Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

und der erste, welcher zum Mörder wurde; s. Abel. K. iten, Mitglieder einer gnostischen Secte des 2. Jahrhunderts n. Chr., einer Unterabtheilung der Ophiten; sollen den K., die Sodomiter, den Judas Iskarioth, kurz alle in der Bibel vorkommenden verworfenen Persönlichkeiten hoch gehalten und in ihrem ganzen Auftreten und Leben sich bestrebt haben, das Gegentheil dessen zu thun, was die Religion Jesu Christi fordert. Vgl. Gnosis, Ophiten.


Kainardschi, Kutschuk-K., Dorf unweit Silistria, Friedensschluß am 21. Juli 1774 zwischen Rußland u. der Türkei.


Kaiphas, gewöhnliche Benennung des jüdischen Hohepriesters Joseph Kaiaphas, der durch seine Rolle, welche er Jesu Christo und den Aposteln gegenüber spielte, eine traurige Berühmtheit erwarb. Später traf ihn Absetzung durch den Nachfolger des Pontius Pilatus, den Proconsul Vitellius.


Kairis, Theophilos, griech. Geistlicher, gründete auf seiner Heimathinsel Andros ein Institut, das zu einer sehr gesuchten Anstalt wurde, mußte jedoch, als Atheist angeklagt, dasselbe auf Befehl der hl. Synode aufgeben, wurde 1852 auf Grund der gleichen Anklage gefangen gesetzt und st. 1853. Seine Schwester Euanthia übersetzte Fenelons Abhandlung über die Erziehung der Mädchen und schrieb ein Trauerspiel "Niceratus".


Kairo, el Kahirah. d. h. die siegreiche, 969 gegründet, Hauptstadt Aegyptens am östlichen Nilufer in einer sandigen Ebene mit 250000 E., Residenz des Vicekönigs, der Mittelpunkt des Karawanenhandels zwischen Afrika und Asien, ist eng und winkelig gebaut, enthält aber zahlreiche schöne Denkmale der orientalischen Baukunst, 300 Moscheen, 60 öffentliche Bäder, schöne Bazars. Der Vicekönig residiert auf der Citadelle; seit Mehemed Ali hat K. außer den alten Schulen mehre Militärschulen und neben den auf orientalische Weise betriebenen Gewerben Fabriken für Waffen, Baumwolle etc. Die Bevölkerung ist ein Gemisch von Arabern, Türken, Juden, Kopten, Griechen, Armeniern, Negern, Mischlingen u. Franken.


Kaisarieh, was Cäsarea.


Kaiser, vom latein. Cäsar (s. d.): seit Karl d. Gr. die Bezeichnung der höchsten monarchischen Würde, indem er als Nachfolger der römischen Cäsaren und Imperatoren gedacht wurde, deren Reich der Erdkreis (orbis romanus) hieß, neben welchem die barbarischen Reiche und Völker bedeutungslos erschienen. Die Fortsetzung des röm. K.thums durch Karl d. Gr. hatte noch eine höhere Bedeutung, insofern der K. der erste Monarch, das weltliche Oberhaupt aller christlichen Völker (orbis christianus, res publica christiana), ihr Beschützer und Vertheidiger gegen die nichtchristlichen Völker sein u. durch Besiegung derselben das Christenthum u. das K.thum ausbreiten sollte. Als Schirmherr der Christenheit erhielt er von dem Papste, dem geistlichen Oberhaupte der Christenheit, die Krönung und Salbung. Es konnte deßwegen nur einen K. geben, den römischen, und wirklich kam ebensowenig eine Einigung zwischen dem röm.-deutschen K. u. dem byzantinischen, als zwischen der schismatischen griech. Kirche und der röm.-kath. zu Stande. Schon im Mittelalter waren mächtige Monarchen auf die K. würde eifersüchtig und legten sich, aber ohne Erfolg, den K.titel bei z. B. Ferdinand I. von Castilien, Kanut d. Gr. Peter I. von Rußland schloß 1721 den russ. K.titel an den byzantinischen an. dessen Erbe er sein wollte, Napoleon I. u. III. aber an Karl d. Gr., indem die Franzosen den deutschen Franken Karl als französ. Eroberer auffassen. In der öffentlichen Meinung bezeichnet K. den Beherrscher eines sehr großen Reichs, weßwegen die Sultane des osmanischen und marokkanischen Reichs, die Beherrscher von China, Siam, der Großmogul etc. K. genannt wurden, und Dom Pedro in Brasilien, Iturbide in Mexiko, endlich auch Soulouque auf Haiti den K.titel annahmen.


