Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

den südwestl. Thälern des Gebirgsisthmus, der sich vom Hindukusch bis zum Elbrus zwischen den Wüsten Irans u. Turans hinzieht; Hauptfluß Furrahrud. - H., die Hauptstadt mit 100000 E., ist der Schlüssel des nördl. Indiens, indem es an der einzigen Straße von Persien nach Nordindien liegt, daher alle Eroberer Indiens seit Alexander d. Gr. über H. gezogen sind. Zugleich ist es der Mittelpunkt eines sehr bedeutenden Karawanenhandels, daher für die Engländer doppelt wichtig als commercieller u. strategischer Hauptplatz. H., seit 1749 von Persien losgerissen, wurde von dem pers. Schah bereits 1832 angesprochen; England war dagegen, weil Persien damals (wie jetzt) gänzlich von Rußland abhängig war und diesem durch die Eroberung H.s das Thor von Indien hätte öffnen können. Die pers. Belagerung im J. 1838, von russ. Offizieren geleitet, blieb erfolglos, da H. von engl. Offizieren vertheidigt wurde, und der Generalgouverneur von Ostindien, Auckland, Persien von dem pers. Meerbusen aus anzugreifen drohte. Nach dem Tode Schah Kamrans bemächtigte sich 1843 der Vezier Jar Mohammed der Herrschaft, über dessen Stellung zu Persien widersprechende Behauptungen im Umlaufe sind.


Herault (Heroh), franz. Küstenfluß von 18 Ml. Länge, entspringt in den Cevennen, mündet unsern Agde; das nach ihm benannte Depart. ist 1243/4 #M. groß mit 390000 E., in 4 Arrondissements, 36 Cantons, 330 Gemeinden; es ist theils gebirgig, theils eben, wasserreich, reich an Südfrüchten, Wein, Korkeichen, Eisen und besonders Steinkohlen; Mineralquellen bei Balaruc, Montpellier, Gabian, Perols. Die bedeutende Industrie liefert Seide, Parfumerie, Liqueur, Seife, Eisen- u. Stahlwaaren, Leder. Hauptst. Montpellier.


Herault de Sechelles (Heroh dö Seschell), Marie Jean, geb. 1760 zu Paris aus altadeliger Familie, früh Anwalt am Gerichtshof des Chatelet, 1786 durch den Herzog Polignac Kronanwalt beim Parlamente, als welcher er sich durch Mangel an gediegenen Kenntnissen bloßstellte. Verletzte Eitelkeit u. Schwärmerei machten ihn zum Theilnehmer am Bastillensturm, in der gesetzgebenden Versammlung zum Schreier gegen Priester und Emigranten und zum Urheber des Gesetzes, das die Sicherheitspolizei von Paris dem jakobinischen Gemeinderath übertrug. Im Convente saß er als Präsident am 31. Mai 1793 (s. Henriot), später als Dantonist im Wohlfahrtsausschuß, organisirte auch das Schreckenssystem im Elsaß und fiel demselben mit Danton und dessen Anhängern am 5. April 1794 zum Opfer.


Herba, lat., Kraut, Pflanze.


Herbarium, Sammlung von getrockneten Pflanzen, wenn solche zu botan. Zwecken systematisch geordnet sind.


