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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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Carmelo (Brüder der seligen Jungfrau vom Berge Karmel) genannt. behaupteten lange, ihr Orden sei vom Propheten Elias (s. d.) gestiftet, bis 1698 ein päpstliches Breve den unnützen Streit hierüber niederschlug, zumal die Welt längst wußte, der K.orden sei aus einem Einsiedlervereine hervorgegangen. welchen erst 1156 n. Chr. ein Kreuzfahrer Berthold aus Kalabrien auf dem Karmel in der Nähe der Höhle des Elias gegründet hatte. Diese Einsiedler kamen in große Noth durch den Frieden, den Kaiser Friedrich II. einseitig mit den Saracenen schloß, breiteten sich seit 1238 in Europa aus, wurden zu Cönobiten und 1245 den Bettelorden beigesellt. Die Sage, keiner komme in die Hölle, welcher im Skapulier des K.ordens sterbe, förderte ihre Verbreitung sehr; seit dem Schisma von 1378-1418 trennten sich auch die K. in 2 Lager, nämlich in Conventualen. beschuhte K., welche Milderungen der überstrengen Regel annahmen und in Observanten, unbeschuhte K., welche den Milderungen erneuerte Strenge entgegenzusetzen trachteten und 1447 kam ein 3. K.orden, der der Tertiarier, auf, der namentlich in her Bretagne u. in Portugal Boden gewann. General Soreth, der seit 1451 den ganzen Orden reformiren wollte, büßte 1471 zu Nantes mit Vergiftung, allein durch Stiftung der K. inen hatte er die Verbesserung des Ganzen und das Vorherrschen der K.baarfüßer angebahnt. Durch die hl. Theresia von Cepeda, deren Musterklösterlein zu Avila 1562 die päpstl. Bestätigung erhielt, sowie durch Johannes de cruce, welcher der erste Prior eines nach den Ideen der hl. Theresia und ebenfalls zu Avila eingerichteten Mannesklosters wurde, hob sich der ganze Orden sehr und selbst die Revolution vermochte nicht ihn zu vernichten: da seine Missionäre in allen Welttheilen predigten, die K. und die K.inen durch Jugendunterricht und Krankenpflege sich auszeichneten. Gegenwärtig mögen 6 bis 700 beschuhte K. in Oesterreich, Bayern, Polen und Südeuropa leben, von den beiläufig 1200 unbeschuhten gehören wohl 900 der italien. Congregation an. Die Töchter der hl. Theresia besitzen 60 Häuser in Frankreich, 30 in andern Ländern sowie in Nordamerika, doch leben in einem Kloster selten mehr als 21 Religiosen beisammen.


Karmin, vom arab. Kermes, schön rother Farbestoff aus der Cochenille durch Auskochung mit Regenwasser und einem Zusatz von Alaun gewonnen. - Blauer K., Malerfarbe, eine Verbindung von Kali mit indigoblauer Schwefelsäure. Karmoisin, dunkelrothe in das Bläuliche fallende K.farbe.


Karmosiren, größere Edelsteine mit kleinen einfassen; Karmosirgut, kleine Edelsteine, die sich nur zum Einfassen brauchen lassen.


Karnatik, Karnara, Theil Vorderindiens unter der Präsidentschaft Madras, 2448 #M. groß, mit mehr als 5 Mill. E., wird in das Hoch- u. Niederland getheilt, ist wohlbewässert, gut angebaut, an der Küste sandig, mit den Handelsstädten Madras und Nagore. Die Ureinwohner sind die Chonds (s. d.), welche von den bramahnischen Einwanderern unterworfen wurden; von dem 11. bis zu Anfang des 18. Jahrh. bestand ein Reich der Radschputen, 1717 wurde es ein Vasallenstaat des Großmoguls, 1801 von den Engländern besetzt.


Karneades, griech. Philosoph und häufig als Stifter der 3. Akademie betrachtet, geb. zwischen 218-214 vor Chr. zu Cyrene, kam mit Kritolaus u. Diogenes als attischer Gesandter nach Rom. wurde aber mit ihnen als griech. Redekünstler und Sittenverderber durch M. Cato Censorinus vertrieben und st. 130 oder 129 vor Chr. Seine ganze Philosophie bestand darin, daß er den Stoicismus bekämpfte u. den Versuchen, ein untrügliches Kennzeichen der Wahrheit aufzustellen, den Versuch einer philosophischen Wahrscheinlichkeitslehre entgegensetzte.


Karnies, in der Baukunst die 3. Abtheilung einer Säule; bei andern Bau werken eine gewundene Verzierung, ein liegendes S.


Karolin, ältere deutsche Goldmünze = 3 Goldgulden = 11 Gulden im 24 fl. Fuße = 9 fl. 50 kr. C.-M.

