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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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unzweifelhaft. Der erste Ausbruch erfolgte schon im Januar 1848 auf der Insel Sicilien, aber nicht im Sinne der Einigung I.s, welche von den meisten andern Revolutionären in I. als Vorwand u. Losungswort gebraucht wurde, sondern die Sicilianer wollten ein eigenes Reich bilden und wurden in diesem Bestreben von England fast öffentlich unterstützt, weil Sicilien dadurch ein engl. Schutzstaat geworden wäre. Schon im Jan. und Febr. wurden die Vorbereitungen zur Revolution in Mailand und den großen lombard. Städten fast öffentlich betrieben und als die Kunde von der Pariserrevolution und der Proclamirung der Republik einlief, folgten die revolutionären Explosionen einander wie ein Lauffeuer: zu Parma u. Piacenza 20. März, Mailand 21. März, Venedig 22. März, Modena 23. März; das Wappen der österr. Gesandtschaft zu Rom abgerissen 21. März, sicil. Parlament, das den König absetzt u. einen sardin. Prinzen erwählt 25. März bis 13. Apr. etc. Am 23. März erließ Karl Albert eine Proclamation an die Lombarden und Venetianer, in welcher er Oesterreich den Krieg erklärte; deßwegen räumte Feldmarschall Radetzky Mailand u. zog sich in die Stellung von Verona zurück, wohin ihm Karl Albert folgte. Neapolitanische, päpstliche und toscan. Truppen mit Haufen von Freischärlern zogen zu Wasser und zu Land in das Venetianische, während eine sardinisch-neapolitanisch-venetianische Flotte Triest blokirte, Karl Albert sich von Parma. Modena, der Lombardei und von dem widerstrebenden republikanisirten Venedig huldigen ließ. Die bedrängte Lage Radetzkys besserte sich zuerst dadurch, daß der König von Neapel seine Schiffe u. Truppen heimrief; er hatte am 14. Mai die Kammern einberufen u. zum Danke bewirkten die Revolutionäre am 15. einen Aufstand. gegen welchen der König nicht nur für seine Krone, sondern auch für sein Leben kämpfen mußte; er siegte und wandte seine Waffen statt gegen Radetzky gegen die Empörer in seinen eigenen Staaten. Ein österreich. Corps drang vom Isonzo über Udine. Belluno und Treviso nach Vicenza vor; Radetzky zog es an sich. siegte am 10. Juni bei Vicenza über die päpstl. Schweizergarden, Linientruppen und die Freiwilligen aus halb I., schlug am 25. Juli Karl Albert bei Custozza. am 5. August vor Mailand, worauf derselbe einen Waffenstillstand abschloß und nach Piemont zurückging. - In Rom gewann die republikan. Partei schnell das Uebergewicht; Pius IX. weigerte sich Ende Apr. Oesterreich den Krieg zu erklären und diesem gleichsam einen hl. Charakter zu geben, verlor dadurch schnell seine Popularität u. als er, durch den König von Neapel u. die Haltung Cavaignacs, der damals die franz. Politik leitete, ermuthigt. durch den Minister Rossi der Revolution Schranken ziehen wollte, wurde Rossi am 15. Novbr. ermordet u. auf den Papst durch die Fenster des Quirinal gefeuert, so daß dieser sich am 24. Novbr. durch die Flucht nach Gaeta retten mußte. Im Febr. des folgenden Jahres erklärte sich Rom, wo sich Mazzini mit der revolutionären Elite eingefunden hatte, zur Republik, deßgleichen Toscana, dessen Großherzog sich hatte flüchten müssen, und am 12. März kündigte Karl Albert Oesterreich den Waffenstillstand. Aber in 5 Tagen machte Radetzky durch die Siege von Mortara (21. März) und Novara (23. März) dem Kriege ein Ende, erzwang den Frieden von Sardinien, beruhigte die Herzogthümer und Toscana, auf der andern Seite besetzte eine österr. Streitmacht Bologna und Ancona u. zwang nach hartnäckiger Belagerung am 24. August Venedig zur Uebergabe. Der röm. Republik wurde von der französ. (vom 25. Apr. bis 3. Juli) ein Ende gemacht, der König von Neapel aber schlug (vom 2. Apr. bis 25. Mai) die Rebellion auf Sicilien, wo der Pole Mieroslawsky seine 2. Rolle als Revolutionsgeneral so schlecht als seine 1. und später seine 3. spielte, zu Boden. Seitdem ist die Ruhe durch keinen förmlichen Aufstand mehr gestört worden, aber der Banditenstreich vom 6. Febr. 1853 zu Mailand, die immer wiederkehrenden Mordanfälle auf hohe Beamte, die Ermordung des Herzogs von Parma (1854) beweisen, daß die Revolutionspartei

