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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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Zukunft zu erhalten. Er löste durch den Rheinbund, welchen Bayern, Württemberg, Baden, Kurmainz, Darmstadt, Nassau, Hohenzollern etc. schlossen, das deutsche Reich auf u. wurde Protector des Bundes jener fürstlichen Vasallen, deren Gebiet er vergrößerte; seinen Stiefsohn Eugen vermählte er mit einer bayer. Prinzessin, seine Adoptivtochter Stephanie mit dem bad. Erbprinzen; sein Schwager und Reitergeneral Murat wurde Großherzog von Kleve u. Berg, sein Bruder Joseph König von Neapel, dessen bourbonische Dynastie er nach Sicilien vertrieb; seine Schwester Pauline erhielt Guastalla, sein Bruder Ludwig das Königreich Holland. Marschall Berthier das Fürstenthum Neuenburg; überdies gründete er einen neuen Erbadel, wie er schon als Consul den Orden der Ehrenlegion geschaffen hatte. Als hierauf Preußen, das seit 1794 allen Kämpfen ruhig zugesehen hatte, zu den Waffen griff, weil es sich von N. verachtet und betrogen sah, so vernichtete er an einem Tage, 14 Oct., durch die Schlachten bei Jena und Auerstädt die Macht dieser Monarchie, drang an die Weichsel vor, schlug das preuß.-russ. Heer bei Eylau und Friedland u. schloß zu Tilsit mit Rußland und Preußen Frieden (7. u. 9. Juli). Preußen verlor sein Gebiet bis an die Elbe sowie seine poln. Provinzen; Hessen-Kassel und Braunschweig hörten auf und dienten neben Hannover und preuß. Gebiete als Stoff zu dem neuen Königreich Westfalen, das N. seinem jüngsten Bruder Hieronymus gab, den er mit einer württemb. Prinzessin verheirathete. Wie wenig N. auf die Völker achtete, zeigte er am deutlichsten bei Polen; aus dem ehemaligen preuß. Polen schuf er zwar das Herzogthum Warschau, gab aber den Preußen abgenommenen Byalistocker Kreis an Rußland, den eigentlichen Erbfeind Polens. Hierauf traten außer Oesterreich und Preußen alle deutschen Fürsten in den Rheinbund u. wurden N.s Vasallen, der gleichzeitig in Frankreich die letzten Reste der republikanischen Freiheit vernichtete u. eine absolute Allgewalt übte. Gegen England hegte er den bittersten Haß; da seine Flotten. obwohl Holland und Spanien die Reste ihrer Seemacht zu seinem Dienste stellten, überall unterlagen, so bekämpfte er England auf eine neue Weise, indem er alle unterworfenen und verbündeten Staaten verpflichtete. jeden Handelsverkehr mit England abzubrechen, wodurch er die Industrie u. den Handel Englands, die Grundpfeiler der Macht desselben, zu stürzen hoffte (Continentalsystem), aber nur die Erbitterung der Völker steigerte, während England den ihm erwachsenden Schaden ertragen konnte, wozu der großartige Schmuggel beträchtlich mitwirkte. Der unbändige Haß N.s gegen England verleitete ihn zu seinem schicksalschweren Vorgehen auf der pyrenäischen Halbinsel. Die Weigerung Portugals das Continentalsystem seiner ganzen Strenge nach auszuführen (und dadurch das Land zu Grunde zu richten), gab den Vorwand zu einer Invasion Portugals, zu welcher der span. Minister Godoy mitwirkte, so daß N. eine starke Armee von den Pyrenäen bis an den Tajo aufstellen konnte. Nun benutzte er auf eine ebenso tückische als gewaltsame Weise den unheilvollen Streit der zerrütteten span. Königsfamilie, um die span. Krone seinem Bruder Joseph (1808) aufzusetzen u. Murat die neapolitan. zu geben. Er hoffte dadurch das große span. Colonialreich zum wirksamen Kampfe gegen England herbeizuziehen, allein das span. Volk vereitelte seine Rechnung und N., der weder in Deutschland noch in Italien, selbst nicht in Polen von den Rechten einer Nation etwas wissen wollte, mußte endlich für seine Despotie büßen. Die ganze span. Nation erhob sich gegen den Usurpator und selbst seine Siege (Nov. und Dez. 1808) nützten ihn nichts, da der zerstreute Feind sich immer neu sammelte oder im Guerillaskriege focht und durch eine engl. Armee unterstützt zuletzt das Feld behauptete; Spanien verschlang von 1808-1814 wenigstens 300000 Krieger, die in den späteren Kämpfen N.s wohl eine andere Entscheidung herbeigeführt hätten. Er selbst wurde 1809 auf einen anderen Kriegsschauplatz abberufen; Oesterreich bot noch einmal seine ganze Kraft auf und versuchte es, einen deutschen Nationalkrieg zu entzünden,

