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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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u. Leiter der Erlösungskraft Christi sind, gab es schon sehr frühe z. B. Christusbilder in Syrien, zu Beryt. Besonders um Muttergottesbilder entstanden Gnadenorte und wurden oft einflußreich für die Geschichte eines Landes. Die besuchtesten G. sind derzeit in der Schweiz (Einsiedeln und Mariastein), in Bayern (Altötting), Baden (Triberg u. Walldürn), Italien (Loretto). Das Maß der Gnade richtet sich nach der Empfänglichkeit der Wallfahrer.


Gnadenfeld, heißt eine Herrnhutercolonie in Oberschlesien, Reg.-Bez. Oppeln, mit theolog. Seminar; Gnadenfrei, eine andere in Niederschlesien, Reg. -Bez. Breslau, 1743 angelegte, mit 900 E. und Fabriken.


Gnäditsch, Nikolai Iwanowicz, geb. 1784 zu Pultawa, gest. 1833 zu Petersburg, russ. Dichter, übersetzte die Iliade in russ. Hexametern.


Gneis, ein dem Granit ähnliches Gestein, aus Feldspath, Quarz u. Glimmer bestehend; es unterscheidet sich von Granit durch seine schieferige Structur, geht in diesen, aber auch in Syenit, Glimmer, Chlorit- u. Kalkschiefer über.


Gneisenau, August, Graf Neidhardt von, eigentlich Neidhardt, geb. 1760 zu Schilda, Sohn eines österr. Offiziers, trat 1778 in bayreuth'sche Dienste, 1786 in preuß., wurde 1806 Major, vertheidigte 1807 Kolberg und wurde Oberst; während des Friedens bis 1813 wirkte er mit Scharnhorst zur Reorganisation der preuß. Armee oder diente bei geheimen Missionen in Petersburg, Stockholm und London. Im Feldzuge von 1813, 1814 u. 1815 war er nach Scharnhorsts Tod Generalquartiermeister bei der Blücherschen Armee und hatte entscheidenden Antheil an deren glänzenden Waffenthaten; 1814 wurde er zum Grafen von G. erhoben, 1825 zum Generalfeldmarschall u. st. 1831 d. 24. Aug. an der Cholera als Befehlshaber einer Beobachtungsarmee an der poln. Gränze.


Gnesen, die alte Hauptstadt von Großpolen und Krönungsstadt der polnischen Könige, vom myth. Ahnherrn der Polen, Lech, da gegründet, wo sich das Nest eines weißen Adlers befand (daher der weiße Adler im poln. Wappen), jetzt Kreisstadt der preuß. Provinz Posen, Reg.-Bez. Bromberg, hat 8000 E., Priesterseminar, eine prachtvolle Kathedrale, berühmte Vieh-, besonders Pferdemärkte. - Das Erzbisthum G., in dessen Hauptkirche der Polenherzog Boleslaus I. Chrobry (999 bis 1025) den Leichnam des hl. Adalbert (s. d. A.) gebracht haben soll, wurde um 1000 errichtet, als Kaiser Otto III. in G. einen glänzenden Empfang gefunden. Der erste Bischof wurde Gaudentius, Suffragane die Bischöfe von Krakau, Smogra, Breslau und Kolberg, aber erst nach Gregors VII. Zeit bekam der Erzbischof einen festen Sitz u. zwischen 1123-1248 der Sprengel bestimmte Gränzen. Heinrich (1200 bis 1219) erlangte Immunität für die ganze Geistlichkeit, setzte den Cölibat durch u. wurde für sich u. seine Nachfolger ständiger Legat (legatus natus). Durch die Mongolenverwüstungen litt G. außerordentlich, aber mit der Macht Polens wuchs die der Erzbischöfe von G. Der Erzbischof Nikolaus wurde 1416 Primas von Polen, die Stadt G. poln. Krönungsstadt. Im Wahlreich Polen war der Erzbischof von G. erster Reichsstand u. bei Thronerledigungen Reichsverweser. Durch die Theilungen kam G. mit Posen an Preußen, beide Erzbisthümer wurden 1821 vereiniget, G. behielt nur einen Weihbischof u. besondere Verwaltung, Kulm blieb das einzige Suffraganbisthum von Posen. G. - S. Dunin.


Gnoien, mecklenburg. schwerin. Stadt mit 3100 E.


Gnome, griech., Erkenntniß, Rath, Denkspruch; in der Poesie eine der ältesten u. allenthalben verbreiteten Formen des Lehrgedichtes, nämlich der Spruch, in welchem eine Wahrheit od. Regel der Lebenserfahrung in bündiger, kraftvoller, mehr od. minder anschaulicher Sprache niedergelegt wird. Die G.n entsprechen der Bildlichkeit des Orientes u. jugendlicher Völker überhaupt, die Sprüche Salomons, des Jesus Sirach u. mancher Ausspruch des N. T. gehören der gnomischen Poesie an. Die Gnomiker der Griechen und Römer bedienten sich des Distichons; Solon, Theognis, Phokylides, Simonides, Kritias, sowie

u. Leiter der Erlösungskraft Christi sind, gab es schon sehr frühe z. B. Christusbilder in Syrien, zu Beryt. Besonders um Muttergottesbilder entstanden Gnadenorte und wurden oft einflußreich für die Geschichte eines Landes. Die besuchtesten G. sind derzeit in der Schweiz (Einsiedeln und Mariastein), in Bayern (Altötting), Baden (Triberg u. Walldürn), Italien (Loretto). Das Maß der Gnade richtet sich nach der Empfänglichkeit der Wallfahrer.


