Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.Noch heute begrüßt selber der russ. Czar am Ostermorgen den ersten besten, der ihm begegnet, mit dem uralten O.gruß "der Herr ist auferstanden" sowie mit dem Friedens- oder O.kuß, wobei der Begrüßte antwortet: "Er ist wahrhaftig auferstanden!" Als beste Vorfeier des Einzelnen für das Osterfest betrachtet die Kirche laut ihrem 4. Gebote den Empfang des hl. Abendmahles, die Verrichtung der österlichen Andacht. An der apostolischen Einsetzung des Festes wurde niemals gezweifelt, dagegen dauerte der O.feierstreit d. h. der Streit über die Zeit, wann O. gefeiert werden müsse, ziemlich lange u. heftig, wiewohl man auch hierin in der Hauptsache: O. in möglichster Uebereinstimmung mit dem historischen Jahrestage der Auferstehung Christi zu feiern, einig war. Das Concil von Nicäa bestimmte, O. sei am Sonntag nach der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche zu feiern u. sorgte für Entwerfung des O.cyklus, um eine gleichzeitige Feier in der ganzen Christenheit zu erzielen. Einzelne Abweichungen z. B. in Irland (vgl. Columban) erhielten sich aber noch lange, die Nichtannahme des gregorianischen Kalenders brachte eine neue zwischen den Griechen und Katholiken, und erst in neuerer Zeit gab K. F. Gauß (s. d.) eine äußerst einfache und rein arithmetische Methode an, um O. für jedes beliebige Jahr zu berechnen. - O.eier werden im Morgen- u. Abendland den Kindern während der O.zeit geschenkt. - O.kuchen, die bei der jüdischen Paschamahlzeit gebräuchlichen ungesäuerten Brode, Mazzen, deren man zweierlei bäckt. Osterode, hannöv. Stadt am Harze mit 6300 E., lebhafter Fabrikation. - O., preuß. Stadt im Reg.-Bez. Königsberg, mit 3000 E. Ostfalen, Name der östl. Sachsen, im heutigen Braunschweig u. südl. Hannover wohnend, verschwindet mit der Auflösung des Herzogthums Sachsen. Ostflandern, s. Flandern. Ostfriesland, vgl. Friesen, Hannover, Harlingerland und Aurich. Ostgothen, s. Gothen. Ostheim, vor der Rhön, sachsen-weimar'sche Stadt, Enclave in Bayern mit 2800 E., Leinefabrikation, Obsthandel (O.er Zwergkirschen, aus der Sierra Morena 1714 verpflanzt). Ostia, altröm. Stadt an der Tibermündung, Roms Hafenstadt mit Salinen, jetzt Flecken in ungesunder Lage, Bischofssitz mit 1200 E., Salinen. Ostindien, bezeichnet gewöhnlich Vorderindien, Hinterindien u. den indischen Archipel, im engern Sinne jedoch nu Indien diesseits des Ganges, das eigentliche Land der Hindu. (Ueber Hinterindien s. Anam, Aracan, Ava, Birma, Malacca, Pegu, Siam). Das eigentliche O. besteht aus Hindostan u. Dekan (s. d.) u. wird auf 67000 #M. berechnet, von welchen über 40000 auf Hindostan kommen. Es gränzt an den bengal. Meerbusen, Hinterindien, den Himalaja, an den Indus u. an das indische Meer und wird von dem Ganges, Brahmaputra u. dem Indus als Hauptströmen bewässert. In dem Tieflande entfaltet sich unter dem Einflusse der tropischen Wärme und der Feuchtigkeit, die von den Flüssen u. der vom Ocean kommenden Luftströmung herrührt, die Pflanzenwelt in der üppigsten Fülle, sowohl was die Zahl der Gattungen, Arten u. Individuen, als die Größe, Farbenpracht, Geruch, Geschmack der Blüten u. Früchte etc. der Pflanzen betrifft. Die Familie der Palmen ist nirgends so zahlreich vertreten; von kostbaren Holzarten ist das Sandel- und Ebenholz am häufigsten, der Teakbaum liefert das trefflichste Schiffsbauholz, an Gewürzpflanzen ist Ueberfluß, Reis, Mais und andere Cerealien gedeihen vortrefflich u. das Röhricht erreicht im Bambus Baumgröße. Noch entwickelter ist die Thierwelt; Elephanten, Nashörner, Büffel, Königstiger, Affen, Papageien, Krokodile, Riesenschlangen, unzählige Insekten, Würmer, Schalthiere etc. beleben Wälder, Sümpfe, Flüsse, Luft und die obere Bodenschichte; in O. kostet es den Menschen den härtesten Kampf, um die Herrschaft über die Thierwelt zu erringen u. wilden Stämmen gelingt dies gar nicht. Dagegen ändert sich mit der Erhebung des Landes die Temperatur und damit auch die Pflanzen- u. Thierwelt, Noch heute begrüßt selber der russ. Czar am Ostermorgen den ersten besten, der ihm begegnet, mit dem uralten O.gruß „der Herr ist auferstanden“ sowie mit dem Friedens- oder O.kuß, wobei der Begrüßte antwortet: „Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Als beste Vorfeier des Einzelnen für das Osterfest betrachtet die Kirche laut ihrem 4. Gebote den Empfang des hl. Abendmahles, die Verrichtung der österlichen Andacht. An der apostolischen Einsetzung des Festes wurde niemals gezweifelt, dagegen dauerte der O.feierstreit d. h. der Streit über die Zeit, wann O. gefeiert werden müsse, ziemlich lange u. heftig, wiewohl man auch hierin in der Hauptsache: O. in möglichster Uebereinstimmung mit dem historischen Jahrestage der Auferstehung Christi zu feiern, einig war. Das Concil von Nicäa bestimmte, O. sei am Sonntag nach der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche zu feiern u. sorgte für Entwerfung des O.cyklus, um eine gleichzeitige Feier in der ganzen Christenheit zu erzielen. Einzelne Abweichungen z. B. in Irland (vgl. Columban) erhielten sich aber noch lange, die Nichtannahme des gregorianischen Kalenders brachte eine neue zwischen den Griechen und Katholiken, und erst in neuerer Zeit gab K. F. Gauß (s. d.) eine äußerst einfache und rein arithmetische Methode an, um O. für jedes beliebige Jahr zu berechnen. – O.eier werden im Morgen- u. Abendland den Kindern während der O.zeit geschenkt. – O.kuchen, die bei der jüdischen Paschamahlzeit gebräuchlichen ungesäuerten Brode, Mazzen, deren man zweierlei bäckt. Osterode, hannöv. Stadt am Harze mit 6300 E., lebhafter Fabrikation. – O., preuß. Stadt im Reg.-Bez. Königsberg, mit 3000 E. Ostfalen, Name der östl. Sachsen, im heutigen Braunschweig u. südl. Hannover wohnend, verschwindet mit der Auflösung des Herzogthums Sachsen. Ostflandern, s. Flandern. Ostfriesland, vgl. Friesen, Hannover, Harlingerland und Aurich. Ostgothen, s. Gothen. Ostheim, vor der Rhön, sachsen-weimarʼsche Stadt, Enclave in Bayern mit 2800 E., Leinefabrikation, Obsthandel (O.er Zwergkirschen, aus der Sierra Morena 1714 verpflanzt). Ostia, altröm. Stadt an der Tibermündung, Roms Hafenstadt mit Salinen, jetzt Flecken in ungesunder Lage, Bischofssitz mit 1200 E., Salinen. Ostindien, bezeichnet gewöhnlich Vorderindien, Hinterindien u. den indischen Archipel, im engern Sinne jedoch nu Indien diesseits des Ganges, das eigentliche Land der Hindu. (Ueber Hinterindien s. Anam, Aracan, Ava, Birma, Malacca, Pegu, Siam). Das eigentliche O. besteht aus Hindostan u. Dekan (s. d.) u. wird auf 67000 □M. berechnet, von welchen über 40000 auf Hindostan kommen. Es gränzt an den bengal. Meerbusen, Hinterindien, den Himalaja, an den Indus u. an das indische Meer und wird von dem Ganges, Brahmaputra u. dem Indus als Hauptströmen bewässert. In dem Tieflande entfaltet sich unter dem Einflusse der tropischen Wärme und der Feuchtigkeit, die von den Flüssen u. der vom Ocean kommenden Luftströmung herrührt, die Pflanzenwelt in der üppigsten Fülle, sowohl was die Zahl der Gattungen, Arten u. Individuen, als die Größe, Farbenpracht, Geruch, Geschmack der Blüten u. Früchte etc. der Pflanzen betrifft. Die Familie der Palmen ist nirgends so zahlreich vertreten; von kostbaren Holzarten ist das Sandel- und Ebenholz am häufigsten, der Teakbaum liefert das trefflichste Schiffsbauholz, an Gewürzpflanzen ist Ueberfluß, Reis, Mais und andere Cerealien gedeihen vortrefflich u. das Röhricht erreicht im Bambus Baumgröße. Noch entwickelter ist die Thierwelt; Elephanten, Nashörner, Büffel, Königstiger, Affen, Papageien, Krokodile, Riesenschlangen, unzählige Insekten, Würmer, Schalthiere etc. beleben Wälder, Sümpfe, Flüsse, Luft und die obere Bodenschichte; in O. kostet es den Menschen den härtesten Kampf, um die Herrschaft über die Thierwelt zu erringen u. wilden Stämmen gelingt dies gar nicht. Dagegen ändert sich mit der Erhebung des Landes die Temperatur und damit auch die Pflanzen- u. Thierwelt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0427" n="426"/> Noch heute begrüßt selber der russ. 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Noch entwickelter ist die Thierwelt; Elephanten, Nashörner, Büffel, Königstiger, Affen, Papageien, Krokodile, Riesenschlangen, unzählige Insekten, Würmer, Schalthiere etc. beleben Wälder, Sümpfe, Flüsse, Luft und die obere Bodenschichte; in O. kostet es den Menschen den härtesten Kampf, um die Herrschaft über die Thierwelt zu erringen u. wilden Stämmen gelingt dies gar nicht. Dagegen ändert sich mit der Erhebung des Landes die Temperatur und damit auch die Pflanzen- u. Thierwelt, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [426/0427]
