wurden. Den Aufstand in den Niederlanden, den der Adel muthwillig angefangen u. der Pöbel in der Weise fortgesetzt hatte, daß er in einen Kirchen- und Klostersturm überging, unterdrückte er leicht, aber die Maßregeln seines Statthalters Alba brachten die Niederländer zur Verzweiflung, ihr neuer Aufstand gelang durch die Unterstützung der protestant. Mächte, namentlich Englands, und daß die südl. kathol. Niederländer sich nicht ebenfalls losrissen, verhinderte allein der Fanatismus der protestant. nördl. Niederländer. Daß P. II. seine Waffen gegen Königin Elisabeth von England kehrte, war eine nothwendige Folge der von dieser Fürstin befolgten Politik gegen Spanien u. gegen die kath. Interessen, aber indem er gegen sie u. nicht gegen die Niederlande die große Expedition, bekannt unter dem Namen „unüberwindliche Flotte“, richtete, zertheilte er seine Kräfte u. das Mißlingen jener Expedition kostete Spanien seine bisherige Ueberlegenheit zur See, die auf die Niederlande und England überging. P. II. mischte sich auch in die französ. Bürgerkriege, d. h. er unterstützte die kathol. Ligue gegen die Hugenotten und intervenirte gegen Heinrich IV., als dieser um die Krone kämpfte; dazu hatte er alle Ursache, denn die Hugenotten waren seine Todfeinde u. was jeder franz. König, dem die Hände nicht durch einheimische Parteien gebunden waren, gegen Spanien zu unternehmen gesonnen war, zeigten nach P.s II. Tod Heinrich IV., Ludwig XIII. u. Ludwig XIV. Die Unterwerfung Portugals, welche P. II. 1581 gelang, war keine dauernde, weil ein Regierungssystem wie das von P. II. in Spanien durchgeführte, das wesentlich auf der Unterdrückung jedes selbständigen Handelns beruhte, unmöglich ein Volk wie die damaligen Portugiesen festhalten konnte. P. II. hatte durch Don Juans großen Seesieg bei Lepanto (1571) die Herrschaft über das Mittelmeer bereits in seinen Händen, allein aus Argwohn gegen seinen Bruder, der sich gerne auf Kosten der Moslemin ein eigenes Königreich erkämpft hätte, ließ er den Sieg unbenutzt und Türken und Barbaresken wieder erstarken. P. II. kann darum nie in der Reihe der ausgezeichneten Monarchen aufgeführt, ebenso wenig aber deßwegen getadelt werden, weil er als Vorkämpfer des Katholicismus gegen den Protestantismus entschieden auftrat; denn diese Aufgabe fiel ihm durch die damaligen Verhältnisse der europ. Mächte zu, sie war die nothwendige Folge seiner Stellung gegenüber von England u. Frankreich, er mußte sie übernehmen, wenn er auch gar kein so gläubiger Katholik gewesen wäre, wie er wirklich war; des Fanatismus aber kann ihn

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[525/0526] er 197 die Schlacht bei Kynoskephalä und mußte alle Eroberungen abtreten; er st. 179 mit Rüstungen gegen die Römer beschäftigt. Philipp, I., der Hohenstaufe, Friedrichs I. Sohn, Markgraf von Tuscien und Herzog von Schwaben, suchte zuerst vergeblich die Ansprüche seines Neffen Friedrich, Sohnes von Heinrich VI., der 1197 st., zu behaupten, ließ sich 1198 selbst wählen, gewann allmälig über seinen Gegenkönig Otto IV. die Oberhand, wurde aber 1208 von Otto von Wittelsbach ermordet. Philipp I., König von Spanien, Sohn Max I. u. der Maria von Burgund, geb. 1478, wurde 4jährig durch den Tod seiner Mutter Erbe von Burgund, vermählte sich 1496 mit Johanna, der Erbin von Castilien und Aragonien, wurde 1505 deren Mitregent u. st. 1506. – P. II., König