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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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Idol eines Arabers darstellt. Er selber erklärte, daß er keine Wunder verrichte, allein seine Anhänger haben sein Leben von der Wiege bis zur Bahre mit einer Menge von Wundern ausgestattet, die einem Nordländer oft schier als Früchte einer wahnwitzig gewordenen Einbildungskraft vorkommen und zum guten Theil abenteurliche Verzerrungen von Erzählungen aus dem Leben Moses u. Jesu sind, wie denn der M.anismus überhaupt ein von Araberthum durchsäuertes Gemengsel von Juden- und Christenthum u. späthellenischer Bildung ist. Bekanntlich wurde der Halbmond die Oriflamme der Anhänger M.s: M. soll einmal auf den Mond gedeutet und denselben dadurch in 2 Theile zerspalten haben; einer blieb am Firmament. der andere fiel in den Aermel des Propheten, doch schleuderte dieser den Halbmond wiederum ans Firmament zurück, damit der Vollmond nicht ausbleibe. - Lebensbeschreiber: Abulfeda: De vita et rebus gestis Mohammedis etc.; publ. avec l'original arabe par Jean Gagnier, Oxon. 1723, fol.; Weil: M. der Prophet, sein Leben und seine Lehre. Stuttg. 1843; Washington Irving: Life of Mahomet and his successors, Lond. 1850 (deutsch in der Historischen Hausbibliothek von F. Bülau); vgl. außerdem die berüchtigte, dem Kaiser Friedrich II. (s. d.) zugeschriebene Schrift: De tribus impostoribus (Mose, Christo et Muhamede), ohne Angabe des Druckortes 1598, 46 Oktavseiten, deutsch von Karl Aster, Leipz. 1845. - S. Koran.


Mohammed , Name von 4 türkischen Sultanen. M. I., Sohn Bajazets I., regierte von 1403-21, hatte fast immer mit inneren Unruhen zu kämpfen. - M. II., geb. 1430, Sultan von 1451 bis 1481, ein sehr unterrichteter Mann, der latein., griech., arab. und persisch sprach. in der Geschichte, Geographie u. Mathematik bewandert war und selbst die Künste liebte, aber dabei in seiner Politik so treulos und grausam verfuhr, wie irgend ein türk. Despote und die Unterworfenen nur aus Klugheit schonte. Er eroberte 1453 Konstantinopel und machte es zur Residenz; überdies unterwarf er Griechenland und Morea, das byzantin. Reich Trapezunt, Serbien, nach Skanderbegs Tod Albanien, entriß den Venetianern Negroponte, den Genuesen Kaffa und die andern Colonien in der Krim, wurde aber bei Rhodus und Belgrad zurückgetrieben. Zuletzt griff er Italien an und hatte bereits Otranto erobert, als ihn ein Krieg gegen die Perser nach Asien rief; auf dem Zuge dahin starb er. - M. III., reg. von 1595-1603, ein nur durch seine Grausamkeit merkwürdiger Sultan. - M. IV., Sultan von 1648-87, persönlich nicht besonders bedeutend, unter dem aber die Vezire Mehemed u. Achmed Köprili die Verwaltung des Reichs wieder ordneten, die Eroberungen in Ungarn behauptet, Polen bekriegt u. den Venetianern ihre Besitzungen auf Candia entrissen wurden; zuletzt jedoch häuften sich die Unfälle (Belagerung von Wien, der Venetianer Morosini in Griechenland). M. ward 1687 abgesetzt und st. 1691 im Gefängnisse.


Mohammedanismus, die im Koran (s. d.) enthaltene Religionslehre des Mohammed, von den Anhängern schlechtweg Islam d. h. der Glaube genannt. Von philosophischer Speculation oder dem Streben nach einem System zeigt der M. keine Spur; er hängt wesentlich mit der Persönlichkeit des Religionsstifters zusammen u. darf füglich der äußerlich als Religion angeschaute Geist des arab. Volkes genannt werden. Die Glaubenslehre ist dürftig, desto größer der Vorrath an äußern Verhaltungsregeln, so zwar, daß zwischen Moral und Recht, Priester u. Jurist im M. kein Unterschied besteht. Das Grunddogma Mohammeds war das von der Einheit Gottes: Gott ist Gott; es ist kein Gott außer Allah! - aber der Gegensatz zur Vielgötterei leitete ihn auf das andere Extrem, so daß die Einheit Gottes eine abstracte, der M. wesentlich Deismus (s. d.) ist, indem Gott rein außerweltlich vorgestellt wird u. zu der Welt nur zufällige Beziehungen hat, die ihren Grund keineswegs in Gottes Wesen sondern im Bedürfniß des Menschen haben, sich an Gott zu wenden. Von Mohammeds Gott läßt sich Alles und ebendeßhalb Nichts