Noch heute begrüßt selber der russ. Czar am Ostermorgen den ersten besten, der ihm begegnet, mit dem uralten O.gruß „der Herr ist auferstanden“ sowie mit dem Friedens- oder O.kuß, wobei der Begrüßte antwortet: „Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Als beste Vorfeier des Einzelnen für das Osterfest betrachtet die Kirche laut ihrem 4. Gebote den Empfang des hl. Abendmahles, die Verrichtung der österlichen Andacht. An der apostolischen Einsetzung des Festes wurde niemals gezweifelt, dagegen dauerte der O.feierstreit d. h. der Streit über die Zeit, wann O. gefeiert werden müsse, ziemlich lange u. heftig, wiewohl man auch hierin in der Hauptsache: O. in möglichster Uebereinstimmung mit dem historischen Jahrestage der Auferstehung Christi zu feiern, einig war. Das Concil von Nicäa bestimmte, O. sei am Sonntag nach der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche zu feiern u. sorgte für Entwerfung des O.cyklus, um eine gleichzeitige Feier in der ganzen Christenheit zu erzielen. Einzelne Abweichungen z. B. in Irland (vgl. Columban) erhielten sich aber noch lange, die Nichtannahme des gregorianischen Kalenders brachte eine neue zwischen den Griechen und Katholiken, und erst in neuerer Zeit gab K. F. Gauß (s. d.) eine äußerst einfache und rein arithmetische Methode an, um O. für jedes beliebige Jahr zu berechnen. – O.eier werden im Morgen- u. Abendland den Kindern während der O.zeit geschenkt. – O.kuchen, die bei der jüdischen Paschamahlzeit gebräuchlichen ungesäuerten Brode, Mazzen, deren man zweierlei bäckt.
Osterode, hannöv. Stadt am Harze mit 6300 E., lebhafter Fabrikation. – O., preuß. Stadt im Reg.-Bez. Königsberg, mit 3000 E.
Ostfalen, Name der östl. Sachsen, im heutigen Braunschweig u. südl. Hannover wohnend, verschwindet mit der Auflösung des Herzogthums Sachsen.
Ostflandern, s. Flandern.
Ostfriesland, vgl. Friesen, Hannover, Harlingerland und Aurich.
Ostgothen, s. Gothen.
Ostheim, vor der Rhön, sachsen-weimarʼsche Stadt, Enclave in Bayern mit 2800 E., Leinefabrikation, Obsthandel (O.er Zwergkirschen, aus der Sierra Morena 1714 verpflanzt).
Ostia, altröm. Stadt an der Tibermündung, Roms Hafenstadt mit Salinen, jetzt Flecken in ungesunder Lage, Bischofssitz mit 1200 E., Salinen.
Ostindien, bezeichnet gewöhnlich Vorderindien, Hinterindien u. den indischen Archipel, im engern Sinne jedoch nu Indien diesseits des Ganges, das eigentliche Land der Hindu. (Ueber Hinterindien s. Anam, Aracan, Ava, Birma, Malacca, Pegu, Siam). Das eigentliche O. besteht aus Hindostan u. Dekan (s. d.) u. wird auf 67000 □M. berechnet, von welchen über 40000 auf Hindostan kommen. Es gränzt an den bengal. Meerbusen, Hinterindien, den Himalaja, an den Indus u. an das indische Meer und wird von dem Ganges, Brahmaputra u. dem Indus als Hauptströmen bewässert. In dem Tieflande entfaltet sich unter dem Einflusse der tropischen Wärme und der Feuchtigkeit, die von den Flüssen u. der vom Ocean kommenden Luftströmung herrührt, die Pflanzenwelt in der üppigsten Fülle, sowohl was die Zahl der Gattungen, Arten u. Individuen, als die Größe, Farbenpracht, Geruch, Geschmack der Blüten u. Früchte etc. der Pflanzen betrifft. Die Familie der Palmen ist nirgends so zahlreich vertreten; von kostbaren Holzarten ist das Sandel- und Ebenholz am häufigsten, der Teakbaum liefert das trefflichste Schiffsbauholz, an Gewürzpflanzen ist Ueberfluß, Reis, Mais und andere Cerealien gedeihen vortrefflich u. das Röhricht erreicht im Bambus Baumgröße. Noch entwickelter ist die Thierwelt; Elephanten, Nashörner, Büffel, Königstiger, Affen, Papageien, Krokodile, Riesenschlangen, unzählige Insekten, Würmer, Schalthiere etc. beleben Wälder, Sümpfe, Flüsse, Luft und die obere Bodenschichte; in O. kostet es den Menschen den härtesten Kampf, um die Herrschaft über die Thierwelt zu erringen u. wilden Stämmen gelingt dies gar nicht. Dagegen ändert sich mit der Erhebung des Landes die Temperatur und damit auch die Pflanzen- u. Thierwelt,
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