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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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aber gerade in dieser Unbändigkeit finden ehrgeizige Häuptlinge die Mittel zu Aufständen, durch welche sie sich an die Spitze des Staates zu stellen suchen. So wurde der 2. Präsident Pedrazza 1828 nach 3 Monaten von General Santa Anna gestürzt, sein Nachfolger General Guerrero 1829 von General Bustamente, dieser 1833 von Pedrazza, Santa Anna wurde 1836 in Texas gefangen, kam nach seiner Freilassung wieder an das Ruder, mußte 1844 Herrera weichen, dieser 1845 dem General Paredes, dieser dem General Sales, dieser dem Dictator Santa Anna, dieser Herrera; diesem folgte regelmäßig General Arista, diesen stürzte 1852 General Cevallos, und endlich wurde 1853 Santa Anna zum Regenten berufen, der sich zum lebenslänglichen Präsidenten erklärte u. durch eine unerbittliche Militärdictatur die Ordnung wieder herstellen wollte. Allein im Westen erhob sich General Alvarez gegen ihn, dem er im Sommer 1855 weichen mußte. Daß bei einer solchen schmählichen Wirthschaft der Staatscredit unterging, versteht sich von selbst, u. die vielen Generale u. Freiheitshelden, die im Selbstlobe überströmen, konnten es nicht verhindern, daß in Yucatan die Indianer u. Farbigen durch Metzeleien die Oberherrschaft errangen, die nordwestl. Provinzen aber von den berittenen Indianerstämmen verwüstet werden, so daß das platte Land entvölkert ist. In Texas fand dasselbe statt, bis einwandernde Nordamerikaner sich festsetzten, die sich 1836 unabhängig erklärten und sich gegen die mexikan. Landmacht siegreich behaupteten. Mit Frankreich gerieth M. 1838 in Streit, weil es für Ungerechtigkeiten, die an franz. Unterthanen verübt worden, nicht Genugthuung geben wollte wurde aber durch die Beschießung von Fort San Juan d'Ulloa und die Blokade der Häfen zur Nachgibigkeit gezwungen. Texas endlich führte zum Bruche mit der nordamerikan. Republik, welche dasselbe 1845 auf dessen Ansuchen als Unionsstaat aufgenommen hatte. General Taylor drang 1847 u. 1848 siegreich vom Riogrande über Monterey, Saltillo und Buenavista in das Centrum des Landes vor, General Scott nahm Veracruz, marschirte gegen die Hauptstadt selbst, schlug die mexik. Armee bei Churubusco und nahm M. am 15. Septbr. 1848. Im Frieden von Guadalupe-Hidalgo (2. Febr. 1849) trat M. Texas, Neumexiko, Utah und Obercalifornien ab. d. h. es verlor die Hälfte seines Gebiets ohne die geringste Bürgschaft zu gewinnen, daß die Nordamerikaner nicht von Texas und Obercalifornien aus sich über die benachbarten von den Indianern verwüsteten Provinzen verbreiten würden.


Mexico, Hauptstadt der Republik M., an den Seen Tezcuco und Chalco, 7450' über dem Meere gelegen, mit geraden, breiten, gutgepflasterten Straßen, vielen schönen öffentlichen und Privatgebäuden, niedrigen Häusern mit flachen Dächern, gegen 100 Kirchen, von denen die Kathedrale besonders reich an Kirchenzierden aus edlem Metalle ist, Sitz der Regierung, eines Erzbischofes, einer Universität, Bergschule, ist Mittelpunkt des mexikan. Handels, der früher allein über 30000 Maulthiere beschäftigte, und liefert namentlich viele Arbeiten aus Gold u. Silber. Die Zahl der Einw. mag sich auf 150000 belaufen, von denen etwa die Hälfte Weiße sind. Von den Gebäuden des alten M. ist nichts mehr vorhanden und die Kanäle, welche es durchschnitten, wurden schon von Cortez ausgefüllt. Die Stadt bildet mit ihrer nächsten Umgebung den District der Bundesstadt.


Meyendorf, russ. Adelsgeschlecht in den Ostseeprovinzen, wohin es aus Sachsen mit den Schwertrittern kam. Peter, Freiherr von M., geb. um 1792, ist in neuester Zeit als hervorragender Diplomate oft genannt worden; sein jüngerer Bruder Alexander hat als Nationalökonom einen Namen; Georg: Cavaleriegeneral, seit 1843 Chef des kaiserl. Marstalls, beschrieb seine "Reise von Orenburg nach Bokhara im Jahre 1820" (Paris 1826).