Zukunft zu erhalten. Er löste durch den Rheinbund, welchen Bayern, Württemberg, Baden, Kurmainz, Darmstadt, Nassau, Hohenzollern etc. schlossen, das deutsche Reich auf u. wurde Protector des Bundes jener fürstlichen Vasallen, deren Gebiet er vergrößerte; seinen Stiefsohn Eugen vermählte er mit einer bayer. Prinzessin, seine Adoptivtochter Stephanie mit dem bad. Erbprinzen; sein Schwager und Reitergeneral Murat wurde Großherzog von Kleve u. Berg, sein Bruder Joseph König von Neapel, dessen bourbonische Dynastie er nach Sicilien vertrieb; seine Schwester Pauline erhielt Guastalla, sein Bruder Ludwig das Königreich Holland. Marschall Berthier das Fürstenthum Neuenburg; überdies gründete er einen neuen Erbadel, wie er schon als Consul den Orden der Ehrenlegion geschaffen hatte. Als hierauf Preußen, das seit 1794 allen Kämpfen ruhig zugesehen hatte, zu den Waffen griff, weil es sich von N. verachtet und betrogen sah, so vernichtete er an einem Tage, 14 Oct., durch die Schlachten bei Jena und Auerstädt die Macht dieser Monarchie, drang an die Weichsel vor, schlug das preuß.-russ. Heer bei Eylau und Friedland u. schloß zu Tilsit mit Rußland und Preußen Frieden (7. u. 9. Juli). Preußen verlor sein Gebiet bis an die Elbe sowie seine poln. Provinzen; Hessen-Kassel und Braunschweig hörten auf und dienten neben Hannover und preuß. Gebiete als Stoff zu dem neuen Königreich Westfalen, das N. seinem jüngsten Bruder Hieronymus gab, den er mit einer württemb. Prinzessin verheirathete. Wie wenig N. auf die Völker achtete, zeigte er am deutlichsten bei Polen; aus dem ehemaligen preuß. Polen schuf er zwar das Herzogthum Warschau, gab aber den Preußen abgenommenen Byalistocker Kreis an Rußland, den eigentlichen Erbfeind Polens. Hierauf traten außer Oesterreich und Preußen alle deutschen Fürsten in den Rheinbund u. wurden N.s Vasallen, der gleichzeitig in Frankreich die letzten Reste der republikanischen Freiheit vernichtete u. eine absolute Allgewalt übte. Gegen England hegte er den bittersten Haß; da seine Flotten. obwohl Holland und Spanien die Reste ihrer Seemacht zu seinem Dienste stellten, überall unterlagen, so bekämpfte er England auf eine neue Weise, indem er alle unterworfenen und verbündeten Staaten verpflichtete. jeden Handelsverkehr mit England abzubrechen, wodurch er die Industrie u. den Handel Englands, die Grundpfeiler der Macht desselben, zu stürzen hoffte (Continentalsystem), aber nur die Erbitterung der Völker steigerte, während England den ihm erwachsenden Schaden ertragen konnte, wozu der großartige Schmuggel beträchtlich mitwirkte. Der unbändige Haß N.s gegen England verleitete ihn zu seinem schicksalschweren Vorgehen auf der pyrenäischen Halbinsel. Die Weigerung Portugals das Continentalsystem seiner ganzen Strenge nach auszuführen (und dadurch das Land zu Grunde zu richten), gab den Vorwand zu einer Invasion Portugals, zu welcher der span. Minister Godoy mitwirkte, so daß N. eine starke Armee von den Pyrenäen bis an den Tajo aufstellen konnte. Nun benutzte er auf eine ebenso tückische als gewaltsame Weise den unheilvollen Streit der zerrütteten span. Königsfamilie, um die span. Krone seinem Bruder Joseph (1808) aufzusetzen u. Murat die neapolitan. zu geben. Er hoffte dadurch das große span. Colonialreich zum wirksamen Kampfe gegen England herbeizuziehen, allein das span. Volk vereitelte seine Rechnung und N., der weder in Deutschland noch in Italien, selbst nicht in Polen von den Rechten einer Nation etwas wissen wollte, mußte endlich für seine Despotie büßen. Die ganze span. Nation erhob sich gegen den Usurpator und selbst seine Siege (Nov. und Dez. 1808) nützten ihn nichts, da der zerstreute Feind sich immer neu sammelte oder im Guerillaskriege focht und durch eine engl. Armee unterstützt zuletzt das Feld behauptete; Spanien verschlang von 1808–1814 wenigstens 300000 Krieger, die in den späteren Kämpfen N.s wohl eine andere Entscheidung herbeigeführt hätten. Er selbst wurde 1809 auf einen anderen Kriegsschauplatz abberufen; Oesterreich bot noch einmal seine ganze Kraft auf und versuchte es, einen deutschen Nationalkrieg zu entzünden,

