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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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von Nain, die Verheißung Abrahams, der Einzug Kaiser Ludwigs (am Siegesthor zu München), die Fresken im Schlosse zu Weimar zum Andenken Göthes und Schillers, eine Kreuzigung in der kath. Pfarrkirche zu Ravensburg, die Zeichnungen zu den Glasgemälden der Stiftskirche zu Stuttgart. - N., Michael, geb. 1798 zu München, Architectur-, Landschafts- und Genremaler; am bekanntesten sind seine Arbeiten im Schlosse Hohenschwangau.


Nehrung, in Ostpreußen die sandigen Landstreifen, welche die Hasse von der Ostsee trennen.


Neid, das Verlangen nach dem Gute des Andern mit dem Wunsche, daß es demselben verloren gehe.


Neidenburg, ostpreuß. Stadt im Reg.-Bez. Königsberg, mit 3300 E.


Neidhart von Neuenthal, gemeiniglich Herr Nithart, auch der Bauernfeind genannt, vielleicht einer aus dem Geschlechte derer von Fuchs, geborner Bayer, bereits um 1217 ein berühmter Minnesänger, lebte lange am Hose Friedrichs des Streitbaren von Oesterreich, st. vor 1246, wurde in der Stephanskirche zu Wien begraben. N. machte die spöttische Schilderung der gemeinen Wirklichkeit des Bauernlebens seiner Zeit, die Hoffart, Tänze u. Prügeleien der "Dörper" (Tölpel-Dorfbewohner) sowie der Streiche, die er ihnen und die sie ihm spielten, zu seiner Hauptaufgabe. Er sang seine munteren Spottlieder keineswegs für das Volk, sondern für den ritterlichen Hof, wurde aber dennoch dadurch Einführer der höfischen Dorfpoesie und schlug die Brücke vom Minnesang zum Volkslied. N.s Lieder lebten noch in der Reformationszeit im Munde Vieler, seine Person selbst wurde zum Mittelpunkte zahlreicher und mitunter unsauberer Schwänke (Nitharte) gemacht, häufig mit dem possenreißenden Pfaff vom Kalemberge verwechselt und als 2. Till Eulenspiegel betrachtet. - Lebensbeschreibung von W. Wackernagel und Lieder inv. d. Hagens "Minnesingern" (Leipzig 1825-38, 4 Bde.).


Neidhardt, Joh. Eberhard. geb. 1607 auf dem Schlosse Falkenstein in Oberösterreich, gräfl. Geschlechts, trat 1631 in den Jesuitenorden, kam als Beichtvater der Erzherzogin Maria Anna nach Spanien, als sie Gemahlin Philipps IV. wurde; leitete seit 1665 als Großinquisitor die span. Angelegenheiten zum Unheil des Landes, wurde 1669 gestürzt u. vertrieben und st. 1680 zu Rom als Cardinal.


Neigebaur, Joh. Dan. Ferd., geb. 1783 zu Dittmannsdorf in Schlesien, preuß. Beamter, 1835-42 Dirigent des Criminalsenats zu Bromberg, 1842 Consul in Jassy, privatisirt gegenwärtig meist in Italien, schrieb gute Reisehandbücher über Frankreich, Italien, Griechenland, die Donaufürstenthümer etc., auch mebre juridische Werke.


Neigung, s. Inclination.


Neipperg, altes schwäb. Geschlecht im Kraichgau, seit 1734 reichsgräflich, in Württemberg u. Baden begütert. - Graf Wilhelm Reinhard von N., geb. 1684, zeichnete sich in kaiserl. Kriegsdiensten aus, schloß aber 1739 voreilig den Frieden zu Belgrad u. verlor 1741 gegen Friedrich II. die Schlacht bei Mollwitz; st. 1774 als Hofkriegsrath. Sein Enkel, Graf Adam Albrecht, geb. 1775, zeigte sich in allen Kriegen gegen die Franzosen als tapfern Soldaten u. tüchtigen Offizier, wurde 1814 Feldmarschallieutenant und Oberhofmeister der Kaiserin Marie Louise, die sich später mit ihm morganatisch vermählte; st. 1829. Sein ältester Sohn Alfred, Graf von N., geb. 1807, ist mit der Prinzessin Maria von Württemberg verheirathet.


Neisse, ehemaliges 40 #M. großes Fürstenthum in Oberschlesien, von 1201-1810 dem Fürstbischof von Breslau gehörig, wurde 1742 größtentheils preuß., während der südl. Theil Oesterreich blieb; der preuß. Theil wurde 1810 als preuß. Staatseigenthum erklärt, so daß der Fürstbischof nur den österr. Theil mit dem Herzogstitel besitzt. Die Stadt N., an dem gleichnamigen Flusse gelegen, ist Festung ersten Rangs, hat 13000, zu 3/4 kath. E., Tuch- u. Leinefabrikation. - N. heißen noch 2 Flüsse: die Lausitzer N., Nebenfluß der Oder, u. die wüthende N., Nebenfluß der Katzbach.