Kaisergroschen, das Dreikreuzerstück = 1/20 fl. - Kaisergulden, der nach dem 20-fl.-Fuße ausgeprägte Gulden = 1 fl. 12 kr. rhein. = 21 Sgr. - Kaisermünzen, in der Numismatik die Münzen der röm. Kaiser von Julius Cäsar an.


Kaiserkanal, span. Kanal von Tudela

und der erste, welcher zum Mörder wurde; s. Abel. K. iten, Mitglieder einer gnostischen Secte des 2. Jahrhunderts n. Chr., einer Unterabtheilung der Ophiten; sollen den K., die Sodomiter, den Judas Iskarioth, kurz alle in der Bibel vorkommenden verworfenen Persönlichkeiten hoch gehalten und in ihrem ganzen Auftreten und Leben sich bestrebt haben, das Gegentheil dessen zu thun, was die Religion Jesu Christi fordert. Vgl. Gnosis, Ophiten.


Kainardschi, Kutschuk-K., Dorf unweit Silistria, Friedensschluß am 21. Juli 1774 zwischen Rußland u. der Türkei.


Kaiphas, gewöhnliche Benennung des jüdischen Hohepriesters Joseph Kaiaphas, der durch seine Rolle, welche er Jesu Christo und den Aposteln gegenüber spielte, eine traurige Berühmtheit erwarb. Später traf ihn Absetzung durch den Nachfolger des Pontius Pilatus, den Proconsul Vitellius.


Kaïris, Theophilos, griech. Geistlicher, gründete auf seiner Heimathinsel Andros ein Institut, das zu einer sehr gesuchten Anstalt wurde, mußte jedoch, als Atheist angeklagt, dasselbe auf Befehl der hl. Synode aufgeben, wurde 1852 auf Grund der gleichen Anklage gefangen gesetzt und st. 1853. Seine Schwester Euanthia übersetzte Fenelons Abhandlung über die Erziehung der Mädchen und schrieb ein Trauerspiel „Niceratus“.


Kairo, el Kahirah. d. h. die siegreiche, 969 gegründet, Hauptstadt Aegyptens am östlichen Nilufer in einer sandigen Ebene mit 250000 E., Residenz des Vicekönigs, der Mittelpunkt des Karawanenhandels zwischen Afrika und Asien, ist eng und winkelig gebaut, enthält aber zahlreiche schöne Denkmale der orientalischen Baukunst, 300 Moscheen, 60 öffentliche Bäder, schöne Bazars. Der Vicekönig residiert auf der Citadelle; seit Mehemed Ali hat K. außer den alten Schulen mehre Militärschulen und neben den auf orientalische Weise betriebenen Gewerben Fabriken für Waffen, Baumwolle etc. Die Bevölkerung ist ein Gemisch von Arabern, Türken, Juden, Kopten, Griechen, Armeniern, Negern, Mischlingen u. Franken.


Kaisarieh, was Cäsarea.


