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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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d'Istrias, wurde deßwegen in Nauplia verhaftet. Aus Rache erschossen seine 2 Söhne Capo d'Istrias, der eine aber wurde auf dem Platze getödtet, der andere später hingerichtet; der Bey selbst st. 1848.


Maury (Mohri), Jean Siffrein, Cardinalerzbischof von Nicäa, geb. 1746 zu Valreas in der Grafschaft Venaissin, der Sohn eines armen Schuhmachers, wurde Geistlicher, Hauslehrer zu Paris und besaß vor Ausbruch der Revolution bereits den Ruhm, der glänzendste Kanzelredner Frankreichs zu sein. Er ward Kabinetsprediger des Königs, Nachfolger des Abtes von Baismont in einem Priorate mit einem Jahreseinkommen von 20000 Franken, 1785 Akademiker. Als Abgeordneter der Geistlichkeit des Sprengels von Peronne kam M. 1789 in die Nationalversammlung, zeigte sich in der politischen Beredsamkeit bald einem Mirabeau ebenbürtig, war aber mit Cazales (s. d.) ein Wortführer der Royalisten u. verschwendete sein glänzendes Talent und seinen Muth vergeblich für Erhaltung von Altar und Thron. Ludwig XVI. dankte ihm 1791 brieflich für seine Bemühungen, Papst Pius VI. ernannte ihn im gleichen Jahr zum Cardinal in petto. Als Emigrant lebte M. später einige Zeit im deutschen Reich, wurde zu Rom Erzbischof von Nicäa, wohnte als Gesandter des Papstes in Frankfurt der Kaiserkrönung Franz II. bei, wurde 1794 Cardinal, half Pius VII. wählen und wurde Abgesandter Ludwigs XVIII. in Rom. Später vom Papste selbst aufgefordert, unterwarf sich M. Napoleon I., wurde durch denselben 1810 Erzbischof von Paris. Der Papst bestätigte die Wahl nicht, M. blieb aber dennoch auf seinem Posten u. eilte erst 1814 nach Rom, um sich zu rechtfertigen. Nachdem er 6 Monate in der Engelsburg und weitere 6 in einem Lazaristenkloster gesessen, ward M. wieder in Gnaden aufgenommen, st. aber schon am 11. Mai 1817. Unter den geistlichen Reden sind die Lobreden auf Ludwig IX., Fenelon und Augustin, vor allen die auf Vincent de Paul seine Meisterwerke; unter seinen Schriften ist berühmt der Essai sur l'eloquence de chair, eine Schrift ohne Methode und Ordnung, aber voll treffender Bemerkungen über alles mögliche, was zur Kanzelberedsamkeit gehört. - Oeuvre choisies Paris 1827, 5 Bde. Neueste Lebensbeschreibung von J. Le Fevre Deumier in der Schrift: Celebrites d'autrefois. Essais biographiques et litteraires Paris 1853.


Maury, Juan Maria, span. Dichter gebürtig aus Malaga, gest. 1845 zu Paris, lieferte Helden- u. Rittergedichte ärntete aber mehr Ruhm durch die Schrift "Espagne poetique" (Par. 1820 bis 27, 2 Bde.).


Maus (Mus), artenreiche Gattung Säugethiere aus der Ordnung der Nager mit spitziger Schnauze, langem, geschupptem, mit einzelnen steifen Haaren besetztem Schwanze; sehr fruchtbare, gefräßig u. dadurch dem menschlichen Haushalt höchst schädliche Thiere. Die Haus-M. (M. musculus), nur in den Wohnungen der Menschen, grau, gegen 3'' lang, heckt jährlich 4-6mal 4-6 Junge. Die Ratte (M. rattus), schwärzlich, 7'' lang mit ebenso langen Schwanz, sehr gefräßig, wild und muthig, klettert gut Kam erst im Mittelalter aus dem Orient und verbreitete sich durch Schiffe über die ganze Erde, scheint aber jetzt an der meisten Orten verdrängt worden zu sein durch die Wanderratte (M. decumanus), rothbraun, 9-10'' lang, mit 7'' langem Schwanz, noch gefräßiger u. bösartiger als die vorige. Kam erst im Anfang des vorigen Jahrh. zu uns aus Asien u. hat sich über die ganze Erde verbreitet. Die sog. Rattenkönige sind mehre Ratten deren Schwänze sich in der Jugend, beim Zusammengedrängt sein in engen Löchern verschlungen haben u. dann mit einander verwachsen sind. Die Wald-M. (M. silvaticus), rothbraun, 41/2'' lang, in Wäldern u. Feldern, besucht auch unser Gärten und legt Magazine an. Durch ungeheure Ueberhandnahme in mancher Jahren wird sie bisweilen zu einer Land plage. Die Brand-M. (M. agrarius) bräunlichroth, größer als M., hauptsächlich in Rußland, doch auch in Deutschland nicht selten. Die Zwerg-M. (M. minutus), oben rothbraun, in Rußland und Sibirien, bisweilen auch bei uns gefunden, ist das kleinste Säugethier.

dʼIstrias, wurde deßwegen in Nauplia verhaftet. Aus Rache erschossen seine 2 Söhne Capo dʼIstrias, der eine aber wurde auf dem Platze getödtet, der andere später hingerichtet; der Bey selbst st. 1848.


