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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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was noch nicht genügend bewiesen zu sein schien. Er schwieg von 1616 bis 1632, trat aber dann um so heftiger im "Dialogo de' due massimi systemi del mondo, Tolemaico et Copernicano" für Kopernikus auf. Er wurde durch die Inquisition in neue Untersuchung verwickelt, schrieb aber selbst 1633, daß er vom Papste als ein "seiner Achtung würdiger Mann" behandelt worden sei und kehrte nach kurzer und sehr leidlicher Hast in einem Palaste in seine Heimat zurück unter der Bedingung, keine größeren Versammlungen abzuhalten d. h. seine Ansichten nicht mündlich und öffentlich zu lehren. Vorher schwur er die Ansicht, "daß die Sonne der Mittelpunkt der Erde u. unbeweglich, die Erde nicht der Mittelpunkt ihres Kreises und beweglich sei", am 23. Juni 1633 knieend ab. Die bekannte Erzählung von dem "E pur si muove" (u. sie, die Erde, bewegt sich dennoch!) erhält Wahrscheinlichkeit durch die Thatsache, daß er die ihm gesetzte Bedingung der Entlassung in die Heimat nicht hielt. Er blieb jedoch unangefochten, entdeckte noch die Libration des Mondes, erblindete 1638 in Folge nächtl. Arbeiten u. st. 1642 am 8. Jan. In der Kirche St. Croce zu Florenz beigesetzt, erhielt er hier 1737 ein prächtiges Denkmal; seine Schriften erschienen zu Mailand 1808 in 13 Bdn., Venturi lieferte aus nicht herausgegebenen Briefen einen schätzbaren Beitrag, Modena 1818 bis 21. Vergl. histor.-polit. Blätter, Jahrgang 1841, Bd. 9.


Galipot, unreines Terpentinharz.


Galitsch, russ. Stadt im Gouvernement Kostroma, mit 4000 E.


Galivaten, ostind. Frachtschiffe.


Galizenstein, Zinkvitriol.


Galizien (von der alten Stadt und Burg Halicz so genannt), österr. Kronland, besteht aus dem Königreich G. und Lodomerien, den Herzogthümern Auschwitz u. Zator u. dem Großherzogthum Krakau, gränzt an Polnisch-Rußland, Rußland, Bukowina, Siebenbürgen, Ungarn und Schlesien, ist 14201/2 #M. groß und hat etwas über 41/2 Mill. Einw., die außer den eingewanderten Deutschen, Juden u. Armeniern slavischen Stammes sind, nämlich Ruthenen, die Hauptmasse der Bevölkerung, vorzugsweise den Osten einnehmend, Polen, denen der einheimische Adel fast ausschließlich angehört; Goralen heißen die Gebirgsbewohner, Mazuraken die Ebenenbewohner im westl. Theile des Landes. G. liegt auf dem nördl. Abhange der Karpathen und breitet sich allmälig zu Ebenen aus. Flüsse: Weichsel, bei Krakau für kleinere Fahrzeuge schiffbar, mit dem Dunajec, Wisloka u. San; Dniestr, mit dem Stry u. Podgorze, wird zuerst Gränze gegen Rußland, bevor er in dasselbe eintritt; Pruth, als Quellfluß. Einige kleine, helle und tiefe Gebirgsseen haben den Namen "Meeraugen". G. hat sehr kalte Winter, weil es in das osteurop. Flachland übergeht, ist jedoch sehr fruchtbar an Getreide, Flachs und Hanf; an Metallen hat es keine erhebliche Ausbeute, besitzt dagegen das ungeheure Salzflötz, das sich an den Karpathen 60 M. weit von Westen nach Osten bis Siebenbürgen hinzieht und in den weltbekannten Salzwerken von Wieliczka und Bochnia bergmännisch bearbeitet wird. Die Industrie beschränkt sich auf das gewöhnliche Gewerbe, Rübenzuckerfabriken, Brennereien, einzelne Wolle- und Baumwollefabriken; sehr bedeutend ist der Speditions- und Transithandel nach Rußland und in die Moldau und wird durch den gegenwärtig mit außerordentl. Anstrengung betriebenen Eisenbahnbau neuen Aufschwung erhalten. G. zerfällt in die Reg.-Bez. Lemberg, Krakau, Stanislawow, die wieder in Bezirkshauptmannschaften eingetheilt sind; für die Rechtspflege bestehen 2 Oberlandesgerichte zu Krakau und Lemberg, 201 Bezirksgerichte, 2 Universitäten: Krakau und Lemberg, 2 techn. Schulen, 1 chirurg. Lehranstalt, 13 Gymnasien, 1 Lyceum, 2 Realschulen und 2289 Volksschulen für den öffentl. Unterricht. - G. wurde in der Völkerwanderung von Slaven besetzt, alsdann den Maghyaren tributbar, Lodomerien den Russen, wurde hierauf von den Polen erobert, riß sich von diesen los, bildete unter ungar. Schutze zuerst mehre Fürstenthümer, zu Anfang des 13, Jahrh,

