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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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vorherrschenden Religion wurde, gegen 2 Mill. Chinesen, wenige Tausend Europäer. Auf den großen Inseln gibt es theilweise noch unabhängige Sultanate und Volksstämme; das größte Gebiet besitzen die Holländer, die Engländer Labuan und Niederlassungen auf Borneo, spanisch sind die Philippinen.


Indische Religion. Wie sich aus den Vedas noch erkennen läßt, war dieselbe ursprünglich Monotheismus, der in einen Naturdienst und zuletzt u. deßwegen in Vielgötterei überging. Aus Brahma, der ursprünglichen göttl. Einheit, ging die Götterdreiheit: der Brahma, der Schöpfer und Herr, Wischnu der Erhalter, u. Schiwa, der Gott des Entstehens und Vergehens hervor; von diesen Hauptgöttern geht eine Stufenreihe von Göttern bis zu den zahllosen Dämonen herab. Nach Oertlichkeit und Kasten ist der Dienst der einen od. andern Götter vorherrschend und äußerst verschieden, bald einfach, unblutig, mit Gebet, Büßungen, bald wollüstig, grob ausschweifend, fanatisch bis zum Mord und Selbstmord; am verbreitetsten ist der Dienst des Wischnu, der wollüstigste und grausamste der des Schiwa. Gegen die brahmanische Religion erhob sich der Buddhismus, der sich in Vorderindien aber nur auf der Insel Ceylon erhalten hat; vergl. Buddhismus. Eine verbreitete, vielleicht durch den Buddhismus veranlaßte Sekte sind die Dschainas, welche die Vedas verwerfen sowie die blutigen Opfer, das Einsiedlerleben u. Sanftmuth gegen Menschen und Thiere empfehlen. Eine andere Sekte stiftete im 16. Jahrh. Nanak am obern Indus, s. Sikhs.


Indischer Kaukasus, bei den Griechen der Name des Hindukusch, s. d.


Indischer Ocean, Theil des großen Weltmeers zwischen der Ostküste Afrikas, der Südküste Arabiens und Asiens, dem ind. Archipel und der Westküste Australiens, dem antarktischen Ocean, von der Südspitze Afrikas bis zur Südwestküste Neuhollands.


Indische Sprache, heißen im allg. die in Vorderindien gesprochenen, insbesonders aber die dem indo-german. Sprachstamme angehörigen, die indoarischen. Die alte Schrift- und Volkssprache war das Sanscrit, reich an Wurzeln und Formen, außerordentlich wohllautend, mit sehr ausgebildeter Construction. Dasselbe erlosch als Volkssprache schon im 5. Jahrh. v. Chr. und dauert als brahminische Literatursprache fort. Aus den Volkssprachen, dem Prakrit, erhoben die Buddhisten das Pali zu ihrer Schriftsprache, wodurch dasselbe an Ausbreitung sehr gewann. Anderseits bildete sich aus dem Prakrit bis zum 10. Jahrh. das Hindui, jetzt als Hindi die Schriftsprache der nichtmohammedan. Vorderindier; die ind. Mohammedaner bedienen sich des Urdu oder Hindustani, eines mit arab., pers. und mongolischen Worten gemischten Hindi; auch im Dekan wird ebenfalls eine Mischsprache, das Dakin, gesprochen. Außerdem gibt es eine Menge Provinzialmundarten, z. B. das Bengali, das Orissa, das Mahratti, das Guzeratti, das Sindhi, das Pendschabi etc. Im südl. Indien haben sich Sprachen erhalten, die mit dem Sanscrit gar nicht zusammenhängen u. andern Ursprungs sind, z. B. das Tamulische auf Malabar u. Koromandel; das Telinga im innern Dekan; die Sprache im Karnatik; das Malayalam auf einem Theile von Koromandel, die ceylon'sche Sprache, alle mit eigenen mehr oder weniger bedeutenden Literaturen. Die Schrift für das Sanscrit heißt Dewanagari und hat den Grund zu mehren anderen Schriftarten abgegeben; für die neuern Volkssprachen werden fast durchgehends die arab. Schriftzeichen gebraucht.


Indische Vogelnester, eßbare Nester, die Nester mehrer Schwalbenarten an den Küsten der ostind. Inseln, besonders von der Salanganschwalbe (Hirundo esculenta). Diese Nester bestehen aus Seetang, den die Vögel entweder schon in Gallerte verwandelt am Ufer finden od. selber zubereiten u. mit ihrem Speichel verbinden. Es gibt 2 Sorten, eine weiße (die bessere) und eine schwarze, letztere die ältern Nester. Sie sind bis 3 Loth schwer, hart, der Hausenblase ähnlich, durch Kochen in Gallerte aufquellend, von fadem Geschmack. Sie gelten besonders in China als Delikatesse.

vorherrschenden Religion wurde, gegen 2 Mill. Chinesen, wenige Tausend Europäer. Auf den großen Inseln gibt es theilweise noch unabhängige Sultanate und Volksstämme; das größte Gebiet besitzen die Holländer, die Engländer Labuan und Niederlassungen auf Borneo, spanisch sind die Philippinen.


