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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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eröffnete. Darauf machte er seinen bewundernswürdigen Feldzug über die Pyrenäen, durch Gallien u. über die Alpen nach Italien, wo er den Römern sehr unerwartet aber auch mit einem sehr geschwächten Heere an dem obern Po ankam. Er gewann die Reiterschlacht am Ticinus gegen den Consul Scipio und dadurch den größten Theil der damals gall. Lombardei, schlug darauf beide consular. Heere in einer großen Schlacht an der Trebia und vernichtete ein neues Heer am trasymenischen See. Sein Plan ging dahin, Rom aller seiner italien. Bundesgenossen und Unterthanen zu berauben, und dazu wandte er abwechselnd, aber immer zur rechten Zeit, bald Ueberredung bald vernichtende Gewalt an u. seine Unternehmung wäre ihm ohne Zweifel gelungen, wenn die Gegenpartei in Karthago nicht jede nachhaltige Unterstützung des in Italien fechtenden Heeres verhindert hätte. Die Römer begegneten ihm unter Fabius Cunctator mit einer kräftigen Defensive, aber als sie dadurch Vortheile gewonnen hatten, überschätzten sie abermals ihre Heereskraft u. wagten die Schlacht bei Cannä (2. Aug. 216), wo sie die furchtbarste Niederlage erlitten. Nun kehrten sie wieder zu dem Kriegssysteme des Fabius zurück, vermieden jede Hauptschlacht, selbst als sie ihnen H. vor den Thoren Roms anbot und dieser verlor durch kleine Gefechte, Desertion und Krankheiten so viele Leute, daß er sich wohl in Unteritalien behaupten aber keine größere Unternehmung mehr ausführen, nicht einmal die Niederlage seines Bruders Hasdrubal, der aus Spanien ein Heer nach Italien geführt hatte, verhindern konnte. Scipios Angriff auf die karthag. Macht in Afrika rief den H. dahin; er verlor gegen den überlegenen Gegner die Schlacht von Zama, deckte aber die Stadt durch eine trefflich gewählte Stellung und setzte gegen seine eigene Partei die Annahme des von Scipio dictirten Friedens durch. Nun wurde er an die Spitze des Staates gestellt, ordnete dessen Verwaltung, wurde aber durch die Gegenpartei nur um so verhaßter und sollte auf das Drängen der Römer ausgeliefert werden. Er floh zu Antiochus, dem Könige von Syrien, der ihn im Kriege gegen die Römer nicht einmal verwandte, hierauf zu Prusias von Bithynien und nahm endlich Gift, als die Römer seine Auslieferung eben bewirken wollten (183). Napoleon nannte ihn den größten Feldherrn des Alterthums, welches Urtheil durch die Furcht der Römer, des staatsklugen u. kriegskundigen Volkes, bestätigt wird.


Hanno, Namen mehrer vornehmen Karthager, Staatsmänner u. Feldherrn. Ein H. machte eine Seereise an der Westküste Afrikas bis zum Cap Bojador u. legte mehre Colonien an. Eine griech. Uebersetzung dieser Seereisebeschreibung ist auf uns gekommen (Hannonis Periplus; beste Ausg. von Gail, Par. 1826).


Hanno, Erzbischof, s. Anno.


Hannover, Königreich im nordwestl. Deutschland, umschließt das Großherzogthum Oldenburg u. wird durch dasselbe in einen Vorsprung von dem preuß. Westfalen in einen östl. u. westl. Theil geschieden, die nur durch einen schmalen Streifen zusammenhängen; ein 3. südl. Theil ist ganz von fremdem Gebiete umgeben, deßgleichen einige Enclaven. H. gränzt an die Nordsee, Hamburg, Holstein u. Lauenburg, Mecklenburg-Schwerin, Preußen, Braunschweig, Waldeck, Lippe, Oldenburg, Bremen, Kurhessen u. die Niederlande, ist 700 #M. groß, 1820000 E. (darunter 218000 Katholiken), hat also ungefähr 2600 E. auf die Geviertmeile. Im Südosten des Landes erhebt sich die Gebirgsinsel des Harzes, an den sich einzelne Gebirgs- und Höhenzüge in westl. Richtung anlehnen. Der größte Theil des Bodens ist Tiefland, Gheest-, Haide-, Marschboden od. Torfmoor. Hauptflüsse sind die Elbe (mit Jetze, Ilmenau, Seve, Este, Luhe, Oste, Medem), Weser (mit Aller, Wimme, Geeste, Hunte), die Ems (mit der Hase, Leda, Vechta). Bemerkenswerthe Kanäle sind der Auricher-, der Bremer- u. der Ems-Kanal (zwischen Lingen u. Meppen). An Teichen u. kleinen Seen ist H. sehr reich; von einiger Bedeutung sind das Steinhudermeer, der Dümmer-, Bodenteicher- und Seeburgersee. Ackerbau u. Viehzucht sind die Haupterwerbsquellen; H. hat guten Flachs, schöne