was noch nicht genügend bewiesen zu sein schien. Er schwieg von 1616 bis 1632, trat aber dann um so heftiger im „Dialogo deʼ due massimi systemi del mondo, Tolemaico et Copernicano“ für Kopernikus auf. Er wurde durch die Inquisition in neue Untersuchung verwickelt, schrieb aber selbst 1633, daß er vom Papste als ein „seiner Achtung würdiger Mann“ behandelt worden sei und kehrte nach kurzer und sehr leidlicher Hast in einem Palaste in seine Heimat zurück unter der Bedingung, keine größeren Versammlungen abzuhalten d. h. seine Ansichten nicht mündlich und öffentlich zu lehren. Vorher schwur er die Ansicht, „daß die Sonne der Mittelpunkt der Erde u. unbeweglich, die Erde nicht der Mittelpunkt ihres Kreises und beweglich sei“, am 23. Juni 1633 knieend ab. Die bekannte Erzählung von dem „E pur si muove“ (u. sie, die Erde, bewegt sich dennoch!) erhält Wahrscheinlichkeit durch die Thatsache, daß er die ihm gesetzte Bedingung der Entlassung in die Heimat nicht hielt. Er blieb jedoch unangefochten, entdeckte noch die Libration des Mondes, erblindete 1638 in Folge nächtl. Arbeiten u. st. 1642 am 8. Jan. In der Kirche St. Croce zu Florenz beigesetzt, erhielt er hier 1737 ein prächtiges Denkmal; seine Schriften erschienen zu Mailand 1808 in 13 Bdn., Venturi lieferte aus nicht herausgegebenen Briefen einen schätzbaren Beitrag, Modena 1818 bis 21. Vergl. histor.-polit. Blätter, Jahrgang 1841, Bd. 9.


Galipot, unreines Terpentinharz.


Galitsch, russ. Stadt im Gouvernement Kostroma, mit 4000 E.


Galivaten, ostind. Frachtschiffe.


Galizenstein, Zinkvitriol.


Galizien (von der alten Stadt und Burg Halicz so genannt), österr. Kronland, besteht aus dem Königreich G. und Lodomerien, den Herzogthümern Auschwitz u. Zator u. dem Großherzogthum Krakau, gränzt an Polnisch-Rußland, Rußland, Bukowina, Siebenbürgen, Ungarn und Schlesien, ist 14201/2 □M. groß und hat etwas über 41/2 Mill. Einw., die außer den eingewanderten Deutschen, Juden u. Armeniern slavischen Stammes sind, nämlich Ruthenen, die Hauptmasse der Bevölkerung, vorzugsweise den Osten einnehmend, Polen, denen der einheimische Adel fast ausschließlich angehört; Goralen heißen die Gebirgsbewohner, Mazuraken die Ebenenbewohner im westl. Theile des Landes. G. liegt auf dem nördl. Abhange der Karpathen und breitet sich allmälig zu Ebenen aus. Flüsse: Weichsel, bei Krakau für kleinere Fahrzeuge schiffbar, mit dem Dunajec, Wisloka u. San; Dniestr, mit dem Stry u. Podgorze, wird zuerst Gränze gegen Rußland, bevor er in dasselbe eintritt; Pruth, als Quellfluß. Einige kleine, helle und tiefe Gebirgsseen haben den Namen „Meeraugen“. G. hat sehr kalte Winter, weil es in das osteurop. Flachland übergeht, ist jedoch sehr fruchtbar an Getreide, Flachs und Hanf; an Metallen hat es keine erhebliche Ausbeute, besitzt dagegen das ungeheure Salzflötz, das sich an den Karpathen 60 M. weit von Westen nach Osten bis Siebenbürgen hinzieht und in den weltbekannten Salzwerken von Wieliczka und Bochnia bergmännisch bearbeitet wird. Die Industrie beschränkt sich auf das gewöhnliche Gewerbe, Rübenzuckerfabriken, Brennereien, einzelne Wolle- und Baumwollefabriken; sehr bedeutend ist der Speditions- und Transithandel nach Rußland und in die Moldau und wird durch den gegenwärtig mit außerordentl. Anstrengung betriebenen Eisenbahnbau neuen Aufschwung erhalten. G. zerfällt in die Reg.-Bez. Lemberg, Krakau, Stanislawow, die wieder in Bezirkshauptmannschaften eingetheilt sind; für die Rechtspflege bestehen 2 Oberlandesgerichte zu Krakau und Lemberg, 201 Bezirksgerichte, 2 Universitäten: Krakau und Lemberg, 2 techn. Schulen, 1 chirurg. Lehranstalt, 13 Gymnasien, 1 Lyceum, 2 Realschulen und 2289 Volksschulen für den öffentl. Unterricht. – G. wurde in der Völkerwanderung von Slaven besetzt, alsdann den Maghyaren tributbar, Lodomerien den Russen, wurde hierauf von den Polen erobert, riß sich von diesen los, bildete unter ungar. Schutze zuerst mehre Fürstenthümer, zu Anfang des 13, Jahrh,

