Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.Guinea und Congo, ebenfalls sehr gelehrig. Oranien, Orange, ehemals kleines Fürstenthum im jetzigen franz. Depart. Vaucluse, erbte 1531 durch die Tochter des letzten Fürsten, Philibert von Chalons, an Wilhelm von Nassau-Dillenburg (ottonische Linie), den Vater Wilhelms I. (als Statthalter der Niederlande). Dessen Nachfolger waren die bekannten Nassau-O.: Moritz, Heinrich Friedrich, Wilhelm II., Wilhelm III. Als letzterer 1702 als König von England st., stritten die nassauischen Linien u. Preußen um O., Frankreich behielt aber dasselbe für sich, der Statthalter Heinrich Wilhelm Friso nahm dafür den Titel O. an, den seine Nachkommen, die Könige der Niederlande, noch führen. Oranienbaum, russ. Stadt am finnischen Meerbusen, Kronstadt gegenüber, mit 4000 E., kaiserl. Schlosse u. Park. - O., Stadt in Anhalt-Dessau, mit 2500 E. Oranienburg, preuß. Stadt im Reg.-Bez. Potsdam, mit 3000 E. Oratio, lat., Oration, Rede, Sprechweise, Gebet. Orator, Redner; Oratorik, Redekunst; oratorisch, rednerisch. Oratorium, die Priester vom, auch Oratorianer genannt, wurden für religiöse Volksbildung, wissenschaftliche Bestrebungen sowie für Pflege der Armen u. Kranken gestiftet von Philipp von Neri, dessen Leben ein fortgesetztes Wunder genannt wird. Neri wurde geb. 1515 zu Florenz aus einem angesehenen Geschlechte, studierte zu Rom Philosophie und Theologie, brachte "den Tag in Hospitälern und unter Kindern zu, die Nacht betend in den Katakomben". Er stiftete 1548 die berühmte Bruderschaft der heil. Dreieinigkeit für Versorgung der nach Rom kommenden Pilgrime u. für die Genesenden, wurde 1551 Priester u. legte 1556 den Grund zum O., indem er ein großes Hospital für arme Pilger erbaute, in dessen Betsaale (oratorium) von ihm und Cäsar Baronius, einem seiner frühesten und berühmtesten Anhänger, außerordentlich stark besuchte religiöse Vorträge gehalten wurden, wozu besonders in er Fastenzeit die Aufführung von Scenen aus der hl. Geschichte kam, durch welche der Grund zu den musikalischen Oratorien gelegt wurde. Neri st. 1595 am 26. Mai, seinem jetzigen Gedächtnißtage, u. wurde schon 1600 selig, 1622 heilig gesprochen. (Beste Lebensbeschreibung von P. G. Bacci, Rom 1622 etc., Mailand 1845, die neuesten von Poesl (Regensb. 1847), F. W. Fabert (Lond. 1850), P. Guerin (Lyon 18521 Die 1574 päpstlich bestätigten Väter vom O. bestehen aus Geistlichen und Laien u. legen kein Gelübde ab. Sie wurden 1611 durch den spätern Cardinal Pierre Berulle für Reformation und Bildung des franz. Klerus nach Frankreich verpflanzt und verschwanden in der Revolution; der berühmte Doctor Newman führte die Congregation 1847 in England ein, wo sie bereits in London, Liverpool und Birmingham Häuser zählt. Außer Baronius, dem 2. Superior der Congregation, waren Gelehrte wie Odericus Raynaldus, Malebranche, Morin, Thomassin, Massillon u. a. Mitglieder des O. s. Oratorium, in der Musik ein religiöses musikalisches Drama, das ausschließlich zum musikalischen Vortrage mittelst Gesang und Instrumentalmusik bestimmt ist, wobei also die Handlung nicht zugleich scenisch dargestellt wird wie bei der Oper, sondern mehr erzählend, was durch das große Recitativ geschieht, welches deßhalb zu den wesentlichsten Compositionsformen des O.s gehört, die es sonst (Arie, Chor, Ensemblestücke) mit der Oper gleich hat. Orawitza, Marktflecken im ungar. Banat, mit 4000 E., Bergdirection und Berggericht, Bergbau auf Gold, Silber und Kupfer. Orb, Stadt im bayer. Kreise Unterfranken u. Aschaffenburg mit 4700 E., Saline und Mineralquelle. Orbe, Fluß, entfließt dem kleinen See Les Rousses im franz. Jura, bildet im waadtländ. Jura den Lac de Joux, verschwindet auf 1/4 St. unter Felsen, bildet den Neuenburgersee, verläßt denselben schiffbar als Zihl, Thiele u. bildet den Bielersee, wird endlich von der Aare aufgenommen. - O., waadtländ. Stadt an der O., mit 2000 E., Weinbau. Guinea und Congo, ebenfalls sehr gelehrig. Oranien, Orange, ehemals kleines Fürstenthum im jetzigen franz. Depart. Vaucluse, erbte 1531 durch die Tochter des letzten Fürsten, Philibert von Chalons, an Wilhelm von Nassau-Dillenburg (ottonische Linie), den Vater Wilhelms I. (als Statthalter der Niederlande). Dessen Nachfolger waren die bekannten Nassau-O.: Moritz, Heinrich Friedrich, Wilhelm II., Wilhelm III. Als letzterer 1702 als König von England st., stritten die nassauischen Linien u. Preußen um O., Frankreich behielt aber dasselbe für sich, der Statthalter Heinrich Wilhelm Friso nahm dafür den Titel O. an, den seine Nachkommen, die Könige der Niederlande, noch führen. Oranienbaum, russ. Stadt am finnischen Meerbusen, Kronstadt gegenüber, mit 4000 E., kaiserl. Schlosse u. Park. – O., Stadt in Anhalt-Dessau, mit 2500 E. Oranienburg, preuß. Stadt im Reg.-Bez. Potsdam, mit 3000 E. Oratio, lat., Oration, Rede, Sprechweise, Gebet. Orator, Redner; Oratorik, Redekunst; oratorisch, rednerisch. Oratorium, die Priester vom, auch Oratorianer genannt, wurden für religiöse Volksbildung, wissenschaftliche Bestrebungen sowie für Pflege der Armen u. Kranken gestiftet von Philipp von Neri, dessen Leben ein fortgesetztes Wunder genannt wird. Neri wurde geb. 1515 zu Florenz aus einem angesehenen Geschlechte, studierte zu Rom Philosophie und Theologie, brachte „den Tag in Hospitälern und unter Kindern zu, die Nacht betend in den Katakomben“. Er stiftete 1548 die berühmte Bruderschaft der heil. Dreieinigkeit für Versorgung der nach Rom kommenden Pilgrime u. für die Genesenden, wurde 1551 Priester u. legte 1556 den Grund zum O., indem er ein großes Hospital für arme Pilger erbaute, in dessen Betsaale (oratorium) von ihm und Cäsar Baronius, einem seiner frühesten und berühmtesten Anhänger, außerordentlich stark besuchte religiöse Vorträge gehalten wurden, wozu besonders in er Fastenzeit die Aufführung von Scenen aus der hl. Geschichte kam, durch welche der Grund zu den musikalischen Oratorien gelegt wurde. Neri st. 1595 am 26. Mai, seinem jetzigen Gedächtnißtage, u. wurde schon 1600 selig, 1622 heilig gesprochen. (Beste Lebensbeschreibung von P. G. Bacci, Rom 1622 etc., Mailand 1845, die neuesten von Poesl (Regensb. 1847), F. W. Fabert (Lond. 1850), P. Guerin (Lyon 18521 Die 1574 päpstlich bestätigten Väter vom O. bestehen aus Geistlichen und Laien u. legen kein Gelübde ab. Sie wurden 1611 durch den spätern Cardinal Pierre Berulle für Reformation und Bildung des franz. Klerus nach Frankreich verpflanzt und verschwanden in der Revolution; der berühmte Doctor Newman führte die Congregation 1847 in England ein, wo sie bereits in London, Liverpool und Birmingham Häuser zählt. Außer Baronius, dem 2. Superior der Congregation, waren Gelehrte wie Odericus Raynaldus, Malebranche, Morin, Thomassin, Massillon u. a. Mitglieder des O. s. Oratorium, in der Musik ein religiöses musikalisches Drama, das ausschließlich zum musikalischen Vortrage mittelst Gesang und Instrumentalmusik bestimmt ist, wobei also die Handlung nicht zugleich scenisch dargestellt wird wie bei der Oper, sondern mehr erzählend, was durch das große Recitativ geschieht, welches deßhalb zu den wesentlichsten Compositionsformen des O.s gehört, die es sonst (Arie, Chor, Ensemblestücke) mit der Oper gleich hat. Orawitza, Marktflecken im ungar. Banat, mit 4000 E., Bergdirection und Berggericht, Bergbau auf Gold, Silber und Kupfer. Orb, Stadt im bayer. Kreise Unterfranken u. Aschaffenburg mit 4700 E., Saline und Mineralquelle. Orbe, Fluß, entfließt dem kleinen See Les Rousses im franz. Jura, bildet im waadtländ. Jura den Lac de Joux, verschwindet auf 1/4 St. unter Felsen, bildet den Neuenburgersee, verläßt denselben schiffbar als Zihl, Thiele u. bildet den Bielersee, wird endlich von der Aare aufgenommen. – O., waadtländ. Stadt an der O., mit 2000 E., Weinbau. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0409" n="408"/> Guinea und Congo, ebenfalls sehr gelehrig.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Oranien</hi>, Orange, ehemals kleines <hi rendition="#g">Fürstenthum im</hi> jetzigen franz. Depart. Vaucluse, erbte 1531 durch die Tochter des letzten Fürsten, Philibert von Chalons, an Wilhelm von Nassau-Dillenburg (ottonische Linie), den Vater Wilhelms I. 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Guinea und Congo, ebenfalls sehr gelehrig.
