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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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Landmacht besteht aus den: 1) europ. königl. Truppen, 25 Infanterie-, 5 Cavallerieregimentern, 31100 Mann; 2) europ. Truppen der ostind. Compagnie, 6100 M. Infanterie, 6823 M. Artillerie, 280 M. Ingenieurs; 3) den eingebornen Truppen der Compagnie 202800 M. verschiedener Waffengattungen, doch nicht Artillerie; irreguläre Truppen 48500 M.; mehren Polizeibataillonen zu 12500 M. Die Seemacht zählt 36 Schiffe, die Mehrzahl Dampfer. In neuester Zeit ist der Telegraphendienst eingerichtet worden, auch ist für Eisenbahnbau und Bewässerungskanäle ein Anfang gemacht. - Die älteste Geschichte von O. ist völlig mythisch; soviel ist gewiß, daß ein Volk arischen Stammes aus Baktra an den Indus u. Ganges wanderte, das sich in der Folge zu dem brahmanischen Hinduvolke umgestaltete, was um 600 v. Chr. vollendet sein mochte. Die Religionskriege, welche der Buddhaismus veranlaßte, sind nicht geschichtlich aufgezeichnet; ebenso wissen wir sehr wenig über die Geschichte der einzelnen indischen Reiche, denn O. war niemals vereinigt; die Kämpfe zwischen der Priester- und Kriegerkaste um die Herrschaft sind ebenfalls in den Büchern der Brahmanen nur angedeutet. Die Angriffe von Außen erfolgten in der alten Zeit immer vom Norden her; so fügte Darius Hystaspis die nördl. Gränzländer zum pers. Reiche; Alexander d. Gr. rückte bis an den Hyphasis vor, befuhr den Indus bis zu dessen Mündung, gründete griech. Colonien, und Seleukus Nikator, der griech.-syr. König, machte einen Heereszug bis an den Ganges. In Baktra und dem Pendschab entstand ein griech.-indisches Königreich, das aber durch die Parther von Griechenland abgeschnitten um 146 v. Chr. durch die Scythen unterworfen wurde (Indoscythen). Indessen dauerte immer ein lebhafter Verkehr zwischen dem cultivirten Europa u. O. fort, der durch Alexandrien zur See vermittelt wurde, während eine andere Handelsstraße durch Persien an das schwarze Meer führte, wo die Griechenstädte die Waaren empfingen u. weiter verführten. Beide Handelswege, in die sich im Mittelalter Genua und Venedig theilten, blieben offen, bis sich die Türken des schwarzen Meeres und Aegyptens bemächtigten. Bald nach der Ausbreitung des Islams über das vordere und mittlere Asien begannen auch die Angriffe auf Ostindien (712); von bleibender Bedeutung war aber erst das Reich der aus Turkomanien stammenden Gasneviden, das sich während seiner größten Macht (1028) von Afghanistan und Baktra bis Dekan erstreckte, den Islam und die arab. Kunst und Wissenschaft ausbreitete. Darauf folgten die pers. Ghuriden (1182), der mongol. Sturm, der Zug Timurs, bis Babur Khan, aus Timurs Geschlecht, 1526 den Fürsten von Delhi besiegte, den größten Theil Vorderindiens eroberte und dadurch das Reich des Großmoguls gründete, das Akbar I. (1553-1604) vollendete und Selim I. (1625) sowie Aureng Zeb (1660-1707) nach Art der altpers. Monarchie organisirten. Diese Herrscher ließen die Hindus bei ihrem Götterdienste gewähren, hielten einen gewissen gesetzlichen Zustand aufrecht, beschützten Handel, Gewerbe und Künste, so daß O. ungeheuer (durch die ungehinderte Ausfuhr namentlich) reich war u. in Delhi eine fabelhafte Pracht herrschte. Nach Aurengzeb begann die Serailregierung u. bald machten sich die mohammedan. Statthalter sowie die tributären Hindufürsten unabhängig; Nadir Schah von Persien brach 1739 die Macht des Großmoguls vollständig, so daß die Herrschaft desselben nur mehr ein Schatten, das Reich thatsächlich in eine große Anzahl kleiner Staaten aufgelöst war. Diese Zerrüttung kam den Europäern zu gute; bekanntlich hatte Vasco de Gama den Seeweg von Europa nach O.1498 aufgefunden; die Portugiesen wurden Herren des einträglichen Handels zwischen Europa u. O. u. die damals noch kühne u. hochstrebende Nation hatte bis 1542 ihre Herrschaft über die Küste vom pers. Meerbusen bis Cap Comorin, über einen Theil von Koromandel, Ceylon, Malacca, über einzelne Punkte auf den Sundainseln ausgedehnt u. mit Japan Verbindungen angeknüpft. Die Portugiesen, behaupteten die Alleinherrschaft