Herbart, Joh. Friedr., Philosoph, geb. 1776 zu Oldenburg, wurde 1794 in Jena Fichtes Schüler, als Hauslehrer in der Schweiz mit Pestalozzi bekannt, 1805 Prof. der Philosophie zu Göttingen, 1809-33 zu Königsberg, wo er sein eigenthüml. System ausarbeitete, das wenig mit Schelling und Hegel u. ebensowenig mit dem Christenthum gemeinsam hat; H. kehrte 1833 nach Göttingen zurück und st. 1841 daselbst. Hauptschriften: Allg. Pädagogik (1806), allg. prakt. Philosophie (1808), Hauptpunkte der Metaphysik (1808), Einleitung in die Philosophie (1813), Psychologie (1816), Psychologie als Wissenschaft (1824), allg. Metaphysik (1828), Encyklopädie der Philos. aus prakt. Gesichtspunkten (2. Aufl. 1840); Sämmtl. Werke Leipz. 1850-52 durch Hartenstein (s. d.). Der äußerst scharfsinnige H. betrachtete als Grundlage der Philosophie keine Vernunftidee, sondern das erfahrungsmäßige Wissen, als Stoff lediglich die Erfahrungsbegriffe u. ließ die Philosophie da beginnen, wo sich das Denken durch die zweifelnde Ueberlegung über das Gegebene erhebt und zur Erkenntniß gelangt, daß die Erfahrungsbegriffe doch keinen von logischen Ungereimtheiten freien Inhalt haben, obwohl sie sich auf Gegebenes beziehen. Während Hegel es als Natur der Begriffe und Dinge betrachtete: innerer Widerspruch zu sein, schob H. die Schuld dieser innern Widersprüche nicht der objectiven Welt, sondern dem vorstellenden

den südwestl. Thälern des Gebirgsisthmus, der sich vom Hindukusch bis zum Elbrus zwischen den Wüsten Irans u. Turans hinzieht; Hauptfluß Furrahrud. – H., die Hauptstadt mit 100000 E., ist der Schlüssel des nördl. Indiens, indem es an der einzigen Straße von Persien nach Nordindien liegt, daher alle Eroberer Indiens seit Alexander d. Gr. über H. gezogen sind. Zugleich ist es der Mittelpunkt eines sehr bedeutenden Karawanenhandels, daher für die Engländer doppelt wichtig als commercieller u. strategischer Hauptplatz. H., seit 1749 von Persien losgerissen, wurde von dem pers. Schah bereits 1832 angesprochen; England war dagegen, weil Persien damals (wie jetzt) gänzlich von Rußland abhängig war und diesem durch die Eroberung H.s das Thor von Indien hätte öffnen können. Die pers. Belagerung im J. 1838, von russ. Offizieren geleitet, blieb erfolglos, da H. von engl. Offizieren vertheidigt wurde, und der Generalgouverneur von Ostindien, Auckland, Persien von dem pers. Meerbusen aus anzugreifen drohte. Nach dem Tode Schah Kamrans bemächtigte sich 1843 der Vezier Jar Mohammed der Herrschaft, über dessen Stellung zu Persien widersprechende Behauptungen im Umlaufe sind.


Hérault (Heroh), franz. Küstenfluß von 18 Ml. Länge, entspringt in den Cevennen, mündet unsern Agde; das nach ihm benannte Depart. ist 1243/4 □M. groß mit 390000 E., in 4 Arrondissements, 36 Cantons, 330 Gemeinden; es ist theils gebirgig, theils eben, wasserreich, reich an Südfrüchten, Wein, Korkeichen, Eisen und besonders Steinkohlen; Mineralquellen bei Balaruc, Montpellier, Gabian, Pérols. Die bedeutende Industrie liefert Seide, Parfumerie, Liqueur, Seife, Eisen- u. Stahlwaaren, Leder. Hauptst. Montpellier.


Hérault de Séchelles (Heroh dö Seschell), Marie Jean, geb. 1760 zu Paris aus altadeliger Familie, früh Anwalt am Gerichtshof des Châtelet, 1786 durch den Herzog Polignac Kronanwalt beim Parlamente, als welcher er sich durch Mangel an gediegenen Kenntnissen bloßstellte. Verletzte Eitelkeit u. Schwärmerei machten ihn zum Theilnehmer am Bastillensturm, in der gesetzgebenden Versammlung zum Schreier gegen Priester und Emigranten und zum Urheber des Gesetzes, das die Sicherheitspolizei von Paris dem jakobinischen Gemeinderath übertrug. Im Convente saß er als Präsident am 31. Mai 1793 (s. Henriot), später als Dantonist im Wohlfahrtsausschuß, organisirte auch das Schreckenssystem im Elsaß und fiel demselben mit Danton und dessen Anhängern am 5. April 1794 zum Opfer.


Herba, lat., Kraut, Pflanze.