Oranien, Orange, ehemals kleines Fürstenthum im jetzigen franz. Depart. Vaucluse, erbte 1531 durch die Tochter des letzten Fürsten, Philibert von Chalons, an Wilhelm von Nassau-Dillenburg (ottonische Linie), den Vater Wilhelms I. (als Statthalter der Niederlande). Dessen Nachfolger waren die bekannten Nassau-O.: Moritz, Heinrich Friedrich, Wilhelm II., Wilhelm III. Als letzterer 1702 als König von England st., stritten die nassauischen Linien u. Preußen um O., Frankreich behielt aber dasselbe für sich, der Statthalter Heinrich Wilhelm Friso nahm dafür den Titel O. an, den seine Nachkommen, die Könige der Niederlande, noch führen.
Oranienbaum, russ. Stadt am finnischen Meerbusen, Kronstadt gegenüber, mit 4000 E., kaiserl. Schlosse u. Park. – O., Stadt in Anhalt-Dessau, mit 2500 E.
Oranienburg, preuß. Stadt im Reg.-Bez. Potsdam, mit 3000 E.
Oratio, lat., Oration, Rede, Sprechweise, Gebet. Orator, Redner; Oratorik, Redekunst; oratorisch, rednerisch.
Oratorium, die Priester vom, auch Oratorianer genannt, wurden für religiöse Volksbildung, wissenschaftliche Bestrebungen sowie für Pflege der Armen u. Kranken gestiftet von Philipp von Neri, dessen Leben ein fortgesetztes Wunder genannt wird. Neri wurde geb. 1515 zu Florenz aus einem angesehenen Geschlechte, studierte zu Rom Philosophie und Theologie, brachte „den Tag in Hospitälern und unter Kindern zu, die Nacht betend in den Katakomben“. Er stiftete 1548 die berühmte Bruderschaft der heil. Dreieinigkeit für Versorgung der nach Rom kommenden Pilgrime u. für die Genesenden, wurde 1551 Priester u. legte 1556 den Grund zum O., indem er ein großes Hospital für arme Pilger erbaute, in dessen Betsaale (oratorium) von ihm und Cäsar Baronius, einem seiner frühesten und berühmtesten Anhänger, außerordentlich stark besuchte religiöse Vorträge gehalten wurden, wozu besonders in er Fastenzeit die Aufführung von Scenen aus der hl. Geschichte kam, durch welche der Grund zu den musikalischen Oratorien gelegt wurde. Neri st. 1595 am 26. Mai, seinem jetzigen Gedächtnißtage, u. wurde schon 1600 selig, 1622 heilig gesprochen. (Beste Lebensbeschreibung von P. G. Bacci, Rom 1622 etc., Mailand 1845, die neuesten von Poesl (Regensb. 1847), F. W. Fabert (Lond. 1850), P. Guerin (Lyon 18521 Die 1574 päpstlich bestätigten Väter vom O. bestehen aus Geistlichen und Laien u. legen kein Gelübde ab. Sie wurden 1611 durch den spätern Cardinal Pierre Berulle für Reformation und Bildung des franz. Klerus nach Frankreich verpflanzt und verschwanden in der Revolution; der berühmte Doctor Newman führte die Congregation 1847 in England ein, wo sie bereits in London, Liverpool und Birmingham Häuser zählt. Außer Baronius, dem 2. Superior der Congregation, waren Gelehrte wie Odericus Raynaldus, Malebranche, Morin, Thomassin, Massillon u. a. Mitglieder des O. s.
Oratorium, in der Musik ein religiöses musikalisches Drama, das ausschließlich zum musikalischen Vortrage mittelst Gesang und Instrumentalmusik bestimmt ist, wobei also die Handlung nicht zugleich scenisch dargestellt wird wie bei der Oper, sondern mehr erzählend, was durch das große Recitativ geschieht, welches deßhalb zu den wesentlichsten Compositionsformen des O.s gehört, die es sonst (Arie, Chor, Ensemblestücke) mit der Oper gleich hat.
Orawitza, Marktflecken im ungar. Banat, mit 4000 E., Bergdirection und Berggericht, Bergbau auf Gold, Silber und Kupfer.
Orb, Stadt im bayer. Kreise Unterfranken u. Aschaffenburg mit 4700 E., Saline und Mineralquelle.
Orbe, Fluß, entfließt dem kleinen See Les Rousses im franz. Jura, bildet im waadtländ. Jura den Lac de Joux, verschwindet auf 1/4 St. unter Felsen, bildet den Neuenburgersee, verläßt denselben schiffbar als Zihl, Thiele u. bildet den Bielersee, wird endlich von der Aare aufgenommen. – O., waadtländ. Stadt an der O., mit 2000 E., Weinbau.
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