Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

Northumberland, Günstling der Königin Elisabeth, schöner und gewandter Hofmann, gewissenloser Intrikant, soll seine erste Frau vergiftet haben, verheimlichte die Heirath mit der 2. so lange er konnte, wußte sich trotzdem in Elisabeths Gunst zu erhalten, zeigte als Oberbefehlshaber der Hilfstruppen für die Niederländer seine Unfähigkeit, st. 1588.


Leich, ursprünglich Gesang, dann im Gegensatze zum eigentlichen Liede gebraucht, altdeutsche Dichtform, die bis in das 15. Jahrh. im Gebrauche blieb.


Leichdorn, soviel als Hühnerauge.


Leichenhaus, Leichenhalle, Gebäude, worin die Leichen Verstorbener unter Beobachtung eigener Wärter aufbewahrt werden bis zum Eintritt der beginnenden Fäulniß, also bis zu dem Zeitpunkte, wo die Beerdigung mit Sicherheit vorgenommen werden darf. Der Zweck ist somit Verhütung des Lebendigbegrabenwerdens. An Händen und Füßen der ausgestellten Leichen sind Klingelzüge angebracht, um jede Bewegung, auch während des Schlafes der Wärter, sogleich zu verrathen; auch muß der nöthige Apparat zur Wiedererweckung Scheintodter da sein. Das erste L. in Deutschland wurde 1792 in Weimar auf Hufelands Anrathen errichtet.


Leichenreden, Grabreden. sind Casualreden (s. d.), welche bei einem Leichenbegängnisse gewöhnlich am Grabe abgehalten werden. In vielen kathol. Ländern u. Gegenden sind sie nicht üblich, in manchen sogar verboten, in den übrigen selten. Desto gewöhnlicher sind L. oder Trauerreden bei den Protestanten, doch bestehen sie manchmal nur darin, daß der Pastor den Dank der Hinterbliebenen für die Theilnahme am Leichenbegängnisse ausspricht.


Leiden, Leidenland, Marschland, das landwärts hinter den Deichen liegt.


Leier (wohl zu unterscheiden von der Lyra der Alten), auch Bauern-L., deutsche L. genannt, ein sehr altes, jetzt fast ganz vergessenes Instrument, besteht aus einem Kasten, der auf einer Seite einer Geige ähnlich ist. An den Seitenwänden befinden sich 10-12 Tasten, die mit der linken Hand gespielt und wodurch die Saiten verkürzt, also die Töne gegriffen werden, während die rechte Hand mittelst einer Kurbel ein Rad in Bewegung setzt und dadurch die Darmsaiten, deren 4 sind, durch Reibung intonirt. Der ganze Umfang beträgt blos 10-12 Töne.


Leierorgel, Drehorgel, eine kleine, in einem Kasten eingeschlossene Orgel mit einem Blasbalg und einer Walze, auf der sich kleine Stifte befinden, welche bei Umdrehung der Walze die Ventile öffnen und die Pfeifen ertönen lassen.


Leierschwanz (Maenura superba), neu holländ. Vogel aus der Ordnung der Insektenfresser, von der Größe des Goldfasans, braun mit rostbrauner Kehle und ausgezeichnet durch den großen, prächtigen, leierförmigen Schwanz des Männchens. Derselbe hat 16 Federn, deren äußerste am breitesten u. buntesten sind und dem Schwanz die Leierform geben, während die übrigen weit aus einander stehende Bartfederchen haben.


Leihbibliothek, Büchersammlung, aus welcher gegen eine Gebühr auf eine bestimmte Zeit Bücher zum Lesen ausgeliehen werden. Die L.en haben in Deutschland unendlich viel zu der vielfach verderblichen Lesewuth beigetragen, die meistens Romane u. dgl. verschlingt.