eröffnete. Darauf machte er seinen bewundernswürdigen Feldzug über die Pyrenäen, durch Gallien u. über die Alpen nach Italien, wo er den Römern sehr unerwartet aber auch mit einem sehr geschwächten Heere an dem obern Po ankam. Er gewann die Reiterschlacht am Ticinus gegen den Consul Scipio und dadurch den größten Theil der damals gall. Lombardei, schlug darauf beide consular. Heere in einer großen Schlacht an der Trebia und vernichtete ein neues Heer am trasymenischen See. Sein Plan ging dahin, Rom aller seiner italien. Bundesgenossen und Unterthanen zu berauben, und dazu wandte er abwechselnd, aber immer zur rechten Zeit, bald Ueberredung bald vernichtende Gewalt an u. seine Unternehmung wäre ihm ohne Zweifel gelungen, wenn die Gegenpartei in Karthago nicht jede nachhaltige Unterstützung des in Italien fechtenden Heeres verhindert hätte. Die Römer begegneten ihm unter Fabius Cunctator mit einer kräftigen Defensive, aber als sie dadurch Vortheile gewonnen hatten, überschätzten sie abermals ihre Heereskraft u. wagten die Schlacht bei Cannä (2. Aug. 216), wo sie die furchtbarste Niederlage erlitten. Nun kehrten sie wieder zu dem Kriegssysteme des Fabius zurück, vermieden jede Hauptschlacht, selbst als sie ihnen H. vor den Thoren Roms anbot und dieser verlor durch kleine Gefechte, Desertion und Krankheiten so viele Leute, daß er sich wohl in Unteritalien behaupten aber keine größere Unternehmung mehr ausführen, nicht einmal die Niederlage seines Bruders Hasdrubal, der aus Spanien ein Heer nach Italien geführt hatte, verhindern konnte. Scipios Angriff auf die karthag. Macht in Afrika rief den H. dahin; er verlor gegen den überlegenen Gegner die Schlacht von Zama, deckte aber die Stadt durch eine trefflich gewählte Stellung und setzte gegen seine eigene Partei die Annahme des von Scipio dictirten Friedens durch. Nun wurde er an die Spitze des Staates gestellt, ordnete dessen Verwaltung, wurde aber durch die Gegenpartei nur um so verhaßter und sollte auf das Drängen der Römer ausgeliefert werden. Er floh zu Antiochus, dem Könige von Syrien, der ihn im Kriege gegen die Römer nicht einmal verwandte, hierauf zu Prusias von Bithynien und nahm endlich Gift, als die Römer seine Auslieferung eben bewirken wollten (183). Napoleon nannte ihn den größten Feldherrn des Alterthums, welches Urtheil durch die Furcht der Römer, des staatsklugen u. kriegskundigen Volkes, bestätigt wird.


Hanno, Namen mehrer vornehmen Karthager, Staatsmänner u. Feldherrn. Ein H. machte eine Seereise an der Westküste Afrikas bis zum Cap Bojador u. legte mehre Colonien an. Eine griech. Uebersetzung dieser Seereisebeschreibung ist auf uns gekommen (Hannonis Periplus; beste Ausg. von Gail, Par. 1826).


Hanno, Erzbischof, s. Anno.


Hannover, Königreich im nordwestl. Deutschland, umschließt das Großherzogthum Oldenburg u. wird durch dasselbe in einen Vorsprung von dem preuß. Westfalen in einen östl. u. westl. Theil geschieden, die nur durch einen schmalen Streifen zusammenhängen; ein 3. südl. Theil ist ganz von fremdem Gebiete umgeben, deßgleichen einige Enclaven. H. gränzt an die Nordsee, Hamburg, Holstein u. Lauenburg, Mecklenburg-Schwerin, Preußen, Braunschweig, Waldeck, Lippe, Oldenburg, Bremen, Kurhessen u. die Niederlande, ist 700 □M. groß, 1820000 E. (darunter 218000 Katholiken), hat also ungefähr 2600 E. auf die Geviertmeile. Im Südosten des Landes erhebt sich die Gebirgsinsel des Harzes, an den sich einzelne Gebirgs- und Höhenzüge in westl. Richtung anlehnen. Der größte Theil des Bodens ist Tiefland, Gheest-, Haide-, Marschboden od. Torfmoor. Hauptflüsse sind die Elbe (mit Jetze, Ilmenau, Seve, Este, Luhe, Oste, Medem), Weser (mit Aller, Wimme, Geeste, Hunte), die Ems (mit der Hase, Leda, Vechta). Bemerkenswerthe Kanäle sind der Auricher-, der Bremer- u. der Ems-Kanal (zwischen Lingen u. Meppen). An Teichen u. kleinen Seen ist H. sehr reich; von einiger Bedeutung sind das Steinhudermeer, der Dümmer-, Bodenteicher- und Seeburgersee. Ackerbau u. Viehzucht sind die Haupterwerbsquellen; H. hat guten Flachs, schöne