Neith, ägypt. Göttin, besonders zu Sais verehrt, wahrscheinlich = Isis.

von Nain, die Verheißung Abrahams, der Einzug Kaiser Ludwigs (am Siegesthor zu München), die Fresken im Schlosse zu Weimar zum Andenken Göthes und Schillers, eine Kreuzigung in der kath. Pfarrkirche zu Ravensburg, die Zeichnungen zu den Glasgemälden der Stiftskirche zu Stuttgart. – N., Michael, geb. 1798 zu München, Architectur-, Landschafts- und Genremaler; am bekanntesten sind seine Arbeiten im Schlosse Hohenschwangau.


Nehrung, in Ostpreußen die sandigen Landstreifen, welche die Hasse von der Ostsee trennen.


Neid, das Verlangen nach dem Gute des Andern mit dem Wunsche, daß es demselben verloren gehe.


Neidenburg, ostpreuß. Stadt im Reg.-Bez. Königsberg, mit 3300 E.


Neidhart von Neuenthal, gemeiniglich Herr Nithart, auch der Bauernfeind genannt, vielleicht einer aus dem Geschlechte derer von Fuchs, geborner Bayer, bereits um 1217 ein berühmter Minnesänger, lebte lange am Hose Friedrichs des Streitbaren von Oesterreich, st. vor 1246, wurde in der Stephanskirche zu Wien begraben. N. machte die spöttische Schilderung der gemeinen Wirklichkeit des Bauernlebens seiner Zeit, die Hoffart, Tänze u. Prügeleien der „Dörper“ (Tölpel-Dorfbewohner) sowie der Streiche, die er ihnen und die sie ihm spielten, zu seiner Hauptaufgabe. Er sang seine munteren Spottlieder keineswegs für das Volk, sondern für den ritterlichen Hof, wurde aber dennoch dadurch Einführer der höfischen Dorfpoesie und schlug die Brücke vom Minnesang zum Volkslied. N.s Lieder lebten noch in der Reformationszeit im Munde Vieler, seine Person selbst wurde zum Mittelpunkte zahlreicher und mitunter unsauberer Schwänke (Nitharte) gemacht, häufig mit dem possenreißenden Pfaff vom Kalemberge verwechselt und als 2. Till Eulenspiegel betrachtet. – Lebensbeschreibung von W. Wackernagel und Lieder inv. d. Hagens „Minnesingern“ (Leipzig 1825–38, 4 Bde.).


Neidhardt, Joh. Eberhard. geb. 1607 auf dem Schlosse Falkenstein in Oberösterreich, gräfl. Geschlechts, trat 1631 in den Jesuitenorden, kam als Beichtvater der Erzherzogin Maria Anna nach Spanien, als sie Gemahlin Philipps IV. wurde; leitete seit 1665 als Großinquisitor die span. Angelegenheiten zum Unheil des Landes, wurde 1669 gestürzt u. vertrieben und st. 1680 zu Rom als Cardinal.


Neigebaur, Joh. Dan. Ferd., geb. 1783 zu Dittmannsdorf in Schlesien, preuß. Beamter, 1835–42 Dirigent des Criminalsenats zu Bromberg, 1842 Consul in Jassy, privatisirt gegenwärtig meist in Italien, schrieb gute Reisehandbücher über Frankreich, Italien, Griechenland, die Donaufürstenthümer etc., auch mebre juridische Werke.


Neigung, s. Inclination.


Neipperg, altes schwäb. Geschlecht im Kraichgau, seit 1734 reichsgräflich, in Württemberg u. Baden begütert. – Graf Wilhelm Reinhard von N., geb. 1684, zeichnete sich in kaiserl. Kriegsdiensten aus, schloß aber 1739 voreilig den Frieden zu Belgrad u. verlor 1741 gegen Friedrich II. die Schlacht bei Mollwitz; st. 1774 als Hofkriegsrath. Sein Enkel, Graf Adam Albrecht, geb. 1775, zeigte sich in allen Kriegen gegen die Franzosen als tapfern Soldaten u. tüchtigen Offizier, wurde 1814 Feldmarschallieutenant und Oberhofmeister der Kaiserin Marie Louise, die sich später mit ihm morganatisch vermählte; st. 1829. Sein ältester Sohn Alfred, Graf von N., geb. 1807, ist mit der Prinzessin Maria von Württemberg verheirathet.


Neisse, ehemaliges 40 □M. großes Fürstenthum in Oberschlesien, von 1201–1810 dem Fürstbischof von Breslau gehörig, wurde 1742 größtentheils preuß., während der südl. Theil Oesterreich blieb; der preuß. Theil wurde 1810 als preuß. Staatseigenthum erklärt, so daß der Fürstbischof nur den österr. Theil mit dem Herzogstitel besitzt. Die Stadt N., an dem gleichnamigen Flusse gelegen, ist Festung ersten Rangs, hat 13000, zu 3/4 kath. E., Tuch- u. Leinefabrikation. – N. heißen noch 2 Flüsse: die Lausitzer N., Nebenfluß der Oder, u. die wüthende N., Nebenfluß der Katzbach.


Neith, ägypt. Göttin, besonders zu Sais verehrt, wahrscheinlich = Isis.