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[291/0292] Zukunft zu erhalten. Er löste durch den Rheinbund, welchen Bayern, Württemberg, Baden, Kurmainz, Darmstadt, Nassau, Hohenzollern etc. schlossen, das deutsche Reich auf u. wurde Protector des Bundes jener fürstlichen Vasallen, deren Gebiet er vergrößerte; seinen Stiefsohn Eugen vermählte er mit einer bayer. Prinzessin, seine Adoptivtochter Stephanie mit dem bad. Erbprinzen; sein Schwager und Reitergeneral Murat wurde Großherzog von Kleve u. Berg, sein Bruder Joseph König von Neapel, dessen bourbonische Dynastie er nach Sicilien vertrieb; seine Schwester Pauline erhielt Guastalla, sein Bruder Ludwig das Königreich Holland. Marschall Berthier das Fürstenthum Neuenburg; überdies gründete er einen neuen Erbadel, wie er schon als Consul den Orden der Ehrenlegion geschaffen hatte. Als hierauf Preußen, das seit 1794 allen Kämpfen ruhig zugesehen hatte, zu den Waffen griff, weil es sich von N. verachtet und betrogen sah, so vernichtete er an einem Tage, 14 Oct., durch die Schlachten bei Jena und Auerstädt die Macht dieser Monarchie, drang an die Weichsel vor, schlug das preuß.-russ. Heer bei Eylau und Friedland u. schloß zu Tilsit mit Rußland und Preußen Frieden (7. u. 9. Juli). Preußen verlor sein Gebiet bis an die Elbe sowie seine poln. Provinzen; Hessen-Kassel und Braunschweig hörten auf und dienten neben Hannover und preuß. Gebiete als Stoff zu dem neuen Königreich Westfalen, das N. seinem jüngsten Bruder Hieronymus gab, den er mit einer württemb. Prinzessin verheirathete. Wie wenig N. auf die Völker achtete, zeigte er am deutlichsten bei Polen; aus dem ehemaligen preuß. Polen schuf er zwar das Herzogthum Warschau, gab aber den Preußen abgenommenen Byalistocker Kreis an Rußland, den eigentlichen Erbfeind Polens. Hierauf traten außer Oesterreich und Preußen alle deutschen Fürsten in den Rheinbund u. wurden N.s Vasallen, der gleichzeitig in Frankreich die letzten Reste der republikanischen Freiheit vernichtete u. eine absolute Allgewalt übte. Gegen England hegte er den bittersten Haß; da seine Flotten. obwohl Holland und Spanien die Reste ihrer Seemacht zu seinem Dienste stellten, überall unterlagen, so bekämpfte er England auf eine neue Weise, indem er alle unterworfenen und verbündeten Staaten verpflichtete. jeden Handelsverkehr mit England abzubrechen, wodurch er die Industrie u. den Handel Englands, die Grundpfeiler der Macht desselben, zu stürzen hoffte (Continentalsystem), aber nur die Erbitterung der Völker steigerte, während England den ihm erwachsenden Schaden ertragen konnte, wozu der großartige Schmuggel beträchtlich mitwirkte. Der unbändige Haß N.s gegen England verleitete ihn zu seinem schicksalschweren Vorgehen auf der pyrenäischen Halbinsel. Die Weigerung Portugals das Continentalsystem seiner ganzen Strenge nach auszuführen (und dadurch das Land zu Grunde zu richten), gab den Vorwand zu einer Invasion Portugals, zu welcher der span. Minister Godoy mitwirkte, so daß N. eine starke Armee von den Pyrenäen bis an den Tajo aufstellen konnte. Nun benutzte er auf eine ebenso tückische als gewaltsame Weise den unheilvollen Streit der zerrütteten span. Königsfamilie, um die span. Krone seinem Bruder Joseph (1808) aufzusetzen u. Murat die neapolitan. zu geben. Er hoffte dadurch das große span. Colonialreich zum wirksamen Kampfe gegen England herbeizuziehen, allein das span. Volk vereitelte seine Rechnung und N., der weder in Deutschland noch in Italien, selbst nicht in Polen von den Rechten einer Nation etwas wissen wollte, mußte endlich für seine Despotie büßen. Die ganze span. Nation erhob sich gegen den Usurpator und selbst seine Siege (Nov. und Dez. 1808) nützten ihn nichts, da der zerstreute Feind sich immer neu sammelte oder im Guerillaskriege focht und durch eine engl. Armee unterstützt zuletzt das Feld behauptete; Spanien verschlang von 1808–1814 wenigstens 300000 Krieger, die in den späteren Kämpfen N.s wohl eine andere Entscheidung herbeigeführt hätten. Er selbst wurde 1809 auf einen anderen Kriegsschauplatz abberufen; Oesterreich bot noch einmal seine ganze Kraft auf und versuchte es, einen deutschen Nationalkrieg zu entzünden,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/292>, abgerufen am 23.11.2024.