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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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bereits 4230 Schiffe zu 247661 Tonnen Gehalt, mit 26300 Matrosen, deren Genügsamkeit es den Kapitänen möglich macht, die Frachten wohlfeiler als namentlich die Engländer und Franzosen zu verführen. - Geschichte. Die mythische Vorzeit. Die ältesten Bewohner G.s waren Pelasger, ein Volksname, der auch in Kleinasien u. Italien erscheint. Sie trieben Viehzucht, Acker- u. Bergbau, Schiffahrt, umgaben Städte mit cyklopischen Mauern, hatten Tempel und Orakel. Sie wurden von den Hellenen, einem von Norden her eindringenden, jedenfalls stammverwandten Volke überwältigt, mit dem sie zu einer Nation verschmolzen. Die Hellenen leiteten ihren Namen von dem mythischen Hellen, dem Sohne Deucalions, ab u. ihre Stämme: Aeolier, Dorier, Ioner, Achäer, von seinen Söhnen u. Enkeln. Die Ausbreitung dieser hellen. Stämme kann nicht geschichtlich verfolgt werden, indem alle Namen noch mythisch sind u. an eine Chronologie gar nicht zu denken ist. In dieser Zeit streiten und dulden die Götter- und Heldensöhne: Heracles (Hercules), Theseus, Minos, Jason, Castor, Pollux, Oedipus, Adrastus, Amphiaraus etc., die in Liedern fortlebten u. der spätern Poesie einen unerschöpflichen Stoff darboten. Den Schluß der Mythenzeit bildet der trojanische Krieg, den man gewöhnlich in die Jahre 1194 bis 1184 v. Chr. setzt, dessen histor. Gehalt nicht zu enträthseln ist. Er wird als ein nationales Unternehmen gegen das asiat. Volk der Trojaner in Phrygien geschildert u. bezeichnet jedenfalls den Gegensatz des griech. Wesens gegen das asiat. Letzteres erscheint entweder als ein wildes, barbarisches, oder auch in seiner Cultur als ein durch Despotie u. Priesterkasten gebundenes. Die alten Griechen hatten allerdings auch Könige, und die Monarchie widerstrebte dem griech. Geiste niemals, aber ihre alten Könige waren patriarchalische Richter und Anführer des Volks u. keine Sultane; der Grieche war immer Bürger eines Gemeinwesens, ob ein König od. ein Rath edler Geschlechter od. eine selbstgewählte Obrigkeit an dessen Spitze stand. Die Religion der Griechen war die von den Vätern überlieferte; die Träger der Ueberlieferung waren aber keine geschlossene Priesterschaft mit heil. Büchern und unnahbaren Geheimnissen (Inder, Aegypter, Babylonier), sondern die Familienväter, die Geschlechter u. Stämme, welche in Liedern, Gebeten, Opfern u. Gebräuchen die Religion ihren Söhnen, Geschlechts- und Stammgenossen übergaben. Die griech. Religion, die wie jede heidnische die Naturmächte göttlich verehrt u. in weiterer Fortbildung denselben sittliche Mächte anreiht, konnte sich wegen des Mangels einer eigentl. Priesterschaft und heil. Bücher nicht zu einer systematischen Einheit ausbilden. Sie mußte sich in den verschiedenen Städten u. Landschaften je nach den Einwirkungen der Natur, der Schicksale u. fremder Religionen sehr mannigfaltig entwickeln, so daß kaum die Grundlagen der Religion gemeinschaftlich blieben, was man den aus der Vorzeit herübergekommenen gemeinschaftlichen heil. Orten (Dodona, Delphi, Eleusis, Olympia, Delos) zumeist verdankte. Der Grieche war daher in religiöser Beziehung nur an Lieder und Gebräuche gebunden, an eine ganz locale, an andern Orten wieder anders gestaltete Religion, die wesentlich den Charakter der Poesie an sich trug und eben deßwegen dem denkenden Geiste eine Freiheit gestattete, welche das indische Religionssystem mit Aechtung und Tod bestraft hätte. G. ist deßwegen das Vaterland der Philosophie geworden wie das der bürgerlichen Freiheit und der schönen Künste. Gewöhnlich nimmt man einen großen Einfluß ägypt. und phönicischer Elemente auf die Entwicklung G.s an, fußt aber dabei auf nichts anderes als das Raisonnement von Schriftstellern, welche sich die uralte Cultur Asiens als die nothwendige Mutter der spätern griech. dachten, wobei übrigens durchaus nicht geleugnet werden soll, daß der Verkehr mit den Phöniciern den Griechen nicht neben ihren verschiedenen Waaren auch gewerbliche Künste, die Buchstabenschrift, und wo sie sich wie auf Cythere ansiedelten, fremden Cult mitgetheilt hätten, wodurch übrigens die ganz eigenthüml. u. selbständige Entwicklung des HellenTürken,

