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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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zu Breslau, bekannt durch viele und vielgebrauchte geschichtliche, geographische und mythologische Arbeiten für Schulen, namentlich Töchterschulen.


Nogaier, tatarischer Stamm im südl. Rußland, am untern Dniepr. Kuban u. in der Krim, etwa 1/2 Mill. Köpfe stark, früher nomadisirend, jetzt größtentheils ackerbauend, nehmen zusehends ab.


Nogat, östl. Mündungsarm der Weichsel, ergießt sich unterhalb Elbing in das Frische Hass. - N., Kleine od. Alte, Nebenfluß der Weichsel, mündet unterhalb Marienwerder.


Nogent (Noschang), frz. Stadt im Depart. Obermarne, mit 3500 E., Messer- u. Stahlwaarenfabrikation. - N. le Rotrou (-uh), franz. Stadt im Depart. Eure Loire, mit 7800 E. - N. sur Seine (- sür Sähn), franz. Stadt im Depart. Aube, mit 3700 E.


Noirmoutiers (Noahrmutieh), fruchtbare französ. Insel im Depart. Vendee, durch einen schmalen und seichten Meeresarm vom Festlande getrennt, führt Seesalz, Soda, Austern u. Waizen aus, hat 7600 E.; die gleichnamige kleine Stadt mit Hafen liegt auf der Ostküste. Kämpfe im Vendeekriege 1793.


Nola, uralte Stadt in Campanien, später röm. Colonie, jetzt neapolitanisch, mit 9000 E., Bischofssitz. Schlacht 215 v. Chr.; Tod des Augustus 14 n. Chr. Erfindung der Glocken im 4. Jahrh. n. Chr.


Nolens volens, lat., wollend oder nicht wollend.


Noli me tangere, lat., rühre mich nicht an! s. Mimose.


Nolissement (-mang), Schiffsbefrachtung oder Miethung; nolisiren, befrachten.


Nomaden, griech.-deutsch, Völker, welche ohne feste Wohnsitze auf großen Gebieten Viehzucht treiben; haben immer eine patriarchalische Verfassung u. sind Halbbarbaren.


Nomarch, griech.-deutsch, der Vorgesetzte eines Bezirks, einer N. ie, im Königreich Griechenland.


Nomen, lat., Mehrzahl nomina, in der Grammatik das Nennwort. als: n. substantivum, Hauptwort. n. adjectivum, Eigenschaftswort, n. verbum, Zeitwort. N. est omen, lat., der Name sagt oft viel; n. et omen, sein Name sagt, was er ist.


Nomenclator, lat., in der röm. Republik der Begleiter eines für sich werbenden Candidaten, welcher demselben die Namen der begegnenden Bürger zuflüsterte. Namenregister eines Buchs; Lexikon. Nomenclatur, Namenverzeichniß; die Namenbildung in wissenschaftlichen Systemen (Terminologie).


Nominal, lat.-deutsch, dem Namen nach; nominiren, nennen, ernennen; nominatim, namentlich; Nomination, Benennung, Ernennung; nominatus, der Benannte oder Ernannte; nomine mandatario, in erhaltener Vollmacht.


Nominalismus, nannte man die aristotelisch-scholastische Philosophie des Mittelalters, weil sie im Gegensatze zur platonisch-scholastischen oder zum Realismus von der Grundansicht ausging, die universalia liefen lediglich auf nomina oder flatus vocis hinaus d. h. die Allgemeinbegriffe seien nur leere Namen, Gedankendinge, denen nichts in der Wirklichkeit entspreche, denn es gebe in der Wirklichkeit nirgends allgemeine Begriffe, weder Gattungen noch Arten, sondern eben lauter Einzeldinge, die man mit den Sinnen wahrnehme u. sich vorstelle. Der N. leugnete folgerichtig das Vorhandensein der Vernunftbegriffe, beschränkte die ganze natürliche Erkenntniß auf die Erfahrung u. schnitt damit der Philosophie gleichsam ihren Lebensnerv ab; auf das theologische Gebiet übergetragen, war er offenbar gefährlich, wie denn schon Roscelin, welchen man gewöhnlich als den frühesten Nominalisten betrachtet u. der seine dialektische Ansicht sofort auf die Lehre von der hl. Dreifaltigkeit anwendete, des Tritheismus (der Dreigötterei) beschuldigt u. 1092 von der Synode von Soissons zum Widerruf gezwungen wurde. Der Realismus behauptete hinsichtlich der universalia das Gegentheil des N., hielt an der Wirklichkeit der Vernunftbegriffe fest, ließ somit der Vernunft ein selbständiges Erkenntnißgebiet und vertrug sich damit nicht nur leichter mit der Kirchenlehre,

zu Breslau, bekannt durch viele und vielgebrauchte geschichtliche, geographische und mythologische Arbeiten für Schulen, namentlich Töchterschulen.