v. Spanien, 1556–98, Sohn Kaisers Karl V. u. der Maria von Portugal, geb. 1527, erbte von seinem Vater Spanien, Mailand, Neapel, Burgund nebst dem großen Colonialreiche in Amerika, Asien u. Afrika. Er war demnach der mächtigste Monarch in Europa u. hatte das größte Einkommen, war dabei Meister in der macchiavellistischen Politik seiner Zeit, der jedes Mittel recht war, aber persönlich unkriegerisch, wollüstig, eine despotische Natur, voll Argwohn auch gegen seine Blutsverwandten. Ein Aufstand in Aragonien, mittelbar durch P. II. selbst veranlaßt, gab ihm Veranlassung die Verfassung von Aragonien zu vernichten, wobei die Häupter der Verwaltung, des Adels und der Bürgerschaft, im Ganzen 400, hingerichtet wurden. Den Aufstand in den Niederlanden, den der Adel muthwillig angefangen u. der Pöbel in der Weise fortgesetzt hatte, daß er in einen Kirchen- und Klostersturm überging, unterdrückte er leicht, aber die Maßregeln seines Statthalters Alba brachten die Niederländer zur Verzweiflung, ihr neuer Aufstand gelang durch die Unterstützung der protestant. Mächte, namentlich Englands, und daß die südl. kathol. Niederländer sich nicht ebenfalls losrissen, verhinderte allein der Fanatismus der protestant. nördl. Niederländer. Daß P. II. seine Waffen gegen Königin Elisabeth von England kehrte, war eine nothwendige Folge der von dieser Fürstin befolgten Politik gegen Spanien u. gegen die kath. Interessen, aber indem er gegen sie u. nicht gegen die Niederlande die große Expedition, bekannt unter dem Namen „unüberwindliche Flotte“, richtete, zertheilte er seine Kräfte u. das Mißlingen jener Expedition kostete Spanien seine bisherige Ueberlegenheit zur See, die auf die Niederlande und England überging. P. II. mischte sich auch in die französ. Bürgerkriege, d. h. er unterstützte die kathol. Ligue gegen die Hugenotten und intervenirte gegen Heinrich IV., als dieser um die Krone kämpfte; dazu hatte er alle Ursache, denn die Hugenotten waren seine Todfeinde u. was jeder franz. König, dem die Hände nicht durch einheimische Parteien gebunden waren, gegen Spanien zu unternehmen gesonnen war, zeigten nach P.s II. Tod Heinrich IV., Ludwig XIII. u. Ludwig XIV. Die Unterwerfung Portugals, welche P. II. 1581 gelang, war keine dauernde, weil ein Regierungssystem wie das von P. II. in Spanien durchgeführte, das wesentlich auf der Unterdrückung jedes selbständigen Handelns beruhte, unmöglich ein Volk wie die damaligen Portugiesen festhalten konnte. P. II. hatte durch Don Juans großen Seesieg bei Lepanto (1571) die Herrschaft über das Mittelmeer bereits in seinen Händen, allein aus Argwohn gegen seinen Bruder, der sich gerne auf Kosten der Moslemin ein eigenes Königreich erkämpft hätte, ließ er den Sieg unbenutzt und Türken und Barbaresken wieder erstarken. P. II. kann darum nie in der Reihe der ausgezeichneten Monarchen aufgeführt, ebenso wenig aber deßwegen getadelt werden, weil er als Vorkämpfer des Katholicismus gegen den Protestantismus entschieden auftrat; denn diese Aufgabe fiel ihm durch die damaligen Verhältnisse der europ. Mächte zu, sie war die nothwendige Folge seiner Stellung gegenüber von England u. Frankreich, er mußte sie übernehmen, wenn er auch gar kein so gläubiger Katholik gewesen wäre, wie er wirklich war; des Fanatismus aber kann ihn

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/526>, abgerufen am 25.11.2024.