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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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bei Straßburg die Sprachverschiedenheit der Franken und Deutschen offenkundig. Dem 9. Jahrh. gehört das älteste schriftliche Denkmal des nordfranzös. Romanzo, der langue d'oil an, nämlich eine Legende der hl. Eulalia (herausgeg. von Hoffmann von Fallersleben u. Willems, 2. Aufl. Gent 1845), dem 10. u. 11. das "Leiden Unseres Herren", "La vie de Saint-Leger" u. dgl., dem 12. das Leben des hl. Alexis. Vom Mittelmeer bis zur Loire herrschte die langue d'oc hier blühte aus dunkeln Anfängen des 9. und 10. Jahrh. die provencalische Dichtung auf, welche ihre Glanzperiode besonders unter der Herrschaft der Berengare (1100-1245) im Königreich Arelate feierte, merkwürdig an sich u. noch mehr durch den weitverzweigten Einfluß, welchen sie auf die Dichtkunst der Nordfranzosen und aller damals gebildeten Völker Europas, namentlich auch der Deutschen, ausübte. Erst in neuerer Zeit, wo Buchon und Guizot sich um Sammlungen der franz. Geschichtsquellen des Mittelalters namhaftes Verdienst erwarben, sammelte man auch die Reste der provencal. Dichtung, als deren Vertreter 351 Troubadours mindestens dem Namen nach bekannt sind, u. schrieb M. Fauriel die "Histoire de la poesie provencale" (Par. 1846, 3 Bde.). Als der älteste Troubadour erscheint Graf Wilhelm IX. von Poitiers (geb. 1071, gest. 1127), ritterliche und geistliche Nachfolger schufen eine kunst- und hofgerechte Dichtung, während die Jongleurs, die alten herumziehenden Volkssänger, zu Bänkelsängern u. Spaßmachern herabsanken. Den Geist der provencal. Dichtung spricht der Wahlspruch eines Troubadours aus: Alles für Gott, Frauenschönheit u. Ruhm! - Stoff zur Dichtung boten außer den Frauen, deren Lob sich besonders seit 1150 in zahllosen Cansos ergoß u. allmälig unflätig wurde, nachdem Cercamon, der Gascogner Peter von Valeira, Giraud, Folquet u. a. ausgesungen: die Kreuzzüge (Peirols, Peter Vidal, Bertrand de Born), die Kämpfe gegen die Mauren in Spanien (Marcabrus, blühend um 1127-50). Die Satyre der Troubadours (Syrventes) ward nicht nur vom Sittenzerfall (Peter Cardinal) den engl. Kriegen (Bertrand de Born) u. dem tyrannischen Karl von Anjou (1220 bis 85) herausgefordert, sondern kehrte sich auch voll Deutschenhaß gegen die Römerzüge der Kaiser und voll unkirchl. Sinnes gegen die Bekämpfer der Albigenser (Perdigon). Seit 1300 sank die provencal. Dichtung und 1480 ward die langue d'oc ein Patois; doch wurde noch in der 2. Periode in ihr gedichtet. Die langue d'oil entwickelte sich zur heutigen franz. Schriftsprache und hatte zu Luthers Zeit schon ziemlich die jetzige Gestalt. Die Nordfranzosen hatten unstreitig ihre Heldenlieder und Legenden, u. provencal. Einfluß verbesserte ebenso unstreitig den rohen Volksgesang u. bereitete die Blüte der Lyrik vor, aber die Kämpfe der karolingischen Zeit und der Normannen hemmten die Fortschritte der f. L. wie später die engl.-franz. Kriege. Erst mit dem Emporkommen der Königsgewalt unter Ludwig VI. (1108 bis 37) gedieh die Poesie. Neuere wie Fauriel sprechen den geistlichen u. ritterlichen Kunstdichtern Nordfrankreichs (Trouveres, Maistres) originale Schöpfungen fast ganz ab und lassen dieselben alte provencal. Dichtungen, namentlich die aus dem vielästigen Sagenkreise der Karolinger, das Rolandslied, die Tafelrunde, Graalsage, den Perceval u. a. umarbeiten. Sicher ist, daß die Franzosen eines Volksepos entbehren, außer der Henriade kaum ein erträgliches Kunstepos besitzen und die epische Armuth durch Romane zu ersetzen strebten. So sangen Bechada und Gaubert um 1130 die Thaten des Gottfried von Bouillon, Alexander von Bernay, von welchem das bekannte Versmaß des Alexandriners herrührt, verherrlichte im Roman Alexander d. Gr., den König Philipp August und das Ritterthum seiner Zeit, Lambert le Cors u. a. setzten den versificierten Heldenroman fort, während der Roman in ungebundener Rede Platz gewann. Der Geistliche Rob. Wace lieferte in Reimen um 1155 den berühmten Roman "Brut d'Angleterre", welchen der "Roman de Rou" fortsetzt. Chretien de Troies (st. 1091) bearbeitete den Perceval; Tristan (um