Herbarium, Sammlung von getrockneten Pflanzen, wenn solche zu botan. Zwecken systematisch geordnet sind.


Herbart, Joh. Friedr., Philosoph, geb. 1776 zu Oldenburg, wurde 1794 in Jena Fichtes Schüler, als Hauslehrer in der Schweiz mit Pestalozzi bekannt, 1805 Prof. der Philosophie zu Göttingen, 1809–33 zu Königsberg, wo er sein eigenthüml. System ausarbeitete, das wenig mit Schelling und Hegel u. ebensowenig mit dem Christenthum gemeinsam hat; H. kehrte 1833 nach Göttingen zurück und st. 1841 daselbst. Hauptschriften: Allg. Pädagogik (1806), allg. prakt. Philosophie (1808), Hauptpunkte der Metaphysik (1808), Einleitung in die Philosophie (1813), Psychologie (1816), Psychologie als Wissenschaft (1824), allg. Metaphysik (1828), Encyklopädie der Philos. aus prakt. Gesichtspunkten (2. Aufl. 1840); Sämmtl. Werke Leipz. 1850–52 durch Hartenstein (s. d.). Der äußerst scharfsinnige H. betrachtete als Grundlage der Philosophie keine Vernunftidee, sondern das erfahrungsmäßige Wissen, als Stoff lediglich die Erfahrungsbegriffe u. ließ die Philosophie da beginnen, wo sich das Denken durch die zweifelnde Ueberlegung über das Gegebene erhebt und zur Erkenntniß gelangt, daß die Erfahrungsbegriffe doch keinen von logischen Ungereimtheiten freien Inhalt haben, obwohl sie sich auf Gegebenes beziehen. Während Hegel es als Natur der Begriffe und Dinge betrachtete: innerer Widerspruch zu sein, schob H. die Schuld dieser innern Widersprüche nicht der objectiven Welt, sondern dem vorstellenden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0278" n="277"/>
den südwestl. Thälern des Gebirgsisthmus, der sich vom Hindukusch bis zum Elbrus zwischen den Wüsten Irans u. Turans hinzieht; Hauptfluß Furrahrud. &#x2013; H., die Hauptstadt mit 100000 E., ist der Schlüssel des nördl. Indiens, indem es an der einzigen Straße von Persien nach Nordindien liegt, daher alle Eroberer Indiens seit Alexander d. Gr. über H. gezogen sind. Zugleich ist es der Mittelpunkt eines sehr bedeutenden Karawanenhandels, daher für die Engländer doppelt wichtig als commercieller u. strategischer Hauptplatz. H., seit 1749 von Persien losgerissen, wurde von dem pers. Schah bereits 1832 angesprochen; England war dagegen, weil Persien damals (wie jetzt) gänzlich von Rußland abhängig war und diesem durch die Eroberung H.s das Thor von Indien hätte öffnen können. Die pers. Belagerung im J. 1838, von russ. Offizieren geleitet, blieb erfolglos, da H. von engl. Offizieren vertheidigt wurde, und der Generalgouverneur von Ostindien, Auckland, Persien von dem pers. Meerbusen aus anzugreifen drohte. Nach dem Tode Schah Kamrans bemächtigte sich 1843 der Vezier Jar Mohammed der Herrschaft, über dessen Stellung zu Persien widersprechende Behauptungen im Umlaufe sind.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Hérault</hi> (Heroh), franz. Küstenfluß von 18 Ml. Länge, entspringt in den Cevennen, mündet unsern Agde; das nach ihm benannte Depart. ist 124<hi rendition="#sup">3</hi>/<hi rendition="#sub">4</hi> &#x25A1;M. groß mit 390000 E., in 4 Arrondissements, 36 Cantons, 330 Gemeinden; es ist theils gebirgig, theils eben, wasserreich, reich an Südfrüchten, Wein, Korkeichen, Eisen und besonders Steinkohlen; Mineralquellen bei Balaruc, Montpellier, Gabian, Pérols. Die bedeutende Industrie liefert Seide, Parfumerie, Liqueur, Seife, Eisen- u. Stahlwaaren, Leder. Hauptst. Montpellier.