Maury (Mohri), Jean Siffrein, Cardinalerzbischof von Nicäa, geb. 1746 zu Valreas in der Grafschaft Venaissin, der Sohn eines armen Schuhmachers, wurde Geistlicher, Hauslehrer zu Paris und besaß vor Ausbruch der Revolution bereits den Ruhm, der glänzendste Kanzelredner Frankreichs zu sein. Er ward Kabinetsprediger des Königs, Nachfolger des Abtes von Baismont in einem Priorate mit einem Jahreseinkommen von 20000 Franken, 1785 Akademiker. Als Abgeordneter der Geistlichkeit des Sprengels von Peronne kam M. 1789 in die Nationalversammlung, zeigte sich in der politischen Beredsamkeit bald einem Mirabeau ebenbürtig, war aber mit Cazalès (s. d.) ein Wortführer der Royalisten u. verschwendete sein glänzendes Talent und seinen Muth vergeblich für Erhaltung von Altar und Thron. Ludwig XVI. dankte ihm 1791 brieflich für seine Bemühungen, Papst Pius VI. ernannte ihn im gleichen Jahr zum Cardinal in petto. Als Emigrant lebte M. später einige Zeit im deutschen Reich, wurde zu Rom Erzbischof von Nicäa, wohnte als Gesandter des Papstes in Frankfurt der Kaiserkrönung Franz II. bei, wurde 1794 Cardinal, half Pius VII. wählen und wurde Abgesandter Ludwigs XVIII. in Rom. Später vom Papste selbst aufgefordert, unterwarf sich M. Napoleon I., wurde durch denselben 1810 Erzbischof von Paris. Der Papst bestätigte die Wahl nicht, M. blieb aber dennoch auf seinem Posten u. eilte erst 1814 nach Rom, um sich zu rechtfertigen. Nachdem er 6 Monate in der Engelsburg und weitere 6 in einem Lazaristenkloster gesessen, ward M. wieder in Gnaden aufgenommen, st. aber schon am 11. Mai 1817. Unter den geistlichen Reden sind die Lobreden auf Ludwig IX., Fénélon und Augustin, vor allen die auf Vincent de Paul seine Meisterwerke; unter seinen Schriften ist berühmt der Essai sur lʼéloquence de chair, eine Schrift ohne Methode und Ordnung, aber voll treffender Bemerkungen über alles mögliche, was zur Kanzelberedsamkeit gehört. – Oeuvre choisies Paris 1827, 5 Bde. Neueste Lebensbeschreibung von J. Le Fevre Deumier in der Schrift: Célébrites dʼautrefois. Essais biographiques et littéraires Paris 1853.


Maury, Juan Maria, span. Dichter gebürtig aus Malaga, gest. 1845 zu Paris, lieferte Helden- u. Rittergedichte ärntete aber mehr Ruhm durch die Schrift „Espagne poétique“ (Par. 1820 bis 27, 2 Bde.).


Maus (Mus), artenreiche Gattung Säugethiere aus der Ordnung der Nager mit spitziger Schnauze, langem, geschupptem, mit einzelnen steifen Haaren besetztem Schwanze; sehr fruchtbare, gefräßig u. dadurch dem menschlichen Haushalt höchst schädliche Thiere. Die Haus-M. (M. musculus), nur in den Wohnungen der Menschen, grau, gegen 3'' lang, heckt jährlich 4–6mal 4–6 Junge. Die Ratte (M. rattus), schwärzlich, 7'' lang mit ebenso langen Schwanz, sehr gefräßig, wild und muthig, klettert gut Kam erst im Mittelalter aus dem Orient und verbreitete sich durch Schiffe über die ganze Erde, scheint aber jetzt an der meisten Orten verdrängt worden zu sein durch die Wanderratte (M. decumanus), rothbraun, 9–10'' lang, mit 7'' langem Schwanz, noch gefräßiger u. bösartiger als die vorige. Kam erst im Anfang des vorigen Jahrh. zu uns aus Asien u. hat sich über die ganze Erde verbreitet. Die sog. Rattenkönige sind mehre Ratten deren Schwänze sich in der Jugend, beim Zusammengedrängt sein in engen Löchern verschlungen haben u. dann mit einander verwachsen sind. Die Wald-M. (M. silvaticus), rothbraun, 41/2'' lang, in Wäldern u. Feldern, besucht auch unser Gärten und legt Magazine an. Durch ungeheure Ueberhandnahme in mancher Jahren wird sie bisweilen zu einer Land plage. Die Brand-M. (M. agrarius) bräunlichroth, größer als M., hauptsächlich in Rußland, doch auch in Deutschland nicht selten. Die Zwerg-M. (M. minutus), oben rothbraun, in Rußland und Sibirien, bisweilen auch bei uns gefunden, ist das kleinste Säugethier.

