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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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Joseph, Sohn des Vorigen, geb. 1790, Historienmaler.


Güns (ungar. Köszegh), königl. ungar. Freistadt im Comitat Eisenburg am Flusse G., Sitz eines Stuhlgerichts, hat ein Piaristencollegium, fürstl. Esterhazysches Schloß, 6900 E.; der rebenbepflanzte Calvarienberg mit Kirche; Belagerung durch Solyman J. 1532.


Günsel (Ajuga), Pflanze aus der Gattung der Lippenblütigen, kommt bei uns in mehren Arten, besonders als A. reptans, kriechender G., vor, mit blauen Blüten; früher officinell.


Günther, Graf von Schwarzburg, tapferer Krieger, durch die bayer. Partei zum Gegenkaiser Karls IV. im Jan. 1349 erwählt aber bald verlassen, st. der Sage nach vergiftet am 11. Juni desselben Jahres in Frankfurt.


Günther, Friedr., Fürst v. Schwarzburg-Rudolstadt, geb. 1793, regiert seit 1814.


Günther, Friedrich Karl, Fürst von Schwarzb.-Sondershausen, geb. 1801, regiert seit 1835.


Günther, Joh. Christian, Dichter, geb. 1695 zu Striegau in Niederschlesien, studierte in Wittenberg u. Leipzig Arzneiwissenschaft, zerfiel durch ein zügelloses Leben mit seinem Vater, mit der Welt u. sich selber, trieb sich einige Zeit in Polen und Schlesien herum, st. aber schon 1723 im Elend. Seine Gedichte erschienen erst seit seinem Todesjahr. Göthes Urtheil, G. sei gewesen "ein Poet im vollen Sinn des Wortes, ein entschiedenes Talent, begabt mit Sinnlichkeit, Einbildungskraft, Gedächtniß, Gabe des Auffassens u. Vergegenwärtigens, fruchtbar im höchsten Grad, rhythmisch bequem, geistreich, witzig und dabei vielfach unterrichtet". mag gelten, doch erscheint der Nachsatz: "das Rohe u. Wilde gehört seiner Zeit, seiner Lebensweise und besonders seinem Charakter oder, wenn man so sagen will, seiner Charakterlosigkeit an", viel zu milde, denn G. war bei den edelsten Anlagen entschieden lüderlich u. richtete sich selbst zu Grunde.


Günther, Anton, christl. Philosoph, geb. 1785 zu Lindenau in Böhmen, studierte zu Prag sowie zu Raab in Ungarn, wurde 1820 Priester u. lebt als Weltpriester in Wien, wo er seit 1848 mit dem geistvollen E. Veith das philosoph. Taschenbuch "Lydia" herausgibt. Er hat sich an und gegen Hegel entwickelt, große Verdienste um die Bekämpfung des Pantheismus sowie um Verbreitung philosoph. Studien in der kathol. Welt erworben und ist zugleich der einzige Philosoph Oesterreichs, welcher in diesem Jahrh. in und außerhalb Oesterreichs zu bedeutender Geltung gelangte. Schriften: "Vorschule zur speculat. Theologie des positiven Christenthums", Wien, 2. Aufl. 1848; "Süd- und Nordlichter am Horizont speculat. Theologie", Wien 1832; "Thomas a Scrupulis", ebendas. 1835; "Peregrins Gastmahl", neue Ausg. ebendas. 1850. Mit seinem Schüler Pabst, durch dessen leichtverständliche Schriften G.s tiefsinnige Ideen in allgemeinern Kreisen verbreitet wurden, gab er heraus die "Janusköpfe für Philos. u. Theol.", Wien 1834; "Der letzte Symboliker. Eine durch die symbol. Werke Dr. Möhlers und Dr. Bauers veranlaßte Schrift in Briefen", ebendas. 1834. G. gehört zu denen, welche die Philosophie zum Christenthum, das Wissen zum Glauben zurückzuführen strebten; er ging auf das Cogito ergo sum des Cartesius zurück u. erkannte den dreieinigen Gott als absolutes Selbstbewußtsein, als wesentlich dreipersönlichen und von der Welt substantiell verschiedenen, als die in der Form des Selbstbewußtseins begründete nothwendige speculat. Idee von Gott. Einerseits gibt man zu, G. habe den wahren Ausgangspunkt einer christl. Philosophie gefunden, damit die Hauptfrage gelöst u. der scharfsinnigsten Erörterung unterworfen, anderseits wird behauptet, er sei im einseitig subjectiv-abstracten Denken befangen u. bei seinem Gegensatze gegen den Pantheismus in einen Dualismus verfallen, welcher sich mit dem ewigen Dogma der Kirche vielfach nicht vereinbaren lasse. Der Streit, unter dessen Theilnehmern für und wider wir nur Mattes, Clemens, Baltzer, Knoodt, Trebisch, Zukrigl, Hitzfelder, Oischinger, Volkmuth u. Michelis nennen, gedieh seit 1850 dahin, daß 1854

Joseph, Sohn des Vorigen, geb. 1790, Historienmaler.