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Hérault de Séchelles</hi> (Heroh dö Seschell), Marie Jean, geb. 1760 zu Paris aus altadeliger Familie, früh Anwalt am Gerichtshof des Châtelet, 1786 durch den Herzog Polignac Kronanwalt beim Parlamente, als welcher er sich durch Mangel an gediegenen Kenntnissen bloßstellte. Verletzte Eitelkeit u. Schwärmerei machten ihn zum Theilnehmer am Bastillensturm, in der gesetzgebenden Versammlung zum Schreier gegen Priester und Emigranten und zum Urheber des Gesetzes, das die Sicherheitspolizei von Paris dem jakobinischen Gemeinderath übertrug. Im Convente saß er als Präsident am 31. Mai 1793 (s. Henriot), später als Dantonist im Wohlfahrtsausschuß, organisirte auch das Schreckenssystem im Elsaß und fiel demselben mit Danton und dessen Anhängern am 5. April 1794 zum Opfer.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Herba</hi>, lat., Kraut, Pflanze.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Herbarium</hi>, Sammlung von getrockneten Pflanzen, wenn solche zu botan. Zwecken systematisch geordnet sind.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Herbart</hi>, Joh. Friedr., Philosoph, geb. 1776 zu Oldenburg, wurde 1794 in Jena Fichtes Schüler, als Hauslehrer in der Schweiz mit Pestalozzi bekannt, 1805 Prof. der Philosophie zu Göttingen, 1809&#x2013;33 zu Königsberg, wo er sein eigenthüml. System ausarbeitete, das wenig mit Schelling und Hegel u. ebensowenig mit dem Christenthum gemeinsam hat; H. kehrte 1833 nach Göttingen zurück und st. 1841 daselbst. Hauptschriften: Allg. Pädagogik (1806), allg. prakt. Philosophie (1808), Hauptpunkte der Metaphysik (1808), Einleitung in die Philosophie (1813), Psychologie (1816), Psychologie als Wissenschaft (1824), allg. Metaphysik (1828), Encyklopädie der Philos. aus prakt. Gesichtspunkten (2. Aufl. 1840); Sämmtl. Werke Leipz. 1850&#x2013;52 durch Hartenstein (s. d.). Der äußerst scharfsinnige H. betrachtete als Grundlage der Philosophie keine Vernunftidee, sondern das erfahrungsmäßige Wissen, als Stoff lediglich die Erfahrungsbegriffe u. ließ die Philosophie da beginnen, wo sich das Denken durch die zweifelnde Ueberlegung über das Gegebene erhebt und zur Erkenntniß gelangt, daß die Erfahrungsbegriffe doch keinen von logischen Ungereimtheiten freien Inhalt haben, obwohl sie sich auf Gegebenes beziehen. Während Hegel es als Natur der Begriffe und Dinge betrachtete: innerer Widerspruch zu sein, schob H. die Schuld dieser innern Widersprüche nicht der objectiven Welt, sondern dem vorstellenden
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[277/0278] den südwestl. Thälern des Gebirgsisthmus, der sich vom Hindukusch bis zum Elbrus zwischen den Wüsten Irans u. Turans hinzieht; Hauptfluß Furrahrud. – H., die Hauptstadt mit 100000 E., ist der Schlüssel des nördl. Indiens, indem es an der einzigen Straße von Persien nach Nordindien liegt, daher alle Eroberer Indiens seit Alexander d. Gr. über H. gezogen sind. Zugleich ist es der Mittelpunkt eines sehr bedeutenden Karawanenhandels, daher für die Engländer doppelt wichtig als commercieller u. strategischer Hauptplatz. H., seit 1749 von Persien losgerissen, wurde von dem pers. Schah bereits 1832 angesprochen; England war dagegen, weil Persien damals (wie jetzt) gänzlich von Rußland abhängig war und diesem durch die Eroberung H.s das Thor von Indien hätte öffnen können. Die pers. Belagerung im J. 1838, von russ. Offizieren