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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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reichen Theile seiner Schriften, namentlich seiner "Philosophie zoologique"; 2 Bde., Paris 1809.


Lamarque (Lamark), Maximilien, Graf, geb. 1770 zu St. Sever, trat 1791 in das Heer, nahm mit 200 Grenadieren 1793 als Hauptmann Fuentarabia, begleitete hierauf Moreau auf dessen Feldzügen in Deutschland und hatte ruhmvollen Antheil an dessen Siegen. Eben darum war er Napoleon verdächtig, der ihn nach Neapel entfernte, wo L. 1808 den Engländern das stark befestigte Capri entriß; 1809 commandirte er bei Wagram eine Division u. wurde dann in Spanien beschäftigt; während der 100 Tage schlug er den Aufstand der Vendee rasch zu Boden, lebte von 1815-18 in Belgien als Verbannter, wurde dann begnadigt aber nicht mehr angestellt. Seit 1828 Deputirter gehörte er zu der Linken, nach 1830 bekämpfte er besonders die auswärtige Politik Louis Philipps, verlangte Intervention für Italien u. Polen, mühte sich aber vergeblich durch die feurigsten Reden ab und st. 1. Juni 1832; seine Leichenfeier wurde von den Republikanern zu einem blutigen aber vergeblichen Aufstande benutzt. Seine Memoiren haben sehr wenig Interesse.


Lamartine, Alphonse Prat de, geb. 1790 zu Macon, franz. Dichter, Historiker und Staatsmann, in der ersten Eigenschaft jedenfalls am bedeutendsten. Seine Lyrik zeichnet sich durch ein bei den Franzosen selten vorkommendes tiefes aber manchmal trübes Gefühl aus, sowie durch Schönheit der Form; seine Gedichte und die Reise in den Orient sind von Herwegh übersetzt worden (12 Bde., Stuttgart 1839). Als Historiker schrieb er eine Geschichte der Girondisten, eine Geschichte der Restauration, eine Geschichte der Türkei und soll gegenwärtig eine russische übernommen haben; L.s Charakter und rhetorische Gewandtheit geben diesen Schriften viel Reiz, ihr eigentlich historischer Werth aber ist gering. In der Politik war L. anfänglich strenger Royalist, trat nach 1834 als Deputirter auf die Seite der Julidynastie, ging allmälig zur Opposition über, veranlaßte 1848 zum Theil die Proklamirung der Republik, verhinderte das Aufpflanzen der rothen Fahne, wurde Mitglied der provisorischen Regierung und Minister des Auswärtigen, mußte jedoch nach wenigen Monaten zurücktreten; lebt seitdem zurückgezogen u. in bedrängten Verhältnissen.


Lamb (Lämm), Charles, geb. 1775 zu London, diente lange als Beamter in Ostindien, st. 1834, fruchtbarer Novellist, Dramatiker und Lyriker, schrieb auch über die engl. Dramatik. Seine Schwester Mary Anne L., geb. 1765, gest. 1847, ist durch Jugendschriften bekannt.


Lamb, Caroline, 1785 geb., Tochter des Grafen Beßborough, Freundin Byrons, st. 1828 von ihrem Gemahle Lord Melbourne getrennt; 3 von ihren Romanen kamen in den Buchhandel.


Lambach, uralter Marktflecken im Erzherzogthum Oesterreich, an der Traun mit 2500 E., der 1032 gestifteten reich begüterten Benedictinerabtei, mit schöner Kirche. ansehnlicher Bibliothek und wichtigem Archive.


Lamballe (Langball), Marie Therese Louise, geb. Prinzessin von Savoyen-Carignan, geb. 1749 zu Turin, wurde 1767 mit dem französ. Fürsten Stanislaus von Bourbon-L. vermählt, nach dem Tode desselben Oberintendantin der Königin Marie Antoinette und eine um so theilnehmendere Freundin, je gefahrdrohender die Revolution von 1789 sich gestaltete. Vom Entschlusse der königl. Familie zur Flucht aus Frankreich unterrichtet, ging die Prinzessin L. voraus nach England, kehrte aber nach dem Auftritte von Varennes zurück, begleitete am 10. Aug. 1792 die Königin freiwillig in den Temple, wurde schon am 19. von ihr getrennt, nach la Force gebracht und am 3. Septbr. von den Septembermördern, denen sie mit edelm Stolze entgegentrat, umgebracht. Ihren Kopf steckte man auf eine Pike u. zeigte ihn der Königin Marie Antoinette.


Lambdacismus, Lallation, die Unfähigkeit das L auszusprechen.


Lambeck, Peter, bekannter als Lambeccius, geb. 1628 zu Hamburg, gest. 1680 als Director der kaiserl. Bibliothek in Wien, schrieb mehre literarischhistorische

reichen Theile seiner Schriften, namentlich seiner „Philosophie zoologique“; 2 Bde., Paris 1809.


