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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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aller Art zur Belehrung durch Anschauung ausgestellt sind, auch Experimente vorgezeigt werden.


Panora, toscan. Feldmaß, ungefähr 8 Quadratklafter.


Panorama, griech., Rundgemälde, perspectivisches, auf einer Fläche aufgestelltes Bild, dessen Theile senkrecht stehen u. nach Gutdünken von oben her beleuchtet werden, von Breisig in Danzig erfunden, 1793 von Barker in Edinburgh zuerst aufgestellt. Vgl. Diorama. Pleorama, von Langhans od. Kopisch erfundenes Kosmorama, Wassergegenden darstellend, wobei der Zuschauer denselben Wechsel der Landschaft wie der Schiffende hat.


Panslawismus, das Bestreben, die slav. Völkerschaften zu einem Ganzen zu vereinigen, also unter russ. Oberherrschaft zu bringen, denn einen andern Ausgang könnte dasselbe im Falle des Gelingens nicht haben; der P. geht einstweilen nur als Gespenst um, indem das Bestreben slavischer Gelehrter, Dichter, Adeliger etc. eine allgemeine slavische Literatur zu schaffen u. die einzelnen Sprachen auszubilden u. zu pflegen, nicht als gleichbedeutend angenommen werden darf.


Panspermium, griech., Allsamen; Urstoff; Panspermie, Ansicht, nach der die Keime aller Organismen überall verbreitet wären und unter bestimmten Umständen zur Entwicklung kämen.


Panstermühle, unterschlächtige Mühle, bei der das Wasserrad je nach dem Wasserstande höher oder tiefer gestellt werden kann.


Pantaleon, St., neben dem Evangelisten Lucas ein Patron der Aerzte, war Leibarzt des röm. Kaisers Galerius Maximian und Christ, kam im Strudel des Hoflebens zum Abfall vom Glauben, wurde durch einen gewissen Hermolaus wiederum zur Kirche zurückgeführt und sühnte seine Schuld, indem er 303 n. Chr. in Nikomedien den Martyrtod erlitt. Gedächtnißtag 27. Juli.


Pantalone, Charaktermaske des ital. Lustspiels, s. Maske; in der Musik Taftinstrument, dem Flügel ähnlich, senkrecht gestellt, wo der Schlag auf die Saiten von oben herab geschieht.


Pantalons, frz., lange Beinkleider.


Pantelaria (bei den Alten Cossyra neapolitan. Insel, 13 Ml. von Sicilien, 23/4 #M. groß, mit Vulkan und heiße Quellen, fruchtbar, mit 7000 E., dem festen Hauptort Oppidolo.


Pantheismus, griech., Allgöttere diejenige Weltanschauung, welche keine persönlichen, außer- und überweltliche Gott anerkennt, sondern Gott mit de: All der Dinge oder mit der Welt für einerlei erklärt. Im Gebiete de Religion erscheint der P. in seiner rohesten Form als Fetischismus und steigerte sich geschichtlich bis zum Anthropomorphismus der Hellenen. In Bezug auf die Philosophie ist im Ganzen weder die hellenische noch die moderne über den P. wesentlich hinausgekommen, sondern machte mitunter den letzten und folgerichtigen Schritt in den Atheismus und Materialismus hinein. Schon die hellenischen Pantheisten protestirten gegen die Zumuthung, daß sie folgerichtig jedes Ding schlechtweg als einen Bestandtheil des göttlichen Wesens auffassen müßten u. suchten das Stoffliche, Werdende und Böse als Nichtseiendes u. dgl. zur Seite zu schieben; die modern en Pantheisten protestiren sogar gegen ihren Namen, allein die Gründe für ihre Protestationen laufen bis zur Stunde auf Inconsequenzen und Sophistereien hinaus. Mag man Gott als Weltseele auffassen oder als die Kraft, welche Alles in der Welt durchdringt und beherrscht wie unsere Seele ihren Leib; oder mit Spinoza als die eine ewige allumfassende Substanz, die sich in der Ausdehnung (stoffliche Welt) und dem Denken (Geisteswelt) offenbare; od. als das Wesen, das sich aus der Indifferenz des Realen und Idealen durch alle Stufen der Natur- und Geistesentwicklung hindurch zum absoluten Selbstbewußtsein emporarbeite u. s. w., gleichviel, der P. mag sogar mit christlichen Redensarten austapeziert werden, er wird stets auf Welt- und Selbstvergötterung hinauslaufen. Jedenfalls steht fest: 1) daß es in der Philosophie nur zwei folgerichtige Anschauungen gibt, nämlich Atheismus und Theismus; 2) daß sich der P. namentlich in Hinsicht auf seine praktische Consequenzen gerade so wenig

aller Art zur Belehrung durch Anschauung ausgestellt sind, auch Experimente vorgezeigt werden.