Meyer, Joh. Heinr., geb. 1759 zu Stäfa bei Zürich, Maler, wurde in Italien Göthes Freund, 1807 Director der Zeichenakademie in Weimar, st. 1832; schrieb eine gute "Geschichte der bildenden Künste bei den Griechen".

aber gerade in dieser Unbändigkeit finden ehrgeizige Häuptlinge die Mittel zu Aufständen, durch welche sie sich an die Spitze des Staates zu stellen suchen. So wurde der 2. Präsident Pedrazza 1828 nach 3 Monaten von General Santa Anna gestürzt, sein Nachfolger General Guerrero 1829 von General Bustamente, dieser 1833 von Pedrazza, Santa Anna wurde 1836 in Texas gefangen, kam nach seiner Freilassung wieder an das Ruder, mußte 1844 Herrera weichen, dieser 1845 dem General Paredes, dieser dem General Sales, dieser dem Dictator Santa Anna, dieser Herrera; diesem folgte regelmäßig General Arista, diesen stürzte 1852 General Cevallos, und endlich wurde 1853 Santa Anna zum Regenten berufen, der sich zum lebenslänglichen Präsidenten erklärte u. durch eine unerbittliche Militärdictatur die Ordnung wieder herstellen wollte. Allein im Westen erhob sich General Alvarez gegen ihn, dem er im Sommer 1855 weichen mußte. Daß bei einer solchen schmählichen Wirthschaft der Staatscredit unterging, versteht sich von selbst, u. die vielen Generale u. Freiheitshelden, die im Selbstlobe überströmen, konnten es nicht verhindern, daß in Yucatan die Indianer u. Farbigen durch Metzeleien die Oberherrschaft errangen, die nordwestl. Provinzen aber von den berittenen Indianerstämmen verwüstet werden, so daß das platte Land entvölkert ist. In Texas fand dasselbe statt, bis einwandernde Nordamerikaner sich festsetzten, die sich 1836 unabhängig erklärten und sich gegen die mexikan. Landmacht siegreich behaupteten. Mit Frankreich gerieth M. 1838 in Streit, weil es für Ungerechtigkeiten, die an franz. Unterthanen verübt worden, nicht Genugthuung geben wollte wurde aber durch die Beschießung von Fort San Juan dʼUlloa und die Blokade der Häfen zur Nachgibigkeit gezwungen. Texas endlich führte zum Bruche mit der nordamerikan. Republik, welche dasselbe 1845 auf dessen Ansuchen als Unionsstaat aufgenommen hatte. General Taylor drang 1847 u. 1848 siegreich vom Riogrande über Monterey, Saltillo und Buenavista in das Centrum des Landes vor, General Scott nahm Veracruz, marschirte gegen die Hauptstadt selbst, schlug die mexik. Armee bei Churubusco und nahm M. am 15. Septbr. 1848. Im Frieden von Guadalupe-Hidalgo (2. Febr. 1849) trat M. Texas, Neumexiko, Utah und Obercalifornien ab. d. h. es verlor die Hälfte seines Gebiets ohne die geringste Bürgschaft zu gewinnen, daß die Nordamerikaner nicht von Texas und Obercalifornien aus sich über die benachbarten von den Indianern verwüsteten Provinzen verbreiten würden.


Mexico, Hauptstadt der Republik M., an den Seen Tezcuco und Chalco, 7450' über dem Meere gelegen, mit geraden, breiten, gutgepflasterten Straßen, vielen schönen öffentlichen und Privatgebäuden, niedrigen Häusern mit flachen Dächern, gegen 100 Kirchen, von denen die Kathedrale besonders reich an Kirchenzierden aus edlem Metalle ist, Sitz der Regierung, eines Erzbischofes, einer Universität, Bergschule, ist Mittelpunkt des mexikan. Handels, der früher allein über 30000 Maulthiere beschäftigte, und liefert namentlich viele Arbeiten aus Gold u. Silber. Die Zahl der Einw. mag sich auf 150000 belaufen, von denen etwa die Hälfte Weiße sind. Von den Gebäuden des alten M. ist nichts mehr vorhanden und die Kanäle, welche es durchschnitten, wurden schon von Cortez ausgefüllt. Die Stadt bildet mit ihrer nächsten Umgebung den District der Bundesstadt.