Güns (ungar. Köszegh), königl. ungar. Freistadt im Comitat Eisenburg am Flusse G., Sitz eines Stuhlgerichts, hat ein Piaristencollegium, fürstl. Esterhazysches Schloß, 6900 E.; der rebenbepflanzte Calvarienberg mit Kirche; Belagerung durch Solyman J. 1532.


Günsel (Ajuga), Pflanze aus der Gattung der Lippenblütigen, kommt bei uns in mehren Arten, besonders als A. reptans, kriechender G., vor, mit blauen Blüten; früher officinell.


Günther, Graf von Schwarzburg, tapferer Krieger, durch die bayer. Partei zum Gegenkaiser Karls IV. im Jan. 1349 erwählt aber bald verlassen, st. der Sage nach vergiftet am 11. Juni desselben Jahres in Frankfurt.


Günther, Friedr., Fürst v. Schwarzburg-Rudolstadt, geb. 1793, regiert seit 1814.


Günther, Friedrich Karl, Fürst von Schwarzb.-Sondershausen, geb. 1801, regiert seit 1835.


Günther, Joh. Christian, Dichter, geb. 1695 zu Striegau in Niederschlesien, studierte in Wittenberg u. Leipzig Arzneiwissenschaft, zerfiel durch ein zügelloses Leben mit seinem Vater, mit der Welt u. sich selber, trieb sich einige Zeit in Polen und Schlesien herum, st. aber schon 1723 im Elend. Seine Gedichte erschienen erst seit seinem Todesjahr. Göthes Urtheil, G. sei gewesen „ein Poet im vollen Sinn des Wortes, ein entschiedenes Talent, begabt mit Sinnlichkeit, Einbildungskraft, Gedächtniß, Gabe des Auffassens u. Vergegenwärtigens, fruchtbar im höchsten Grad, rhythmisch bequem, geistreich, witzig und dabei vielfach unterrichtet“. mag gelten, doch erscheint der Nachsatz: „das Rohe u. Wilde gehört seiner Zeit, seiner Lebensweise und besonders seinem Charakter oder, wenn man so sagen will, seiner Charakterlosigkeit an“, viel zu milde, denn G. war bei den edelsten Anlagen entschieden lüderlich u. richtete sich selbst zu Grunde.


Günther, Anton, christl. Philosoph, geb. 1785 zu Lindenau in Böhmen, studierte zu Prag sowie zu Raab in Ungarn, wurde 1820 Priester u. lebt als Weltpriester in Wien, wo er seit 1848 mit dem geistvollen E. Veith das philosoph. Taschenbuch „Lydia“ herausgibt. Er hat sich an und gegen Hegel entwickelt, große Verdienste um die Bekämpfung des Pantheismus sowie um Verbreitung philosoph. Studien in der kathol. Welt erworben und ist zugleich der einzige Philosoph Oesterreichs, welcher in diesem Jahrh. in und außerhalb Oesterreichs zu bedeutender Geltung gelangte. Schriften: „Vorschule zur speculat. Theologie des positiven Christenthums“, Wien, 2. Aufl. 1848; „Süd- und Nordlichter am Horizont speculat. Theologie“, Wien 1832; „Thomas a Scrupulis“, ebendas. 1835; „Peregrins Gastmahl“, neue Ausg. ebendas. 1850. Mit seinem Schüler Pabst, durch dessen leichtverständliche Schriften G.s tiefsinnige Ideen in allgemeinern Kreisen verbreitet wurden, gab er heraus die „Janusköpfe für Philos. u. Theol.“, Wien 1834; „Der letzte Symboliker. Eine durch die symbol. Werke Dr. Möhlers und Dr. Bauers veranlaßte Schrift in Briefen“, ebendas. 1834. G. gehört zu denen, welche die Philosophie zum Christenthum, das Wissen zum Glauben zurückzuführen strebten; er ging auf das Cogito ergo sum des Cartesius zurück u. erkannte den dreieinigen Gott als absolutes Selbstbewußtsein, als wesentlich dreipersönlichen und von der Welt substantiell verschiedenen, als die in der Form des Selbstbewußtseins begründete nothwendige speculat. Idee von Gott. Einerseits gibt man zu, G. habe den wahren Ausgangspunkt einer christl. Philosophie gefunden, damit die Hauptfrage gelöst u. der scharfsinnigsten Erörterung unterworfen, anderseits wird behauptet, er sei im einseitig subjectiv-abstracten Denken befangen u. bei seinem Gegensatze gegen den Pantheismus in einen Dualismus verfallen, welcher sich mit dem ewigen Dogma der Kirche vielfach nicht vereinbaren lasse. Der Streit, unter dessen Theilnehmern für und wider wir nur Mattes, Clemens, Baltzer, Knoodt, Trebisch, Zukrigl, Hitzfelder, Oischinger, Volkmuth u. Michelis nennen, gedieh seit 1850 dahin, daß 1854