Carmelo (Brüder der seligen Jungfrau vom Berge Karmel) genannt. behaupteten lange, ihr Orden sei vom Propheten Elias (s. d.) gestiftet, bis 1698 ein päpstliches Breve den unnützen Streit hierüber niederschlug, zumal die Welt längst wußte, der K.orden sei aus einem Einsiedlervereine hervorgegangen. welchen erst 1156 n. Chr. ein Kreuzfahrer Berthold aus Kalabrien auf dem Karmel in der Nähe der Höhle des Elias gegründet hatte. Diese Einsiedler kamen in große Noth durch den Frieden, den Kaiser Friedrich II. einseitig mit den Saracenen schloß, breiteten sich seit 1238 in Europa aus, wurden zu Cönobiten und 1245 den Bettelorden beigesellt. Die Sage, keiner komme in die Hölle, welcher im Skapulier des K.ordens sterbe, förderte ihre Verbreitung sehr; seit dem Schisma von 1378–1418 trennten sich auch die K. in 2 Lager, nämlich in Conventualen. beschuhte K., welche Milderungen der überstrengen Regel annahmen und in Observanten, unbeschuhte K., welche den Milderungen erneuerte Strenge entgegenzusetzen trachteten und 1447 kam ein 3. K.orden, der der Tertiarier, auf, der namentlich in her Bretagne u. in Portugal Boden gewann. General Soreth, der seit 1451 den ganzen Orden reformiren wollte, büßte 1471 zu Nantes mit Vergiftung, allein durch Stiftung der K. inen hatte er die Verbesserung des Ganzen und das Vorherrschen der K.baarfüßer angebahnt. Durch die hl. Theresia von Cepeda, deren Musterklösterlein zu Avila 1562 die päpstl. Bestätigung erhielt, sowie durch Johannes de cruce, welcher der erste Prior eines nach den Ideen der hl. Theresia und ebenfalls zu Avila eingerichteten Mannesklosters wurde, hob sich der ganze Orden sehr und selbst die Revolution vermochte nicht ihn zu vernichten: da seine Missionäre in allen Welttheilen predigten, die K. und die K.inen durch Jugendunterricht und Krankenpflege sich auszeichneten. Gegenwärtig mögen 6 bis 700 beschuhte K. in Oesterreich, Bayern, Polen und Südeuropa leben, von den beiläufig 1200 unbeschuhten gehören wohl 900 der italien. Congregation an. Die Töchter der hl. Theresia besitzen 60 Häuser in Frankreich, 30 in andern Ländern sowie in Nordamerika, doch leben in einem Kloster selten mehr als 21 Religiosen beisammen.


Karmin, vom arab. Kermes, schön rother Farbestoff aus der Cochenille durch Auskochung mit Regenwasser und einem Zusatz von Alaun gewonnen. – Blauer K., Malerfarbe, eine Verbindung von Kali mit indigoblauer Schwefelsäure. Karmoisin, dunkelrothe in das Bläuliche fallende K.farbe.


Karmosiren, größere Edelsteine mit kleinen einfassen; Karmosirgut, kleine Edelsteine, die sich nur zum Einfassen brauchen lassen.


Karnatik, Karnara, Theil Vorderindiens unter der Präsidentschaft Madras, 2448 □M. groß, mit mehr als 5 Mill. E., wird in das Hoch- u. Niederland getheilt, ist wohlbewässert, gut angebaut, an der Küste sandig, mit den Handelsstädten Madras und Nagore. Die Ureinwohner sind die Chonds (s. d.), welche von den bramahnischen Einwanderern unterworfen wurden; von dem 11. bis zu Anfang des 18. Jahrh. bestand ein Reich der Radschputen, 1717 wurde es ein Vasallenstaat des Großmoguls, 1801 von den Engländern besetzt.


Karneades, griech. Philosoph und häufig als Stifter der 3. Akademie betrachtet, geb. zwischen 218–214 vor Chr. zu Cyrene, kam mit Kritolaus u. Diogenes als attischer Gesandter nach Rom. wurde aber mit ihnen als griech. Redekünstler und Sittenverderber durch M. Cato Censorinus vertrieben und st. 130 oder 129 vor Chr. Seine ganze Philosophie bestand darin, daß er den Stoicismus bekämpfte u. den Versuchen, ein untrügliches Kennzeichen der Wahrheit aufzustellen, den Versuch einer philosophischen Wahrscheinlichkeitslehre entgegensetzte.


Karnies, in der Baukunst die 3. Abtheilung einer Säule; bei andern Bau werken eine gewundene Verzierung, ein liegendes S.


Karolin, ältere deutsche Goldmünze = 3 Goldgulden = 11 Gulden im 24 fl. Fuße = 9 fl. 50 kr. C.-M.