Idol eines Arabers darstellt. Er selber erklärte, daß er keine Wunder verrichte, allein seine Anhänger haben sein Leben von der Wiege bis zur Bahre mit einer Menge von Wundern ausgestattet, die einem Nordländer oft schier als Früchte einer wahnwitzig gewordenen Einbildungskraft vorkommen und zum guten Theil abenteurliche Verzerrungen von Erzählungen aus dem Leben Moses u. Jesu sind, wie denn der M.anismus überhaupt ein von Araberthum durchsäuertes Gemengsel von Juden- und Christenthum u. späthellenischer Bildung ist. Bekanntlich wurde der Halbmond die Oriflamme der Anhänger M.s: M. soll einmal auf den Mond gedeutet und denselben dadurch in 2 Theile zerspalten haben; einer blieb am Firmament. der andere fiel in den Aermel des Propheten, doch schleuderte dieser den Halbmond wiederum ans Firmament zurück, damit der Vollmond nicht ausbleibe. – Lebensbeschreiber: Abulfeda: De vita et rebus gestis Mohammedis etc.; publ. avec lʼoriginal arabe par Jean Gagnier, Oxon. 1723, fol.; Weil: M. der Prophet, sein Leben und seine Lehre. Stuttg. 1843; Washington Irving: Life of Mahomet and his successors, Lond. 1850 (deutsch in der Historischen Hausbibliothek von F. Bülau); vgl. außerdem die berüchtigte, dem Kaiser Friedrich II. (s. d.) zugeschriebene Schrift: De tribus impostoribus (Mose, Christo et Muhamede), ohne Angabe des Druckortes 1598, 46 Oktavseiten, deutsch von Karl Aster, Leipz. 1845. – S. Koran.


Mohammed , Name von 4 türkischen Sultanen. M. I., Sohn Bajazets I., regierte von 1403–21, hatte fast immer mit inneren Unruhen zu kämpfen. – M. II., geb. 1430, Sultan von 1451 bis 1481, ein sehr unterrichteter Mann, der latein., griech., arab. und persisch sprach. in der Geschichte, Geographie u. Mathematik bewandert war und selbst die Künste liebte, aber dabei in seiner Politik so treulos und grausam verfuhr, wie irgend ein türk. Despote und die Unterworfenen nur aus Klugheit schonte. Er eroberte 1453 Konstantinopel und machte es zur Residenz; überdies unterwarf er Griechenland und Morea, das byzantin. Reich Trapezunt, Serbien, nach Skanderbegs Tod Albanien, entriß den Venetianern Negroponte, den Genuesen Kaffa und die andern Colonien in der Krim, wurde aber bei Rhodus und Belgrad zurückgetrieben. Zuletzt griff er Italien an und hatte bereits Otranto erobert, als ihn ein Krieg gegen die Perser nach Asien rief; auf dem Zuge dahin starb er. – M. III., reg. von 1595–1603, ein nur durch seine Grausamkeit merkwürdiger Sultan. – M. IV., Sultan von 1648–87, persönlich nicht besonders bedeutend, unter dem aber die Vezire Mehemed u. Achmed Köprili die Verwaltung des Reichs wieder ordneten, die Eroberungen in Ungarn behauptet, Polen bekriegt u. den Venetianern ihre Besitzungen auf Candia entrissen wurden; zuletzt jedoch häuften sich die Unfälle (Belagerung von Wien, der Venetianer Morosini in Griechenland). M. ward 1687 abgesetzt und st. 1691 im Gefängnisse.


Mohammedanismus, die im Koran (s. d.) enthaltene Religionslehre des Mohammed, von den Anhängern schlechtweg Islam d. h. der Glaube genannt. Von philosophischer Speculation oder dem Streben nach einem System zeigt der M. keine Spur; er hängt wesentlich mit der Persönlichkeit des Religionsstifters zusammen u. darf füglich der äußerlich als Religion angeschaute Geist des arab. Volkes genannt werden. Die Glaubenslehre ist dürftig, desto größer der Vorrath an äußern Verhaltungsregeln, so zwar, daß zwischen Moral und Recht, Priester u. Jurist im M. kein Unterschied besteht. Das Grunddogma Mohammeds war das von der Einheit Gottes: Gott ist Gott; es ist kein Gott außer Allah! – aber der Gegensatz zur Vielgötterei leitete ihn auf das andere Extrem, so daß die Einheit Gottes eine abstracte, der M. wesentlich Deismus (s. d.) ist, indem Gott rein außerweltlich vorgestellt wird u. zu der Welt nur zufällige Beziehungen hat, die ihren Grund keineswegs in Gottes Wesen sondern im Bedürfniß des Menschen haben, sich an Gott zu wenden. Von Mohammeds Gott läßt sich Alles und ebendeßhalb Nichts

