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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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sondern nur einer Freiheit vom äußern Zwang; 4) die Semipelagianer waren darin Ketzer, daß sie lehrten, der menschliche Wille könne der innern zuvorkommenden Gnade widerstehen; 5) es ist semipelagianisch, zu sagen, Christus sei für alle Menschen gestorben. Die Bulle fand Annahme in Frankreich und Belgien, die J.isten suchten sich durch "ehrerbietiges Schweigen" zu helfen, aber Pascal griff in den classisch geschriebenen Lettres ecrites par L. Montalte etc. die Jesuiten an, die Nonnen von Portroyal wollten die Bulle nicht anerkennen und als sie 1663 u. 1666 gemaßregelt wurden, traten 4 Bischöfe für sie auf, bis 1668 die Angelegenheit vermittelt war. Die Schriften des Nicole und Arnauld sowie der Regalstreit. der in Frankreich nur 2 Bischöfe und zwar jansenistisch gesinnte auf der Seite Roms fand, brachte neue Stürme über die J.isten und 1679 über Portroyal. Eine neue Ausgabe von erbauenden Betrachtungen über die hl. Schrift. welche 1671 der Oratorianer Pasquier Quesnel herausgegeben u. die Bischöfe Bossuet und Noailles sehr günstig beurtheilt hatten, bot Anlaß zur gewaltsamen Unterdrückung des J.ismus. Der Papst erklärte 1705. das "ehrerbietige Schweigen" genüge keineswegs. u. als die Bewohner von Portroyal des Champs allein unfügsam blieben, wurden sie zerstreut. die Klostergebäude zerstört. selbst die Leichname weggeschafft. um Wallfahrten zu verhüten (1708). Nun ließ der Papst Quesnels Buch in Rom durch franz. Geistliche mit Ausschluß der Jesuiten prüfen. Die Folge war die Bulle Unigenitus vom 8. Sept. 1713, wodurch 101 Sätze Quesnels als ketzerisch verdammt wurden. Aber Noailles mit 14 Bischöfen u. vielen Doctoren der Sorbonne appellierten gegen die Bulle an ein allgemeines Concil; sie standen als "Appellanten" der übrigen Geistlichkeit gegenüber und als 1728 Noailles sich dem Papste endlich unterwarf, wanderten viele J.isten aus. Der Unsinn, den viele J.isten auf dem Kirchhofe St. Medardus zu Paris am Grabe ihres Heiligen, des 1727 verstorbenen Franz von Paris trieben, bewog die franz. Regierung 1732 zum polizeilichen Einschreiten gegen die "Convulsionaires" und damit zur Unterdrückung des J.ismus. Aber dieser wirkte geistig fort, denn die Parlamente waren nunmehr gewöhnt, Kirchliches u. Weltliches zu vermengen u. vor ihr Forum zu ziehen, anderseits war im Volke die Opposition gegen Rom und das Königthum als einer Despotie über die Gewissen gestärkt. - In den Niederlanden leben die J.isten als "Schüler des hl. Augustin" unter einem Erzbischof in Utrecht und 2 Bischöfen in Deventer und Harlem fort. Jeder neugewählte Bischof meldet seine Wahl nach Rom und bittet um Bestätigung. jeder wird abgewiesen, weil bisher keiner etwas von Anerkennung der Bulle Unigenitus wissen wollte. Die J.isten zählen im Ganzen nur 25 Gemeinden mit etwa 5000 Seelen, 30 Priestern und einem Priesterseminar zu Amersfoort. S. Reuchlin "Geschichte von Port-Royal", Hamburg und Gotha 1839-44, 2 B.


Janssens, Abr., niederländ. Historienmaler. geb. um 1560 zu Amsterdam; Gemälde von ihm. ausgezeichnet durch gute Zeichnung und herrliches Colorit, finden sich in niederländ. Kirchen u. in den Galerien zu München, Wien, Dresden und Berlin. Todesjahr unbekannt; Leichtsinn und Verschwendung brachten ihn zuletzt in Armuth. - J., Cornelis, gest. 1665 zu Amsterdam. und J., Vict. Honorius. geb. 1664 zu Brüssel, gest. 1739, beide berühmt als Historienmaler, ersterer auch Porträtmaler.


Jantra, rechter Nebenfluß der Donau, mündet unterhalb Sistowa.


Januarius, Jänner, der 1. Monat des Jahrs, nach dem altitalischen Gotte Janus benannt.