unzweifelhaft. Der erste Ausbruch erfolgte schon im Januar 1848 auf der Insel Sicilien, aber nicht im Sinne der Einigung I.s, welche von den meisten andern Revolutionären in I. als Vorwand u. Losungswort gebraucht wurde, sondern die Sicilianer wollten ein eigenes Reich bilden und wurden in diesem Bestreben von England fast öffentlich unterstützt, weil Sicilien dadurch ein engl. Schutzstaat geworden wäre. Schon im Jan. und Febr. wurden die Vorbereitungen zur Revolution in Mailand und den großen lombard. Städten fast öffentlich betrieben und als die Kunde von der Pariserrevolution und der Proclamirung der Republik einlief, folgten die revolutionären Explosionen einander wie ein Lauffeuer: zu Parma u. Piacenza 20. März, Mailand 21. März, Venedig 22. März, Modena 23. März; das Wappen der österr. Gesandtschaft zu Rom abgerissen 21. März, sicil. Parlament, das den König absetzt u. einen sardin. Prinzen erwählt 25. März bis 13. Apr. etc. Am 23. März erließ Karl Albert eine Proclamation an die Lombarden und Venetianer, in welcher er Oesterreich den Krieg erklärte; deßwegen räumte Feldmarschall Radetzky Mailand u. zog sich in die Stellung von Verona zurück, wohin ihm Karl Albert folgte. Neapolitanische, päpstliche und toscan. Truppen mit Haufen von Freischärlern zogen zu Wasser und zu Land in das Venetianische, während eine sardinisch-neapolitanisch-venetianische Flotte Triest blokirte, Karl Albert sich von Parma. Modena, der Lombardei und von dem widerstrebenden republikanisirten Venedig huldigen ließ. Die bedrängte Lage Radetzkys besserte sich zuerst dadurch, daß der König von Neapel seine Schiffe u. Truppen heimrief; er hatte am 14. Mai die Kammern einberufen u. zum Danke bewirkten die Revolutionäre am 15. einen Aufstand. gegen welchen der König nicht nur für seine Krone, sondern auch für sein Leben kämpfen mußte; er siegte und wandte seine Waffen statt gegen Radetzky gegen die Empörer in seinen eigenen Staaten. Ein österreich. Corps drang vom Isonzo über Udine. Belluno und Treviso nach Vicenza vor; Radetzky zog es an sich. siegte am 10. Juni bei Vicenza über die päpstl. Schweizergarden, Linientruppen und die Freiwilligen aus halb I., schlug am 25. Juli Karl Albert bei Custozza. am 5. August vor Mailand, worauf derselbe einen Waffenstillstand abschloß und nach Piemont zurückging. – In Rom gewann die republikan. Partei schnell das Uebergewicht; Pius IX. weigerte sich Ende Apr. Oesterreich den Krieg zu erklären und diesem gleichsam einen hl. Charakter zu geben, verlor dadurch schnell seine Popularität u. als er, durch den König von Neapel u. die Haltung Cavaignacs, der damals die franz. Politik leitete, ermuthigt. durch den Minister Rossi der Revolution Schranken ziehen wollte, wurde Rossi am 15. Novbr. ermordet u. auf den Papst durch die Fenster des Quirinal gefeuert, so daß dieser sich am 24. Novbr. durch die Flucht nach Gaëta retten mußte. Im Febr. des folgenden Jahres erklärte sich Rom, wo sich Mazzini mit der revolutionären Elite eingefunden hatte, zur Republik, deßgleichen Toscana, dessen Großherzog sich hatte flüchten müssen, und am 12. März kündigte Karl Albert Oesterreich den Waffenstillstand. Aber in 5 Tagen machte Radetzky durch die Siege von Mortara (21. März) und Novara (23. März) dem Kriege ein Ende, erzwang den Frieden von Sardinien, beruhigte die Herzogthümer und Toscana, auf der andern Seite besetzte eine österr. Streitmacht Bologna und Ancona u. zwang nach hartnäckiger Belagerung am 24. August Venedig zur Uebergabe. Der röm. Republik wurde von der französ. (vom 25. Apr. bis 3. Juli) ein Ende gemacht, der König von Neapel aber schlug (vom 2. Apr. bis 25. Mai) die Rebellion auf Sicilien, wo der Pole Mieroslawsky seine 2. Rolle als Revolutionsgeneral so schlecht als seine 1. und später seine 3. spielte, zu Boden. Seitdem ist die Ruhe durch keinen förmlichen Aufstand mehr gestört worden, aber der Banditenstreich vom 6. Febr. 1853 zu Mailand, die immer wiederkehrenden Mordanfälle auf hohe Beamte, die Ermordung des Herzogs von Parma (1854) beweisen, daß die Revolutionspartei

