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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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ital. Maler sie ausübten. Später durch den Holzschnitt u. Kupferstich verdrängt kam sie in Verfall, bis sie im 18. Jahrh. sich dem Porträt widmete u. von da an wieder sehr in Aufnahme kam.


Minimen, lat. minimi fratres d. h. die mindesten, geringsten Brüder, auch Paulaner, heißen die Mitglieder des vom heil. Franciscus von Paula (geb. 1416 in Calabrien, gest. 1507) gestifteten, zu den Bettelorden gehörigen Ordens. Der Stifter schrieb eine 3fache Regel, nämlich für die Mönche, Nonnen und Tertiarier, drang vor allem auf Demuth und Fasten, ließ nur Brod, Wasser u. Oel als erlaubte Nahrungsmittel gelten, vollendete seine Regel 1493 und sah seinen Orden bereits in 5 Provinzen blühen. Derselbe hatte sich in Italien rasch ausgebreitet, kam 1482 nach Frankreich, bald nach Spanien und ins deutsche Reich, wurde wiederholt bestätigt u. brachte es auf 450 Klöster. Gegenwärtig haben die M. nur noch wenige Klöster in Italien.


Minimum, lat., das Kleinste, das Gegentheil von maximum.


Minirer, Name von Thieren, welche sich in die Erde eingraben od. in Pflanzenstoffen Gänge aus fressen.


Minister, lat., Diener, seit dem 16. Jahrh. Name der ersten Staatsbeamten, unmittelbar von dem Staatsoberhaupt ernannt; ihre Stellung ist natürlich je nach der Verfassung des Staats eine verschiedene. Bevollmächtigter M. heißt ein Gesandter 2. Klasse, M. resident, ein Gesandter 3. Klasse.


Ministerialen, im Mittelalter die Dienstleute der Könige u. Fürsten, überhaupt des hohen Adels, die für ihren Dienst mit Lehen belohnt wurden; aus letzteren entstand hauptsächlich der niedere Adel.


Ministerium, das Amt eines Ministers, auch das Gesammt-M.; das Predigtamt, die Prediger in einem Orte.


Ministrant, Meßdiener; ministriren, bei der Messe dienen, s. Messe.


Min(j)ano y Bedoya, geb. 1779, span. Publicist, Historiker u. Geograph, Verfasser eines geographischen u. statistischen Lexikons über Spanien u. Portugal. 11 Bde., Madrid 1826-28.


Minne (vom altdeutschen minnon d. h. liebend gedenken, lieben), treues Gedenken an die Götter, verstorbene od. abwesende Personen, bei den heidnischen Deutschen sich dadurch offenbarend, daß sie bei ihren Opfern und Zechgelagen M. tranken d. h. den Göttern, Verstorbenen u. abwesenden Freunden den ersten Becher weihten. Im Mittelalter war die Erklärung des Wesens der M. ein ebenso unerschöpflicher Gegenstand der Dichter, wie noch heute das Wesen der Liebe. Am besten ließe sich M. mit: heilige, ideale Liebe übersetzen, da in der schönsten Zeit des Mittelalters die Marienverehrung der Frauenliebe überhaupt himmlischen Schwung und Zauber verlieh, die Dichter von der M. als einer von Begehrlichkeit u. Selbstsucht freien, ehrfurchtsvoll zu dem Glanz u. der Reinheit der Geliebten emporschauenden Neigung reden, der heil. Jungfrau selber viele M.lieder gesungen wurden und noch die spätern Mystiker und Prediger z. B. Berthold von Regensburg, Suso, das Verhältniß der Menschenseele zu Gott durchaus als "minnigliches" auffassen. Wie wenig übrigens die Liebe zu irdischen Frauen geeignet sei, sich mit dem stillen Sehnen u. himmlischer Reinheit der M. zu begnügen, läßt sich an manchem Gesange Walthers von der Vogelweide bereits stark verspüren. Wie rasch der Gottesdienst der M.sänger vom Frauen- und Herrendienst sich löste und die Frauen-M. in Abgötterei und Narrheit ausartete, dafür lieferte schon Ulrich von Lichtenstein (s. d.) in seinem "Frauendienst" ein auffallendes Zeugniß. M. wurde gleichbedeutend mit geschlechtlicher Liebe, sowohl der edleren als gemeinen. - M.höfe, cours d'amour, s. Liebeshöfe. - M.sold, Lohn der Liebe.


Minnesang, die Lyrik des Ritterthums, namentlich zur Zeit der Hohenstaufen, etwa 1170-1254 n. Chr. und in Schwaben blühend, vor allem die Minne (s. d.) verherrlichend, daher im Ganzen "frauenhaften" Charakters. Ueber den historischen Zusammenhang des M.s mit der Poesie der Troubadours herrscht noch vieles Dunkel, doch läßt

ital. Maler sie ausübten. Später durch den Holzschnitt u. Kupferstich verdrängt kam sie in Verfall, bis sie im 18. Jahrh. sich dem Porträt widmete u. von da an wieder sehr in Aufnahme kam.


