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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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Fehde 3 Tage vor ihrem Beginn angekündigt werden sollte, blieb ziemlich wirkungslos. Der G., den die Kirche vermittelte, brachte aus kleinen Anfängen Größeres zuwege. Schon 994 erhob sich eine Synode von Limoges gegen ungerechte Fehden, 1016 noch wirksamer das Concil von Orleans; das Elend der Jahre 1028-30 machte die Menschen dem G.n geneigt und 1031 suchten die aquitanischen Bischöfe denselben allgemein zu machen. Das Fehderecht wurde auf gewisse Tage beschränkt, 1041 auf die Zeit vom Sonnenaufgang des Montages bis zum Sonnenuntergang am Mittwoch; 1095 dehnte die Synode von Clermont den G. auf die Zeit vom Advent bis Epiphanie u. vom Beginn der Fasten bis 8 Tage nach Pfingsten aus. Des frühen Schutzes gottgeweihter Orte durch die Treuga Dei wurden immer mehr Festtage theilhaftig, aber je mehr Excommunication u. Interdicte ihre Wirksamkeit verloren, desto mehr traten an die Stelle des G.ns der Kirche die Landfrieden (s. d.) des Staates, bis dieser stark genug war, dem Fehderecht des Einzelnen ganz ein Ende zu machen.


Gotteshausbund, s. Graubünden.


Gotteslästerung, s. Blasphemie.


Gottesleugner, s. Atheist.


Gottesurtheil, s. Ordalien.


Gottfried von Bouillon (Bulliong), der durch Volkssagen u. Torquato Tasso verherrlichte Führer des ersten Kreuzzuges, war der 1061 geb. älteste Sohn des Grafen Eustach II. von Boulogne und stammte mütterlicherseits aus dem Geschlechte Karls d. Gr. Er gewann 1076 das Herzogthum Niederlothringen durch Erbschaft u. Belehnung von Seite des Kaisers Heinrich IV., die Grafschaft Bouillon durch Schenkung und war ein treuer Anhänger des Kaisers, dessen Gegenkönig Rudolf an einer von G. an der Elster empfangenen Wunde gest. sein soll. Zu einem Anführer der Kreuzfahrer erwählt, verkaufte G. 1096 sein Stammschloß. Auf dem Zuge leistete er dem griech. Kaiser Alexius nothgedrungen den Lehenseid, eroberte Nikäa, 1098 Antiochien und war am 15. Juli 1099 einer der ersten, der die Mauern Jerusalems erstieg. Sieben Tage später ward er einstimmig zum König von Jerusalem erwählt, aber "er wollte niemals eine Krone tragen, wo Christus mit Dornen gekrönt worden" u. nannte sich Herzog u. Beschützer des hl. Grabes. Am 12. August 1099 schlug er die angeblich 7fache Uebermacht des Chalifen Mosta von Aegypten, gewann dadurch fast ganz Palästina, st. aber schon 1 Jahr und 3 Tage nach Jerusalems Eroberung. Ihm folgte sein Bruder Balduin, der tapfere Fürst von Edessa.


Gottfried von Straßburg, Meister, ein bürgerl. gelehrter Dichter aus dem Anfang des 13. Jahrh., der Gegensatz zu dem tiefsinnigen Wolfram von Eschenbach u. als solcher bewährt in dem etwa 1207 entstandenen Epos "Tristan und Isolde", das er nicht vollendete; er fand um 1300 einen genießbaren Fortsetzer an Heinrich von Freiberg, 1843 einen neuen Herausgeber an Maßmann, 1844 einen Uebersetzer an H. Kurtz. Der Tristan zeigt eine große Meisterschaft der Sprache und die Gaben eines ächten Dichters, aber das Ganze läuft auf eine Verherrlichung des Liebesgenusses hinaus und "hat neben oriental. Gluth etwas von der modernen Emancipation des Fleisches an sich", auch drängt sich das lyrische Element entschieden in den Vordergrund. G. dichtete auch einen "Lobgesang auf Maria und Christus", ein Gedicht "ebenso tief in den Gedanken als innig im Gefühl, glänzend in Bildern und süß und mannigfaltig in der Sprache" (vgl. Haupts Zeitschrift für deutsches Alterthum, Leipzig 1844, 4. B.). Endlich sind von demselben Dichter sehr schöne Minnelieder vorhanden. Gesammtausg. von H. v. d. Hagen, Breslau 1823, 2 B.


Gottfried, Gesche Margaretha, geb. Timm, geb. 1785 zu Bremen, hingerichtet 1831 daselbst, eine sehr berüchtigte, lange unentdeckt gebliebene, durch den "Neuen Pitaval" (2. Thl., Leipzig 1842) bekannte Giftmischerin.


Gotthard, Gebirgsknoten der lepontischen Alpen, zwischen Reuß, Rhone, Tessin und Rhein mit einer 6650' hoch ansteigenden Gebirgsstraße.