Landmacht besteht aus den: 1) europ. königl. Truppen, 25 Infanterie-, 5 Cavallerieregimentern, 31100 Mann; 2) europ. Truppen der ostind. Compagnie, 6100 M. Infanterie, 6823 M. Artillerie, 280 M. Ingenieurs; 3) den eingebornen Truppen der Compagnie 202800 M. verschiedener Waffengattungen, doch nicht Artillerie; irreguläre Truppen 48500 M.; mehren Polizeibataillonen zu 12500 M. Die Seemacht zählt 36 Schiffe, die Mehrzahl Dampfer. In neuester Zeit ist der Telegraphendienst eingerichtet worden, auch ist für Eisenbahnbau und Bewässerungskanäle ein Anfang gemacht. – Die älteste Geschichte von O. ist völlig mythisch; soviel ist gewiß, daß ein Volk arischen Stammes aus Baktra an den Indus u. Ganges wanderte, das sich in der Folge zu dem brahmanischen Hinduvolke umgestaltete, was um 600 v. Chr. vollendet sein mochte. Die Religionskriege, welche der Buddhaismus veranlaßte, sind nicht geschichtlich aufgezeichnet; ebenso wissen wir sehr wenig über die Geschichte der einzelnen indischen Reiche, denn O. war niemals vereinigt; die Kämpfe zwischen der Priester- und Kriegerkaste um die Herrschaft sind ebenfalls in den Büchern der Brahmanen nur angedeutet. Die Angriffe von Außen erfolgten in der alten Zeit immer vom Norden her; so fügte Darius Hystaspis die nördl. Gränzländer zum pers. Reiche; Alexander d. Gr. rückte bis an den Hyphasis vor, befuhr den Indus bis zu dessen Mündung, gründete griech. Colonien, und Seleukus Nikator, der griech.-syr. König, machte einen Heereszug bis an den Ganges. In Baktra und dem Pendschab entstand ein griech.-indisches Königreich, das aber durch die Parther von Griechenland abgeschnitten um 146 v. Chr. durch die Scythen unterworfen wurde (Indoscythen). Indessen dauerte immer ein lebhafter Verkehr zwischen dem cultivirten Europa u. O. fort, der durch Alexandrien zur See vermittelt wurde, während eine andere Handelsstraße durch Persien an das schwarze Meer führte, wo die Griechenstädte die Waaren empfingen u. weiter verführten. Beide Handelswege, in die sich im Mittelalter Genua und Venedig theilten, blieben offen, bis sich die Türken des schwarzen Meeres und Aegyptens bemächtigten. Bald nach der Ausbreitung des Islams über das vordere und mittlere Asien begannen auch die Angriffe auf Ostindien (712); von bleibender Bedeutung war aber erst das Reich der aus Turkomanien stammenden Gasneviden, das sich während seiner größten Macht (1028) von Afghanistan und Baktra bis Dekan erstreckte, den Islam und die arab. Kunst und Wissenschaft ausbreitete. Darauf folgten die pers. Ghuriden (1182), der mongol. Sturm, der Zug Timurs, bis Babur Khan, aus Timurs Geschlecht, 1526 den Fürsten von Delhi besiegte, den größten Theil Vorderindiens eroberte und dadurch das Reich des Großmoguls gründete, das Akbar I. (1553–1604) vollendete und Selim I. (1625) sowie Aureng Zeb (1660–1707) nach Art der altpers. Monarchie organisirten. Diese Herrscher ließen die Hindus bei ihrem Götterdienste gewähren, hielten einen gewissen gesetzlichen Zustand aufrecht, beschützten Handel, Gewerbe und Künste, so daß O. ungeheuer (durch die ungehinderte Ausfuhr namentlich) reich war u. in Delhi eine fabelhafte Pracht herrschte. Nach Aurengzeb begann die Serailregierung u. bald machten sich die mohammedan. Statthalter sowie die tributären Hindufürsten unabhängig; Nadir Schah von Persien brach 1739 die Macht des Großmoguls vollständig, so daß die Herrschaft desselben nur mehr ein Schatten, das Reich thatsächlich in eine große Anzahl kleiner Staaten aufgelöst war. Diese Zerrüttung kam den Europäern zu gute; bekanntlich hatte Vasco de Gama den Seeweg von Europa nach O.1498 aufgefunden; die Portugiesen wurden Herren des einträglichen Handels zwischen Europa u. O. u. die damals noch kühne u. hochstrebende Nation hatte bis 1542 ihre Herrschaft über die Küste vom pers. Meerbusen bis Cap Comorin, über einen Theil von Koromandel, Ceylon, Malacca, über einzelne Punkte auf den Sundainseln ausgedehnt u. mit Japan Verbindungen angeknüpft. Die Portugiesen, behaupteten die Alleinherrschaft

