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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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Larrey (Laräh), Jean Dominique, Baron, berühmter frz. Chirurg, geb. 1768 zu Beaudeau, Oberschiffswundarzt, hierauf zweiter Arzt am Invalidenhotel, unter Napoleon Generalinspector des franz. Militärmedicinalwesens, Großoffizier der Ehrenlegion u. Baron; unter den Bourbons wurde er Oberwundarzt der königl. Garde und Generalchirurg des Invalidenhauses; st. 1842. Seine Schriften wurden in die meisten europ. Sprachen übersetzt. "Sur les amputations des membres a la suite des coups de feu" 3. Aufl. Paris 1808; "Memoires de medicine et de chirurgie militaire" 4 Bde., Par. 1812 bis 1818; deutsch von Becker 2 Bde., Leipz. 1813-19; "Recueil des memoires de chirurgie" Par. 1821; "Clinique chirurgicale" etc. 5 Bde., Par. 1830-36.


Larronen, chines. Inseln im Meerbusen von Kanton, mit 40000 E.


Larve (Larva), nach dem Glauben der alten Römer die als Gespenster erscheinenden Seelen der Schlechten; Maske; Insekt in seiner 2. Periode, nachdem es aus dem Ei gekrochen ist.


Larynx, griech., Kehlkopf; Laryngitis. Luftröhrenentzündung; Laryngophthisis. Phthisis larynchalis. Luftröhrenschwindsucht.


Lasaulx (Lasoh), Ernst von, Archäolog u. Historiker, geb. 1805 zu Koblenz, Sohn des 1848 zu Koblenz gestorbenen preuß. Landbauinspectors Claudius von L., ist seit 1844 Professor der Philologie in München. Wir haben von ihm eine ziemliche Anzahl von Abhandlungen (gesammelt Regensburg 1854), die L. einen ehrenvollen Platz in der Reihe der deutschen Archäologen u. Philosophen sichern; namentlich hat er dadurch sich bedeutendes Verdienst erworben, daß er den christlichen Standpunkt zur Anschauung des Hellenismus begründen half. Als Abgeordneter im deutschen Parlamente wie in der Ständekammer zu München zeigte er sich als ächten Conservativen, selbständiges und scharfes Urtheil und eine an die classischen Redner erinnernde Sprache. Seine neueste Schrift ist die werthvolle: "Untergang des Hellenismus" München 1854.


Las Casas, Bartolomeo de, der unermüdliche Fürsprecher der Eingebornen Amerikas, wurde geb. 1474 zu Sevilla, studierte Theologie zu Salamanka, erhielt von seinem Vater Antonio, welcher den Columbus auf 2 Fahrten nach der neuentdeckten Welt begleitet hatte, 1498 einen sog. Indianer zum Geschenke, hörte immer mehr von der Grausamkeit, mit der die eingebornen Amerikaner behandelt wurden, fuhr 1502 selber mit Columbus nach Westindien, wurde Dominikaner u. Missionär u. that 50 Jahre lang alles, was begeisterte Menschenliebe und sittliche Entrüstung vermögen, um das Loos der Indianer zu verbessern u. sie für das Christenthum zu gewinnen. Zwölf Fahrten über das atlantische Meer, unaufhörliche Verdächtigungen, Chikanen und Verfolgungen, sogar von Seite der Indianer selbst, machten seinen Eifer nur glühender, allein seit Isabellas Tode (1504) wurde die Lage der Eingebornen stets schlimmer, ihre Zahl geringer. L. erlebte in Spanien, daß Sepulveda, Kaiser Karls V. Geschichtschreiber, die Sklaverei der Amerikaner als im göttlichen und menschlichen Recht begründet vertheidigte und der entsetzliche Inhalt von L.s Antwort in der: Brevissima relacion de la destruycion de las Indas occidentales per los Castellanos wirkte wohl auf Kaiser Karl V. (er wollte dem L. das reiche Bisthum Kuzko in Peru geben, dieser aber nahm nur das arme von Chiapa in Mexiko an) und auf die öffentliche Meinung in Spanien, bekehrte aber nimmermehr die Statthalter u. deren Raubgesindel in Amerika. L. zog sich 1551 nach Valladolid in Spanien zurück und st. 1566, nachdem er 90jährig seine letzte Schrift geschrieben u. bereits erlebt hatte, daß sein gutgemeinter Vorschlag, die starken Afrikaner anstatt der schwachen Indianer zur Arbeit zu benützen, zu einem System der Negersklaverei ausschlug.