Gnadenfeld, heißt eine Herrnhutercolonie in Oberschlesien, Reg.-Bez. Oppeln, mit theolog. Seminar; Gnadenfrei, eine andere in Niederschlesien, Reg. -Bez. Breslau, 1743 angelegte, mit 900 E. und Fabriken.


Gnäditsch, Nikolai Iwanowicz, geb. 1784 zu Pultawa, gest. 1833 zu Petersburg, russ. Dichter, übersetzte die Iliade in russ. Hexametern.


Gneis, ein dem Granit ähnliches Gestein, aus Feldspath, Quarz u. Glimmer bestehend; es unterscheidet sich von Granit durch seine schieferige Structur, geht in diesen, aber auch in Syenit, Glimmer, Chlorit- u. Kalkschiefer über.


Gneisenau, August, Graf Neidhardt von, eigentlich Neidhardt, geb. 1760 zu Schilda, Sohn eines österr. Offiziers, trat 1778 in bayreuthʼsche Dienste, 1786 in preuß., wurde 1806 Major, vertheidigte 1807 Kolberg und wurde Oberst; während des Friedens bis 1813 wirkte er mit Scharnhorst zur Reorganisation der preuß. Armee oder diente bei geheimen Missionen in Petersburg, Stockholm und London. Im Feldzuge von 1813, 1814 u. 1815 war er nach Scharnhorsts Tod Generalquartiermeister bei der Blücherschen Armee und hatte entscheidenden Antheil an deren glänzenden Waffenthaten; 1814 wurde er zum Grafen von G. erhoben, 1825 zum Generalfeldmarschall u. st. 1831 d. 24. Aug. an der Cholera als Befehlshaber einer Beobachtungsarmee an der poln. Gränze.


Gnesen, die alte Hauptstadt von Großpolen und Krönungsstadt der polnischen Könige, vom myth. Ahnherrn der Polen, Lech, da gegründet, wo sich das Nest eines weißen Adlers befand (daher der weiße Adler im poln. Wappen), jetzt Kreisstadt der preuß. Provinz Posen, Reg.-Bez. Bromberg, hat 8000 E., Priesterseminar, eine prachtvolle Kathedrale, berühmte Vieh-, besonders Pferdemärkte. – Das Erzbisthum G., in dessen Hauptkirche der Polenherzog Boleslaus I. Chrobry (999 bis 1025) den Leichnam des hl. Adalbert (s. d. A.) gebracht haben soll, wurde um 1000 errichtet, als Kaiser Otto III. in G. einen glänzenden Empfang gefunden. Der erste Bischof wurde Gaudentius, Suffragane die Bischöfe von Krakau, Smogra, Breslau und Kolberg, aber erst nach Gregors VII. Zeit bekam der Erzbischof einen festen Sitz u. zwischen 1123–1248 der Sprengel bestimmte Gränzen. Heinrich (1200 bis 1219) erlangte Immunität für die ganze Geistlichkeit, setzte den Cölibat durch u. wurde für sich u. seine Nachfolger ständiger Legat (legatus natus). Durch die Mongolenverwüstungen litt G. außerordentlich, aber mit der Macht Polens wuchs die der Erzbischöfe von G. Der Erzbischof Nikolaus wurde 1416 Primas von Polen, die Stadt G. poln. Krönungsstadt. Im Wahlreich Polen war der Erzbischof von G. erster Reichsstand u. bei Thronerledigungen Reichsverweser. Durch die Theilungen kam G. mit Posen an Preußen, beide Erzbisthümer wurden 1821 vereiniget, G. behielt nur einen Weihbischof u. besondere Verwaltung, Kulm blieb das einzige Suffraganbisthum von Posen. G. – S. Dunin.


Gnoien, mecklenburg. schwerin. Stadt mit 3100 E.


Gnome, griech., Erkenntniß, Rath, Denkspruch; in der Poesie eine der ältesten u. allenthalben verbreiteten Formen des Lehrgedichtes, nämlich der Spruch, in welchem eine Wahrheit od. Regel der Lebenserfahrung in bündiger, kraftvoller, mehr od. minder anschaulicher Sprache niedergelegt wird. Die G.n entsprechen der Bildlichkeit des Orientes u. jugendlicher Völker überhaupt, die Sprüche Salomons, des Jesus Sirach u. mancher Ausspruch des N. T. gehören der gnomischen Poesie an. Die Gnomiker der Griechen und Römer bedienten sich des Distichons; Solon, Theognis, Phokylides, Simonides, Kritias, sowie