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[428/0429] Landmacht besteht aus den: 1) europ. königl. Truppen, 25 Infanterie-, 5 Cavallerieregimentern, 31100 Mann; 2) europ. Truppen der ostind. Compagnie, 6100 M. Infanterie, 6823 M. Artillerie, 280 M. Ingenieurs; 3) den eingebornen Truppen der Compagnie 202800 M. verschiedener Waffengattungen, doch nicht Artillerie; irreguläre Truppen 48500 M.; mehren Polizeibataillonen zu 12500 M. Die Seemacht zählt 36 Schiffe, die Mehrzahl Dampfer. In neuester Zeit ist der Telegraphendienst eingerichtet worden, auch ist für Eisenbahnbau und Bewässerungskanäle ein Anfang gemacht. – Die älteste Geschichte von O. ist völlig mythisch; soviel ist gewiß, daß ein Volk arischen Stammes aus Baktra an den Indus u. Ganges wanderte, das sich in der Folge zu dem brahmanischen Hinduvolke umgestaltete, was um 600 v. Chr. vollendet sein mochte. Die Religionskriege, welche der Buddhaismus veranlaßte, sind nicht geschichtlich aufgezeichnet; ebenso wissen wir sehr wenig über die Geschichte der einzelnen indischen Reiche, denn O. war niemals vereinigt; die Kämpfe zwischen der Priester- und Kriegerkaste um die Herrschaft sind ebenfalls in den Büchern der Brahmanen nur angedeutet. Die Angriffe von Außen erfolgten in der alten Zeit immer vom Norden her; so fügte Darius Hystaspis die nördl. Gränzländer zum pers. Reiche; Alexander d. Gr. rückte bis an den Hyphasis vor, befuhr den Indus bis zu dessen Mündung, gründete griech. Colonien, und Seleukus Nikator, der griech.-syr. König, machte einen Heereszug bis an den Ganges. In Baktra und dem Pendschab entstand ein griech.-indisches Königreich, das aber durch die Parther von Griechenland abgeschnitten um 146 v. Chr. durch die Scythen unterworfen wurde (Indoscythen). Indessen dauerte immer ein lebhafter Verkehr zwischen dem cultivirten Europa u. O. fort, der durch Alexandrien zur See vermittelt wurde, während eine andere Handelsstraße durch Persien an das schwarze Meer führte, wo die Griechenstädte die Waaren empfingen u. weiter verführten. Beide Handelswege, in die sich im Mittelalter Genua und Venedig theilten, blieben offen, bis sich die Türken des schwarzen Meeres und Aegyptens bemächtigten. Bald nach der Ausbreitung des Islams über das vordere und mittlere Asien begannen auch die Angriffe auf Ostindien (712); von bleibender Bedeutung war aber erst das Reich der aus Turkomanien stammenden Gasneviden, das sich während seiner größten Macht (1028) von Afghanistan und Baktra bis Dekan erstreckte, den Islam und die arab. Kunst und Wissenschaft ausbreitete. Darauf folgten die pers. Ghuriden (1182), der mongol. Sturm, der Zug Timurs, bis Babur Khan, aus Timurs Geschlecht, 1526 den Fürsten von Delhi besiegte, den größten Theil Vorderindiens eroberte und dadurch das Reich des Großmoguls gründete, das Akbar I. (1553–1604) vollendete und Selim I. (1625) sowie Aureng Zeb (1660–1707) nach Art der altpers. Monarchie organisirten. Diese Herrscher ließen die Hindus bei ihrem Götterdienste gewähren, hielten einen gewissen gesetzlichen Zustand aufrecht, beschützten Handel, Gewerbe und Künste, so daß O. ungeheuer (durch die ungehinderte Ausfuhr namentlich) reich war u. in Delhi eine fabelhafte Pracht herrschte. Nach Aurengzeb begann die Serailregierung u. bald machten sich die mohammedan. Statthalter sowie die tributären Hindufürsten unabhängig; Nadir Schah von Persien brach 1739 die Macht des Großmoguls vollständig, so daß die Herrschaft desselben nur mehr ein Schatten, das Reich thatsächlich in eine große Anzahl kleiner Staaten aufgelöst war. Diese Zerrüttung kam den Europäern zu gute; bekanntlich hatte Vasco de Gama den Seeweg von Europa nach O.1498 aufgefunden; die Portugiesen wurden Herren des einträglichen Handels zwischen Europa u. O. u. die damals noch kühne u. hochstrebende Nation hatte bis 1542 ihre Herrschaft über die Küste vom pers. Meerbusen bis Cap Comorin, über einen Theil von Koromandel, Ceylon, Malacca, über einzelne Punkte auf den Sundainseln ausgedehnt u. mit Japan Verbindungen angeknüpft. Die Portugiesen, behaupteten die Alleinherrschaft

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/429>, abgerufen am 22.11.2024.