bereits 4230 Schiffe zu 247661 Tonnen Gehalt, mit 26300 Matrosen, deren Genügsamkeit es den Kapitänen möglich macht, die Frachten wohlfeiler als namentlich die Engländer und Franzosen zu verführen. – Geschichte. Die mythische Vorzeit. Die ältesten Bewohner G.s waren Pelasger, ein Volksname, der auch in Kleinasien u. Italien erscheint. Sie trieben Viehzucht, Acker- u. Bergbau, Schiffahrt, umgaben Städte mit cyklopischen Mauern, hatten Tempel und Orakel. Sie wurden von den Hellenen, einem von Norden her eindringenden, jedenfalls stammverwandten Volke überwältigt, mit dem sie zu einer Nation verschmolzen. Die Hellenen leiteten ihren Namen von dem mythischen Hellen, dem Sohne Deucalions, ab u. ihre Stämme: Aeolier, Dorier, Ioner, Achäer, von seinen Söhnen u. Enkeln. Die Ausbreitung dieser hellen. Stämme kann nicht geschichtlich verfolgt werden, indem alle Namen noch mythisch sind u. an eine Chronologie gar nicht zu denken ist. In dieser Zeit streiten und dulden die Götter- und Heldensöhne: Heracles (Hercules), Theseus, Minos, Jason, Castor, Pollux, Oedipus, Adrastus, Amphiaraus etc., die in Liedern fortlebten u. der spätern Poesie einen unerschöpflichen Stoff darboten. Den Schluß der Mythenzeit bildet der trojanische Krieg, den man gewöhnlich in die Jahre 1194 bis 1184 v. Chr. setzt, dessen histor. Gehalt nicht zu enträthseln ist. Er wird als ein nationales Unternehmen gegen das asiat. Volk der Trojaner in Phrygien geschildert u. bezeichnet jedenfalls den Gegensatz des griech. Wesens gegen das asiat. Letzteres erscheint entweder als ein wildes, barbarisches, oder auch in seiner Cultur als ein durch Despotie u. Priesterkasten gebundenes. Die alten Griechen hatten allerdings auch Könige, und die Monarchie widerstrebte dem griech. Geiste niemals, aber ihre alten Könige waren patriarchalische Richter und Anführer des Volks u. keine Sultane; der Grieche war immer Bürger eines Gemeinwesens, ob ein König od. ein Rath edler Geschlechter od. eine selbstgewählte Obrigkeit an dessen Spitze stand. Die Religion der Griechen war die von den Vätern überlieferte; die Träger der Ueberlieferung waren aber keine geschlossene Priesterschaft mit heil. Büchern und unnahbaren Geheimnissen (Inder, Aegypter, Babylonier), sondern die Familienväter, die Geschlechter u. Stämme, welche in Liedern, Gebeten, Opfern u. Gebräuchen die Religion ihren Söhnen, Geschlechts- und Stammgenossen übergaben. Die griech. Religion, die wie jede heidnische die Naturmächte göttlich verehrt u. in weiterer Fortbildung denselben sittliche Mächte anreiht, konnte sich wegen des Mangels einer eigentl. Priesterschaft und heil. Bücher nicht zu einer systematischen Einheit ausbilden. Sie mußte sich in den verschiedenen Städten u. Landschaften je nach den Einwirkungen der Natur, der Schicksale u. fremder Religionen sehr mannigfaltig entwickeln, so daß kaum die Grundlagen der Religion gemeinschaftlich blieben, was man den aus der Vorzeit herübergekommenen gemeinschaftlichen heil. Orten (Dodona, Delphi, Eleusis, Olympia, Delos) zumeist verdankte. Der Grieche war daher in religiöser Beziehung nur an Lieder und Gebräuche gebunden, an eine ganz locale, an andern Orten wieder anders gestaltete Religion, die wesentlich den Charakter der Poesie an sich trug und eben deßwegen dem denkenden Geiste eine Freiheit gestattete, welche das indische Religionssystem mit Aechtung und Tod bestraft hätte. G. ist deßwegen das Vaterland der Philosophie geworden wie das der bürgerlichen Freiheit und der schönen Künste. Gewöhnlich nimmt man einen großen Einfluß ägypt. und phönicischer Elemente auf die Entwicklung G.s an, fußt aber dabei auf nichts anderes als das Raisonnement von Schriftstellern, welche sich die uralte Cultur Asiens als die nothwendige Mutter der spätern griech. dachten, wobei übrigens durchaus nicht geleugnet werden soll, daß der Verkehr mit den Phöniciern den Griechen nicht neben ihren verschiedenen Waaren auch gewerbliche Künste, die Buchstabenschrift, und wo sie sich wie auf Cythere ansiedelten, fremden Cult mitgetheilt hätten, wodurch übrigens die ganz eigenthüml. u. selbständige Entwicklung des HellenTürken,

