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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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die 1850 u. die nächsten Jahre wieder in das frühere Geleise zurückgeführt wird.


Hessen-Homburg, die Landgrafschaft, besteht aus der von H.-Darmstadt, Kur-H. und Nassau umgebenen Herrschaft Homburg und der überrheinischen von Preußen, Bayern und Birkenfeld umgebenen Herrschaft Meisenheim; das Ganze ist 5 #M. groß mit 25500 E. Im J. 1853 betrug das Budget 374863 fl. Einnahmen, die Ausgaben 377869 fl.; das Militär ist 488 M. stark. Souveräner Landgraf ist Ferdinand seit 1848; derselbe ist kinderlos, daher fällt H.-Homburg nach seinem Tode an H.-Darmstadt. H.-Homburg ist Seitenlinie von H.-Darmstadt, gestiftet 1626 von Friedrich I., einem Sohn des Landgrafen Ludwig V. von H.-Darmstadt.


Hessen-Philippsthal, Nebenlinie von H.-Kassel, von Philipp, einem Sohne des Landgrafen Wilhelm VI. gestiftet gegen Ende des 17. Jahrh., besteht in 2 Linien: Philippsthal u. Ph.-Barchfeld. Beide haben tapfere Krieger zu der russ., österr., preuß. u. niederländ. Armee gestellt; der berühmteste ist Ludwig, Prinz von H.-Philippsthal, gest. 1816, der 1805 Gaeta auf das tapferste u. zwar mit neapol. Soldaten vertheidigte.


Hessen-Rheinfels-Rothenburg, Nebenlinie von H.-Kassel, stammte von einem jüngeren Sohne des Landgrafen Moritz, Ernst (geb. 1623, gest. 1693), erlosch 1834 mit Victor Amadeus. Ueber die Verlassenschaft, die s. g. Rothenburger Quart (Grundeigenthum mit jährl. 40000 Thlr. Einkommen) erhob sich der bekannte Streit, in welchem die H.-Kasselschen Stände 1848 ihre Ansprüche durchsetzten, von dem Kurfürsten aber der Rechtsweg vorbehalten wurde.


Heßhusius, Tilemann, prot. Theolog, geb. 1527 zu Wesel, gest. 1588 als Prof. der Theologie zu Helmstädt, war neben Mörlin von Braunschweig einer der ärgsten Polterer der strenglutherischen Partei und weil er zugleich, nach dem Ausdrucke eines geistvollen Protestanten, "alle Charakterzüge eines Hundes, mit Ausnahme der Treue hatte", so ist leicht begreiflich, wie er ein halbes Dutzendmal von Rostock, Heidelberg, Magdeburg u. s. f. fortgejagt oder abgesetzt werden konnte.


Hessus, Helius Eobanus, seiner Zeit als "der deutsche Ovid" und von Luther als "rex poetarum" gefeiert, wurde 1488 auf der Straße zwischen Bockendorf und Frankenberg in Kurhessen geb., war der Sohn des Klosterkochs von Haina, wurde ein tüchtiger Humanist, schon 1509 Rector der Severischule zu Erfurt, 1510 durch das s. g. tolle Jahr vertrieben, kehrte 1516 dahin zurück u. trat laut seinen Briefen als entschiedener Anhänger Luthers auf, mußte wieder aus Erfurt, weil trotz seiner Lehrgabe die Zahl seiner Zuhörer abnahm, je mehr die Zahl der Lutheraner sich vergrößerte. H. gerieth in große Noth, welche 1533 durch eine abermalige Rückkehr nach Erfurt nicht gemindert wurde, verlebte jedoch seine letzten Jahre als Prof. der Geschichte u. Dichtkunst zu Marburg sowie als Günstling des Landgrafen Philipp ruhig und st. 1540. H. war ein tüchtiger Zecher und ein noch besserer Improvisator und latein. Poet, stark in der Heroide und im Gelegenheitsgedicht. Seine metrische Uebersetzung der Psalmen erlebte 40 Auflagen, die der Iliade (Bas. 1540) gleichfalls viele.


Hesus, Esus, celtische Gottheit, dem römischen Kriegsgotte Mars entsprechend, als kräftiger nackter Jüngling dargestellt, mit Menschenopfern bedacht.


Hesychiasten, griech. = Ruhende, nannten sich im 14. Jahrh. die Anhänger einer Gefühlsschwärmerei, welche von den Klöstern um den Berg Athos ausging und in einem Abt Simeon ihren hauptsächlichsten Vertreter fand. Dieser lehrte: der beschauliche Religiose möge den Kopf auf die Brust senken und auf den Nabel schauen, wo alle Seelenvermögen ihren Brennpunkt hätten, er werde anfangs nur Finsterniß, bald aber ein umstrahlendes Licht - den Glanz des Heilandes auf dem Tabor - sehen und entzückt sein. Der Mönch Barlaam nannte die H. spottweise "Nabelgucker" und beschuldigte sie des Ditheismus, aber er mußte fliehen, da 1341 eine konstantinopol. Synode sich für die H. aussprach. Ebenso

die 1850 u. die nächsten Jahre wieder in das frühere Geleise zurückgeführt wird.