Leihhaus, Leihbank, Lombard, öffentliche Anstalten, welche kleinere Geld summen gegen ein bewegliches Faustpfand und geringe Zinsen auf eine bestimmte Frist ausleihen. Die zu ihrer Zeit nicht eingelösten Pfänder werden nach vorhergegangener Bekanntmachung öffentlich versteigert. Die Leihhäuser sollen in großen Städten dem Wucher Einhalt thun; sie stehen unter obrigkeitlicher Aufsicht und stammen aus Italien, wo sie meist mit wohlthätigen Anstalten verbunden waren.


Leihkauf, soviel wie Weinkauf, Trinkgeld, zur Bestätigung des Vertragswillens; ursprünglich als gemeinsames Mahl und Trunk, später in Geld als Zugabe zum Preis oder Lohn.


Leim, die bekannte klebrige Materie, die durch das Verkochen thierischer Stoffe: Knochen, Sehnen, Häute, Knorpel etc. entsteht und erkaltet zu einer Gallerte erstarrt. Der bekannteste ist der Tischler-L., der Fisch-L. (s. Haufen), der Mund-L., Knorpel-L., s. Chondrin. Vgl. Gallerte.

Northumberland, Günstling der Königin Elisabeth, schöner und gewandter Hofmann, gewissenloser Intrikant, soll seine erste Frau vergiftet haben, verheimlichte die Heirath mit der 2. so lange er konnte, wußte sich trotzdem in Elisabeths Gunst zu erhalten, zeigte als Oberbefehlshaber der Hilfstruppen für die Niederländer seine Unfähigkeit, st. 1588.


Leich, ursprünglich Gesang, dann im Gegensatze zum eigentlichen Liede gebraucht, altdeutsche Dichtform, die bis in das 15. Jahrh. im Gebrauche blieb.


Leichdorn, soviel als Hühnerauge.


Leichenhaus, Leichenhalle, Gebäude, worin die Leichen Verstorbener unter Beobachtung eigener Wärter aufbewahrt werden bis zum Eintritt der beginnenden Fäulniß, also bis zu dem Zeitpunkte, wo die Beerdigung mit Sicherheit vorgenommen werden darf. Der Zweck ist somit Verhütung des Lebendigbegrabenwerdens. An Händen und Füßen der ausgestellten Leichen sind Klingelzüge angebracht, um jede Bewegung, auch während des Schlafes der Wärter, sogleich zu verrathen; auch muß der nöthige Apparat zur Wiedererweckung Scheintodter da sein. Das erste L. in Deutschland wurde 1792 in Weimar auf Hufelands Anrathen errichtet.


Leichenreden, Grabreden. sind Casualreden (s. d.), welche bei einem Leichenbegängnisse gewöhnlich am Grabe abgehalten werden. In vielen kathol. Ländern u. Gegenden sind sie nicht üblich, in manchen sogar verboten, in den übrigen selten. Desto gewöhnlicher sind L. oder Trauerreden bei den Protestanten, doch bestehen sie manchmal nur darin, daß der Pastor den Dank der Hinterbliebenen für die Theilnahme am Leichenbegängnisse ausspricht.


Leiden, Leidenland, Marschland, das landwärts hinter den Deichen liegt.


Leier (wohl zu unterscheiden von der Lyra der Alten), auch Bauern-L., deutsche L. genannt, ein sehr altes, jetzt fast ganz vergessenes Instrument, besteht aus einem Kasten, der auf einer Seite einer Geige ähnlich ist. An den Seitenwänden befinden sich 10–12 Tasten, die mit der linken Hand gespielt und wodurch die Saiten verkürzt, also die Töne gegriffen werden, während die rechte Hand mittelst einer Kurbel ein Rad in Bewegung setzt und dadurch die Darmsaiten, deren 4 sind, durch Reibung intonirt. Der ganze Umfang beträgt blos 10–12 Töne.


Leierorgel, Drehorgel, eine kleine, in einem Kasten eingeschlossene Orgel mit einem Blasbalg und einer Walze, auf der sich kleine Stifte befinden, welche bei Umdrehung der Walze die Ventile öffnen und die Pfeifen ertönen lassen.