Indische Religion. Wie sich aus den Vedas noch erkennen läßt, war dieselbe ursprünglich Monotheismus, der in einen Naturdienst und zuletzt u. deßwegen in Vielgötterei überging. Aus Brahma, der ursprünglichen göttl. Einheit, ging die Götterdreiheit: der Brahma, der Schöpfer und Herr, Wischnu der Erhalter, u. Schiwa, der Gott des Entstehens und Vergehens hervor; von diesen Hauptgöttern geht eine Stufenreihe von Göttern bis zu den zahllosen Dämonen herab. Nach Oertlichkeit und Kasten ist der Dienst der einen od. andern Götter vorherrschend und äußerst verschieden, bald einfach, unblutig, mit Gebet, Büßungen, bald wollüstig, grob ausschweifend, fanatisch bis zum Mord und Selbstmord; am verbreitetsten ist der Dienst des Wischnu, der wollüstigste und grausamste der des Schiwa. Gegen die brahmanische Religion erhob sich der Buddhismus, der sich in Vorderindien aber nur auf der Insel Ceylon erhalten hat; vergl. Buddhismus. Eine verbreitete, vielleicht durch den Buddhismus veranlaßte Sekte sind die Dschainas, welche die Vedas verwerfen sowie die blutigen Opfer, das Einsiedlerleben u. Sanftmuth gegen Menschen und Thiere empfehlen. Eine andere Sekte stiftete im 16. Jahrh. Nanak am obern Indus, s. Sikhs.


Indischer Kaukasus, bei den Griechen der Name des Hindukusch, s. d.


Indischer Ocean, Theil des großen Weltmeers zwischen der Ostküste Afrikas, der Südküste Arabiens und Asiens, dem ind. Archipel und der Westküste Australiens, dem antarktischen Ocean, von der Südspitze Afrikas bis zur Südwestküste Neuhollands.


Indische Sprache, heißen im allg. die in Vorderindien gesprochenen, insbesonders aber die dem indo-german. Sprachstamme angehörigen, die indoarischen. Die alte Schrift- und Volkssprache war das Sanscrit, reich an Wurzeln und Formen, außerordentlich wohllautend, mit sehr ausgebildeter Construction. Dasselbe erlosch als Volkssprache schon im 5. Jahrh. v. Chr. und dauert als brahminische Literatursprache fort. Aus den Volkssprachen, dem Prakrit, erhoben die Buddhisten das Pali zu ihrer Schriftsprache, wodurch dasselbe an Ausbreitung sehr gewann. Anderseits bildete sich aus dem Prakrit bis zum 10. Jahrh. das Hindui, jetzt als Hindi die Schriftsprache der nichtmohammedan. Vorderindier; die ind. Mohammedaner bedienen sich des Urdu oder Hindustani, eines mit arab., pers. und mongolischen Worten gemischten Hindi; auch im Dekan wird ebenfalls eine Mischsprache, das Dakin, gesprochen. Außerdem gibt es eine Menge Provinzialmundarten, z. B. das Bengali, das Orissa, das Mahratti, das Guzeratti, das Sindhi, das Pendschabi etc. Im südl. Indien haben sich Sprachen erhalten, die mit dem Sanscrit gar nicht zusammenhängen u. andern Ursprungs sind, z. B. das Tamulische auf Malabar u. Koromandel; das Telinga im innern Dekan; die Sprache im Karnatik; das Malayalam auf einem Theile von Koromandel, die ceylonʼsche Sprache, alle mit eigenen mehr oder weniger bedeutenden Literaturen. Die Schrift für das Sanscrit heißt Dewanagari und hat den Grund zu mehren anderen Schriftarten abgegeben; für die neuern Volkssprachen werden fast durchgehends die arab. Schriftzeichen gebraucht.


Indische Vogelnester, eßbare Nester, die Nester mehrer Schwalbenarten an den Küsten der ostind. Inseln, besonders von der Salanganschwalbe (Hirundo esculenta). Diese Nester bestehen aus Seetang, den die Vögel entweder schon in Gallerte verwandelt am Ufer finden od. selber zubereiten u. mit ihrem Speichel verbinden. Es gibt 2 Sorten, eine weiße (die bessere) und eine schwarze, letztere die ältern Nester. Sie sind bis 3 Loth schwer, hart, der Hausenblase ähnlich, durch Kochen in Gallerte aufquellend, von fadem Geschmack. Sie gelten besonders in China als Delikatesse.