Hessen-Homburg, die Landgrafschaft, besteht aus der von H.-Darmstadt, Kur-H. und Nassau umgebenen Herrschaft Homburg und der überrheinischen von Preußen, Bayern und Birkenfeld umgebenen Herrschaft Meisenheim; das Ganze ist 5 □M. groß mit 25500 E. Im J. 1853 betrug das Budget 374863 fl. Einnahmen, die Ausgaben 377869 fl.; das Militär ist 488 M. stark. Souveräner Landgraf ist Ferdinand seit 1848; derselbe ist kinderlos, daher fällt H.-Homburg nach seinem Tode an H.-Darmstadt. H.-Homburg ist Seitenlinie von H.-Darmstadt, gestiftet 1626 von Friedrich I., einem Sohn des Landgrafen Ludwig V. von H.-Darmstadt.


Hessen-Philippsthal, Nebenlinie von H.-Kassel, von Philipp, einem Sohne des Landgrafen Wilhelm VI. gestiftet gegen Ende des 17. Jahrh., besteht in 2 Linien: Philippsthal u. Ph.-Barchfeld. Beide haben tapfere Krieger zu der russ., österr., preuß. u. niederländ. Armee gestellt; der berühmteste ist Ludwig, Prinz von H.-Philippsthal, gest. 1816, der 1805 Gaëta auf das tapferste u. zwar mit neapol. Soldaten vertheidigte.


Hessen-Rheinfels-Rothenburg, Nebenlinie von H.-Kassel, stammte von einem jüngeren Sohne des Landgrafen Moritz, Ernst (geb. 1623, gest. 1693), erlosch 1834 mit Victor Amadeus. Ueber die Verlassenschaft, die s. g. Rothenburger Quart (Grundeigenthum mit jährl. 40000 Thlr. Einkommen) erhob sich der bekannte Streit, in welchem die H.-Kasselschen Stände 1848 ihre Ansprüche durchsetzten, von dem Kurfürsten aber der Rechtsweg vorbehalten wurde.


Heßhusius, Tilemann, prot. Theolog, geb. 1527 zu Wesel, gest. 1588 als Prof. der Theologie zu Helmstädt, war neben Mörlin von Braunschweig einer der ärgsten Polterer der strenglutherischen Partei und weil er zugleich, nach dem Ausdrucke eines geistvollen Protestanten, „alle Charakterzüge eines Hundes, mit Ausnahme der Treue hatte“, so ist leicht begreiflich, wie er ein halbes Dutzendmal von Rostock, Heidelberg, Magdeburg u. s. f. fortgejagt oder abgesetzt werden konnte.


Hessus, Helius Eobanus, seiner Zeit als „der deutsche Ovid“ und von Luther als „rex poetarum“ gefeiert, wurde 1488 auf der Straße zwischen Bockendorf und Frankenberg in Kurhessen geb., war der Sohn des Klosterkochs von Haina, wurde ein tüchtiger Humanist, schon 1509 Rector der Severischule zu Erfurt, 1510 durch das s. g. tolle Jahr vertrieben, kehrte 1516 dahin zurück u. trat laut seinen Briefen als entschiedener Anhänger Luthers auf, mußte wieder aus Erfurt, weil trotz seiner Lehrgabe die Zahl seiner Zuhörer abnahm, je mehr die Zahl der Lutheraner sich vergrößerte. H. gerieth in große Noth, welche 1533 durch eine abermalige Rückkehr nach Erfurt nicht gemindert wurde, verlebte jedoch seine letzten Jahre als Prof. der Geschichte u. Dichtkunst zu Marburg sowie als Günstling des Landgrafen Philipp ruhig und st. 1540. H. war ein tüchtiger Zecher und ein noch besserer Improvisator und latein. Poet, stark in der Heroide und im Gelegenheitsgedicht. Seine metrische Uebersetzung der Psalmen erlebte 40 Auflagen, die der Iliade (Bas. 1540) gleichfalls viele.


Hesus, Esus, celtische Gottheit, dem römischen Kriegsgotte Mars entsprechend, als kräftiger nackter Jüngling dargestellt, mit Menschenopfern bedacht.


Hesychiasten, griech. = Ruhende, nannten sich im 14. Jahrh. die Anhänger einer Gefühlsschwärmerei, welche von den Klöstern um den Berg Athos ausging und in einem Abt Simeon ihren hauptsächlichsten Vertreter fand. Dieser lehrte: der beschauliche Religiose möge den Kopf auf die Brust senken und auf den Nabel schauen, wo alle Seelenvermögen ihren Brennpunkt hätten, er werde anfangs nur Finsterniß, bald aber ein umstrahlendes Licht – den Glanz des Heilandes auf dem Tabor – sehen und entzückt sein. Der Mönch Barlaam nannte die H. spottweise „Nabelgucker“ und beschuldigte sie des Ditheismus, aber er mußte fliehen, da 1341 eine konstantinopol. Synode sich für die H. aussprach. Ebenso