Kaiser, vom latein. Cäsar (s. d.): seit Karl d. Gr. die Bezeichnung der höchsten monarchischen Würde, indem er als Nachfolger der römischen Cäsaren und Imperatoren gedacht wurde, deren Reich der Erdkreis (orbis romanus) hieß, neben welchem die barbarischen Reiche und Völker bedeutungslos erschienen. Die Fortsetzung des röm. K.thums durch Karl d. Gr. hatte noch eine höhere Bedeutung, insofern der K. der erste Monarch, das weltliche Oberhaupt aller christlichen Völker (orbis christianus, res publica christiana), ihr Beschützer und Vertheidiger gegen die nichtchristlichen Völker sein u. durch Besiegung derselben das Christenthum u. das K.thum ausbreiten sollte. Als Schirmherr der Christenheit erhielt er von dem Papste, dem geistlichen Oberhaupte der Christenheit, die Krönung und Salbung. Es konnte deßwegen nur einen K. geben, den römischen, und wirklich kam ebensowenig eine Einigung zwischen dem röm.-deutschen K. u. dem byzantinischen, als zwischen der schismatischen griech. Kirche und der röm.-kath. zu Stande. Schon im Mittelalter waren mächtige Monarchen auf die K. würde eifersüchtig und legten sich, aber ohne Erfolg, den K.titel bei z. B. Ferdinand I. von Castilien, Kanut d. Gr. Peter I. von Rußland schloß 1721 den russ. K.titel an den byzantinischen an. dessen Erbe er sein wollte, Napoleon I. u. III. aber an Karl d. Gr., indem die Franzosen den deutschen Franken Karl als französ. Eroberer auffassen. In der öffentlichen Meinung bezeichnet K. den Beherrscher eines sehr großen Reichs, weßwegen die Sultane des osmanischen und marokkanischen Reichs, die Beherrscher von China, Siam, der Großmogul etc. K. genannt wurden, und Dom Pedro in Brasilien, Iturbide in Mexiko, endlich auch Soulouque auf Haiti den K.titel annahmen.


Kaisergroschen, das Dreikreuzerstück = 1/20 fl. – Kaisergulden, der nach dem 20-fl.-Fuße ausgeprägte Gulden = 1 fl. 12 kr. rhein. = 21 Sgr. – Kaisermünzen, in der Numismatik die Münzen der röm. Kaiser von Julius Cäsar an.