Panora, toscan. Feldmaß, ungefähr 8 Quadratklafter.


Panorama, griech., Rundgemälde, perspectivisches, auf einer Fläche aufgestelltes Bild, dessen Theile senkrecht stehen u. nach Gutdünken von oben her beleuchtet werden, von Breisig in Danzig erfunden, 1793 von Barker in Edinburgh zuerst aufgestellt. Vgl. Diorama. Pleorama, von Langhans od. Kopisch erfundenes Kosmorama, Wassergegenden darstellend, wobei der Zuschauer denselben Wechsel der Landschaft wie der Schiffende hat.


Panslawismus, das Bestreben, die slav. Völkerschaften zu einem Ganzen zu vereinigen, also unter russ. Oberherrschaft zu bringen, denn einen andern Ausgang könnte dasselbe im Falle des Gelingens nicht haben; der P. geht einstweilen nur als Gespenst um, indem das Bestreben slavischer Gelehrter, Dichter, Adeliger etc. eine allgemeine slavische Literatur zu schaffen u. die einzelnen Sprachen auszubilden u. zu pflegen, nicht als gleichbedeutend angenommen werden darf.


Panspermium, griech., Allsamen; Urstoff; Panspermie, Ansicht, nach der die Keime aller Organismen überall verbreitet wären und unter bestimmten Umständen zur Entwicklung kämen.


Panstermühle, unterschlächtige Mühle, bei der das Wasserrad je nach dem Wasserstande höher oder tiefer gestellt werden kann.


Pantaleon, St., neben dem Evangelisten Lucas ein Patron der Aerzte, war Leibarzt des röm. Kaisers Galerius Maximian und Christ, kam im Strudel des Hoflebens zum Abfall vom Glauben, wurde durch einen gewissen Hermolaus wiederum zur Kirche zurückgeführt und sühnte seine Schuld, indem er 303 n. Chr. in Nikomedien den Martyrtod erlitt. Gedächtnißtag 27. Juli.


Pantalone, Charaktermaske des ital. Lustspiels, s. Maske; in der Musik Taftinstrument, dem Flügel ähnlich, senkrecht gestellt, wo der Schlag auf die Saiten von oben herab geschieht.


Pantalons, frz., lange Beinkleider.


Pantelaria (bei den Alten Cossyra neapolitan. Insel, 13 Ml. von Sicilien, 23/4 □M. groß, mit Vulkan und heiße Quellen, fruchtbar, mit 7000 E., dem festen Hauptort Oppidolo.


Pantheismus, griech., Allgöttere diejenige Weltanschauung, welche keine persönlichen, außer- und überweltliche Gott anerkennt, sondern Gott mit de: All der Dinge oder mit der Welt für einerlei erklärt. Im Gebiete de Religion erscheint der P. in seiner rohesten Form als Fetischismus und steigerte sich geschichtlich bis zum Anthropomorphismus der Hellenen. In Bezug auf die Philosophie ist im Ganzen weder die hellenische noch die moderne über den P. wesentlich hinausgekommen, sondern machte mitunter den letzten und folgerichtigen Schritt in den Atheismus und Materialismus hinein. Schon die hellenischen Pantheisten protestirten gegen die Zumuthung, daß sie folgerichtig jedes Ding schlechtweg als einen Bestandtheil des göttlichen Wesens auffassen müßten u. suchten das Stoffliche, Werdende und Böse als Nichtseiendes u. dgl. zur Seite zu schieben; die modern en Pantheisten protestiren sogar gegen ihren Namen, allein die Gründe für ihre Protestationen laufen bis zur Stunde auf Inconsequenzen und Sophistereien hinaus. Mag man Gott als Weltseele auffassen oder als die Kraft, welche Alles in der Welt durchdringt und beherrscht wie unsere Seele ihren Leib; oder mit Spinoza als die eine ewige allumfassende Substanz, die sich in der Ausdehnung (stoffliche Welt) und dem Denken (Geisteswelt) offenbare; od. als das Wesen, das sich aus der Indifferenz des Realen und Idealen durch alle Stufen der Natur- und Geistesentwicklung hindurch zum absoluten Selbstbewußtsein emporarbeite u. s. w., gleichviel, der P. mag sogar mit christlichen Redensarten austapeziert werden, er wird stets auf Welt- und Selbstvergötterung hinauslaufen. Jedenfalls steht fest: 1) daß es in der Philosophie nur zwei folgerichtige Anschauungen gibt, nämlich Atheismus und Theismus; 2) daß sich der P. namentlich in Hinsicht auf seine praktische Consequenzen gerade so wenig