geleitet, blieb erfolglos, da H. von engl. Offizieren vertheidigt wurde, und der Generalgouverneur von Ostindien, Auckland, Persien von dem pers. Meerbusen aus anzugreifen drohte. Nach dem Tode Schah Kamrans bemächtigte sich 1843 der Vezier Jar Mohammed der Herrschaft, über dessen Stellung zu Persien widersprechende Behauptungen im Umlaufe sind. Hérault (Heroh), franz. Küstenfluß von 18 Ml. Länge, entspringt in den Cevennen, mündet unsern Agde; das nach ihm benannte Depart. ist 1243/4 □M. groß mit 390000 E., in 4 Arrondissements, 36 Cantons, 330 Gemeinden; es ist theils gebirgig, theils eben, wasserreich, reich an Südfrüchten, Wein, Korkeichen, Eisen und besonders Steinkohlen; Mineralquellen bei Balaruc, Montpellier, Gabian, Pérols. Die bedeutende Industrie liefert Seide, Parfumerie, Liqueur, Seife, Eisen- u. Stahlwaaren, Leder. Hauptst. Montpellier. Hérault de Séchelles (Heroh dö Seschell), Marie Jean, geb. 1760 zu Paris aus altadeliger Familie, früh Anwalt am Gerichtshof des Châtelet, 1786 durch den Herzog Polignac Kronanwalt beim Parlamente, als welcher er sich durch Mangel an gediegenen Kenntnissen bloßstellte. Verletzte Eitelkeit u. Schwärmerei machten ihn zum Theilnehmer am Bastillensturm, in der gesetzgebenden Versammlung zum Schreier gegen Priester und Emigranten und zum Urheber des Gesetzes, das die Sicherheitspolizei von Paris dem jakobinischen Gemeinderath übertrug. Im Convente saß er als Präsident am 31. Mai 1793 (s. Henriot), später als Dantonist im Wohlfahrtsausschuß, organisirte auch das Schreckenssystem im Elsaß und fiel demselben mit Danton und dessen Anhängern am 5. April 1794 zum Opfer. Herba, lat., Kraut, Pflanze. Herbarium, Sammlung von getrockneten Pflanzen, wenn solche zu botan. Zwecken systematisch geordnet sind. Herbart, Joh. Friedr., Philosoph, geb. 1776 zu Oldenburg, wurde 1794 in Jena Fichtes Schüler, als Hauslehrer in der Schweiz mit Pestalozzi bekannt, 1805 Prof. der Philosophie zu Göttingen, 1809–33 zu Königsberg, wo er sein eigenthüml. System ausarbeitete, das wenig mit Schelling und Hegel u. ebensowenig mit dem Christenthum gemeinsam hat; H. kehrte 1833 nach Göttingen zurück und st. 1841 daselbst. Hauptschriften: Allg. Pädagogik (1806), allg. prakt. Philosophie (1808), Hauptpunkte der Metaphysik (1808), Einleitung in die Philosophie (1813), Psychologie (1816), Psychologie als Wissenschaft (1824), allg. Metaphysik (1828), Encyklopädie der Philos. aus prakt. Gesichtspunkten (2. Aufl. 1840); Sämmtl. Werke Leipz. 1850–52 durch Hartenstein (s. d.). Der äußerst scharfsinnige H. betrachtete als Grundlage der Philosophie keine Vernunftidee, sondern das erfahrungsmäßige Wissen, als Stoff lediglich die Erfahrungsbegriffe u. ließ die Philosophie da beginnen, wo sich das Denken durch die zweifelnde Ueberlegung über das Gegebene erhebt und zur Erkenntniß gelangt, daß die Erfahrungsbegriffe doch keinen von logischen Ungereimtheiten freien Inhalt haben, obwohl sie sich auf Gegebenes beziehen. Während Hegel es als Natur der Begriffe und Dinge betrachtete: innerer Widerspruch zu sein, schob H. die Schuld dieser innern Widersprüche nicht der objectiven Welt, sondern dem vorstellenden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:08Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:08Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/278
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/278>, abgerufen am 23.11.2024.