Gotthelf, Jeremias, der vortreffliche Volksschriftsteller. st. am 22. Okt. 1854

Fehde 3 Tage vor ihrem Beginn angekündigt werden sollte, blieb ziemlich wirkungslos. Der G., den die Kirche vermittelte, brachte aus kleinen Anfängen Größeres zuwege. Schon 994 erhob sich eine Synode von Limoges gegen ungerechte Fehden, 1016 noch wirksamer das Concil von Orleans; das Elend der Jahre 1028–30 machte die Menschen dem G.n geneigt und 1031 suchten die aquitanischen Bischöfe denselben allgemein zu machen. Das Fehderecht wurde auf gewisse Tage beschränkt, 1041 auf die Zeit vom Sonnenaufgang des Montages bis zum Sonnenuntergang am Mittwoch; 1095 dehnte die Synode von Clermont den G. auf die Zeit vom Advent bis Epiphanie u. vom Beginn der Fasten bis 8 Tage nach Pfingsten aus. Des frühen Schutzes gottgeweihter Orte durch die Treuga Dei wurden immer mehr Festtage theilhaftig, aber je mehr Excommunication u. Interdicte ihre Wirksamkeit verloren, desto mehr traten an die Stelle des G.ns der Kirche die Landfrieden (s. d.) des Staates, bis dieser stark genug war, dem Fehderecht des Einzelnen ganz ein Ende zu machen.


Gotteshausbund, s. Graubünden.


Gotteslästerung, s. Blasphemie.


Gottesleugner, s. Atheist.


Gottesurtheil, s. Ordalien.


Gottfried von Bouillon (Bulliong), der durch Volkssagen u. Torquato Tasso verherrlichte Führer des ersten Kreuzzuges, war der 1061 geb. älteste Sohn des Grafen Eustach II. von Boulogne und stammte mütterlicherseits aus dem Geschlechte Karls d. Gr. Er gewann 1076 das Herzogthum Niederlothringen durch Erbschaft u. Belehnung von Seite des Kaisers Heinrich IV., die Grafschaft Bouillon durch Schenkung und war ein treuer Anhänger des Kaisers, dessen Gegenkönig Rudolf an einer von G. an der Elster empfangenen Wunde gest. sein soll. Zu einem Anführer der Kreuzfahrer erwählt, verkaufte G. 1096 sein Stammschloß. Auf dem Zuge leistete er dem griech. Kaiser Alexius nothgedrungen den Lehenseid, eroberte Nikäa, 1098 Antiochien und war am 15. Juli 1099 einer der ersten, der die Mauern Jerusalems erstieg. Sieben Tage später ward er einstimmig zum König von Jerusalem erwählt, aber „er wollte niemals eine Krone tragen, wo Christus mit Dornen gekrönt worden“ u. nannte sich Herzog u. Beschützer des hl. Grabes. Am 12. August 1099 schlug er die angeblich 7fache Uebermacht des Chalifen Mosta von Aegypten, gewann dadurch fast ganz Palästina, st. aber schon 1 Jahr und 3 Tage nach Jerusalems Eroberung. Ihm folgte sein Bruder Balduin, der tapfere Fürst von Edessa.


Gottfried von Straßburg, Meister, ein bürgerl. gelehrter Dichter aus dem Anfang des 13. Jahrh., der Gegensatz zu dem tiefsinnigen Wolfram von Eschenbach u. als solcher bewährt in dem etwa 1207 entstandenen Epos „Tristan und Isolde“, das er nicht vollendete; er fand um 1300 einen genießbaren Fortsetzer an Heinrich von Freiberg, 1843 einen neuen Herausgeber an Maßmann, 1844 einen Uebersetzer an H. Kurtz. Der Tristan zeigt eine große Meisterschaft der Sprache und die Gaben eines ächten Dichters, aber das Ganze läuft auf eine Verherrlichung des Liebesgenusses hinaus und „hat neben oriental. Gluth etwas von der modernen Emancipation des Fleisches an sich“, auch drängt sich das lyrische Element entschieden in den Vordergrund. G. dichtete auch einen „Lobgesang auf Maria und Christus“, ein Gedicht „ebenso tief in den Gedanken als innig im Gefühl, glänzend in Bildern und süß und mannigfaltig in der Sprache“ (vgl. Haupts Zeitschrift für deutsches Alterthum, Leipzig 1844, 4. B.). Endlich sind von demselben Dichter sehr schöne Minnelieder vorhanden. Gesammtausg. von H. v. d. Hagen, Breslau 1823, 2 B.


Gottfried, Gesche Margaretha, geb. Timm, geb. 1785 zu Bremen, hingerichtet 1831 daselbst, eine sehr berüchtigte, lange unentdeckt gebliebene, durch den „Neuen Pitaval“ (2. Thl., Leipzig 1842) bekannte Giftmischerin.


Gotthard, Gebirgsknoten der lepontischen Alpen, zwischen Reuß, Rhone, Tessin und Rhein mit einer 6650' hoch ansteigenden Gebirgsstraße.