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[212/0213] Idol eines Arabers darstellt. Er selber erklärte, daß er keine Wunder verrichte, allein seine Anhänger haben sein Leben von der Wiege bis zur Bahre mit einer Menge von Wundern ausgestattet, die einem Nordländer oft schier als Früchte einer wahnwitzig gewordenen Einbildungskraft vorkommen und zum guten Theil abenteurliche Verzerrungen von Erzählungen aus dem Leben Moses u. Jesu sind, wie denn der M.anismus überhaupt ein von Araberthum durchsäuertes Gemengsel von Juden- und Christenthum u. späthellenischer Bildung ist. Bekanntlich wurde der Halbmond die Oriflamme der Anhänger M.s: M. soll einmal auf den Mond gedeutet und denselben dadurch in 2 Theile zerspalten haben; einer blieb am Firmament. der andere fiel in den Aermel des Propheten, doch schleuderte dieser den Halbmond wiederum ans Firmament zurück, damit der Vollmond nicht ausbleibe. – Lebensbeschreiber: Abulfeda: De vita et rebus gestis Mohammedis etc.; publ. avec lʼoriginal arabe par Jean Gagnier, Oxon. 1723, fol.; Weil: M. der Prophet, sein Leben und seine Lehre. Stuttg. 1843; Washington Irving: Life of Mahomet and his successors, Lond. 1850 (deutsch in der Historischen Hausbibliothek von F. Bülau); vgl. außerdem die berüchtigte, dem Kaiser Friedrich II. (s. d.) zugeschriebene Schrift: De tribus impostoribus (Mose, Christo et Muhamede), ohne Angabe des Druckortes 1598, 46 Oktavseiten, deutsch von Karl Aster, Leipz. 1845. – S. Koran. Mohammed , Name von 4 türkischen Sultanen. M. I., Sohn Bajazets I., regierte von 1403–21, hatte fast immer mit inneren Unruhen zu kämpfen. – M. II., geb. 1430, Sultan von 1451 bis 1481, ein sehr unterrichteter Mann, der latein., griech., arab. und persisch sprach. in der Geschichte, Geographie u. Mathematik bewandert war und selbst die Künste liebte, aber dabei in seiner Politik so treulos und grausam verfuhr, wie irgend ein türk. Despote und die Unterworfenen nur aus Klugheit schonte. Er eroberte 1453 Konstantinopel und machte es zur Residenz; überdies unterwarf er Griechenland und Morea, das byzantin. Reich Trapezunt, Serbien, nach Skanderbegs Tod Albanien, entriß den Venetianern Negroponte, den Genuesen Kaffa und die andern Colonien in der Krim, wurde aber bei Rhodus und Belgrad zurückgetrieben. Zuletzt griff er Italien an und hatte bereits Otranto erobert, als ihn ein Krieg gegen die Perser nach Asien rief; auf dem Zuge dahin starb er. – M. III., reg. von 1595–1603, ein nur durch seine Grausamkeit merkwürdiger Sultan. – M. IV., Sultan von 1648–87, persönlich nicht besonders bedeutend, unter dem aber die Vezire Mehemed u. Achmed Köprili die Verwaltung des Reichs wieder ordneten, die Eroberungen in Ungarn behauptet, Polen bekriegt u. den Venetianern ihre Besitzungen auf Candia entrissen wurden; zuletzt jedoch häuften sich die Unfälle (Belagerung von Wien, der Venetianer Morosini in Griechenland). M. ward 1687 abgesetzt und st. 1691 im Gefängnisse. Mohammedanismus, die im Koran (s. d.) enthaltene Religionslehre des Mohammed, von den Anhängern schlechtweg Islam d. h. der Glaube genannt. Von philosophischer Speculation oder dem Streben nach einem System zeigt der M. keine Spur; er hängt wesentlich mit der Persönlichkeit des Religionsstifters zusammen u. darf füglich der äußerlich als Religion angeschaute Geist des arab. Volkes genannt werden. Die Glaubenslehre ist dürftig, desto größer der Vorrath an äußern Verhaltungsregeln, so zwar, daß zwischen Moral und Recht, Priester u. Jurist im M. kein Unterschied besteht. Das Grunddogma Mohammeds war das von der Einheit Gottes: Gott ist Gott; es ist kein Gott außer Allah! – aber der Gegensatz zur Vielgötterei leitete ihn auf das andere Extrem, so daß die Einheit Gottes eine abstracte, der M. wesentlich Deismus (s. d.) ist, indem Gott rein außerweltlich vorgestellt wird u. zu der Welt nur zufällige Beziehungen hat, die ihren Grund keineswegs in Gottes Wesen sondern im Bedürfniß des Menschen haben, sich an Gott zu wenden. Von Mohammeds Gott läßt sich Alles und ebendeßhalb Nichts

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/213>, abgerufen am 24.11.2024.