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[9/0010] was noch nicht genügend bewiesen zu sein schien. Er schwieg von 1616 bis 1632, trat aber dann um so heftiger im „Dialogo deʼ due massimi systemi del mondo, Tolemaico et Copernicano“ für Kopernikus auf. Er wurde durch die Inquisition in neue Untersuchung verwickelt, schrieb aber selbst 1633, daß er vom Papste als ein „seiner Achtung würdiger Mann“ behandelt worden sei und kehrte nach kurzer und sehr leidlicher Hast in einem Palaste in seine Heimat zurück unter der Bedingung, keine größeren Versammlungen abzuhalten d. h. seine Ansichten nicht mündlich und öffentlich zu lehren. Vorher schwur er die Ansicht, „daß die Sonne der Mittelpunkt der Erde u. unbeweglich, die Erde nicht der Mittelpunkt ihres Kreises und beweglich sei“, am 23. Juni 1633 knieend ab. Die bekannte Erzählung von dem „E pur si muove“ (u. sie, die Erde, bewegt sich dennoch!) erhält Wahrscheinlichkeit durch die Thatsache, daß er die ihm gesetzte Bedingung der Entlassung in die Heimat nicht hielt. Er blieb jedoch unangefochten, entdeckte noch die Libration des Mondes, erblindete 1638 in Folge nächtl. Arbeiten u. st. 1642 am 8. Jan. In der Kirche St. Croce zu Florenz beigesetzt, erhielt er hier 1737 ein prächtiges Denkmal; seine Schriften erschienen zu Mailand 1808 in 13 Bdn., Venturi lieferte aus nicht herausgegebenen Briefen einen schätzbaren Beitrag, Modena 1818 bis 21. Vergl. histor.-polit. Blätter, Jahrgang 1841, Bd. 9. Galipot, unreines Terpentinharz. Galitsch, russ. Stadt im Gouvernement Kostroma, mit 4000 E. Galivaten, ostind. Frachtschiffe. Galizenstein, Zinkvitriol. Galizien (von der alten Stadt und Burg Halicz so genannt), österr. Kronland, besteht aus dem Königreich G. und Lodomerien, den Herzogthümern Auschwitz u. Zator u. dem Großherzogthum Krakau, gränzt an Polnisch-Rußland, Rußland, Bukowina, Siebenbürgen, Ungarn und Schlesien, ist 14201/2 □M. groß und hat etwas über 41/2 Mill. Einw., die außer den eingewanderten Deutschen, Juden u. Armeniern slavischen Stammes sind, nämlich Ruthenen, die Hauptmasse der Bevölkerung, vorzugsweise den Osten einnehmend, Polen, denen der einheimische Adel fast ausschließlich angehört; Goralen heißen die Gebirgsbewohner, Mazuraken die Ebenenbewohner im westl. Theile des Landes. G. liegt auf dem nördl. Abhange der Karpathen und breitet sich allmälig zu Ebenen aus. Flüsse: Weichsel, bei Krakau für kleinere Fahrzeuge schiffbar, mit dem Dunajec, Wisloka u. San; Dniestr, mit dem Stry u. Podgorze, wird zuerst Gränze gegen Rußland, bevor er in dasselbe eintritt; Pruth, als Quellfluß. Einige kleine, helle und tiefe Gebirgsseen haben den Namen „Meeraugen“. G. hat sehr kalte Winter, weil es in das osteurop. Flachland übergeht, ist jedoch sehr fruchtbar an Getreide, Flachs und Hanf; an Metallen hat es keine erhebliche Ausbeute, besitzt dagegen das ungeheure Salzflötz, das sich an den Karpathen 60 M. weit von Westen nach Osten bis Siebenbürgen hinzieht und in den weltbekannten Salzwerken von Wieliczka und Bochnia bergmännisch bearbeitet wird. Die Industrie beschränkt sich auf das gewöhnliche Gewerbe, Rübenzuckerfabriken, Brennereien, einzelne Wolle- und Baumwollefabriken; sehr bedeutend ist der Speditions- und Transithandel nach Rußland und in die Moldau und wird durch den gegenwärtig mit außerordentl. Anstrengung betriebenen Eisenbahnbau neuen Aufschwung erhalten. G. zerfällt in die Reg.-Bez. Lemberg, Krakau, Stanislawow, die wieder in Bezirkshauptmannschaften eingetheilt sind; für die Rechtspflege bestehen 2 Oberlandesgerichte zu Krakau und Lemberg, 201 Bezirksgerichte, 2 Universitäten: Krakau und Lemberg, 2 techn. Schulen, 1 chirurg. Lehranstalt, 13 Gymnasien, 1 Lyceum, 2 Realschulen und 2289 Volksschulen für den öffentl. Unterricht. – G. wurde in der Völkerwanderung von Slaven besetzt, alsdann den Maghyaren tributbar, Lodomerien den Russen, wurde hierauf von den Polen erobert, riß sich von diesen los, bildete unter ungar. Schutze zuerst mehre Fürstenthümer, zu Anfang des 13, Jahrh,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/10>, abgerufen am 21.11.2024.