Meyendorf, russ. Adelsgeschlecht in den Ostseeprovinzen, wohin es aus Sachsen mit den Schwertrittern kam. Peter, Freiherr von M., geb. um 1792, ist in neuester Zeit als hervorragender Diplomate oft genannt worden; sein jüngerer Bruder Alexander hat als Nationalökonom einen Namen; Georg: Cavaleriegeneral, seit 1843 Chef des kaiserl. Marstalls, beschrieb seine „Reise von Orenburg nach Bokhara im Jahre 1820“ (Paris 1826).


Meyer, Joh. Heinr., geb. 1759 zu Stäfa bei Zürich, Maler, wurde in Italien Göthes Freund, 1807 Director der Zeichenakademie in Weimar, st. 1832; schrieb eine gute „Geschichte der bildenden Künste bei den Griechen“.

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aber gerade in dieser Unbändigkeit finden ehrgeizige Häuptlinge die Mittel zu Aufständen, durch welche sie sich an die Spitze des Staates zu stellen suchen. So wurde der 2. Präsident Pedrazza 1828 nach 3 Monaten von General Santa Anna gestürzt, sein Nachfolger General Guerrero 1829 von General Bustamente, dieser 1833 von Pedrazza, Santa Anna wurde 1836 in Texas gefangen, kam nach seiner Freilassung wieder an das Ruder, mußte 1844 Herrera weichen, dieser 1845 dem General Paredes, dieser dem General Sales, dieser dem Dictator Santa Anna, dieser Herrera; diesem folgte regelmäßig General Arista, diesen stürzte 1852 General Cevallos, und endlich wurde 1853 Santa Anna zum Regenten berufen, der sich zum lebenslänglichen Präsidenten erklärte u. durch eine unerbittliche Militärdictatur die Ordnung wieder herstellen wollte. Allein im Westen erhob sich General Alvarez gegen ihn, dem er im Sommer 1855 weichen mußte. Daß bei einer solchen schmählichen Wirthschaft der Staatscredit unterging, versteht sich von selbst, u. die vielen Generale u. Freiheitshelden, die im Selbstlobe überströmen, konnten es nicht verhindern, daß in Yucatan die Indianer u. Farbigen durch Metzeleien die Oberherrschaft errangen, die nordwestl. Provinzen aber von den berittenen Indianerstämmen verwüstet werden, so daß das platte Land entvölkert ist. In Texas fand dasselbe statt, bis einwandernde Nordamerikaner sich festsetzten, die sich 1836 unabhängig erklärten und sich gegen die mexikan. Landmacht siegreich behaupteten. Mit Frankreich gerieth M. 1838 in Streit, weil es für Ungerechtigkeiten, die an franz. Unterthanen verübt worden, nicht Genugthuung geben wollte wurde aber durch die Beschießung von Fort San Juan d&#x02BC;Ulloa und die Blokade der Häfen zur Nachgibigkeit gezwungen. Texas endlich führte zum Bruche mit der nordamerikan. Republik, welche dasselbe 1845 auf dessen Ansuchen als Unionsstaat aufgenommen hatte. General Taylor drang 1847 u. 1848 siegreich vom Riogrande über Monterey, Saltillo und Buenavista in das Centrum des Landes vor, General Scott nahm Veracruz, marschirte gegen die Hauptstadt selbst, schlug die mexik. Armee bei Churubusco und nahm M. am 15. Septbr. 1848. Im Frieden von Guadalupe-Hidalgo (2. Febr. 1849) trat M. Texas, Neumexiko, Utah und Obercalifornien ab. d. h. es verlor die Hälfte seines Gebiets ohne die geringste Bürgschaft zu gewinnen, daß die Nordamerikaner nicht von Texas und Obercalifornien aus sich über die benachbarten von den Indianern verwüsteten Provinzen verbreiten würden.</p><lb/>