Januarius, St., der Patron für Neapel, geb. um 250 zu Neapel oder Benevent, an welch letzterem Orte er Bischof war, wurde 305 in oder nahe bei Puteoli (heutzutage die Stadt Puzzuoli der Terra di Lavora) ein Opfer der diocletianischen Verfolgung. Sein Leib ruht in der Metropolitankirche von Neapel; ebendaselbst werden 2 Fläschlein seines Blutes aufbewahrt, das an 3 Tagen jährlich flüssig wird, indem man es dem Haupte des Heiligen nahe

sondern nur einer Freiheit vom äußern Zwang; 4) die Semipelagianer waren darin Ketzer, daß sie lehrten, der menschliche Wille könne der innern zuvorkommenden Gnade widerstehen; 5) es ist semipelagianisch, zu sagen, Christus sei für alle Menschen gestorben. Die Bulle fand Annahme in Frankreich und Belgien, die J.isten suchten sich durch „ehrerbietiges Schweigen“ zu helfen, aber Pascal griff in den classisch geschriebenen Lettres écrites par L. Montalte etc. die Jesuiten an, die Nonnen von Portroyal wollten die Bulle nicht anerkennen und als sie 1663 u. 1666 gemaßregelt wurden, traten 4 Bischöfe für sie auf, bis 1668 die Angelegenheit vermittelt war. Die Schriften des Nicole und Arnauld sowie der Regalstreit. der in Frankreich nur 2 Bischöfe und zwar jansenistisch gesinnte auf der Seite Roms fand, brachte neue Stürme über die J.isten und 1679 über Portroyal. Eine neue Ausgabe von erbauenden Betrachtungen über die hl. Schrift. welche 1671 der Oratorianer Pasquier Quesnel herausgegeben u. die Bischöfe Bossuet und Noailles sehr günstig beurtheilt hatten, bot Anlaß zur gewaltsamen Unterdrückung des J.ismus. Der Papst erklärte 1705. das „ehrerbietige Schweigen“ genüge keineswegs. u. als die Bewohner von Portroyal des Champs allein unfügsam blieben, wurden sie zerstreut. die Klostergebäude zerstört. selbst die Leichname weggeschafft. um Wallfahrten zu verhüten (1708). Nun ließ der Papst Quesnels Buch in Rom durch franz. Geistliche mit Ausschluß der Jesuiten prüfen. Die Folge war die Bulle Unigenitus vom 8. Sept. 1713, wodurch 101 Sätze Quesnels als ketzerisch verdammt wurden. Aber Noailles mit 14 Bischöfen u. vielen Doctoren der Sorbonne appellierten gegen die Bulle an ein allgemeines Concil; sie standen als „Appellanten“ der übrigen Geistlichkeit gegenüber und als 1728 Noailles sich dem Papste endlich unterwarf, wanderten viele J.isten aus. Der Unsinn, den viele J.isten auf dem Kirchhofe St. Medardus zu Paris am Grabe ihres Heiligen, des 1727 verstorbenen Franz von Paris trieben, bewog die franz. Regierung 1732 zum polizeilichen Einschreiten gegen die „Convulsionaires“ und damit zur Unterdrückung des J.ismus. Aber dieser wirkte geistig fort, denn die Parlamente waren nunmehr gewöhnt, Kirchliches u. Weltliches zu vermengen u. vor ihr Forum zu ziehen, anderseits war im Volke die Opposition gegen Rom und das Königthum als einer Despotie über die Gewissen gestärkt. – In den Niederlanden leben die J.isten als „Schüler des hl. Augustin“ unter einem Erzbischof in Utrecht und 2 Bischöfen in Deventer und Harlem fort. Jeder neugewählte Bischof meldet seine Wahl nach Rom und bittet um Bestätigung. jeder wird abgewiesen, weil bisher keiner etwas von Anerkennung der Bulle Unigenitus wissen wollte. Die J.isten zählen im Ganzen nur 25 Gemeinden mit etwa 5000 Seelen, 30 Priestern und einem Priesterseminar zu Amersfoort. S. Reuchlin „Geschichte von Port-Royal“, Hamburg und Gotha 1839–44, 2 B.


Janssens, Abr., niederländ. Historienmaler. geb. um 1560 zu Amsterdam; Gemälde von ihm. ausgezeichnet durch gute Zeichnung und herrliches Colorit, finden sich in niederländ. Kirchen u. in den Galerien zu München, Wien, Dresden und Berlin. Todesjahr unbekannt; Leichtsinn und Verschwendung brachten ihn zuletzt in Armuth. – J., Cornelis, gest. 1665 zu Amsterdam. und J., Vict. Honorius. geb. 1664 zu Brüssel, gest. 1739, beide berühmt als Historienmaler, ersterer auch Porträtmaler.


Jantra, rechter Nebenfluß der Donau, mündet unterhalb Sistowa.


Januarius, Jänner, der 1. Monat des Jahrs, nach dem altitalischen Gotte Janus benannt.