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[555/0556] Carmelo (Brüder der seligen Jungfrau vom Berge Karmel) genannt. behaupteten lange, ihr Orden sei vom Propheten Elias (s. d.) gestiftet, bis 1698 ein päpstliches Breve den unnützen Streit hierüber niederschlug, zumal die Welt längst wußte, der K.orden sei aus einem Einsiedlervereine hervorgegangen. welchen erst 1156 n. Chr. ein Kreuzfahrer Berthold aus Kalabrien auf dem Karmel in der Nähe der Höhle des Elias gegründet hatte. Diese Einsiedler kamen in große Noth durch den Frieden, den Kaiser Friedrich II. einseitig mit den Saracenen schloß, breiteten sich seit 1238 in Europa aus, wurden zu Cönobiten und 1245 den Bettelorden beigesellt. Die Sage, keiner komme in die Hölle, welcher im Skapulier des K.ordens sterbe, förderte ihre Verbreitung sehr; seit dem Schisma von 1378–1418 trennten sich auch die K. in 2 Lager, nämlich in Conventualen. beschuhte K., welche Milderungen der überstrengen Regel annahmen und in Observanten, unbeschuhte K., welche den Milderungen erneuerte Strenge entgegenzusetzen trachteten und 1447 kam ein 3. K.orden, der der Tertiarier, auf, der namentlich in her Bretagne u. in Portugal Boden gewann. General Soreth, der seit 1451 den ganzen Orden reformiren wollte, büßte 1471 zu Nantes mit Vergiftung, allein durch Stiftung der K. inen hatte er die Verbesserung des Ganzen und das Vorherrschen der K.baarfüßer angebahnt. Durch die hl. Theresia von Cepeda, deren Musterklösterlein zu Avila 1562 die päpstl. Bestätigung erhielt, sowie durch Johannes de cruce, welcher der erste Prior eines nach den Ideen der hl. Theresia und ebenfalls zu Avila eingerichteten Mannesklosters wurde, hob sich der ganze Orden sehr und selbst die Revolution vermochte nicht ihn zu vernichten: da seine Missionäre in allen Welttheilen predigten, die K. und die K.inen durch Jugendunterricht und Krankenpflege sich auszeichneten. Gegenwärtig mögen 6 bis 700 beschuhte K. in Oesterreich, Bayern, Polen und Südeuropa leben, von den beiläufig 1200 unbeschuhten gehören wohl 900 der italien. Congregation an. Die Töchter der hl. Theresia besitzen 60 Häuser in Frankreich, 30 in andern Ländern sowie in Nordamerika, doch leben in einem Kloster selten mehr als 21 Religiosen beisammen. Karmin, vom arab. Kermes, schön rother Farbestoff aus der Cochenille durch Auskochung mit Regenwasser und einem Zusatz von Alaun gewonnen. – Blauer K., Malerfarbe, eine Verbindung von Kali mit indigoblauer Schwefelsäure. Karmoisin, dunkelrothe in das Bläuliche fallende K.farbe. Karmosiren, größere Edelsteine mit kleinen einfassen; Karmosirgut, kleine Edelsteine, die sich nur zum Einfassen brauchen lassen. Karnatik, Karnara, Theil Vorderindiens unter der Präsidentschaft Madras, 2448 □M. groß, mit mehr als 5 Mill. E., wird in das Hoch- u. Niederland getheilt, ist wohlbewässert, gut angebaut, an der Küste sandig, mit den Handelsstädten Madras und Nagore. Die Ureinwohner sind die Chonds (s. d.), welche von den bramahnischen Einwanderern unterworfen wurden; von dem 11. bis zu Anfang des 18. Jahrh. bestand ein Reich der Radschputen, 1717 wurde es ein Vasallenstaat des Großmoguls, 1801 von den Engländern besetzt. Karneades, griech. Philosoph und häufig als Stifter der 3. Akademie betrachtet, geb. zwischen 218–214 vor Chr. zu Cyrene, kam mit Kritolaus u. Diogenes als attischer Gesandter nach Rom. wurde aber mit ihnen als griech. Redekünstler und Sittenverderber durch M. Cato Censorinus vertrieben und st. 130 oder 129 vor Chr. Seine ganze Philosophie bestand darin, daß er den Stoicismus bekämpfte u. den Versuchen, ein untrügliches Kennzeichen der Wahrheit aufzustellen, den Versuch einer philosophischen Wahrscheinlichkeitslehre entgegensetzte. Karnies, in der Baukunst die 3. Abtheilung einer Säule; bei andern Bau werken eine gewundene Verzierung, ein liegendes S. Karolin, ältere deutsche Goldmünze = 3 Goldgulden = 11 Gulden im 24 fl. Fuße = 9 fl. 50 kr. C.-M.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/556>, abgerufen am 23.11.2024.