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[409/0410] vorherrschenden Religion wurde, gegen 2 Mill. Chinesen, wenige Tausend Europäer. Auf den großen Inseln gibt es theilweise noch unabhängige Sultanate und Volksstämme; das größte Gebiet besitzen die Holländer, die Engländer Labuan und Niederlassungen auf Borneo, spanisch sind die Philippinen. Indische Religion. Wie sich aus den Vedas noch erkennen läßt, war dieselbe ursprünglich Monotheismus, der in einen Naturdienst und zuletzt u. deßwegen in Vielgötterei überging. Aus Brahma, der ursprünglichen göttl. Einheit, ging die Götterdreiheit: der Brahma, der Schöpfer und Herr, Wischnu der Erhalter, u. Schiwa, der Gott des Entstehens und Vergehens hervor; von diesen Hauptgöttern geht eine Stufenreihe von Göttern bis zu den zahllosen Dämonen herab. Nach Oertlichkeit und Kasten ist der Dienst der einen od. andern Götter vorherrschend und äußerst verschieden, bald einfach, unblutig, mit Gebet, Büßungen, bald wollüstig, grob ausschweifend, fanatisch bis zum Mord und Selbstmord; am verbreitetsten ist der Dienst des Wischnu, der wollüstigste und grausamste der des Schiwa. Gegen die brahmanische Religion erhob sich der Buddhismus, der sich in Vorderindien aber nur auf der Insel Ceylon erhalten hat; vergl. Buddhismus. Eine verbreitete, vielleicht durch den Buddhismus veranlaßte Sekte sind die Dschainas, welche die Vedas verwerfen sowie die blutigen Opfer, das Einsiedlerleben u. Sanftmuth gegen Menschen und Thiere empfehlen. Eine andere Sekte stiftete im 16. Jahrh. Nanak am obern Indus, s. Sikhs. Indischer Kaukasus, bei den Griechen der Name des Hindukusch, s. d. Indischer Ocean, Theil des großen Weltmeers zwischen der Ostküste Afrikas, der Südküste Arabiens und Asiens, dem ind. Archipel und der Westküste Australiens, dem antarktischen Ocean, von der Südspitze Afrikas bis zur Südwestküste Neuhollands. Indische Sprache, heißen im allg. die in Vorderindien gesprochenen, insbesonders aber die dem indo-german. Sprachstamme angehörigen, die indoarischen. Die alte Schrift- und Volkssprache war das Sanscrit, reich an Wurzeln und Formen, außerordentlich wohllautend, mit sehr ausgebildeter Construction. Dasselbe erlosch als Volkssprache schon im 5. Jahrh. v. Chr. und dauert als brahminische Literatursprache fort. Aus den Volkssprachen, dem Prakrit, erhoben die Buddhisten das Pali zu ihrer Schriftsprache, wodurch dasselbe an Ausbreitung sehr gewann. Anderseits bildete sich aus dem Prakrit bis zum 10. Jahrh. das Hindui, jetzt als Hindi die Schriftsprache der nichtmohammedan. Vorderindier; die ind. Mohammedaner bedienen sich des Urdu oder Hindustani, eines mit arab., pers. und mongolischen Worten gemischten Hindi; auch im Dekan wird ebenfalls eine Mischsprache, das Dakin, gesprochen. Außerdem gibt es eine Menge Provinzialmundarten, z. B. das Bengali, das Orissa, das Mahratti, das Guzeratti, das Sindhi, das Pendschabi etc. Im südl. Indien haben sich Sprachen erhalten, die mit dem Sanscrit gar nicht zusammenhängen u. andern Ursprungs sind, z. B. das Tamulische auf Malabar u. Koromandel; das Telinga im innern Dekan; die Sprache im Karnatik; das Malayalam auf einem Theile von Koromandel, die ceylonʼsche Sprache, alle mit eigenen mehr oder weniger bedeutenden Literaturen. Die Schrift für das Sanscrit heißt Dewanagari und hat den Grund zu mehren anderen Schriftarten abgegeben; für die neuern Volkssprachen werden fast durchgehends die arab. Schriftzeichen gebraucht. Indische Vogelnester, eßbare Nester, die Nester mehrer Schwalbenarten an den Küsten der ostind. Inseln, besonders von der Salanganschwalbe (Hirundo esculenta). Diese Nester bestehen aus Seetang, den die Vögel entweder schon in Gallerte verwandelt am Ufer finden od. selber zubereiten u. mit ihrem Speichel verbinden. Es gibt 2 Sorten, eine weiße (die bessere) und eine schwarze, letztere die ältern Nester. Sie sind bis 3 Loth schwer, hart, der Hausenblase ähnlich, durch Kochen in Gallerte aufquellend, von fadem Geschmack. Sie gelten besonders in China als Delikatesse.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/410>, abgerufen am 23.11.2024.