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[451/0452] unzweifelhaft. Der erste Ausbruch erfolgte schon im Januar 1848 auf der Insel Sicilien, aber nicht im Sinne der Einigung I.s, welche von den meisten andern Revolutionären in I. als Vorwand u. Losungswort gebraucht wurde, sondern die Sicilianer wollten ein eigenes Reich bilden und wurden in diesem Bestreben von England fast öffentlich unterstützt, weil Sicilien dadurch ein engl. Schutzstaat geworden wäre. Schon im Jan. und Febr. wurden die Vorbereitungen zur Revolution in Mailand und den großen lombard. Städten fast öffentlich betrieben und als die Kunde von der Pariserrevolution und der Proclamirung der Republik einlief, folgten die revolutionären Explosionen einander wie ein Lauffeuer: zu Parma u. Piacenza 20. März, Mailand 21. März, Venedig 22. März, Modena 23. März; das Wappen der österr. Gesandtschaft zu Rom abgerissen 21. März, sicil. Parlament, das den König absetzt u. einen sardin. Prinzen erwählt 25. März bis 13. Apr. etc. Am 23. März erließ Karl Albert eine Proclamation an die Lombarden und Venetianer, in welcher er Oesterreich den Krieg erklärte; deßwegen räumte Feldmarschall Radetzky Mailand u. zog sich in die Stellung von Verona zurück, wohin ihm Karl Albert folgte. Neapolitanische, päpstliche und toscan. Truppen mit Haufen von Freischärlern zogen zu Wasser und zu Land in das Venetianische, während eine sardinisch-neapolitanisch-venetianische Flotte Triest blokirte, Karl Albert sich von Parma. Modena, der Lombardei und von dem widerstrebenden republikanisirten Venedig huldigen ließ. Die bedrängte Lage Radetzkys besserte sich zuerst dadurch, daß der König von Neapel seine Schiffe u. Truppen heimrief; er hatte am 14. Mai die Kammern einberufen u. zum Danke bewirkten die Revolutionäre am 15. einen Aufstand. gegen welchen der König nicht nur für seine Krone, sondern auch für sein Leben kämpfen mußte; er siegte und wandte seine Waffen statt gegen Radetzky gegen die Empörer in seinen eigenen Staaten. Ein österreich. Corps drang vom Isonzo über Udine. Belluno und Treviso nach Vicenza vor; Radetzky zog es an sich. siegte am 10. Juni bei Vicenza über die päpstl. Schweizergarden, Linientruppen und die Freiwilligen aus halb I., schlug am 25. Juli Karl Albert bei Custozza. am 5. August vor Mailand, worauf derselbe einen Waffenstillstand abschloß und nach Piemont zurückging. – In Rom gewann die republikan. Partei schnell das Uebergewicht; Pius IX. weigerte sich Ende Apr. Oesterreich den Krieg zu erklären und diesem gleichsam einen hl. Charakter zu geben, verlor dadurch schnell seine Popularität u. als er, durch den König von Neapel u. die Haltung Cavaignacs, der damals die franz. Politik leitete, ermuthigt. durch den Minister Rossi der Revolution Schranken ziehen wollte, wurde Rossi am 15. Novbr. ermordet u. auf den Papst durch die Fenster des Quirinal gefeuert, so daß dieser sich am 24. Novbr. durch die Flucht nach Gaëta retten mußte. Im Febr. des folgenden Jahres erklärte sich Rom, wo sich Mazzini mit der revolutionären Elite eingefunden hatte, zur Republik, deßgleichen Toscana, dessen Großherzog sich hatte flüchten müssen, und am 12. März kündigte Karl Albert Oesterreich den Waffenstillstand. Aber in 5 Tagen machte Radetzky durch die Siege von Mortara (21. März) und Novara (23. März) dem Kriege ein Ende, erzwang den Frieden von Sardinien, beruhigte die Herzogthümer und Toscana, auf der andern Seite besetzte eine österr. Streitmacht Bologna und Ancona u. zwang nach hartnäckiger Belagerung am 24. August Venedig zur Uebergabe. Der röm. Republik wurde von der französ. (vom 25. Apr. bis 3. Juli) ein Ende gemacht, der König von Neapel aber schlug (vom 2. Apr. bis 25. Mai) die Rebellion auf Sicilien, wo der Pole Mieroslawsky seine 2. Rolle als Revolutionsgeneral so schlecht als seine 1. und später seine 3. spielte, zu Boden. Seitdem ist die Ruhe durch keinen förmlichen Aufstand mehr gestört worden, aber der Banditenstreich vom 6. Febr. 1853 zu Mailand, die immer wiederkehrenden Mordanfälle auf hohe Beamte, die Ermordung des Herzogs von Parma (1854) beweisen, daß die Revolutionspartei

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/452>, abgerufen am 23.11.2024.