Leierschwanz (Maenura superba), neu holländ. Vogel aus der Ordnung der Insektenfresser, von der Größe des Goldfasans, braun mit rostbrauner Kehle und ausgezeichnet durch den großen, prächtigen, leierförmigen Schwanz des Männchens. Derselbe hat 16 Federn, deren äußerste am breitesten u. buntesten sind und dem Schwanz die Leierform geben, während die übrigen weit aus einander stehende Bartfederchen haben.


Leihbibliothek, Büchersammlung, aus welcher gegen eine Gebühr auf eine bestimmte Zeit Bücher zum Lesen ausgeliehen werden. Die L.en haben in Deutschland unendlich viel zu der vielfach verderblichen Lesewuth beigetragen, die meistens Romane u. dgl. verschlingt.


Leihhaus, Leihbank, Lombard, öffentliche Anstalten, welche kleinere Geld summen gegen ein bewegliches Faustpfand und geringe Zinsen auf eine bestimmte Frist ausleihen. Die zu ihrer Zeit nicht eingelösten Pfänder werden nach vorhergegangener Bekanntmachung öffentlich versteigert. Die Leihhäuser sollen in großen Städten dem Wucher Einhalt thun; sie stehen unter obrigkeitlicher Aufsicht und stammen aus Italien, wo sie meist mit wohlthätigen Anstalten verbunden waren.


Leihkauf, soviel wie Weinkauf, Trinkgeld, zur Bestätigung des Vertragswillens; ursprünglich als gemeinsames Mahl und Trunk, später in Geld als Zugabe zum Preis oder Lohn.