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[98/0099] u. Leiter der Erlösungskraft Christi sind, gab es schon sehr frühe z. B. Christusbilder in Syrien, zu Beryt. Besonders um Muttergottesbilder entstanden Gnadenorte und wurden oft einflußreich für die Geschichte eines Landes. Die besuchtesten G. sind derzeit in der Schweiz (Einsiedeln und Mariastein), in Bayern (Altötting), Baden (Triberg u. Walldürn), Italien (Loretto). Das Maß der Gnade richtet sich nach der Empfänglichkeit der Wallfahrer. Gnadenfeld, heißt eine Herrnhutercolonie in Oberschlesien, Reg.-Bez. Oppeln, mit theolog. Seminar; Gnadenfrei, eine andere in Niederschlesien, Reg. -Bez. Breslau, 1743 angelegte, mit 900 E. und Fabriken. Gnäditsch, Nikolai Iwanowicz, geb. 1784 zu Pultawa, gest. 1833 zu Petersburg, russ. Dichter, übersetzte die Iliade in russ. Hexametern. Gneis, ein dem Granit ähnliches Gestein, aus Feldspath, Quarz u. Glimmer bestehend; es unterscheidet sich von Granit durch seine schieferige Structur, geht in diesen, aber auch in Syenit, Glimmer, Chlorit- u. Kalkschiefer über. Gneisenau, August, Graf Neidhardt von, eigentlich Neidhardt, geb. 1760 zu Schilda, Sohn eines österr. Offiziers, trat 1778 in bayreuthʼsche Dienste, 1786 in preuß., wurde 1806 Major, vertheidigte 1807 Kolberg und wurde Oberst; während des Friedens bis 1813 wirkte er mit Scharnhorst zur Reorganisation der preuß. Armee oder diente bei geheimen Missionen in Petersburg, Stockholm und London. Im Feldzuge von 1813, 1814 u. 1815 war er nach Scharnhorsts Tod Generalquartiermeister bei der Blücherschen Armee und hatte entscheidenden Antheil an deren glänzenden Waffenthaten; 1814 wurde er zum Grafen von G. erhoben, 1825 zum Generalfeldmarschall u. st. 1831 d. 24. Aug. an der Cholera als Befehlshaber einer Beobachtungsarmee an der poln. Gränze. Gnesen, die alte Hauptstadt von Großpolen und Krönungsstadt der polnischen Könige, vom myth. Ahnherrn der Polen, Lech, da gegründet, wo sich das Nest eines weißen Adlers befand (daher der weiße Adler im poln. Wappen), jetzt Kreisstadt der preuß. Provinz Posen, Reg.-Bez. Bromberg, hat 8000 E., Priesterseminar, eine prachtvolle Kathedrale, berühmte Vieh-, besonders Pferdemärkte. – Das Erzbisthum G., in dessen Hauptkirche der Polenherzog Boleslaus I. Chrobry (999 bis 1025) den Leichnam des hl. Adalbert (s. d. A.) gebracht haben soll, wurde um 1000 errichtet, als Kaiser Otto III. in G. einen glänzenden Empfang gefunden. Der erste Bischof wurde Gaudentius, Suffragane die Bischöfe von Krakau, Smogra, Breslau und Kolberg, aber erst nach Gregors VII. Zeit bekam der Erzbischof einen festen Sitz u. zwischen 1123–1248 der Sprengel bestimmte Gränzen. Heinrich (1200 bis 1219) erlangte Immunität für die ganze Geistlichkeit, setzte den Cölibat durch u. wurde für sich u. seine Nachfolger ständiger Legat (legatus natus). Durch die Mongolenverwüstungen litt G. außerordentlich, aber mit der Macht Polens wuchs die der Erzbischöfe von G. Der Erzbischof Nikolaus wurde 1416 Primas von Polen, die Stadt G. poln. Krönungsstadt. Im Wahlreich Polen war der Erzbischof von G. erster Reichsstand u. bei Thronerledigungen Reichsverweser. Durch die Theilungen kam G. mit Posen an Preußen, beide Erzbisthümer wurden 1821 vereiniget, G. behielt nur einen Weihbischof u. besondere Verwaltung, Kulm blieb das einzige Suffraganbisthum von Posen. G. – S. Dunin. Gnoien, mecklenburg. schwerin. Stadt mit 3100 E. Gnome, griech., Erkenntniß, Rath, Denkspruch; in der Poesie eine der ältesten u. allenthalben verbreiteten Formen des Lehrgedichtes, nämlich der Spruch, in welchem eine Wahrheit od. Regel der Lebenserfahrung in bündiger, kraftvoller, mehr od. minder anschaulicher Sprache niedergelegt wird. Die G.n entsprechen der Bildlichkeit des Orientes u. jugendlicher Völker überhaupt, die Sprüche Salomons, des Jesus Sirach u. mancher Ausspruch des N. T. gehören der gnomischen Poesie an. Die Gnomiker der Griechen und Römer bedienten sich des Distichons; Solon, Theognis, Phokylides, Simonides, Kritias, sowie

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/99>, abgerufen am 27.11.2024.