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[177/0178] aber gerade in dieser Unbändigkeit finden ehrgeizige Häuptlinge die Mittel zu Aufständen, durch welche sie sich an die Spitze des Staates zu stellen suchen. So wurde der 2. Präsident Pedrazza 1828 nach 3 Monaten von General Santa Anna gestürzt, sein Nachfolger General Guerrero 1829 von General Bustamente, dieser 1833 von Pedrazza, Santa Anna wurde 1836 in Texas gefangen, kam nach seiner Freilassung wieder an das Ruder, mußte 1844 Herrera weichen, dieser 1845 dem General Paredes, dieser dem General Sales, dieser dem Dictator Santa Anna, dieser Herrera; diesem folgte regelmäßig General Arista, diesen stürzte 1852 General Cevallos, und endlich wurde 1853 Santa Anna zum Regenten berufen, der sich zum lebenslänglichen Präsidenten erklärte u. durch eine unerbittliche Militärdictatur die Ordnung wieder herstellen wollte. Allein im Westen erhob sich General Alvarez gegen ihn, dem er im Sommer 1855 weichen mußte. Daß bei einer solchen schmählichen Wirthschaft der Staatscredit unterging, versteht sich von selbst, u. die vielen Generale u. Freiheitshelden, die im Selbstlobe überströmen, konnten es nicht verhindern, daß in Yucatan die Indianer u. Farbigen durch Metzeleien die Oberherrschaft errangen, die nordwestl. Provinzen aber von den berittenen Indianerstämmen verwüstet werden, so daß das platte Land entvölkert ist. In Texas fand dasselbe statt, bis einwandernde Nordamerikaner sich festsetzten, die sich 1836 unabhängig erklärten und sich gegen die mexikan. Landmacht siegreich behaupteten. Mit Frankreich gerieth M. 1838 in Streit, weil es für Ungerechtigkeiten, die an franz. Unterthanen verübt worden, nicht Genugthuung geben wollte wurde aber durch die Beschießung von Fort San Juan dʼUlloa und die Blokade der Häfen zur Nachgibigkeit gezwungen. Texas endlich führte zum Bruche mit der nordamerikan. Republik, welche dasselbe 1845 auf dessen Ansuchen als Unionsstaat aufgenommen hatte. General Taylor drang 1847 u. 1848 siegreich vom Riogrande über Monterey, Saltillo und Buenavista in das Centrum des Landes vor, General Scott nahm Veracruz, marschirte gegen die Hauptstadt selbst, schlug die mexik. Armee bei Churubusco und nahm M. am 15. Septbr. 1848. Im Frieden von Guadalupe-Hidalgo (2. Febr. 1849) trat M. Texas, Neumexiko, Utah und Obercalifornien ab. d. h. es verlor die Hälfte seines Gebiets ohne die geringste Bürgschaft zu gewinnen, daß die Nordamerikaner nicht von Texas und Obercalifornien aus sich über die benachbarten von den Indianern verwüsteten Provinzen verbreiten würden. Mexico, Hauptstadt der Republik M., an den Seen Tezcuco und Chalco, 7450' über dem Meere gelegen, mit geraden, breiten, gutgepflasterten Straßen, vielen schönen öffentlichen und Privatgebäuden, niedrigen Häusern mit flachen Dächern, gegen 100 Kirchen, von denen die Kathedrale besonders reich an Kirchenzierden aus edlem Metalle ist, Sitz der Regierung, eines Erzbischofes, einer Universität, Bergschule, ist Mittelpunkt des mexikan. Handels, der früher allein über 30000 Maulthiere beschäftigte, und liefert namentlich viele Arbeiten aus Gold u. Silber. Die Zahl der Einw. mag sich auf 150000 belaufen, von denen etwa die Hälfte Weiße sind. Von den Gebäuden des alten M. ist nichts mehr vorhanden und die Kanäle, welche es durchschnitten, wurden schon von Cortez ausgefüllt. Die Stadt bildet mit ihrer nächsten Umgebung den District der Bundesstadt. Meyendorf, russ. Adelsgeschlecht in den Ostseeprovinzen, wohin es aus Sachsen mit den Schwertrittern kam. Peter, Freiherr von M., geb. um 1792, ist in neuester Zeit als hervorragender Diplomate oft genannt worden; sein jüngerer Bruder Alexander hat als Nationalökonom einen Namen; Georg: Cavaleriegeneral, seit 1843 Chef des kaiserl. Marstalls, beschrieb seine „Reise von Orenburg nach Bokhara im Jahre 1820“ (Paris 1826). Meyer, Joh. Heinr., geb. 1759 zu Stäfa bei Zürich, Maler, wurde in Italien Göthes Freund, 1807 Director der Zeichenakademie in Weimar, st. 1832; schrieb eine gute „Geschichte der bildenden Künste bei den Griechen“.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/178>, abgerufen am 22.11.2024.