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[450/0451] aller Art zur Belehrung durch Anschauung ausgestellt sind, auch Experimente vorgezeigt werden. Panora, toscan. Feldmaß, ungefähr 8 Quadratklafter. Panorama, griech., Rundgemälde, perspectivisches, auf einer Fläche aufgestelltes Bild, dessen Theile senkrecht stehen u. nach Gutdünken von oben her beleuchtet werden, von Breisig in Danzig erfunden, 1793 von Barker in Edinburgh zuerst aufgestellt. Vgl. Diorama. Pleorama, von Langhans od. Kopisch erfundenes Kosmorama, Wassergegenden darstellend, wobei der Zuschauer denselben Wechsel der Landschaft wie der Schiffende hat. Panslawismus, das Bestreben, die slav. Völkerschaften zu einem Ganzen zu vereinigen, also unter russ. Oberherrschaft zu bringen, denn einen andern Ausgang könnte dasselbe im Falle des Gelingens nicht haben; der P. geht einstweilen nur als Gespenst um, indem das Bestreben slavischer Gelehrter, Dichter, Adeliger etc. eine allgemeine slavische Literatur zu schaffen u. die einzelnen Sprachen auszubilden u. zu pflegen, nicht als gleichbedeutend angenommen werden darf. Panspermium, griech., Allsamen; Urstoff; Panspermie, Ansicht, nach der die Keime aller Organismen überall verbreitet wären und unter bestimmten Umständen zur Entwicklung kämen. Panstermühle, unterschlächtige Mühle, bei der das Wasserrad je nach dem Wasserstande höher oder tiefer gestellt werden kann. Pantaleon, St., neben dem Evangelisten Lucas ein Patron der Aerzte, war Leibarzt des röm. Kaisers Galerius Maximian und Christ, kam im Strudel des Hoflebens zum Abfall vom Glauben, wurde durch einen gewissen Hermolaus wiederum zur Kirche zurückgeführt und sühnte seine Schuld, indem er 303 n. Chr. in Nikomedien den Martyrtod erlitt. Gedächtnißtag 27. Juli. Pantalone, Charaktermaske des ital. Lustspiels, s. Maske; in der Musik Taftinstrument, dem Flügel ähnlich, senkrecht gestellt, wo der Schlag auf die Saiten von oben herab geschieht. Pantalons, frz., lange Beinkleider. Pantelaria (bei den Alten Cossyra neapolitan. Insel, 13 Ml. von Sicilien, 23/4 □M. groß, mit Vulkan und heiße Quellen, fruchtbar, mit 7000 E., dem festen Hauptort Oppidolo. Pantheismus, griech., Allgöttere diejenige Weltanschauung, welche keine persönlichen, außer- und überweltliche Gott anerkennt, sondern Gott mit de: All der Dinge oder mit der Welt für einerlei erklärt. Im Gebiete de Religion erscheint der P. in seiner rohesten Form als Fetischismus und steigerte sich geschichtlich bis zum Anthropomorphismus der Hellenen. In Bezug auf die Philosophie ist im Ganzen weder die hellenische noch die moderne über den P. wesentlich hinausgekommen, sondern machte mitunter den letzten und folgerichtigen Schritt in den Atheismus und Materialismus hinein. Schon die hellenischen Pantheisten protestirten gegen die Zumuthung, daß sie folgerichtig jedes Ding schlechtweg als einen Bestandtheil des göttlichen Wesens auffassen müßten u. suchten das Stoffliche, Werdende und Böse als Nichtseiendes u. dgl. zur Seite zu schieben; die modern en Pantheisten protestiren sogar gegen ihren Namen, allein die Gründe für ihre Protestationen laufen bis zur Stunde auf Inconsequenzen und Sophistereien hinaus. Mag man Gott als Weltseele auffassen oder als die Kraft, welche Alles in der Welt durchdringt und beherrscht wie unsere Seele ihren Leib; oder mit Spinoza als die eine ewige allumfassende Substanz, die sich in der Ausdehnung (stoffliche Welt) und dem Denken (Geisteswelt) offenbare; od. als das Wesen, das sich aus der Indifferenz des Realen und Idealen durch alle Stufen der Natur- und Geistesentwicklung hindurch zum absoluten Selbstbewußtsein emporarbeite u. s. w., gleichviel, der P. mag sogar mit christlichen Redensarten austapeziert werden, er wird stets auf Welt- und Selbstvergötterung hinauslaufen. Jedenfalls steht fest: 1) daß es in der Philosophie nur zwei folgerichtige Anschauungen gibt, nämlich Atheismus und Theismus; 2) daß sich der P. namentlich in Hinsicht auf seine praktische Consequenzen gerade so wenig

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/451>, abgerufen am 24.08.2024.