Nogaier, tatarischer Stamm im südl. Rußland, am untern Dniepr. Kuban u. in der Krim, etwa 1/2 Mill. Köpfe stark, früher nomadisirend, jetzt größtentheils ackerbauend, nehmen zusehends ab.


Nogat, östl. Mündungsarm der Weichsel, ergießt sich unterhalb Elbing in das Frische Hass. – N., Kleine od. Alte, Nebenfluß der Weichsel, mündet unterhalb Marienwerder.


Nogent (Noschang), frz. Stadt im Depart. Obermarne, mit 3500 E., Messer- u. Stahlwaarenfabrikation. – N. le Rotrou (–uh), franz. Stadt im Depart. Eure Loire, mit 7800 E. – N. sur Seine (– sür Sähn), franz. Stadt im Depart. Aube, mit 3700 E.


Noirmoutiers (Noahrmutieh), fruchtbare französ. Insel im Depart. Vendée, durch einen schmalen und seichten Meeresarm vom Festlande getrennt, führt Seesalz, Soda, Austern u. Waizen aus, hat 7600 E.; die gleichnamige kleine Stadt mit Hafen liegt auf der Ostküste. Kämpfe im Vendéekriege 1793.


Nola, uralte Stadt in Campanien, später röm. Colonie, jetzt neapolitanisch, mit 9000 E., Bischofssitz. Schlacht 215 v. Chr.; Tod des Augustus 14 n. Chr. Erfindung der Glocken im 4. Jahrh. n. Chr.


Nolens volens, lat., wollend oder nicht wollend.


Noli me tangere, lat., rühre mich nicht an! s. Mimose.


Nolissement (–mang), Schiffsbefrachtung oder Miethung; nolisiren, befrachten.


Nomaden, griech.-deutsch, Völker, welche ohne feste Wohnsitze auf großen Gebieten Viehzucht treiben; haben immer eine patriarchalische Verfassung u. sind Halbbarbaren.


Nomarch, griech.-deutsch, der Vorgesetzte eines Bezirks, einer N. ie, im Königreich Griechenland.


Nomen, lat., Mehrzahl nomina, in der Grammatik das Nennwort. als: n. substantivum, Hauptwort. n. adjectivum, Eigenschaftswort, n. verbum, Zeitwort. N. est omen, lat., der Name sagt oft viel; n. et omen, sein Name sagt, was er ist.


Nomenclator, lat., in der röm. Republik der Begleiter eines für sich werbenden Candidaten, welcher demselben die Namen der begegnenden Bürger zuflüsterte. Namenregister eines Buchs; Lexikon. Nomenclatur, Namenverzeichniß; die Namenbildung in wissenschaftlichen Systemen (Terminologie).


Nominal, lat.-deutsch, dem Namen nach; nominiren, nennen, ernennen; nominatim, namentlich; Nomination, Benennung, Ernennung; nominatus, der Benannte oder Ernannte; nomine mandatario, in erhaltener Vollmacht.


Nominalismus, nannte man die aristotelisch-scholastische Philosophie des Mittelalters, weil sie im Gegensatze zur platonisch-scholastischen oder zum Realismus von der Grundansicht ausging, die universalia liefen lediglich auf nomina oder flatus vocis hinaus d. h. die Allgemeinbegriffe seien nur leere Namen, Gedankendinge, denen nichts in der Wirklichkeit entspreche, denn es gebe in der Wirklichkeit nirgends allgemeine Begriffe, weder Gattungen noch Arten, sondern eben lauter Einzeldinge, die man mit den Sinnen wahrnehme u. sich vorstelle. Der N. leugnete folgerichtig das Vorhandensein der Vernunftbegriffe, beschränkte die ganze natürliche Erkenntniß auf die Erfahrung u. schnitt damit der Philosophie gleichsam ihren Lebensnerv ab; auf das theologische Gebiet übergetragen, war er offenbar gefährlich, wie denn schon Roscelin, welchen man gewöhnlich als den frühesten Nominalisten betrachtet u. der seine dialektische Ansicht sofort auf die Lehre von der hl. Dreifaltigkeit anwendete, des Tritheismus (der Dreigötterei) beschuldigt u. 1092 von der Synode von Soissons zum Widerruf gezwungen wurde. Der Realismus behauptete hinsichtlich der universalia das Gegentheil des N., hielt an der Wirklichkeit der Vernunftbegriffe fest, ließ somit der Vernunft ein selbständiges Erkenntnißgebiet und vertrug sich damit nicht nur leichter mit der Kirchenlehre,