Kaiserkanal, span. Kanal von Tudela

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0527" n="526"/>
und der erste, welcher zum Mörder wurde; s. Abel. K. <hi rendition="#g">iten</hi>, Mitglieder einer gnostischen Secte des 2. Jahrhunderts n. Chr., einer Unterabtheilung der Ophiten; sollen den K., die Sodomiter, den Judas Iskarioth, kurz alle in der Bibel vorkommenden <hi rendition="#g">verworfenen</hi> Persönlichkeiten hoch gehalten und in ihrem ganzen Auftreten und Leben sich bestrebt haben, das Gegentheil dessen zu thun, was die Religion Jesu Christi fordert. Vgl. Gnosis, Ophiten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Kainardschi</hi>, Kutschuk-K., Dorf unweit Silistria, Friedensschluß am 21. Juli 1774 zwischen Rußland u. der Türkei.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Kaiphas</hi>, gewöhnliche Benennung des jüdischen Hohepriesters Joseph Kaiaphas, der durch seine Rolle, welche er Jesu Christo und den Aposteln gegenüber spielte, eine traurige Berühmtheit erwarb. Später traf ihn Absetzung durch den Nachfolger des Pontius Pilatus, den Proconsul Vitellius.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Kaïris</hi>, Theophilos, griech. Geistlicher, gründete auf seiner Heimathinsel Andros ein Institut, das zu einer sehr gesuchten Anstalt wurde, mußte jedoch, als Atheist angeklagt, dasselbe auf Befehl der hl. Synode aufgeben, wurde 1852 auf Grund der gleichen Anklage gefangen gesetzt und st. 1853. Seine Schwester <hi rendition="#g">Euanthia</hi> übersetzte Fenelons Abhandlung über die Erziehung der Mädchen und schrieb ein Trauerspiel &#x201E;Niceratus&#x201C;.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Kairo</hi>, el Kahirah. d. h. die siegreiche, 969 gegründet, Hauptstadt Aegyptens am östlichen Nilufer in einer sandigen Ebene mit 250000 E., Residenz des Vicekönigs, der Mittelpunkt des Karawanenhandels zwischen Afrika und Asien, ist eng und winkelig gebaut, enthält aber zahlreiche schöne Denkmale der orientalischen Baukunst, 300 Moscheen, 60 öffentliche Bäder, schöne Bazars. Der Vicekönig residiert auf der Citadelle; seit Mehemed Ali hat K. außer den alten Schulen mehre Militärschulen und neben den auf orientalische Weise betriebenen Gewerben Fabriken für Waffen, Baumwolle etc. Die Bevölkerung ist ein Gemisch von Arabern, Türken, Juden, Kopten, Griechen, Armeniern, Negern, Mischlingen u. Franken.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Kaisarieh</hi>, was Cäsarea.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Kaiser</hi>, vom latein. Cäsar (s. d.): seit Karl d. Gr. die Bezeichnung der höchsten monarchischen Würde, indem er als Nachfolger der römischen Cäsaren und Imperatoren gedacht wurde, deren Reich der Erdkreis <hi rendition="#i">(orbis romanus)</hi> hieß, neben welchem die barbarischen Reiche und Völker bedeutungslos erschienen. Die Fortsetzung des röm. K.thums durch Karl d. Gr. hatte noch eine höhere Bedeutung, insofern der K. der erste Monarch, das weltliche Oberhaupt aller christlichen Völker <hi rendition="#i">(orbis christianus, res publica christiana)</hi>, ihr Beschützer und Vertheidiger gegen die nichtchristlichen Völker sein u. durch Besiegung derselben das Christenthum u. das K.thum ausbreiten sollte. Als Schirmherr der Christenheit erhielt er von dem Papste, dem geistlichen Oberhaupte der Christenheit, die Krönung und Salbung. Es konnte deßwegen nur <hi rendition="#g">einen</hi> K. geben, den römischen, und wirklich kam ebensowenig eine Einigung zwischen dem röm.-deutschen K. u. dem byzantinischen, als zwischen der schismatischen griech. Kirche und der röm.-kath. zu Stande. Schon im Mittelalter waren mächtige Monarchen auf die K. würde eifersüchtig und legten sich, aber ohne Erfolg, den K.titel bei z. B. Ferdinand I. von Castilien, Kanut d. Gr. Peter I. von Rußland schloß 1721 den russ. K.titel an den byzantinischen an. dessen Erbe er sein wollte, Napoleon I. u. III. aber an Karl d. Gr., indem die Franzosen den deutschen Franken Karl als französ. Eroberer auffassen. In der öffentlichen Meinung bezeichnet K. den Beherrscher eines sehr großen Reichs, weßwegen die Sultane des osmanischen und marokkanischen Reichs, die Beherrscher von China, Siam, der Großmogul etc. K. genannt wurden, und Dom Pedro in Brasilien, Iturbide in Mexiko, endlich auch Soulouque auf Haiti den K.titel annahmen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Kaisergroschen</hi>, das Dreikreuzerstück = <hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">20</hi> fl. &#x2013; <hi rendition="#g">Kaisergulden</hi>, der nach dem 20-fl.-Fuße ausgeprägte Gulden = 1 fl. 12 kr. rhein. = 21 Sgr. &#x2013; <hi rendition="#g">Kaisermünzen</hi>, in der Numismatik die Münzen der röm. Kaiser von Julius Cäsar an.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Kaiserkanal</hi>, span. Kanal von Tudela