Gotthelf, Jeremias, der vortreffliche Volksschriftsteller. st. am 22. Okt. 1854

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[115/0116] Fehde 3 Tage vor ihrem Beginn angekündigt werden sollte, blieb ziemlich wirkungslos. Der G., den die Kirche vermittelte, brachte aus kleinen Anfängen Größeres zuwege. Schon 994 erhob sich eine Synode von Limoges gegen ungerechte Fehden, 1016 noch wirksamer das Concil von Orleans; das Elend der Jahre 1028–30 machte die Menschen dem G.n geneigt und 1031 suchten die aquitanischen Bischöfe denselben allgemein zu machen. Das Fehderecht wurde auf gewisse Tage beschränkt, 1041 auf die Zeit vom Sonnenaufgang des Montages bis zum Sonnenuntergang am Mittwoch; 1095 dehnte die Synode von Clermont den G. auf die Zeit vom Advent bis Epiphanie u. vom Beginn der Fasten bis 8 Tage nach Pfingsten aus. Des frühen Schutzes gottgeweihter Orte durch die Treuga Dei wurden immer mehr Festtage theilhaftig, aber je mehr Excommunication u. Interdicte ihre Wirksamkeit verloren, desto mehr traten an die Stelle des G.ns der Kirche die Landfrieden (s. d.) des Staates, bis dieser stark genug war, dem Fehderecht des Einzelnen ganz ein Ende zu machen. Gotteshausbund, s. Graubünden. Gotteslästerung, s. Blasphemie. Gottesleugner, s. Atheist. Gottesurtheil, s. Ordalien. Gottfried von Bouillon (Bulliong), der durch Volkssagen u. Torquato Tasso verherrlichte Führer des ersten Kreuzzuges, war der 1061 geb. älteste Sohn des Grafen Eustach II. von Boulogne und stammte mütterlicherseits aus dem Geschlechte Karls d. Gr. Er gewann 1076 das Herzogthum Niederlothringen durch Erbschaft u. Belehnung von Seite des Kaisers Heinrich IV., die Grafschaft Bouillon durch Schenkung und war ein treuer Anhänger des Kaisers, dessen Gegenkönig Rudolf an einer von G. an der Elster empfangenen Wunde gest. sein soll. Zu einem Anführer der Kreuzfahrer erwählt, verkaufte G. 1096 sein Stammschloß. Auf dem Zuge leistete er dem griech. Kaiser Alexius nothgedrungen den Lehenseid, eroberte Nikäa, 1098 Antiochien und war am 15. Juli 1099 einer der ersten, der die Mauern Jerusalems erstieg. Sieben Tage später ward er einstimmig zum König von Jerusalem erwählt, aber „er wollte niemals eine Krone tragen, wo Christus mit Dornen gekrönt worden“ u. nannte sich Herzog u. Beschützer des hl. Grabes. Am 12. August 1099 schlug er die angeblich 7fache Uebermacht des Chalifen Mosta von Aegypten, gewann dadurch fast ganz Palästina, st. aber schon 1 Jahr und 3 Tage nach Jerusalems Eroberung. Ihm folgte sein Bruder Balduin, der tapfere Fürst von Edessa. Gottfried von Straßburg, Meister, ein bürgerl. gelehrter Dichter aus dem Anfang des 13. Jahrh., der Gegensatz zu dem tiefsinnigen Wolfram von Eschenbach u. als solcher bewährt in dem etwa 1207 entstandenen Epos „Tristan und Isolde“, das er nicht vollendete; er fand um 1300 einen genießbaren Fortsetzer an Heinrich von Freiberg, 1843 einen neuen Herausgeber an Maßmann, 1844 einen Uebersetzer an H. Kurtz. Der Tristan zeigt eine große Meisterschaft der Sprache und die Gaben eines ächten Dichters, aber das Ganze läuft auf eine Verherrlichung des Liebesgenusses hinaus und „hat neben oriental. Gluth etwas von der modernen Emancipation des Fleisches an sich“, auch drängt sich das lyrische Element entschieden in den Vordergrund. G. dichtete auch einen „Lobgesang auf Maria und Christus“, ein Gedicht „ebenso tief in den Gedanken als innig im Gefühl, glänzend in Bildern und süß und mannigfaltig in der Sprache“ (vgl. Haupts Zeitschrift für deutsches Alterthum, Leipzig 1844, 4. B.). Endlich sind von demselben Dichter sehr schöne Minnelieder vorhanden. Gesammtausg. von H. v. d. Hagen, Breslau 1823, 2 B. Gottfried, Gesche Margaretha, geb. Timm, geb. 1785 zu Bremen, hingerichtet 1831 daselbst, eine sehr berüchtigte, lange unentdeckt gebliebene, durch den „Neuen Pitaval“ (2. Thl., Leipzig 1842) bekannte Giftmischerin. Gotthard, Gebirgsknoten der lepontischen Alpen, zwischen Reuß, Rhone, Tessin und Rhein mit einer 6650' hoch ansteigenden Gebirgsstraße. Gotthelf, Jeremias, der vortreffliche Volksschriftsteller. st. am 22. Okt. 1854

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/116>, abgerufen am 25.11.2024.