Lamarque (Lamark), Maximilien, Graf, geb. 1770 zu St. Sever, trat 1791 in das Heer, nahm mit 200 Grenadieren 1793 als Hauptmann Fuentarabia, begleitete hierauf Moreau auf dessen Feldzügen in Deutschland und hatte ruhmvollen Antheil an dessen Siegen. Eben darum war er Napoleon verdächtig, der ihn nach Neapel entfernte, wo L. 1808 den Engländern das stark befestigte Capri entriß; 1809 commandirte er bei Wagram eine Division u. wurde dann in Spanien beschäftigt; während der 100 Tage schlug er den Aufstand der Vendée rasch zu Boden, lebte von 1815–18 in Belgien als Verbannter, wurde dann begnadigt aber nicht mehr angestellt. Seit 1828 Deputirter gehörte er zu der Linken, nach 1830 bekämpfte er besonders die auswärtige Politik Louis Philipps, verlangte Intervention für Italien u. Polen, mühte sich aber vergeblich durch die feurigsten Reden ab und st. 1. Juni 1832; seine Leichenfeier wurde von den Republikanern zu einem blutigen aber vergeblichen Aufstande benutzt. Seine Memoiren haben sehr wenig Interesse.


Lamartine, Alphonse Prat de, geb. 1790 zu Mâcon, franz. Dichter, Historiker und Staatsmann, in der ersten Eigenschaft jedenfalls am bedeutendsten. Seine Lyrik zeichnet sich durch ein bei den Franzosen selten vorkommendes tiefes aber manchmal trübes Gefühl aus, sowie durch Schönheit der Form; seine Gedichte und die Reise in den Orient sind von Herwegh übersetzt worden (12 Bde., Stuttgart 1839). Als Historiker schrieb er eine Geschichte der Girondisten, eine Geschichte der Restauration, eine Geschichte der Türkei und soll gegenwärtig eine russische übernommen haben; L.s Charakter und rhetorische Gewandtheit geben diesen Schriften viel Reiz, ihr eigentlich historischer Werth aber ist gering. In der Politik war L. anfänglich strenger Royalist, trat nach 1834 als Deputirter auf die Seite der Julidynastie, ging allmälig zur Opposition über, veranlaßte 1848 zum Theil die Proklamirung der Republik, verhinderte das Aufpflanzen der rothen Fahne, wurde Mitglied der provisorischen Regierung und Minister des Auswärtigen, mußte jedoch nach wenigen Monaten zurücktreten; lebt seitdem zurückgezogen u. in bedrängten Verhältnissen.


Lamb (Lämm), Charles, geb. 1775 zu London, diente lange als Beamter in Ostindien, st. 1834, fruchtbarer Novellist, Dramatiker und Lyriker, schrieb auch über die engl. Dramatik. Seine Schwester Mary Anne L., geb. 1765, gest. 1847, ist durch Jugendschriften bekannt.


Lamb, Caroline, 1785 geb., Tochter des Grafen Beßborough, Freundin Byrons, st. 1828 von ihrem Gemahle Lord Melbourne getrennt; 3 von ihren Romanen kamen in den Buchhandel.


Lambach, uralter Marktflecken im Erzherzogthum Oesterreich, an der Traun mit 2500 E., der 1032 gestifteten reich begüterten Benedictinerabtei, mit schöner Kirche. ansehnlicher Bibliothek und wichtigem Archive.


Lamballe (Langball), Marie Therese Louise, geb. Prinzessin von Savoyen-Carignan, geb. 1749 zu Turin, wurde 1767 mit dem französ. Fürsten Stanislaus von Bourbon-L. vermählt, nach dem Tode desselben Oberintendantin der Königin Marie Antoinette und eine um so theilnehmendere Freundin, je gefahrdrohender die Revolution von 1789 sich gestaltete. Vom Entschlusse der königl. Familie zur Flucht aus Frankreich unterrichtet, ging die Prinzessin L. voraus nach England, kehrte aber nach dem Auftritte von Varennes zurück, begleitete am 10. Aug. 1792 die Königin freiwillig in den Temple, wurde schon am 19. von ihr getrennt, nach la Force gebracht und am 3. Septbr. von den Septembermördern, denen sie mit edelm Stolze entgegentrat, umgebracht. Ihren Kopf steckte man auf eine Pike u. zeigte ihn der Königin Marie Antoinette.


Lambdacismus, Lallation, die Unfähigkeit das L auszusprechen.