Las Cases (Laskahs), Emmanuel Auguste Dieudonne, Graf, geb. 1766 unweit Revel, emigrirte 1791, kehrte unter dem Consulate zurück, gab unter dem Namen Lesage den bekannten historischen Atlas heraus, durch den er Napoleon bekannt wurde. Derselbe ernannte ihn zum Reichsbaron, Requetenmeister u. Staatsrath; L. begleitete den Kaiser nach St. Helena, mußte jedoch


Larrey (Laräh), Jean Dominique, Baron, berühmter frz. Chirurg, geb. 1768 zu Beaudeau, Oberschiffswundarzt, hierauf zweiter Arzt am Invalidenhôtel, unter Napoleon Generalinspector des franz. Militärmedicinalwesens, Großoffizier der Ehrenlegion u. Baron; unter den Bourbons wurde er Oberwundarzt der königl. Garde und Generalchirurg des Invalidenhauses; st. 1842. Seine Schriften wurden in die meisten europ. Sprachen übersetzt. „Sur les amputations des membres a la suite des coups de feu“ 3. Aufl. Paris 1808; „Mémoires de médicine et de chirurgie militaire“ 4 Bde., Par. 1812 bis 1818; deutsch von Becker 2 Bde., Leipz. 1813–19; „Recueil des mémoires de chirurgie“ Par. 1821; „Clinique chirurgicale“ etc. 5 Bde., Par. 1830–36.


Larronen, chines. Inseln im Meerbusen von Kanton, mit 40000 E.


Larve (Larva), nach dem Glauben der alten Römer die als Gespenster erscheinenden Seelen der Schlechten; Maske; Insekt in seiner 2. Periode, nachdem es aus dem Ei gekrochen ist.


Larynx, griech., Kehlkopf; Laryngitis. Luftröhrenentzündung; Laryngophthisis. Phthisis larynchalis. Luftröhrenschwindsucht.


Lasaulx (Lasoh), Ernst von, Archäolog u. Historiker, geb. 1805 zu Koblenz, Sohn des 1848 zu Koblenz gestorbenen preuß. Landbauinspectors Claudius von L., ist seit 1844 Professor der Philologie in München. Wir haben von ihm eine ziemliche Anzahl von Abhandlungen (gesammelt Regensburg 1854), die L. einen ehrenvollen Platz in der Reihe der deutschen Archäologen u. Philosophen sichern; namentlich hat er dadurch sich bedeutendes Verdienst erworben, daß er den christlichen Standpunkt zur Anschauung des Hellenismus begründen half. Als Abgeordneter im deutschen Parlamente wie in der Ständekammer zu München zeigte er sich als ächten Conservativen, selbständiges und scharfes Urtheil und eine an die classischen Redner erinnernde Sprache. Seine neueste Schrift ist die werthvolle: „Untergang des Hellenismus“ München 1854.


Las Casas, Bartolomeo de, der unermüdliche Fürsprecher der Eingebornen Amerikas, wurde geb. 1474 zu Sevilla, studierte Theologie zu Salamanka, erhielt von seinem Vater Antonio, welcher den Columbus auf 2 Fahrten nach der neuentdeckten Welt begleitet hatte, 1498 einen sog. Indianer zum Geschenke, hörte immer mehr von der Grausamkeit, mit der die eingebornen Amerikaner behandelt wurden, fuhr 1502 selber mit Columbus nach Westindien, wurde Dominikaner u. Missionär u. that 50 Jahre lang alles, was begeisterte Menschenliebe und sittliche Entrüstung vermögen, um das Loos der Indianer zu verbessern u. sie für das Christenthum zu gewinnen. Zwölf Fahrten über das atlantische Meer, unaufhörliche Verdächtigungen, Chikanen und Verfolgungen, sogar von Seite der Indianer selbst, machten seinen Eifer nur glühender, allein seit Isabellas Tode (1504) wurde die Lage der Eingebornen stets schlimmer, ihre Zahl geringer. L. erlebte in Spanien, daß Sepulveda, Kaiser Karls V. Geschichtschreiber, die Sklaverei der Amerikaner als im göttlichen und menschlichen Recht begründet vertheidigte und der entsetzliche Inhalt von L.s Antwort in der: Brevissima relacion de la destruycion de las Indas occidentales per los Castellanos wirkte wohl auf Kaiser Karl V. (er wollte dem L. das reiche Bisthum Kuzko in Peru geben, dieser aber nahm nur das arme von Chiapa in Mexiko an) und auf die öffentliche Meinung in Spanien, bekehrte aber nimmermehr die Statthalter u. deren Raubgesindel in Amerika. L. zog sich 1551 nach Valladolid in Spanien zurück und st. 1566, nachdem er 90jährig seine letzte Schrift geschrieben u. bereits erlebt hatte, daß sein gutgemeinter Vorschlag, die starken Afrikaner anstatt der schwachen Indianer zur Arbeit zu benützen, zu einem System der Negersklaverei ausschlug.