Minimen, lat. minimi fratres d. h. die mindesten, geringsten Brüder, auch Paulaner, heißen die Mitglieder des vom heil. Franciscus von Paula (geb. 1416 in Calabrien, gest. 1507) gestifteten, zu den Bettelorden gehörigen Ordens. Der Stifter schrieb eine 3fache Regel, nämlich für die Mönche, Nonnen und Tertiarier, drang vor allem auf Demuth und Fasten, ließ nur Brod, Wasser u. Oel als erlaubte Nahrungsmittel gelten, vollendete seine Regel 1493 und sah seinen Orden bereits in 5 Provinzen blühen. Derselbe hatte sich in Italien rasch ausgebreitet, kam 1482 nach Frankreich, bald nach Spanien und ins deutsche Reich, wurde wiederholt bestätigt u. brachte es auf 450 Klöster. Gegenwärtig haben die M. nur noch wenige Klöster in Italien.


Minimum, lat., das Kleinste, das Gegentheil von maximum.


Minirer, Name von Thieren, welche sich in die Erde eingraben od. in Pflanzenstoffen Gänge aus fressen.


Minister, lat., Diener, seit dem 16. Jahrh. Name der ersten Staatsbeamten, unmittelbar von dem Staatsoberhaupt ernannt; ihre Stellung ist natürlich je nach der Verfassung des Staats eine verschiedene. Bevollmächtigter M. heißt ein Gesandter 2. Klasse, M. resident, ein Gesandter 3. Klasse.


Ministerialen, im Mittelalter die Dienstleute der Könige u. Fürsten, überhaupt des hohen Adels, die für ihren Dienst mit Lehen belohnt wurden; aus letzteren entstand hauptsächlich der niedere Adel.


Ministerium, das Amt eines Ministers, auch das Gesammt-M.; das Predigtamt, die Prediger in einem Orte.


Ministrant, Meßdiener; ministriren, bei der Messe dienen, s. Messe.


Min(j)ano y Bedoya, geb. 1779, span. Publicist, Historiker u. Geograph, Verfasser eines geographischen u. statistischen Lexikons über Spanien u. Portugal. 11 Bde., Madrid 1826–28.


Minne (vom altdeutschen minnôn d. h. liebend gedenken, lieben), treues Gedenken an die Götter, verstorbene od. abwesende Personen, bei den heidnischen Deutschen sich dadurch offenbarend, daß sie bei ihren Opfern und Zechgelagen M. tranken d. h. den Göttern, Verstorbenen u. abwesenden Freunden den ersten Becher weihten. Im Mittelalter war die Erklärung des Wesens der M. ein ebenso unerschöpflicher Gegenstand der Dichter, wie noch heute das Wesen der Liebe. Am besten ließe sich M. mit: heilige, ideale Liebe übersetzen, da in der schönsten Zeit des Mittelalters die Marienverehrung der Frauenliebe überhaupt himmlischen Schwung und Zauber verlieh, die Dichter von der M. als einer von Begehrlichkeit u. Selbstsucht freien, ehrfurchtsvoll zu dem Glanz u. der Reinheit der Geliebten emporschauenden Neigung reden, der heil. Jungfrau selber viele M.lieder gesungen wurden und noch die spätern Mystiker und Prediger z. B. Berthold von Regensburg, Suso, das Verhältniß der Menschenseele zu Gott durchaus als „minnigliches“ auffassen. Wie wenig übrigens die Liebe zu irdischen Frauen geeignet sei, sich mit dem stillen Sehnen u. himmlischer Reinheit der M. zu begnügen, läßt sich an manchem Gesange Walthers von der Vogelweide bereits stark verspüren. Wie rasch der Gottesdienst der M.sänger vom Frauen- und Herrendienst sich löste und die Frauen-M. in Abgötterei und Narrheit ausartete, dafür lieferte schon Ulrich von Lichtenstein (s. d.) in seinem „Frauendienst“ ein auffallendes Zeugniß. M. wurde gleichbedeutend mit geschlechtlicher Liebe, sowohl der edleren als gemeinen. – M.höfe, cours dʼamour, s. Liebeshöfe. – M.sold, Lohn der Liebe.