Lambeck, Peter, bekannter als Lambeccius, geb. 1628 zu Hamburg, gest. 1680 als Director der kaiserl. Bibliothek in Wien, schrieb mehre literarischhistorische

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[695/0696] reichen Theile seiner Schriften, namentlich seiner „Philosophie zoologique“; 2 Bde., Paris 1809. Lamarque (Lamark), Maximilien, Graf, geb. 1770 zu St. Sever, trat 1791 in das Heer, nahm mit 200 Grenadieren 1793 als Hauptmann Fuentarabia, begleitete hierauf Moreau auf dessen Feldzügen in Deutschland und hatte ruhmvollen Antheil an dessen Siegen. Eben darum war er Napoleon verdächtig, der ihn nach Neapel entfernte, wo L. 1808 den Engländern das stark befestigte Capri entriß; 1809 commandirte er bei Wagram eine Division u. wurde dann in Spanien beschäftigt; während der 100 Tage schlug er den Aufstand der Vendée rasch zu Boden, lebte von 1815–18 in Belgien als Verbannter, wurde dann begnadigt aber nicht mehr angestellt. Seit 1828 Deputirter gehörte er zu der Linken, nach 1830 bekämpfte er besonders die auswärtige Politik Louis Philipps, verlangte Intervention für Italien u. Polen, mühte sich aber vergeblich durch die feurigsten Reden ab und st. 1. Juni 1832; seine Leichenfeier wurde von den Republikanern zu einem blutigen aber vergeblichen Aufstande benutzt. Seine Memoiren haben sehr wenig Interesse. Lamartine, Alphonse Prat de, geb. 1790 zu Mâcon, franz. Dichter, Historiker und Staatsmann, in der ersten Eigenschaft jedenfalls am bedeutendsten. Seine Lyrik zeichnet sich durch ein bei den Franzosen selten vorkommendes tiefes aber manchmal trübes Gefühl aus, sowie durch Schönheit der Form; seine Gedichte und die Reise in den Orient sind von Herwegh übersetzt worden (12 Bde., Stuttgart 1839). Als Historiker schrieb er eine Geschichte der Girondisten, eine Geschichte der Restauration, eine Geschichte der Türkei und soll gegenwärtig eine russische übernommen haben; L.s Charakter und rhetorische Gewandtheit geben diesen Schriften viel Reiz, ihr eigentlich historischer Werth aber ist gering. In der Politik war L. anfänglich strenger Royalist, trat nach 1834 als Deputirter auf die Seite der Julidynastie, ging allmälig zur Opposition über, veranlaßte 1848 zum Theil die Proklamirung der Republik, verhinderte das Aufpflanzen der rothen Fahne, wurde Mitglied der provisorischen Regierung und Minister des Auswärtigen, mußte jedoch nach wenigen Monaten zurücktreten; lebt seitdem zurückgezogen u. in bedrängten Verhältnissen. Lamb (Lämm), Charles, geb. 1775 zu London, diente lange als Beamter in Ostindien, st. 1834, fruchtbarer Novellist, Dramatiker und Lyriker, schrieb auch über die engl. Dramatik. Seine Schwester Mary Anne L., geb. 1765, gest. 1847, ist durch Jugendschriften bekannt. Lamb, Caroline, 1785 geb., Tochter des Grafen Beßborough, Freundin Byrons, st. 1828 von ihrem Gemahle Lord Melbourne getrennt; 3 von ihren Romanen kamen in den Buchhandel. Lambach, uralter Marktflecken im Erzherzogthum Oesterreich, an der Traun mit 2500 E., der 1032 gestifteten reich begüterten Benedictinerabtei, mit schöner Kirche. ansehnlicher Bibliothek und wichtigem Archive. Lamballe (Langball), Marie Therese Louise, geb. Prinzessin von Savoyen-Carignan, geb. 1749 zu Turin, wurde 1767 mit dem französ. Fürsten Stanislaus von Bourbon-L. vermählt, nach dem Tode desselben Oberintendantin der Königin Marie Antoinette und eine um so theilnehmendere Freundin, je gefahrdrohender die Revolution von 1789 sich gestaltete. Vom Entschlusse der königl. Familie zur Flucht aus Frankreich unterrichtet, ging die Prinzessin L. voraus nach England, kehrte aber nach dem Auftritte von Varennes zurück, begleitete am 10. Aug. 1792 die Königin freiwillig in den Temple, wurde schon am 19. von ihr getrennt, nach la Force gebracht und am 3. Septbr. von den Septembermördern, denen sie mit edelm Stolze entgegentrat, umgebracht. Ihren Kopf steckte man auf eine Pike u. zeigte ihn der Königin Marie Antoinette. Lambdacismus, Lallation, die Unfähigkeit das L auszusprechen. Lambeck, Peter, bekannter als Lambeccius, geb. 1628 zu Hamburg, gest. 1680 als Director der kaiserl. Bibliothek in Wien, schrieb mehre literarischhistorische

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 695. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/696>, abgerufen am 23.11.2024.