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[181/0182] Joseph, Sohn des Vorigen, geb. 1790, Historienmaler. Güns (ungar. Köszegh), königl. ungar. Freistadt im Comitat Eisenburg am Flusse G., Sitz eines Stuhlgerichts, hat ein Piaristencollegium, fürstl. Esterhazysches Schloß, 6900 E.; der rebenbepflanzte Calvarienberg mit Kirche; Belagerung durch Solyman J. 1532. Günsel (Ajuga), Pflanze aus der Gattung der Lippenblütigen, kommt bei uns in mehren Arten, besonders als A. reptans, kriechender G., vor, mit blauen Blüten; früher officinell. Günther, Graf von Schwarzburg, tapferer Krieger, durch die bayer. Partei zum Gegenkaiser Karls IV. im Jan. 1349 erwählt aber bald verlassen, st. der Sage nach vergiftet am 11. Juni desselben Jahres in Frankfurt. Günther, Friedr., Fürst v. Schwarzburg-Rudolstadt, geb. 1793, regiert seit 1814. Günther, Friedrich Karl, Fürst von Schwarzb.-Sondershausen, geb. 1801, regiert seit 1835. Günther, Joh. Christian, Dichter, geb. 1695 zu Striegau in Niederschlesien, studierte in Wittenberg u. Leipzig Arzneiwissenschaft, zerfiel durch ein zügelloses Leben mit seinem Vater, mit der Welt u. sich selber, trieb sich einige Zeit in Polen und Schlesien herum, st. aber schon 1723 im Elend. Seine Gedichte erschienen erst seit seinem Todesjahr. Göthes Urtheil, G. sei gewesen „ein Poet im vollen Sinn des Wortes, ein entschiedenes Talent, begabt mit Sinnlichkeit, Einbildungskraft, Gedächtniß, Gabe des Auffassens u. Vergegenwärtigens, fruchtbar im höchsten Grad, rhythmisch bequem, geistreich, witzig und dabei vielfach unterrichtet“. mag gelten, doch erscheint der Nachsatz: „das Rohe u. Wilde gehört seiner Zeit, seiner Lebensweise und besonders seinem Charakter oder, wenn man so sagen will, seiner Charakterlosigkeit an“, viel zu milde, denn G. war bei den edelsten Anlagen entschieden lüderlich u. richtete sich selbst zu Grunde. Günther, Anton, christl. Philosoph, geb. 1785 zu Lindenau in Böhmen, studierte zu Prag sowie zu Raab in Ungarn, wurde 1820 Priester u. lebt als Weltpriester in Wien, wo er seit 1848 mit dem geistvollen E. Veith das philosoph. Taschenbuch „Lydia“ herausgibt. Er hat sich an und gegen Hegel entwickelt, große Verdienste um die Bekämpfung des Pantheismus sowie um Verbreitung philosoph. Studien in der kathol. Welt erworben und ist zugleich der einzige Philosoph Oesterreichs, welcher in diesem Jahrh. in und außerhalb Oesterreichs zu bedeutender Geltung gelangte. Schriften: „Vorschule zur speculat. Theologie des positiven Christenthums“, Wien, 2. Aufl. 1848; „Süd- und Nordlichter am Horizont speculat. Theologie“, Wien 1832; „Thomas a Scrupulis“, ebendas. 1835; „Peregrins Gastmahl“, neue Ausg. ebendas. 1850. Mit seinem Schüler Pabst, durch dessen leichtverständliche Schriften G.s tiefsinnige Ideen in allgemeinern Kreisen verbreitet wurden, gab er heraus die „Janusköpfe für Philos. u. Theol.“, Wien 1834; „Der letzte Symboliker. Eine durch die symbol. Werke Dr. Möhlers und Dr. Bauers veranlaßte Schrift in Briefen“, ebendas. 1834. G. gehört zu denen, welche die Philosophie zum Christenthum, das Wissen zum Glauben zurückzuführen strebten; er ging auf das Cogito ergo sum des Cartesius zurück u. erkannte den dreieinigen Gott als absolutes Selbstbewußtsein, als wesentlich dreipersönlichen und von der Welt substantiell verschiedenen, als die in der Form des Selbstbewußtseins begründete nothwendige speculat. Idee von Gott. Einerseits gibt man zu, G. habe den wahren Ausgangspunkt einer christl. Philosophie gefunden, damit die Hauptfrage gelöst u. der scharfsinnigsten Erörterung unterworfen, anderseits wird behauptet, er sei im einseitig subjectiv-abstracten Denken befangen u. bei seinem Gegensatze gegen den Pantheismus in einen Dualismus verfallen, welcher sich mit dem ewigen Dogma der Kirche vielfach nicht vereinbaren lasse. Der Streit, unter dessen Theilnehmern für und wider wir nur Mattes, Clemens, Baltzer, Knoodt, Trebisch, Zukrigl, Hitzfelder, Oischinger, Volkmuth u. Michelis nennen, gedieh seit 1850 dahin, daß 1854

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/182>, abgerufen am 27.11.2024.