Minnesang, die Lyrik des Ritterthums, namentlich zur Zeit der Hohenstaufen, etwa 1170–1254 n. Chr. und in Schwaben blühend, vor allem die Minne (s. d.) verherrlichend, daher im Ganzen „frauenhaften“ Charakters. Ueber den historischen Zusammenhang des M.s mit der Poesie der Troubadours herrscht noch vieles Dunkel, doch läßt

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[195/0196] ital. Maler sie ausübten. Später durch den Holzschnitt u. Kupferstich verdrängt kam sie in Verfall, bis sie im 18. Jahrh. sich dem Porträt widmete u. von da an wieder sehr in Aufnahme kam. Minimen, lat. minimi fratres d. h. die mindesten, geringsten Brüder, auch Paulaner, heißen die Mitglieder des vom heil. Franciscus von Paula (geb. 1416 in Calabrien, gest. 1507) gestifteten, zu den Bettelorden gehörigen Ordens. Der Stifter schrieb eine 3fache Regel, nämlich für die Mönche, Nonnen und Tertiarier, drang vor allem auf Demuth und Fasten, ließ nur Brod, Wasser u. Oel als erlaubte Nahrungsmittel gelten, vollendete seine Regel 1493 und sah seinen Orden bereits in 5 Provinzen blühen. Derselbe hatte sich in Italien rasch ausgebreitet, kam 1482 nach Frankreich, bald nach Spanien und ins deutsche Reich, wurde wiederholt bestätigt u. brachte es auf 450 Klöster. Gegenwärtig haben die M. nur noch wenige Klöster in Italien. Minimum, lat., das Kleinste, das Gegentheil von maximum. Minirer, Name von Thieren, welche sich in die Erde eingraben od. in Pflanzenstoffen Gänge aus fressen. Minister, lat., Diener, seit dem 16. Jahrh. Name der ersten Staatsbeamten, unmittelbar von dem Staatsoberhaupt ernannt; ihre Stellung ist natürlich je nach der Verfassung des Staats eine verschiedene. Bevollmächtigter M. heißt ein Gesandter 2. Klasse, M. resident, ein Gesandter 3. Klasse. Ministerialen, im Mittelalter die Dienstleute der Könige u. Fürsten, überhaupt des hohen Adels, die für ihren Dienst mit Lehen belohnt wurden; aus letzteren entstand hauptsächlich der niedere Adel. Ministerium, das Amt eines Ministers, auch das Gesammt-M.; das Predigtamt, die Prediger in einem Orte. Ministrant, Meßdiener; ministriren, bei der Messe dienen, s. Messe. Min(j)ano y Bedoya, geb. 1779, span. Publicist, Historiker u. Geograph, Verfasser eines geographischen u. statistischen Lexikons über Spanien u. Portugal. 11 Bde., Madrid 1826–28. Minne (vom altdeutschen minnôn d. h. liebend gedenken, lieben), treues Gedenken an die Götter, verstorbene od. abwesende Personen, bei den heidnischen Deutschen sich dadurch offenbarend, daß sie bei ihren Opfern und Zechgelagen M. tranken d. h. den Göttern, Verstorbenen u. abwesenden Freunden den ersten Becher weihten. Im Mittelalter war die Erklärung des Wesens der M. ein ebenso unerschöpflicher Gegenstand der Dichter, wie noch heute das Wesen der Liebe. Am besten ließe sich M. mit: heilige, ideale Liebe übersetzen, da in der schönsten Zeit des Mittelalters die Marienverehrung der Frauenliebe überhaupt himmlischen Schwung und Zauber verlieh, die Dichter von der M. als einer von Begehrlichkeit u. Selbstsucht freien, ehrfurchtsvoll zu dem Glanz u. der Reinheit der Geliebten emporschauenden Neigung reden, der heil. Jungfrau selber viele M.lieder gesungen wurden und noch die spätern Mystiker und Prediger z. B. Berthold von Regensburg, Suso, das Verhältniß der Menschenseele zu Gott durchaus als „minnigliches“ auffassen. Wie wenig übrigens die Liebe zu irdischen Frauen geeignet sei, sich mit dem stillen Sehnen u. himmlischer Reinheit der M. zu begnügen, läßt sich an manchem Gesange Walthers von der Vogelweide bereits stark verspüren. Wie rasch der Gottesdienst der M.sänger vom Frauen- und Herrendienst sich löste und die Frauen-M. in Abgötterei und Narrheit ausartete, dafür lieferte schon Ulrich von Lichtenstein (s. d.) in seinem „Frauendienst“ ein auffallendes Zeugniß. M. wurde gleichbedeutend mit geschlechtlicher Liebe, sowohl der edleren als gemeinen. – M.höfe, cours dʼamour, s. Liebeshöfe. – M.sold, Lohn der Liebe. Minnesang, die Lyrik des Ritterthums, namentlich zur Zeit der Hohenstaufen, etwa 1170–1254 n. Chr. und in Schwaben blühend, vor allem die Minne (s. d.) verherrlichend, daher im Ganzen „frauenhaften“ Charakters. Ueber den historischen Zusammenhang des M.s mit der Poesie der Troubadours herrscht noch vieles Dunkel, doch läßt

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/196>, abgerufen am 22.11.2024.