Leim, die bekannte klebrige Materie, die durch das Verkochen thierischer Stoffe: Knochen, Sehnen, Häute, Knorpel etc. entsteht und erkaltet zu einer Gallerte erstarrt. Der bekannteste ist der Tischler-L., der Fisch-L. (s. Haufen), der Mund-L., Knorpel-L., s. Chondrin. Vgl. Gallerte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0737" n="736"/>
Northumberland, Günstling der Königin Elisabeth, schöner und gewandter Hofmann, gewissenloser Intrikant, soll seine erste Frau vergiftet haben, verheimlichte die Heirath mit der 2. so lange er konnte, wußte sich trotzdem in Elisabeths Gunst zu erhalten, zeigte als Oberbefehlshaber der Hilfstruppen für die Niederländer seine Unfähigkeit, st. 1588.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Leich</hi>, ursprünglich Gesang, dann im Gegensatze zum eigentlichen Liede gebraucht, altdeutsche Dichtform, die bis in das 15. Jahrh. im Gebrauche blieb.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Leichdorn</hi>, soviel als Hühnerauge.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Leichenhaus</hi>, Leichenhalle, Gebäude, worin die Leichen Verstorbener unter Beobachtung eigener Wärter aufbewahrt werden bis zum Eintritt der beginnenden Fäulniß, also bis zu dem Zeitpunkte, wo die Beerdigung mit Sicherheit vorgenommen werden darf. Der Zweck ist somit Verhütung des Lebendigbegrabenwerdens. An Händen und Füßen der ausgestellten Leichen sind Klingelzüge angebracht, um jede Bewegung, auch während des Schlafes der Wärter, sogleich zu verrathen; auch muß der nöthige Apparat zur Wiedererweckung Scheintodter da sein. Das erste L. in Deutschland wurde 1792 in Weimar auf Hufelands Anrathen errichtet.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Leichenreden</hi>, <hi rendition="#g">Grabreden</hi>. sind Casualreden (s. d.), welche bei einem Leichenbegängnisse gewöhnlich am Grabe abgehalten werden. In vielen kathol. Ländern u. Gegenden sind sie nicht üblich, in manchen sogar verboten, in den übrigen selten. Desto gewöhnlicher sind L. oder <hi rendition="#g">Trauerreden</hi> bei den Protestanten, doch bestehen sie manchmal nur darin, daß der Pastor den Dank der Hinterbliebenen für die Theilnahme am Leichenbegängnisse ausspricht.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Leiden</hi>, Leidenland, Marschland, das landwärts hinter den Deichen liegt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Leier</hi> (wohl zu unterscheiden von der Lyra der Alten), auch Bauern-L., deutsche L. genannt, ein sehr altes, jetzt fast ganz vergessenes Instrument, besteht aus einem Kasten, der auf einer Seite einer Geige ähnlich ist. An den Seitenwänden befinden sich 10&#x2013;12 Tasten, die mit der linken Hand gespielt und wodurch die Saiten verkürzt, also die Töne gegriffen werden, während die rechte Hand mittelst einer Kurbel ein Rad in Bewegung setzt und dadurch die Darmsaiten, deren 4 sind, durch Reibung intonirt. Der ganze Umfang beträgt blos 10&#x2013;12 Töne.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Leierorgel</hi>, Drehorgel, eine kleine, in einem Kasten eingeschlossene Orgel mit einem Blasbalg und einer Walze, auf der sich kleine Stifte befinden, welche bei Umdrehung der Walze die Ventile öffnen und die Pfeifen ertönen lassen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Leierschwanz</hi><hi rendition="#i">(Maenura superba)</hi>, neu holländ. Vogel aus der Ordnung der Insektenfresser, von der Größe des Goldfasans, braun mit rostbrauner Kehle und ausgezeichnet durch den großen, prächtigen, leierförmigen Schwanz des Männchens. Derselbe hat 16 Federn, deren äußerste am breitesten u. buntesten sind und dem Schwanz die Leierform geben, während die übrigen weit aus einander stehende Bartfederchen haben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Leihbibliothek</hi>, Büchersammlung, aus welcher gegen eine Gebühr auf eine bestimmte Zeit Bücher zum Lesen ausgeliehen werden. Die L.en haben in Deutschland unendlich viel zu der vielfach verderblichen Lesewuth beigetragen, die meistens Romane u. dgl. verschlingt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Leihhaus</hi>, <hi rendition="#g">Leihbank, Lombard</hi>, öffentliche Anstalten, welche kleinere Geld summen gegen ein bewegliches Faustpfand und geringe Zinsen auf eine bestimmte Frist ausleihen. Die zu ihrer Zeit nicht eingelösten Pfänder werden nach vorhergegangener Bekanntmachung öffentlich versteigert. Die Leihhäuser sollen in großen Städten dem Wucher Einhalt thun; sie stehen unter obrigkeitlicher Aufsicht und stammen aus Italien, wo sie meist mit wohlthätigen Anstalten verbunden waren.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Leihkauf</hi>, soviel wie Weinkauf, Trinkgeld, zur Bestätigung des Vertragswillens; ursprünglich als gemeinsames Mahl und Trunk, später in Geld als Zugabe zum Preis oder Lohn.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Leim</hi>, die bekannte klebrige Materie, die durch das Verkochen thierischer Stoffe: Knochen, Sehnen, Häute, Knorpel etc. entsteht und erkaltet zu einer Gallerte erstarrt. Der bekannteste ist der Tischler-L., der Fisch-L. (s. Haufen), der Mund-L., Knorpel-L., s. Chondrin. Vgl. Gallerte.