bei Straßburg die Sprachverschiedenheit der Franken und Deutschen offenkundig. Dem 9. Jahrh. gehört das älteste schriftliche Denkmal des nordfranzös. Romanzo, der langue dʼoil an, nämlich eine Legende der hl. Eulalia (herausgeg. von Hoffmann von Fallersleben u. Willems, 2. Aufl. Gent 1845), dem 10. u. 11. das „Leiden Unseres Herren“, „La vie de Saint-Leger“ u. dgl., dem 12. das Leben des hl. Alexis. Vom Mittelmeer bis zur Loire herrschte die langue dʼoc hier blühte aus dunkeln Anfängen des 9. und 10. Jahrh. die provençalische Dichtung auf, welche ihre Glanzperiode besonders unter der Herrschaft der Berengare (1100–1245) im Königreich Arelate feierte, merkwürdig an sich u. noch mehr durch den weitverzweigten Einfluß, welchen sie auf die Dichtkunst der Nordfranzosen und aller damals gebildeten Völker Europas, namentlich auch der Deutschen, ausübte. Erst in neuerer Zeit, wo Buchon und Guizot sich um Sammlungen der franz. Geschichtsquellen des Mittelalters namhaftes Verdienst erwarben, sammelte man auch die Reste der provençal. Dichtung, als deren Vertreter 351 Troubadours mindestens dem Namen nach bekannt sind, u. schrieb M. Fauriel die „Histoire de la poésie provençale“ (Par. 1846, 3 Bde.). Als der älteste Troubadour erscheint Graf Wilhelm IX. von Poitiers (geb. 1071, gest. 1127), ritterliche und geistliche Nachfolger schufen eine kunst- und hofgerechte Dichtung, während die Jongleurs, die alten herumziehenden Volkssänger, zu Bänkelsängern u. Spaßmachern herabsanken. Den Geist der provençal. Dichtung spricht der Wahlspruch eines Troubadours aus: Alles für Gott, Frauenschönheit u. Ruhm! – Stoff zur Dichtung boten außer den Frauen, deren Lob sich besonders seit 1150 in zahllosen Cansos ergoß u. allmälig unflätig wurde, nachdem Cercamon, der Gascogner Peter von Valeira, Giraud, Folquet u. a. ausgesungen: die Kreuzzüge (Peirols, Peter Vidal, Bertrand de Born), die Kämpfe gegen die Mauren in Spanien (Marcabrus, blühend um 1127–50). Die Satyre der Troubadours (Syrventes) ward nicht nur vom Sittenzerfall (Peter Cardinal) den engl. Kriegen (Bertrand de Born) u. dem tyrannischen Karl von Anjou (1220 bis 85) herausgefordert, sondern kehrte sich auch voll Deutschenhaß gegen die Römerzüge der Kaiser und voll unkirchl. Sinnes gegen die Bekämpfer der Albigenser (Perdigon). Seit 1300 sank die provençal. Dichtung und 1480 ward die langue dʼoc ein Patois; doch wurde noch in der 2. Periode in ihr gedichtet. Die langue dʼoil entwickelte sich zur heutigen franz. Schriftsprache und hatte zu Luthers Zeit schon ziemlich die jetzige Gestalt. Die Nordfranzosen hatten unstreitig ihre Heldenlieder und Legenden, u. provençal. Einfluß verbesserte ebenso unstreitig den rohen Volksgesang u. bereitete die Blüte der Lyrik vor, aber die Kämpfe der karolingischen Zeit und der Normannen hemmten die Fortschritte der f. L. wie später die engl.-franz. Kriege. Erst mit dem Emporkommen der Königsgewalt unter Ludwig VI. (1108 bis 37) gedieh die Poesie. Neuere wie Fauriel sprechen den geistlichen u. ritterlichen Kunstdichtern Nordfrankreichs (Trouvères, Maistres) originale Schöpfungen fast ganz ab und lassen dieselben alte provençal. Dichtungen, namentlich die aus dem vielästigen Sagenkreise der Karolinger, das Rolandslied, die Tafelrunde, Graalsage, den Perceval u. a. umarbeiten. Sicher ist, daß die Franzosen eines Volksepos entbehren, außer der Henriade kaum ein erträgliches Kunstepos besitzen und die epische Armuth durch Romane zu ersetzen strebten. So sangen Bechada und Gaubert um 1130 die Thaten des Gottfried von Bouillon, Alexander von Bernay, von welchem das bekannte Versmaß des Alexandriners herrührt, verherrlichte im Roman Alexander d. Gr., den König Philipp August und das Ritterthum seiner Zeit, Lambert le Cors u. a. setzten den versificierten Heldenroman fort, während der Roman in ungebundener Rede Platz gewann. Der Geistliche Rob. Wace lieferte in Reimen um 1155 den berühmten Roman „Brut dʼAngleterre“, welchen der „Roman de Rou“ fortsetzt. Chrétien de Troies (st. 1091) bearbeitete den Perceval; Tristan (um