Januarius, St., der Patron für Neapel, geb. um 250 zu Neapel oder Benevent, an welch letzterem Orte er Bischof war, wurde 305 in oder nahe bei Puteoli (heutzutage die Stadt Puzzuoli der Terra di Lavora) ein Opfer der diocletianischen Verfolgung. Sein Leib ruht in der Metropolitankirche von Neapel; ebendaselbst werden 2 Fläschlein seines Blutes aufbewahrt, das an 3 Tagen jährlich flüssig wird, indem man es dem Haupte des Heiligen nahe

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[470/0471] sondern nur einer Freiheit vom äußern Zwang; 4) die Semipelagianer waren darin Ketzer, daß sie lehrten, der menschliche Wille könne der innern zuvorkommenden Gnade widerstehen; 5) es ist semipelagianisch, zu sagen, Christus sei für alle Menschen gestorben. Die Bulle fand Annahme in Frankreich und Belgien, die J.isten suchten sich durch „ehrerbietiges Schweigen“ zu helfen, aber Pascal griff in den classisch geschriebenen Lettres écrites par L. Montalte etc. die Jesuiten an, die Nonnen von Portroyal wollten die Bulle nicht anerkennen und als sie 1663 u. 1666 gemaßregelt wurden, traten 4 Bischöfe für sie auf, bis 1668 die Angelegenheit vermittelt war. Die Schriften des Nicole und Arnauld sowie der Regalstreit. der in Frankreich nur 2 Bischöfe und zwar jansenistisch gesinnte auf der Seite Roms fand, brachte neue Stürme über die J.isten und 1679 über Portroyal. Eine neue Ausgabe von erbauenden Betrachtungen über die hl. Schrift. welche 1671 der Oratorianer Pasquier Quesnel herausgegeben u. die Bischöfe Bossuet und Noailles sehr günstig beurtheilt hatten, bot Anlaß zur gewaltsamen Unterdrückung des J.ismus. Der Papst erklärte 1705. das „ehrerbietige Schweigen“ genüge keineswegs. u. als die Bewohner von Portroyal des Champs allein unfügsam blieben, wurden sie zerstreut. die Klostergebäude zerstört. selbst die Leichname weggeschafft. um Wallfahrten zu verhüten (1708). Nun ließ der Papst Quesnels Buch in Rom durch franz. Geistliche mit Ausschluß der Jesuiten prüfen. Die Folge war die Bulle Unigenitus vom 8. Sept. 1713, wodurch 101 Sätze Quesnels als ketzerisch verdammt wurden. Aber Noailles mit 14 Bischöfen u. vielen Doctoren der Sorbonne appellierten gegen die Bulle an ein allgemeines Concil; sie standen als „Appellanten“ der übrigen Geistlichkeit gegenüber und als 1728 Noailles sich dem Papste endlich unterwarf, wanderten viele J.isten aus. Der Unsinn, den viele J.isten auf dem Kirchhofe St. Medardus zu Paris am Grabe ihres Heiligen, des 1727 verstorbenen Franz von Paris trieben, bewog die franz. Regierung 1732 zum polizeilichen Einschreiten gegen die „Convulsionaires“ und damit zur Unterdrückung des J.ismus. Aber dieser wirkte geistig fort, denn die Parlamente waren nunmehr gewöhnt, Kirchliches u. Weltliches zu vermengen u. vor ihr Forum zu ziehen, anderseits war im Volke die Opposition gegen Rom und das Königthum als einer Despotie über die Gewissen gestärkt. – In den Niederlanden leben die J.isten als „Schüler des hl. Augustin“ unter einem Erzbischof in Utrecht und 2 Bischöfen in Deventer und Harlem fort. Jeder neugewählte Bischof meldet seine Wahl nach Rom und bittet um Bestätigung. jeder wird abgewiesen, weil bisher keiner etwas von Anerkennung der Bulle Unigenitus wissen wollte. Die J.isten zählen im Ganzen nur 25 Gemeinden mit etwa 5000 Seelen, 30 Priestern und einem Priesterseminar zu Amersfoort. S. Reuchlin „Geschichte von Port-Royal“, Hamburg und Gotha 1839–44, 2 B. Janssens, Abr., niederländ. Historienmaler. geb. um 1560 zu Amsterdam; Gemälde von ihm. ausgezeichnet durch gute Zeichnung und herrliches Colorit, finden sich in niederländ. Kirchen u. in den Galerien zu München, Wien, Dresden und Berlin. Todesjahr unbekannt; Leichtsinn und Verschwendung brachten ihn zuletzt in Armuth. – J., Cornelis, gest. 1665 zu Amsterdam. und J., Vict. Honorius. geb. 1664 zu Brüssel, gest. 1739, beide berühmt als Historienmaler, ersterer auch Porträtmaler. Jantra, rechter Nebenfluß der Donau, mündet unterhalb Sistowa. Januarius, Jänner, der 1. Monat des Jahrs, nach dem altitalischen Gotte Janus benannt. Januarius, St., der Patron für Neapel, geb. um 250 zu Neapel oder Benevent, an welch letzterem Orte er Bischof war, wurde 305 in oder nahe bei Puteoli (heutzutage die Stadt Puzzuoli der Terra di Lavora) ein Opfer der diocletianischen Verfolgung. Sein Leib ruht in der Metropolitankirche von Neapel; ebendaselbst werden 2 Fläschlein seines Blutes aufbewahrt, das an 3 Tagen jährlich flüssig wird, indem man es dem Haupte des Heiligen nahe

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/471>, abgerufen am 23.11.2024.