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[128/0129] dʼIstrias, wurde deßwegen in Nauplia verhaftet. Aus Rache erschossen seine 2 Söhne Capo dʼIstrias, der eine aber wurde auf dem Platze getödtet, der andere später hingerichtet; der Bey selbst st. 1848. Maury (Mohri), Jean Siffrein, Cardinalerzbischof von Nicäa, geb. 1746 zu Valreas in der Grafschaft Venaissin, der Sohn eines armen Schuhmachers, wurde Geistlicher, Hauslehrer zu Paris und besaß vor Ausbruch der Revolution bereits den Ruhm, der glänzendste Kanzelredner Frankreichs zu sein. Er ward Kabinetsprediger des Königs, Nachfolger des Abtes von Baismont in einem Priorate mit einem Jahreseinkommen von 20000 Franken, 1785 Akademiker. Als Abgeordneter der Geistlichkeit des Sprengels von Peronne kam M. 1789 in die Nationalversammlung, zeigte sich in der politischen Beredsamkeit bald einem Mirabeau ebenbürtig, war aber mit Cazalès (s. d.) ein Wortführer der Royalisten u. verschwendete sein glänzendes Talent und seinen Muth vergeblich für Erhaltung von Altar und Thron. Ludwig XVI. dankte ihm 1791 brieflich für seine Bemühungen, Papst Pius VI. ernannte ihn im gleichen Jahr zum Cardinal in petto. Als Emigrant lebte M. später einige Zeit im deutschen Reich, wurde zu Rom Erzbischof von Nicäa, wohnte als Gesandter des Papstes in Frankfurt der Kaiserkrönung Franz II. bei, wurde 1794 Cardinal, half Pius VII. wählen und wurde Abgesandter Ludwigs XVIII. in Rom. Später vom Papste selbst aufgefordert, unterwarf sich M. Napoleon I., wurde durch denselben 1810 Erzbischof von Paris. Der Papst bestätigte die Wahl nicht, M. blieb aber dennoch auf seinem Posten u. eilte erst 1814 nach Rom, um sich zu rechtfertigen. Nachdem er 6 Monate in der Engelsburg und weitere 6 in einem Lazaristenkloster gesessen, ward M. wieder in Gnaden aufgenommen, st. aber schon am 11. Mai 1817. Unter den geistlichen Reden sind die Lobreden auf Ludwig IX., Fénélon und Augustin, vor allen die auf Vincent de Paul seine Meisterwerke; unter seinen Schriften ist berühmt der Essai sur lʼéloquence de chair, eine Schrift ohne Methode und Ordnung, aber voll treffender Bemerkungen über alles mögliche, was zur Kanzelberedsamkeit gehört. – Oeuvre choisies Paris 1827, 5 Bde. Neueste Lebensbeschreibung von J. Le Fevre Deumier in der Schrift: Célébrites dʼautrefois. Essais biographiques et littéraires Paris 1853. Maury, Juan Maria, span. Dichter gebürtig aus Malaga, gest. 1845 zu Paris, lieferte Helden- u. Rittergedichte ärntete aber mehr Ruhm durch die Schrift „Espagne poétique“ (Par. 1820 bis 27, 2 Bde.). Maus (Mus), artenreiche Gattung Säugethiere aus der Ordnung der Nager mit spitziger Schnauze, langem, geschupptem, mit einzelnen steifen Haaren besetztem Schwanze; sehr fruchtbare, gefräßig u. dadurch dem menschlichen Haushalt höchst schädliche Thiere. Die Haus-M. (M. musculus), nur in den Wohnungen der Menschen, grau, gegen 3'' lang, heckt jährlich 4–6mal 4–6 Junge. Die Ratte (M. rattus), schwärzlich, 7'' lang mit ebenso langen Schwanz, sehr gefräßig, wild und muthig, klettert gut Kam erst im Mittelalter aus dem Orient und verbreitete sich durch Schiffe über die ganze Erde, scheint aber jetzt an der meisten Orten verdrängt worden zu sein durch die Wanderratte (M. decumanus), rothbraun, 9–10'' lang, mit 7'' langem Schwanz, noch gefräßiger u. bösartiger als die vorige. Kam erst im Anfang des vorigen Jahrh. zu uns aus Asien u. hat sich über die ganze Erde verbreitet. Die sog. Rattenkönige sind mehre Ratten deren Schwänze sich in der Jugend, beim Zusammengedrängt sein in engen Löchern verschlungen haben u. dann mit einander verwachsen sind. Die Wald-M. (M. silvaticus), rothbraun, 41/2'' lang, in Wäldern u. Feldern, besucht auch unser Gärten und legt Magazine an. Durch ungeheure Ueberhandnahme in mancher Jahren wird sie bisweilen zu einer Land plage. Die Brand-M. (M. agrarius) bräunlichroth, größer als M., hauptsächlich in Rußland, doch auch in Deutschland nicht selten. Die Zwerg-M. (M. minutus), oben rothbraun, in Rußland und Sibirien, bisweilen auch bei uns gefunden, ist das kleinste Säugethier.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/129>, abgerufen am 22.11.2024.