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[780/0781] bei Straßburg die Sprachverschiedenheit der Franken und Deutschen offenkundig. Dem 9. Jahrh. gehört das älteste schriftliche Denkmal des nordfranzös. Romanzo, der langue dʼoil an, nämlich eine Legende der hl. Eulalia (herausgeg. von Hoffmann von Fallersleben u. Willems, 2. Aufl. Gent 1845), dem 10. u. 11. das „Leiden Unseres Herren“, „La vie de Saint-Leger“ u. dgl., dem 12. das Leben des hl. Alexis. Vom Mittelmeer bis zur Loire herrschte die langue dʼoc hier blühte aus dunkeln Anfängen des 9. und 10. Jahrh. die provençalische Dichtung auf, welche ihre Glanzperiode besonders unter der Herrschaft der Berengare (1100–1245) im Königreich Arelate feierte, merkwürdig an sich u. noch mehr durch den weitverzweigten Einfluß, welchen sie auf die Dichtkunst der Nordfranzosen und aller damals gebildeten Völker Europas, namentlich auch der Deutschen, ausübte. Erst in neuerer Zeit, wo Buchon und Guizot sich um Sammlungen der franz. Geschichtsquellen des Mittelalters namhaftes Verdienst erwarben, sammelte man auch die Reste der provençal. Dichtung, als deren Vertreter 351 Troubadours mindestens dem Namen nach bekannt sind, u. schrieb M. Fauriel die „Histoire de la poésie provençale“ (Par. 1846, 3 Bde.). Als der älteste Troubadour erscheint Graf Wilhelm IX. von Poitiers (geb. 1071, gest. 1127), ritterliche und geistliche Nachfolger schufen eine kunst- und hofgerechte Dichtung, während die Jongleurs, die alten herumziehenden Volkssänger, zu Bänkelsängern u. Spaßmachern herabsanken. Den Geist der provençal. Dichtung spricht der Wahlspruch eines Troubadours aus: Alles für Gott, Frauenschönheit u. Ruhm! – Stoff zur Dichtung boten außer den Frauen, deren Lob sich besonders seit 1150 in zahllosen Cansos ergoß u. allmälig unflätig wurde, nachdem Cercamon, der Gascogner Peter von Valeira, Giraud, Folquet u. a. ausgesungen: die Kreuzzüge (Peirols, Peter Vidal, Bertrand de Born), die Kämpfe gegen die Mauren in Spanien (Marcabrus, blühend um 1127–50). Die Satyre der Troubadours (Syrventes) ward nicht nur vom Sittenzerfall (Peter Cardinal) den engl. Kriegen (Bertrand de Born) u. dem tyrannischen Karl von Anjou (1220 bis 85) herausgefordert, sondern kehrte sich auch voll Deutschenhaß gegen die Römerzüge der Kaiser und voll unkirchl. Sinnes gegen die Bekämpfer der Albigenser (Perdigon). Seit 1300 sank die provençal. Dichtung und 1480 ward die langue dʼoc ein Patois; doch wurde noch in der 2. Periode in ihr gedichtet. Die langue dʼoil entwickelte sich zur heutigen franz. Schriftsprache und hatte zu Luthers Zeit schon ziemlich die jetzige Gestalt. Die Nordfranzosen hatten unstreitig ihre Heldenlieder und Legenden, u. provençal. Einfluß verbesserte ebenso unstreitig den rohen Volksgesang u. bereitete die Blüte der Lyrik vor, aber die Kämpfe der karolingischen Zeit und der Normannen hemmten die Fortschritte der f. L. wie später die engl.-franz. Kriege. Erst mit dem Emporkommen der Königsgewalt unter Ludwig VI. (1108 bis 37) gedieh die Poesie. Neuere wie Fauriel sprechen den geistlichen u. ritterlichen Kunstdichtern Nordfrankreichs (Trouvères, Maistres) originale Schöpfungen fast ganz ab und lassen dieselben alte provençal. Dichtungen, namentlich die aus dem vielästigen Sagenkreise der Karolinger, das Rolandslied, die Tafelrunde, Graalsage, den Perceval u. a. umarbeiten. Sicher ist, daß die Franzosen eines Volksepos entbehren, außer der Henriade kaum ein erträgliches Kunstepos besitzen und die epische Armuth durch Romane zu ersetzen strebten. So sangen Bechada und Gaubert um 1130 die Thaten des Gottfried von Bouillon, Alexander von Bernay, von welchem das bekannte Versmaß des Alexandriners herrührt, verherrlichte im Roman Alexander d. Gr., den König Philipp August und das Ritterthum seiner Zeit, Lambert le Cors u. a. setzten den versificierten Heldenroman fort, während der Roman in ungebundener Rede Platz gewann. Der Geistliche Rob. Wace lieferte in Reimen um 1155 den berühmten Roman „Brut dʼAngleterre“, welchen der „Roman de Rou“ fortsetzt. Chrétien de Troies (st. 1091) bearbeitete den Perceval; Tristan (um

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 780. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/781>, abgerufen am 26.11.2024.