Las Cases (Laskahs), Emmanuel Auguste Dieudonné, Graf, geb. 1766 unweit Revel, emigrirte 1791, kehrte unter dem Consulate zurück, gab unter dem Namen Lesage den bekannten historischen Atlas heraus, durch den er Napoleon bekannt wurde. Derselbe ernannte ihn zum Reichsbaron, Requêtenmeister u. Staatsrath; L. begleitete den Kaiser nach St. Helena, mußte jedoch

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[712/0713] Larrey (Laräh), Jean Dominique, Baron, berühmter frz. Chirurg, geb. 1768 zu Beaudeau, Oberschiffswundarzt, hierauf zweiter Arzt am Invalidenhôtel, unter Napoleon Generalinspector des franz. Militärmedicinalwesens, Großoffizier der Ehrenlegion u. Baron; unter den Bourbons wurde er Oberwundarzt der königl. Garde und Generalchirurg des Invalidenhauses; st. 1842. Seine Schriften wurden in die meisten europ. Sprachen übersetzt. „Sur les amputations des membres a la suite des coups de feu“ 3. Aufl. Paris 1808; „Mémoires de médicine et de chirurgie militaire“ 4 Bde., Par. 1812 bis 1818; deutsch von Becker 2 Bde., Leipz. 1813–19; „Recueil des mémoires de chirurgie“ Par. 1821; „Clinique chirurgicale“ etc. 5 Bde., Par. 1830–36. Larronen, chines. Inseln im Meerbusen von Kanton, mit 40000 E. Larve (Larva), nach dem Glauben der alten Römer die als Gespenster erscheinenden Seelen der Schlechten; Maske; Insekt in seiner 2. Periode, nachdem es aus dem Ei gekrochen ist. Larynx, griech., Kehlkopf; Laryngitis. Luftröhrenentzündung; Laryngophthisis. Phthisis larynchalis. Luftröhrenschwindsucht. Lasaulx (Lasoh), Ernst von, Archäolog u. Historiker, geb. 1805 zu Koblenz, Sohn des 1848 zu Koblenz gestorbenen preuß. Landbauinspectors Claudius von L., ist seit 1844 Professor der Philologie in München. Wir haben von ihm eine ziemliche Anzahl von Abhandlungen (gesammelt Regensburg 1854), die L. einen ehrenvollen Platz in der Reihe der deutschen Archäologen u. Philosophen sichern; namentlich hat er dadurch sich bedeutendes Verdienst erworben, daß er den christlichen Standpunkt zur Anschauung des Hellenismus begründen half. Als Abgeordneter im deutschen Parlamente wie in der Ständekammer zu München zeigte er sich als ächten Conservativen, selbständiges und scharfes Urtheil und eine an die classischen Redner erinnernde Sprache. Seine neueste Schrift ist die werthvolle: „Untergang des Hellenismus“ München 1854. Las Casas, Bartolomeo de, der unermüdliche Fürsprecher der Eingebornen Amerikas, wurde geb. 1474 zu Sevilla, studierte Theologie zu Salamanka, erhielt von seinem Vater Antonio, welcher den Columbus auf 2 Fahrten nach der neuentdeckten Welt begleitet hatte, 1498 einen sog. Indianer zum Geschenke, hörte immer mehr von der Grausamkeit, mit der die eingebornen Amerikaner behandelt wurden, fuhr 1502 selber mit Columbus nach Westindien, wurde Dominikaner u. Missionär u. that 50 Jahre lang alles, was begeisterte Menschenliebe und sittliche Entrüstung vermögen, um das Loos der Indianer zu verbessern u. sie für das Christenthum zu gewinnen. Zwölf Fahrten über das atlantische Meer, unaufhörliche Verdächtigungen, Chikanen und Verfolgungen, sogar von Seite der Indianer selbst, machten seinen Eifer nur glühender, allein seit Isabellas Tode (1504) wurde die Lage der Eingebornen stets schlimmer, ihre Zahl geringer. L. erlebte in Spanien, daß Sepulveda, Kaiser Karls V. Geschichtschreiber, die Sklaverei der Amerikaner als im göttlichen und menschlichen Recht begründet vertheidigte und der entsetzliche Inhalt von L.s Antwort in der: Brevissima relacion de la destruycion de las Indas occidentales per los Castellanos wirkte wohl auf Kaiser Karl V. (er wollte dem L. das reiche Bisthum Kuzko in Peru geben, dieser aber nahm nur das arme von Chiapa in Mexiko an) und auf die öffentliche Meinung in Spanien, bekehrte aber nimmermehr die Statthalter u. deren Raubgesindel in Amerika. L. zog sich 1551 nach Valladolid in Spanien zurück und st. 1566, nachdem er 90jährig seine letzte Schrift geschrieben u. bereits erlebt hatte, daß sein gutgemeinter Vorschlag, die starken Afrikaner anstatt der schwachen Indianer zur Arbeit zu benützen, zu einem System der Negersklaverei ausschlug. Las Cases (Laskahs), Emmanuel Auguste Dieudonné, Graf, geb. 1766 unweit Revel, emigrirte 1791, kehrte unter dem Consulate zurück, gab unter dem Namen Lesage den bekannten historischen Atlas heraus, durch den er Napoleon bekannt wurde. Derselbe ernannte ihn zum Reichsbaron, Requêtenmeister u. Staatsrath; L. begleitete den Kaiser nach St. Helena, mußte jedoch

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 712. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/713>, abgerufen am 23.11.2024.