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[311/0312] von Nain, die Verheißung Abrahams, der Einzug Kaiser Ludwigs (am Siegesthor zu München), die Fresken im Schlosse zu Weimar zum Andenken Göthes und Schillers, eine Kreuzigung in der kath. Pfarrkirche zu Ravensburg, die Zeichnungen zu den Glasgemälden der Stiftskirche zu Stuttgart. – N., Michael, geb. 1798 zu München, Architectur-, Landschafts- und Genremaler; am bekanntesten sind seine Arbeiten im Schlosse Hohenschwangau. Nehrung, in Ostpreußen die sandigen Landstreifen, welche die Hasse von der Ostsee trennen. Neid, das Verlangen nach dem Gute des Andern mit dem Wunsche, daß es demselben verloren gehe. Neidenburg, ostpreuß. Stadt im Reg.-Bez. Königsberg, mit 3300 E. Neidhart von Neuenthal, gemeiniglich Herr Nithart, auch der Bauernfeind genannt, vielleicht einer aus dem Geschlechte derer von Fuchs, geborner Bayer, bereits um 1217 ein berühmter Minnesänger, lebte lange am Hose Friedrichs des Streitbaren von Oesterreich, st. vor 1246, wurde in der Stephanskirche zu Wien begraben. N. machte die spöttische Schilderung der gemeinen Wirklichkeit des Bauernlebens seiner Zeit, die Hoffart, Tänze u. Prügeleien der „Dörper“ (Tölpel-Dorfbewohner) sowie der Streiche, die er ihnen und die sie ihm spielten, zu seiner Hauptaufgabe. Er sang seine munteren Spottlieder keineswegs für das Volk, sondern für den ritterlichen Hof, wurde aber dennoch dadurch Einführer der höfischen Dorfpoesie und schlug die Brücke vom Minnesang zum Volkslied. N.s Lieder lebten noch in der Reformationszeit im Munde Vieler, seine Person selbst wurde zum Mittelpunkte zahlreicher und mitunter unsauberer Schwänke (Nitharte) gemacht, häufig mit dem possenreißenden Pfaff vom Kalemberge verwechselt und als 2. Till Eulenspiegel betrachtet. – Lebensbeschreibung von W. Wackernagel und Lieder inv. d. Hagens „Minnesingern“ (Leipzig 1825–38, 4 Bde.). Neidhardt, Joh. Eberhard. geb. 1607 auf dem Schlosse Falkenstein in Oberösterreich, gräfl. Geschlechts, trat 1631 in den Jesuitenorden, kam als Beichtvater der Erzherzogin Maria Anna nach Spanien, als sie Gemahlin Philipps IV. wurde; leitete seit 1665 als Großinquisitor die span. Angelegenheiten zum Unheil des Landes, wurde 1669 gestürzt u. vertrieben und st. 1680 zu Rom als Cardinal. Neigebaur, Joh. Dan. Ferd., geb. 1783 zu Dittmannsdorf in Schlesien, preuß. Beamter, 1835–42 Dirigent des Criminalsenats zu Bromberg, 1842 Consul in Jassy, privatisirt gegenwärtig meist in Italien, schrieb gute Reisehandbücher über Frankreich, Italien, Griechenland, die Donaufürstenthümer etc., auch mebre juridische Werke. Neigung, s. Inclination. Neipperg, altes schwäb. Geschlecht im Kraichgau, seit 1734 reichsgräflich, in Württemberg u. Baden begütert. – Graf Wilhelm Reinhard von N., geb. 1684, zeichnete sich in kaiserl. Kriegsdiensten aus, schloß aber 1739 voreilig den Frieden zu Belgrad u. verlor 1741 gegen Friedrich II. die Schlacht bei Mollwitz; st. 1774 als Hofkriegsrath. Sein Enkel, Graf Adam Albrecht, geb. 1775, zeigte sich in allen Kriegen gegen die Franzosen als tapfern Soldaten u. tüchtigen Offizier, wurde 1814 Feldmarschallieutenant und Oberhofmeister der Kaiserin Marie Louise, die sich später mit ihm morganatisch vermählte; st. 1829. Sein ältester Sohn Alfred, Graf von N., geb. 1807, ist mit der Prinzessin Maria von Württemberg verheirathet. Neisse, ehemaliges 40 □M. großes Fürstenthum in Oberschlesien, von 1201–1810 dem Fürstbischof von Breslau gehörig, wurde 1742 größtentheils preuß., während der südl. Theil Oesterreich blieb; der preuß. Theil wurde 1810 als preuß. Staatseigenthum erklärt, so daß der Fürstbischof nur den österr. Theil mit dem Herzogstitel besitzt. Die Stadt N., an dem gleichnamigen Flusse gelegen, ist Festung ersten Rangs, hat 13000, zu 3/4 kath. E., Tuch- u. Leinefabrikation. – N. heißen noch 2 Flüsse: die Lausitzer N., Nebenfluß der Oder, u. die wüthende N., Nebenfluß der Katzbach. Neith, ägypt. Göttin, besonders zu Sais verehrt, wahrscheinlich = Isis.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/312>, abgerufen am 29.09.2024.