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[526/0527] und der erste, welcher zum Mörder wurde; s. Abel. K. iten, Mitglieder einer gnostischen Secte des 2. Jahrhunderts n. Chr., einer Unterabtheilung der Ophiten; sollen den K., die Sodomiter, den Judas Iskarioth, kurz alle in der Bibel vorkommenden verworfenen Persönlichkeiten hoch gehalten und in ihrem ganzen Auftreten und Leben sich bestrebt haben, das Gegentheil dessen zu thun, was die Religion Jesu Christi fordert. Vgl. Gnosis, Ophiten. Kainardschi, Kutschuk-K., Dorf unweit Silistria, Friedensschluß am 21. Juli 1774 zwischen Rußland u. der Türkei. Kaiphas, gewöhnliche Benennung des jüdischen Hohepriesters Joseph Kaiaphas, der durch seine Rolle, welche er Jesu Christo und den Aposteln gegenüber spielte, eine traurige Berühmtheit erwarb. Später traf ihn Absetzung durch den Nachfolger des Pontius Pilatus, den Proconsul Vitellius. Kaïris, Theophilos, griech. Geistlicher, gründete auf seiner Heimathinsel Andros ein Institut, das zu einer sehr gesuchten Anstalt wurde, mußte jedoch, als Atheist angeklagt, dasselbe auf Befehl der hl. Synode aufgeben, wurde 1852 auf Grund der gleichen Anklage gefangen gesetzt und st. 1853. Seine Schwester Euanthia übersetzte Fenelons Abhandlung über die Erziehung der Mädchen und schrieb ein Trauerspiel „Niceratus“. Kairo, el Kahirah. d. h. die siegreiche, 969 gegründet, Hauptstadt Aegyptens am östlichen Nilufer in einer sandigen Ebene mit 250000 E., Residenz des Vicekönigs, der Mittelpunkt des Karawanenhandels zwischen Afrika und Asien, ist eng und winkelig gebaut, enthält aber zahlreiche schöne Denkmale der orientalischen Baukunst, 300 Moscheen, 60 öffentliche Bäder, schöne Bazars. Der Vicekönig residiert auf der Citadelle; seit Mehemed Ali hat K. außer den alten Schulen mehre Militärschulen und neben den auf orientalische Weise betriebenen Gewerben Fabriken für Waffen, Baumwolle etc. Die Bevölkerung ist ein Gemisch von Arabern, Türken, Juden, Kopten, Griechen, Armeniern, Negern, Mischlingen u. Franken. Kaisarieh, was Cäsarea. Kaiser, vom latein. Cäsar (s. d.): seit Karl d. Gr. die Bezeichnung der höchsten monarchischen Würde, indem er als Nachfolger der römischen Cäsaren und Imperatoren gedacht wurde, deren Reich der Erdkreis (orbis romanus) hieß, neben welchem die barbarischen Reiche und Völker bedeutungslos erschienen. Die Fortsetzung des röm. K.thums durch Karl d. Gr. hatte noch eine höhere Bedeutung, insofern der K. der erste Monarch, das weltliche Oberhaupt aller christlichen Völker (orbis christianus, res publica christiana), ihr Beschützer und Vertheidiger gegen die nichtchristlichen Völker sein u. durch Besiegung derselben das Christenthum u. das K.thum ausbreiten sollte. Als Schirmherr der Christenheit erhielt er von dem Papste, dem geistlichen Oberhaupte der Christenheit, die Krönung und Salbung. Es konnte deßwegen nur einen K. geben, den römischen, und wirklich kam ebensowenig eine Einigung zwischen dem röm.-deutschen K. u. dem byzantinischen, als zwischen der schismatischen griech. Kirche und der röm.-kath. zu Stande. Schon im Mittelalter waren mächtige Monarchen auf die K. würde eifersüchtig und legten sich, aber ohne Erfolg, den K.titel bei z. B. Ferdinand I. von Castilien, Kanut d. Gr. Peter I. von Rußland schloß 1721 den russ. K.titel an den byzantinischen an. dessen Erbe er sein wollte, Napoleon I. u. III. aber an Karl d. Gr., indem die Franzosen den deutschen Franken Karl als französ. Eroberer auffassen. In der öffentlichen Meinung bezeichnet K. den Beherrscher eines sehr großen Reichs, weßwegen die Sultane des osmanischen und marokkanischen Reichs, die Beherrscher von China, Siam, der Großmogul etc. K. genannt wurden, und Dom Pedro in Brasilien, Iturbide in Mexiko, endlich auch Soulouque auf Haiti den K.titel annahmen. Kaisergroschen, das Dreikreuzerstück = 1/20 fl. – Kaisergulden, der nach dem 20-fl.-Fuße ausgeprägte Gulden = 1 fl. 12 kr. rhein. = 21 Sgr. – Kaisermünzen, in der Numismatik die Münzen der röm. Kaiser von Julius Cäsar an. Kaiserkanal, span. Kanal von Tudela

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:08Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:08Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/527
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/527>, abgerufen am 27.11.2024.