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[222/0223] eröffnete. Darauf machte er seinen bewundernswürdigen Feldzug über die Pyrenäen, durch Gallien u. über die Alpen nach Italien, wo er den Römern sehr unerwartet aber auch mit einem sehr geschwächten Heere an dem obern Po ankam. Er gewann die Reiterschlacht am Ticinus gegen den Consul Scipio und dadurch den größten Theil der damals gall. Lombardei, schlug darauf beide consular. Heere in einer großen Schlacht an der Trebia und vernichtete ein neues Heer am trasymenischen See. Sein Plan ging dahin, Rom aller seiner italien. Bundesgenossen und Unterthanen zu berauben, und dazu wandte er abwechselnd, aber immer zur rechten Zeit, bald Ueberredung bald vernichtende Gewalt an u. seine Unternehmung wäre ihm ohne Zweifel gelungen, wenn die Gegenpartei in Karthago nicht jede nachhaltige Unterstützung des in Italien fechtenden Heeres verhindert hätte. Die Römer begegneten ihm unter Fabius Cunctator mit einer kräftigen Defensive, aber als sie dadurch Vortheile gewonnen hatten, überschätzten sie abermals ihre Heereskraft u. wagten die Schlacht bei Cannä (2. Aug. 216), wo sie die furchtbarste Niederlage erlitten. Nun kehrten sie wieder zu dem Kriegssysteme des Fabius zurück, vermieden jede Hauptschlacht, selbst als sie ihnen H. vor den Thoren Roms anbot und dieser verlor durch kleine Gefechte, Desertion und Krankheiten so viele Leute, daß er sich wohl in Unteritalien behaupten aber keine größere Unternehmung mehr ausführen, nicht einmal die Niederlage seines Bruders Hasdrubal, der aus Spanien ein Heer nach Italien geführt hatte, verhindern konnte. Scipios Angriff auf die karthag. Macht in Afrika rief den H. dahin; er verlor gegen den überlegenen Gegner die Schlacht von Zama, deckte aber die Stadt durch eine trefflich gewählte Stellung und setzte gegen seine eigene Partei die Annahme des von Scipio dictirten Friedens durch. Nun wurde er an die Spitze des Staates gestellt, ordnete dessen Verwaltung, wurde aber durch die Gegenpartei nur um so verhaßter und sollte auf das Drängen der Römer ausgeliefert werden. Er floh zu Antiochus, dem Könige von Syrien, der ihn im Kriege gegen die Römer nicht einmal verwandte, hierauf zu Prusias von Bithynien und nahm endlich Gift, als die Römer seine Auslieferung eben bewirken wollten (183). Napoleon nannte ihn den größten Feldherrn des Alterthums, welches Urtheil durch die Furcht der Römer, des staatsklugen u. kriegskundigen Volkes, bestätigt wird. Hanno, Namen mehrer vornehmen Karthager, Staatsmänner u. Feldherrn. Ein H. machte eine Seereise an der Westküste Afrikas bis zum Cap Bojador u. legte mehre Colonien an. Eine griech. Uebersetzung dieser Seereisebeschreibung ist auf uns gekommen (Hannonis Periplus; beste Ausg. von Gail, Par. 1826). Hanno, Erzbischof, s. Anno. Hannover, Königreich im nordwestl. Deutschland, umschließt das Großherzogthum Oldenburg u. wird durch dasselbe in einen Vorsprung von dem preuß. Westfalen in einen östl. u. westl. Theil geschieden, die nur durch einen schmalen Streifen zusammenhängen; ein 3. südl. Theil ist ganz von fremdem Gebiete umgeben, deßgleichen einige Enclaven. H. gränzt an die Nordsee, Hamburg, Holstein u. Lauenburg, Mecklenburg-Schwerin, Preußen, Braunschweig, Waldeck, Lippe, Oldenburg, Bremen, Kurhessen u. die Niederlande, ist 700 □M. groß, 1820000 E. (darunter 218000 Katholiken), hat also ungefähr 2600 E. auf die Geviertmeile. Im Südosten des Landes erhebt sich die Gebirgsinsel des Harzes, an den sich einzelne Gebirgs- und Höhenzüge in westl. Richtung anlehnen. Der größte Theil des Bodens ist Tiefland, Gheest-, Haide-, Marschboden od. Torfmoor. Hauptflüsse sind die Elbe (mit Jetze, Ilmenau, Seve, Este, Luhe, Oste, Medem), Weser (mit Aller, Wimme, Geeste, Hunte), die Ems (mit der Hase, Leda, Vechta). Bemerkenswerthe Kanäle sind der Auricher-, der Bremer- u. der Ems-Kanal (zwischen Lingen u. Meppen). An Teichen u. kleinen Seen ist H. sehr reich; von einiger Bedeutung sind das Steinhudermeer, der Dümmer-, Bodenteicher- und Seeburgersee. Ackerbau u. Viehzucht sind die Haupterwerbsquellen; H. hat guten Flachs, schöne

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/223>, abgerufen am 09.11.2024.