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[140/0141] bereits 4230 Schiffe zu 247661 Tonnen Gehalt, mit 26300 Matrosen, deren Genügsamkeit es den Kapitänen möglich macht, die Frachten wohlfeiler als namentlich die Engländer und Franzosen zu verführen. – Geschichte. Die mythische Vorzeit. Die ältesten Bewohner G.s waren Pelasger, ein Volksname, der auch in Kleinasien u. Italien erscheint. Sie trieben Viehzucht, Acker- u. Bergbau, Schiffahrt, umgaben Städte mit cyklopischen Mauern, hatten Tempel und Orakel. Sie wurden von den Hellenen, einem von Norden her eindringenden, jedenfalls stammverwandten Volke überwältigt, mit dem sie zu einer Nation verschmolzen. Die Hellenen leiteten ihren Namen von dem mythischen Hellen, dem Sohne Deucalions, ab u. ihre Stämme: Aeolier, Dorier, Ioner, Achäer, von seinen Söhnen u. Enkeln. Die Ausbreitung dieser hellen. Stämme kann nicht geschichtlich verfolgt werden, indem alle Namen noch mythisch sind u. an eine Chronologie gar nicht zu denken ist. In dieser Zeit streiten und dulden die Götter- und Heldensöhne: Heracles (Hercules), Theseus, Minos, Jason, Castor, Pollux, Oedipus, Adrastus, Amphiaraus etc., die in Liedern fortlebten u. der spätern Poesie einen unerschöpflichen Stoff darboten. Den Schluß der Mythenzeit bildet der trojanische Krieg, den man gewöhnlich in die Jahre 1194 bis 1184 v. Chr. setzt, dessen histor. Gehalt nicht zu enträthseln ist. Er wird als ein nationales Unternehmen gegen das asiat. Volk der Trojaner in Phrygien geschildert u. bezeichnet jedenfalls den Gegensatz des griech. Wesens gegen das asiat. Letzteres erscheint entweder als ein wildes, barbarisches, oder auch in seiner Cultur als ein durch Despotie u. Priesterkasten gebundenes. Die alten Griechen hatten allerdings auch Könige, und die Monarchie widerstrebte dem griech. Geiste niemals, aber ihre alten Könige waren patriarchalische Richter und Anführer des Volks u. keine Sultane; der Grieche war immer Bürger eines Gemeinwesens, ob ein König od. ein Rath edler Geschlechter od. eine selbstgewählte Obrigkeit an dessen Spitze stand. Die Religion der Griechen war die von den Vätern überlieferte; die Träger der Ueberlieferung waren aber keine geschlossene Priesterschaft mit heil. Büchern und unnahbaren Geheimnissen (Inder, Aegypter, Babylonier), sondern die Familienväter, die Geschlechter u. Stämme, welche in Liedern, Gebeten, Opfern u. Gebräuchen die Religion ihren Söhnen, Geschlechts- und Stammgenossen übergaben. Die griech. Religion, die wie jede heidnische die Naturmächte göttlich verehrt u. in weiterer Fortbildung denselben sittliche Mächte anreiht, konnte sich wegen des Mangels einer eigentl. Priesterschaft und heil. Bücher nicht zu einer systematischen Einheit ausbilden. Sie mußte sich in den verschiedenen Städten u. Landschaften je nach den Einwirkungen der Natur, der Schicksale u. fremder Religionen sehr mannigfaltig entwickeln, so daß kaum die Grundlagen der Religion gemeinschaftlich blieben, was man den aus der Vorzeit herübergekommenen gemeinschaftlichen heil. Orten (Dodona, Delphi, Eleusis, Olympia, Delos) zumeist verdankte. Der Grieche war daher in religiöser Beziehung nur an Lieder und Gebräuche gebunden, an eine ganz locale, an andern Orten wieder anders gestaltete Religion, die wesentlich den Charakter der Poesie an sich trug und eben deßwegen dem denkenden Geiste eine Freiheit gestattete, welche das indische Religionssystem mit Aechtung und Tod bestraft hätte. G. ist deßwegen das Vaterland der Philosophie geworden wie das der bürgerlichen Freiheit und der schönen Künste. Gewöhnlich nimmt man einen großen Einfluß ägypt. und phönicischer Elemente auf die Entwicklung G.s an, fußt aber dabei auf nichts anderes als das Raisonnement von Schriftstellern, welche sich die uralte Cultur Asiens als die nothwendige Mutter der spätern griech. dachten, wobei übrigens durchaus nicht geleugnet werden soll, daß der Verkehr mit den Phöniciern den Griechen nicht neben ihren verschiedenen Waaren auch gewerbliche Künste, die Buchstabenschrift, und wo sie sich wie auf Cythere ansiedelten, fremden Cult mitgetheilt hätten, wodurch übrigens die ganz eigenthüml. u. selbständige Entwicklung des HellenTürken,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/141>, abgerufen am 24.11.2024.