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[736/0737] Northumberland, Günstling der Königin Elisabeth, schöner und gewandter Hofmann, gewissenloser Intrikant, soll seine erste Frau vergiftet haben, verheimlichte die Heirath mit der 2. so lange er konnte, wußte sich trotzdem in Elisabeths Gunst zu erhalten, zeigte als Oberbefehlshaber der Hilfstruppen für die Niederländer seine Unfähigkeit, st. 1588. Leich, ursprünglich Gesang, dann im Gegensatze zum eigentlichen Liede gebraucht, altdeutsche Dichtform, die bis in das 15. Jahrh. im Gebrauche blieb. Leichdorn, soviel als Hühnerauge. Leichenhaus, Leichenhalle, Gebäude, worin die Leichen Verstorbener unter Beobachtung eigener Wärter aufbewahrt werden bis zum Eintritt der beginnenden Fäulniß, also bis zu dem Zeitpunkte, wo die Beerdigung mit Sicherheit vorgenommen werden darf. Der Zweck ist somit Verhütung des Lebendigbegrabenwerdens. An Händen und Füßen der ausgestellten Leichen sind Klingelzüge angebracht, um jede Bewegung, auch während des Schlafes der Wärter, sogleich zu verrathen; auch muß der nöthige Apparat zur Wiedererweckung Scheintodter da sein. Das erste L. in Deutschland wurde 1792 in Weimar auf Hufelands Anrathen errichtet. Leichenreden, Grabreden. sind Casualreden (s. d.), welche bei einem Leichenbegängnisse gewöhnlich am Grabe abgehalten werden. In vielen kathol. Ländern u. Gegenden sind sie nicht üblich, in manchen sogar verboten, in den übrigen selten. Desto gewöhnlicher sind L. oder Trauerreden bei den Protestanten, doch bestehen sie manchmal nur darin, daß der Pastor den Dank der Hinterbliebenen für die Theilnahme am Leichenbegängnisse ausspricht. Leiden, Leidenland, Marschland, das landwärts hinter den Deichen liegt. Leier (wohl zu unterscheiden von der Lyra der Alten), auch Bauern-L., deutsche L. genannt, ein sehr altes, jetzt fast ganz vergessenes Instrument, besteht aus einem Kasten, der auf einer Seite einer Geige ähnlich ist. An den Seitenwänden befinden sich 10–12 Tasten, die mit der linken Hand gespielt und wodurch die Saiten verkürzt, also die Töne gegriffen werden, während die rechte Hand mittelst einer Kurbel ein Rad in Bewegung setzt und dadurch die Darmsaiten, deren 4 sind, durch Reibung intonirt. Der ganze Umfang beträgt blos 10–12 Töne. Leierorgel, Drehorgel, eine kleine, in einem Kasten eingeschlossene Orgel mit einem Blasbalg und einer Walze, auf der sich kleine Stifte befinden, welche bei Umdrehung der Walze die Ventile öffnen und die Pfeifen ertönen lassen. Leierschwanz (Maenura superba), neu holländ. Vogel aus der Ordnung der Insektenfresser, von der Größe des Goldfasans, braun mit rostbrauner Kehle und ausgezeichnet durch den großen, prächtigen, leierförmigen Schwanz des Männchens. Derselbe hat 16 Federn, deren äußerste am breitesten u. buntesten sind und dem Schwanz die Leierform geben, während die übrigen weit aus einander stehende Bartfederchen haben. Leihbibliothek, Büchersammlung, aus welcher gegen eine Gebühr auf eine bestimmte Zeit Bücher zum Lesen ausgeliehen werden. Die L.en haben in Deutschland unendlich viel zu der vielfach verderblichen Lesewuth beigetragen, die meistens Romane u. dgl. verschlingt. Leihhaus, Leihbank, Lombard, öffentliche Anstalten, welche kleinere Geld summen gegen ein bewegliches Faustpfand und geringe Zinsen auf eine bestimmte Frist ausleihen. Die zu ihrer Zeit nicht eingelösten Pfänder werden nach vorhergegangener Bekanntmachung öffentlich versteigert. Die Leihhäuser sollen in großen Städten dem Wucher Einhalt thun; sie stehen unter obrigkeitlicher Aufsicht und stammen aus Italien, wo sie meist mit wohlthätigen Anstalten verbunden waren. Leihkauf, soviel wie Weinkauf, Trinkgeld, zur Bestätigung des Vertragswillens; ursprünglich als gemeinsames Mahl und Trunk, später in Geld als Zugabe zum Preis oder Lohn. Leim, die bekannte klebrige Materie, die durch das Verkochen thierischer Stoffe: Knochen, Sehnen, Häute, Knorpel etc. entsteht und erkaltet zu einer Gallerte erstarrt. Der bekannteste ist der Tischler-L., der Fisch-L. (s. Haufen), der Mund-L., Knorpel-L., s. Chondrin. Vgl. Gallerte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:08Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:08Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/737
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 736. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/737>, abgerufen am 23.11.2024.