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[351/0352] zu Breslau, bekannt durch viele und vielgebrauchte geschichtliche, geographische und mythologische Arbeiten für Schulen, namentlich Töchterschulen. Nogaier, tatarischer Stamm im südl. Rußland, am untern Dniepr. Kuban u. in der Krim, etwa 1/2 Mill. Köpfe stark, früher nomadisirend, jetzt größtentheils ackerbauend, nehmen zusehends ab. Nogat, östl. Mündungsarm der Weichsel, ergießt sich unterhalb Elbing in das Frische Hass. – N., Kleine od. Alte, Nebenfluß der Weichsel, mündet unterhalb Marienwerder. Nogent (Noschang), frz. Stadt im Depart. Obermarne, mit 3500 E., Messer- u. Stahlwaarenfabrikation. – N. le Rotrou (–uh), franz. Stadt im Depart. Eure Loire, mit 7800 E. – N. sur Seine (– sür Sähn), franz. Stadt im Depart. Aube, mit 3700 E. Noirmoutiers (Noahrmutieh), fruchtbare französ. Insel im Depart. Vendée, durch einen schmalen und seichten Meeresarm vom Festlande getrennt, führt Seesalz, Soda, Austern u. Waizen aus, hat 7600 E.; die gleichnamige kleine Stadt mit Hafen liegt auf der Ostküste. Kämpfe im Vendéekriege 1793. Nola, uralte Stadt in Campanien, später röm. Colonie, jetzt neapolitanisch, mit 9000 E., Bischofssitz. Schlacht 215 v. Chr.; Tod des Augustus 14 n. Chr. Erfindung der Glocken im 4. Jahrh. n. Chr. Nolens volens, lat., wollend oder nicht wollend. Noli me tangere, lat., rühre mich nicht an! s. Mimose. Nolissement (–mang), Schiffsbefrachtung oder Miethung; nolisiren, befrachten. Nomaden, griech.-deutsch, Völker, welche ohne feste Wohnsitze auf großen Gebieten Viehzucht treiben; haben immer eine patriarchalische Verfassung u. sind Halbbarbaren. Nomarch, griech.-deutsch, der Vorgesetzte eines Bezirks, einer N. ie, im Königreich Griechenland. Nomen, lat., Mehrzahl nomina, in der Grammatik das Nennwort. als: n. substantivum, Hauptwort. n. adjectivum, Eigenschaftswort, n. verbum, Zeitwort. N. est omen, lat., der Name sagt oft viel; n. et omen, sein Name sagt, was er ist. Nomenclator, lat., in der röm. Republik der Begleiter eines für sich werbenden Candidaten, welcher demselben die Namen der begegnenden Bürger zuflüsterte. Namenregister eines Buchs; Lexikon. Nomenclatur, Namenverzeichniß; die Namenbildung in wissenschaftlichen Systemen (Terminologie). Nominal, lat.-deutsch, dem Namen nach; nominiren, nennen, ernennen; nominatim, namentlich; Nomination, Benennung, Ernennung; nominatus, der Benannte oder Ernannte; nomine mandatario, in erhaltener Vollmacht. Nominalismus, nannte man die aristotelisch-scholastische Philosophie des Mittelalters, weil sie im Gegensatze zur platonisch-scholastischen oder zum Realismus von der Grundansicht ausging, die universalia liefen lediglich auf nomina oder flatus vocis hinaus d. h. die Allgemeinbegriffe seien nur leere Namen, Gedankendinge, denen nichts in der Wirklichkeit entspreche, denn es gebe in der Wirklichkeit nirgends allgemeine Begriffe, weder Gattungen noch Arten, sondern eben lauter Einzeldinge, die man mit den Sinnen wahrnehme u. sich vorstelle. Der N. leugnete folgerichtig das Vorhandensein der Vernunftbegriffe, beschränkte die ganze natürliche Erkenntniß auf die Erfahrung u. schnitt damit der Philosophie gleichsam ihren Lebensnerv ab; auf das theologische Gebiet übergetragen, war er offenbar gefährlich, wie denn schon Roscelin, welchen man gewöhnlich als den frühesten Nominalisten betrachtet u. der seine dialektische Ansicht sofort auf die Lehre von der hl. Dreifaltigkeit anwendete, des Tritheismus (der Dreigötterei) beschuldigt u. 1092 von der Synode von Soissons zum Widerruf gezwungen wurde. Der Realismus behauptete hinsichtlich der universalia das Gegentheil des N., hielt an der Wirklichkeit der Vernunftbegriffe fest, ließ somit der Vernunft ein selbständiges Erkenntnißgebiet und vertrug sich damit nicht nur leichter mit der Kirchenlehre,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/352>, abgerufen am 25.11.2024.