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[299/0300] die 1850 u. die nächsten Jahre wieder in das frühere Geleise zurückgeführt wird. Hessen-Homburg, die Landgrafschaft, besteht aus der von H.-Darmstadt, Kur-H. und Nassau umgebenen Herrschaft Homburg und der überrheinischen von Preußen, Bayern und Birkenfeld umgebenen Herrschaft Meisenheim; das Ganze ist 5 □M. groß mit 25500 E. Im J. 1853 betrug das Budget 374863 fl. Einnahmen, die Ausgaben 377869 fl.; das Militär ist 488 M. stark. Souveräner Landgraf ist Ferdinand seit 1848; derselbe ist kinderlos, daher fällt H.-Homburg nach seinem Tode an H.-Darmstadt. H.-Homburg ist Seitenlinie von H.-Darmstadt, gestiftet 1626 von Friedrich I., einem Sohn des Landgrafen Ludwig V. von H.-Darmstadt. Hessen-Philippsthal, Nebenlinie von H.-Kassel, von Philipp, einem Sohne des Landgrafen Wilhelm VI. gestiftet gegen Ende des 17. Jahrh., besteht in 2 Linien: Philippsthal u. Ph.-Barchfeld. Beide haben tapfere Krieger zu der russ., österr., preuß. u. niederländ. Armee gestellt; der berühmteste ist Ludwig, Prinz von H.-Philippsthal, gest. 1816, der 1805 Gaëta auf das tapferste u. zwar mit neapol. Soldaten vertheidigte. Hessen-Rheinfels-Rothenburg, Nebenlinie von H.-Kassel, stammte von einem jüngeren Sohne des Landgrafen Moritz, Ernst (geb. 1623, gest. 1693), erlosch 1834 mit Victor Amadeus. Ueber die Verlassenschaft, die s. g. Rothenburger Quart (Grundeigenthum mit jährl. 40000 Thlr. Einkommen) erhob sich der bekannte Streit, in welchem die H.-Kasselschen Stände 1848 ihre Ansprüche durchsetzten, von dem Kurfürsten aber der Rechtsweg vorbehalten wurde. Heßhusius, Tilemann, prot. Theolog, geb. 1527 zu Wesel, gest. 1588 als Prof. der Theologie zu Helmstädt, war neben Mörlin von Braunschweig einer der ärgsten Polterer der strenglutherischen Partei und weil er zugleich, nach dem Ausdrucke eines geistvollen Protestanten, „alle Charakterzüge eines Hundes, mit Ausnahme der Treue hatte“, so ist leicht begreiflich, wie er ein halbes Dutzendmal von Rostock, Heidelberg, Magdeburg u. s. f. fortgejagt oder abgesetzt werden konnte. Hessus, Helius Eobanus, seiner Zeit als „der deutsche Ovid“ und von Luther als „rex poetarum“ gefeiert, wurde 1488 auf der Straße zwischen Bockendorf und Frankenberg in Kurhessen geb., war der Sohn des Klosterkochs von Haina, wurde ein tüchtiger Humanist, schon 1509 Rector der Severischule zu Erfurt, 1510 durch das s. g. tolle Jahr vertrieben, kehrte 1516 dahin zurück u. trat laut seinen Briefen als entschiedener Anhänger Luthers auf, mußte wieder aus Erfurt, weil trotz seiner Lehrgabe die Zahl seiner Zuhörer abnahm, je mehr die Zahl der Lutheraner sich vergrößerte. H. gerieth in große Noth, welche 1533 durch eine abermalige Rückkehr nach Erfurt nicht gemindert wurde, verlebte jedoch seine letzten Jahre als Prof. der Geschichte u. Dichtkunst zu Marburg sowie als Günstling des Landgrafen Philipp ruhig und st. 1540. H. war ein tüchtiger Zecher und ein noch besserer Improvisator und latein. Poet, stark in der Heroide und im Gelegenheitsgedicht. Seine metrische Uebersetzung der Psalmen erlebte 40 Auflagen, die der Iliade (Bas. 1540) gleichfalls viele. Hesus, Esus, celtische Gottheit, dem römischen Kriegsgotte Mars entsprechend, als kräftiger nackter Jüngling dargestellt, mit Menschenopfern bedacht. Hesychiasten, griech. = Ruhende, nannten sich im 14. Jahrh. die Anhänger einer Gefühlsschwärmerei, welche von den Klöstern um den Berg Athos ausging und in einem Abt Simeon ihren hauptsächlichsten Vertreter fand. Dieser lehrte: der beschauliche Religiose möge den Kopf auf die Brust senken und auf den Nabel schauen, wo alle Seelenvermögen ihren Brennpunkt hätten, er werde anfangs nur Finsterniß, bald aber ein umstrahlendes Licht – den Glanz des Heilandes auf dem Tabor – sehen und entzückt sein. Der Mönch Barlaam nannte die H. spottweise „Nabelgucker“ und beschuldigte sie des Ditheismus, aber er mußte fliehen, da 1341 eine konstantinopol. Synode sich für die H. aussprach. Ebenso

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/300>, abgerufen am 23.11.2024.